Erotik
Erotik bezeichnet ursprünglich weniger die Sexualität, das Verlangen nach geschlechtlicher Befriedigung und jene pornographischen Inhalte, die unter diesem Stichwort meist in Erotikshops und auf einschlägigen Internet-Seiten zu finden sind, sondern mehr die sinnlich-geistige Liebe, die man einem anderen Menschen entgegenbringt, die aber durchaus sexuell gefärbt sein kann. So verstanden steht der Begriff "Erotik" für alle Erscheinungsformen der Liebe, also sowohl für die geistig-seelische Entfaltung der Geschlechtlichkeit als auch für die Sexualität, wobei letztere als Bestandteil der menschlichen Persönlichkeit eben nicht ausschließlich körperorientiert, sondern als ein Teil des Geistig-Seelischen begriffen wird.
Erotische Phantasien haben seit jeher den menschlichen Geist beschäftigt, die Sitten und öffentliche Moral bestimmt und sich gegen jedes Tugendideal behauptet. Dies bezeugt auch eine Vielzahl erotischer Gedichte, Romane oder Bilder. Die Erotik drückt sich im Rahmen der menschlichen Kultur in vielen unterschiedlichen Facetten aus, die sowohl die sinnliche Seite einer Liebesbeziehung als auch das Spiel mit körperlichen Reizen sowie die geschlechtliche Vereinigung umfassen. Man spricht von "erotischer Ausstrahlung" oder "erotischen Signalen", die andere Menschen senden und die intensiver oder weniger intensiv sein können. Dabei wird die Intensität der Erotik keineswegs nur durch die Schönheit eines nackten menschlichen Körpers bestimmt; vielmehr können auch die Kleidung (etwa körperbetonte, transparente Gewänder), der charmante, begehrliche, verführerische, zärtliche oder verliebte Gesichtsausdruck einer Person sowie die Gesten, Haltungen und Handlungen von Mitmenschen überaus erotisch wirken. So kann selbst die Begeisterung, die man einem Schriftsteller, einem Lehrer, einem Politiker oder einem Medienstar entgegenbringt, wie auch die Begeisterung eines kleinen Kindes für Kuscheltiere oder für einen ihm lieben Besuch bereits etwas Erotisches an sich haben. Auch ein Bild, eine Statue und selbst die Sprache kann extrem erotisch sein.
Erotik gab es zu allen Zeiten. Bereits die Antike befasste sich mit der hetero- und homosexuellen Erotik; sie spiegelt sich im antiken Mythos und Kult. Auch in späteren Jahrhunderten stellten sich Fragen nach der Organisation des Gemeinschaftslebens, dem realen wie philosophischen Verständnis von Liebe, den Liebespraktiken etc. Zu bestimmten Zeiten hatte die Erotik innerhalb des gesellschaftlichen Denkens Hochkonjunktur, so z.B. in der Epoche des Rokoko.
Als Ideal haben viele Menschen die harmonische Verbindung von Erotik und Sexualität im Auge, also die Vereinigung von geistig-seelischer und körperlicher Liebe. Doch immer seltener scheint dies in unserer heutigen, hektischen, auf schnellen Konsum hin ausgerichteten Gesellschaft zu funktionieren. Nicht von ungefähr wird das Wort "Erotik" heute meist sinnentfremdend für die plattesten Formen der Geschlechtlichkeit missbraucht. Daher verkommt in unserer Zeit der Begriff "Erotik" immer mehr zu einen Synonym für Pornographie. Dies drückt sich etwa in Wörtern wie "Erotikshop", "Erotikmesse", "Analerotik" oder "Eros-Center" aus.
Weblinks
- http://www.das-erotische-sekretariat.de/
- http://www.venusberg.de/0Documents/ChinesischeErotik.htm Hans-Jürgen Döpp: Gebundenes Glück - Zur chinesischen Erotik
- http://www.dradio.de/cgi-bin/es/neu-lit-buch/87.html Heribert Becker (Hrsg.): Das heiße Raubtier Liebe - Erotik und Surrealismus; Edward Lucie-Smith: Ars Erotica (Buchbesprechungen)
- http://home.t-online.de/home/veit.haak/dia-archiv/html/erotik-motive.html Erotik-Motive
- http://www.timowendling.de/denke/nov02.htm 20 Jahre: Mein heimliches Auge - Das Jahrbuch der Erotik XVII (konkursbuch Claudia Gehrke Oktober 2002/2003)