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Kanton Neuenburg

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Kanton Neuenburg
Wappen
Wappen
Kanton der Schweizerischen Eidgenossenschaft
Kürzel/Kontrollschild: NE
Amtssprache: Französisch
Hauptort: Neuenburg
Beitritt zum Bund: 1815
Fläche: 802,16 km²
Höhenbereich: 421–1550 m ü. M.
Website: www.ne.ch
Bevölkerung
Einwohner: 178'291 (31. Dezember 2023)[1]
Einwohnerdichte: 222 Einwohner pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne Bürgerrecht)
26,6 % (31. Dezember 2023)[2]
Arbeitslosenquote: 3,9 % (30. Juni 2021)[3]
Lage des Kantons in der Schweiz
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Karte des Kantons
Karte des Kantons
Karte des Kantons
Gemeinden des Kantons
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Der Kanton Neuenburg ist ein Kanton im Westen der Schweiz.

Deutsch: Neuenburg; Französisch: Neuchâtel; Italienisch: Neuchâtel; Rätoromanisch: Neuchâtel; Englisch: Neuchâtel. Der Kanton heisst offiziell République et Canton de Neuchâtel (deutsch: Republik und Kanton Neuenburg).

Geographie

Der Kanton Neuenburg liegt im Schweizer Jura, in der französischen Westschweiz. Die Hauptstadt ist die gleichnamige Stadt Neuenburg am Ufer des Neuenburgersees (fr: Lac de Neuchâtel).

Lage des Kantons

Bevölkerung

166'642 Personen haben ihren Wohnsitz im Kanton Neuenburg, der Ausländeranteil beträgt 22.8%.

Wegen des hohen Anteils an Fremdarbeitern in der Wohnbevölkerung betreibt der Kanton Neuenburg seit Mitte der 1960er Jahre eine aktive und progressive Integrationspolitik. Neuchâtel war u.A. der erste Kanton der Schweiz, der Ausländerinnen und Ausländern das Stimm- und Wahlrecht auf Gemeinde- und Kantonsebene gewährte (nur AusländerInnen mit Aufenthaltsbewilligung C: nach 1 Jahr auf Gemeindeebene, nach 5 Jahren auf Kantonsebene).

Sprachen

Die offizielle Sprache des Kantons ist Französisch. Bei der Volkszählung von 1990 gaben jedoch 7.3% der Wohnbevölkerung Deutsch respektive Schweizerdeutsch als ihre Muttersprache an, 9.7% eine Nicht-Landessprache (die grössten Anteile haben Portugiesisch, Spanisch, Arabisch und slawische Sprachen).

Religionen - Konfessionen

Der Kanton ist traditionell reformiert, heute aber konfessionell stark gemischt.

Da im Kanton Neuenburg Trennung von Kirche und Staat nach französischem Vorbild existiert, gibt es keine kantonalen Zahlen über die Religionszugehörigkeit, wohl aber diejenigen der eidgenössischen Volkszählung gemäss Selbstdeklaration.

Neben der evangelisch-reformierten und der römisch-katholischen Landeskirche sind auch jüdische und islamische Gemeinden im Kanton aktiv.

Verfassung

Der Kanton Neuenburg ist eine demokratische Republik mit einer eigenen Kantonsverfassung, die letztmals im Jahr 2002 totalrevidiert wurde. Der Souverän ist das Volk.

Legislative

Der Grosse Rat (Grand Conseil) ist das kantonale Parlament und besteht aus 115 Mitgliedern. Diese werden alle vier Jahre vom Volk (Ausländerwahlrecht seit 1857) im Proporzverfahren (Verhältniswahlrecht) auf Basis der 6 Amtsbezirke gewählt. Der Grosse Rat kann nicht vorzeitig aufgelöst werden.

Das Volk ist überdies mittels Volksabstimmungen über die Gesetzgebung sowie mittels des Initiativrechts selbst direkt an der Legiferierung beteiligt.

  • Zwingend der Volksabstimmung zu unterbreiten sind alle Verfassungsänderungen.
  • 4500 Wahlberechtigte können verlangen, dass ein vom Grossen Rat erlassenes Gesetz der Volksabstimmung zu unterbreiten ist.
  • 6000 Wahlberechtigte können ein Gesetz, eine Gesetzesänderung oder eine Verfassungsänderung vorschlagen, die zwingend der Volksabstimmung zu unterbreiten sind, wenn der Grosse Rat die Initiative ablehnt.
  • Überdies können 100 Wahlberechtigte eine Motion an den Grossen Rat richten.

Exekutive

Die vollziehende Behörde ist der Staatsrat (Conseil d'Etat) und besteht aus 5 Mitgliedern, die vom Volk fest auf vier Jahre im Majorzverfahren (Mehrheitswahlrecht) gewählt.

Die Aufgaben des Staatsrates bestehen in der laufenden Regierung sowie der Überwachung der kantonalen Verwaltung:

  • Planung und Koordination der Aktivitäten des Kantons: Nach der neuen Verfassung von 2002 muss dem Grossen Rat alljährlich ein aktualisiertes Legislaturprogramm zur Absegnung vorgelegt werden.
  • Budget und Abrechnung: Der Staatsrat ist dem Grossen Rat Rechenschaft schuldig und muss diesem nicht nur ein Budget für das laufende Jahr vorlegen, sondern auch die kantonale Bilanz und Verwaltungsabrechnung schriftlich begründen.
  • Überwachung der Verwaltung und Absicherung, dass diese "rechtsmässig, zweckmässig und effizient" ist.
  • Der Staatsrat verfolgt die Entwicklungen des Kantons und unternimmt alle Anstrengungen, um diese Entwicklung abzusichern.
  • Koordination und Zusammenarbeit mit dem Bund, den anderen Kantonen und mit den Neuenburger Gemeinden.
  • Repräsentation des Kantons nach Aussen und nach Innen.

Der Neuenburger Staatsrat trifft sich einmal wöchentlich im Château de Neuchâtel, um die laufenden Arbeiten in den verschiedenen Departemente zu koordinieren und Entscheidungen zu treffen. Die Sitzungen, an denen auch der Staatskanzler teilnimmt, sind nicht öffentlich.

Derzeitige Staatsräte und ihre Verantwortlichkeiten sind (2003):

  • Thierry Béguin: Präsident des Staatsrats, Erziehung und Kultur.
  • Monika Dusong: Justiz, Gesundheit und öffentliche Sicherheit.
  • Pierre Hirschy: Raumordnung
  • Sylvie Perrinjaquet: Vizepräsidentin des Staatsrats, Finanzen und Soziales.
  • Bernard Soguel: Wirtschaft.

Judikative

Die Judikative agiert unabhängig von den beiden anderen Instanzen. Seine Mitglieder werden vom Grossen Rat gewählt. Die Judikative des Kantons Neuenburg ist wie folgt aufgebaut:

  • Amtsgerichte mit ihren Gerichtsbarkeiten
    • Vormundschaftsgericht
    • Ehegericht
    • Arbeitsgericht
    • Polizeigericht
    • Strafgericht
  • Kantonsgericht
    • Schwurgericht
    • Strafgericht für Wirtschaftsfragen
    • Verwaltungsgericht
  • Staatsanwaltschaft
  • Untersuchungsrichter
  • regionale Schlichtungsstellen für Miet- und Pachtfragen
  • Steuergericht


Wirtschaft

Industrie

Wie im gesamten Gebiet des schweizerischen und französischen Juras spielen die Uhren- und die Maschinenindustrie und ihre Zulieferer (Präzisionsmechanik, Décolletage) in der regionalen Wirtschaft eine dominante Rolle. 28% der Beschäftigten des Kantons und 30% aller Firmen werden der Uhrenindustrie zugerechnet.

Seit der Uhrenkrise zu Beginn der 80er Jahre werden gezielt Firmen aus den neuen Technologien gefördert, ausländische High-Tech-Firmen angesiedelt sowie Anstrengungen unternommen, um das mechanische und uhrmacherische Know-How zu erhalten und verstärken. Diese in der Schweiz einzigartige Wirtschaftsförderung hat dem Kanton Neuenburg in Wirtschaftskreisen den Übernamen "Silicon Valley der Schweiz" eingebracht. Das DEN (Développement économique neuchâtelois) unterstützt gezielt ausländische Firmen, die sich in der Schweiz ansiedeln möchten und Start-ups im Hochtechnologiebereich. Allein im Jahr 2002 entstanden auf diese Weise 27 neue Firmen im Kanton.

Auch der Ausbildungsbereich konzentriert sich auf diese Wirtschaftszweige. Eine verstärkte Finanzierung von Forschungszentren wie dem renommierten Institut de Microtechnique soll die Innovation in den Hochtechnologiebereichen (Mikrotechnik, Mikromechanik, Elektronik) langfristig ankurbeln.

Tourismus

Neben dem Neuenburgersee mit seinen sonnigen Ufern und den insbesondere für Outdoor-Aktivitäten bekannten Neuenburger Jura ist die Region reich an industriegeschichtlich interessanten Sehenswürdigkeiten: Asphaltminen, unterirdische Mühlen, alte Schokoladefabrik, Museum der Zeitmessung, usw. I LIKE CHEESE!

Verkehr

Individualverkehr

Der Kanton Neuenburg unternahm in den letzten Jahrzehnten grosse Anstrengungen, um an das nationale Autobahnnetz angeschlossen zu werden.


Bahn

Die Stadt Neuenburg liegt an den SBB-Linien Basel-Sion-Brig sowie Zürich-Genf. Mit Bern verbindet sie die BLS-Linie Bern - Neuenburg - La Chaux-de-Fonds - Le Locle, wobei der Personenverkehr auf den Teilstücken nach La Chaux-de-Fonds und Le Locle in den letzten Jahren auf ein Minimum reduziert wurde.

Öffentlicher Verkehr

Der öffentliche Verkehr im Kanton wird (bis auf oben erwähnte Bahnstrecken) durch Busse abgesichert. Die Transports Neuchâteloises TN sichern den Bus- und Trolleybusverkehr in der Stadt und der Agglomeration (Liniennetz unter [1]). Die Transports Régionaux Neuchâtelois (TRN) verbinden die beiden Städte mit den ländlichen Regionen (Liniennetz unter [2]).

Schiffverkehr

Die Navigation Lacs de Neuchâtel et Morat SA ([3]) sichert die regelmässigen Schiffahrtslinien auf dem Neuenburgersee sowie die Verbindung mit dem Bieler- und dem Murtensee.

Flugverkehr

Die nächstgelegenen Flughäfen sind Bern-Belp, Genf-Cointrin und Besançon (Frankreich). Im Kanton Neuenburg selbst gibt es Flugfelder in Colombier und Couvet sowie einen Flugplatz in La Chaux-de-Fonds.

Geschichte

Siehe Geschichte des Kantons Neuenburg.

Städte und Orte

Städte und Orte des Kantons Neuenburg

Die Hauptstadt ist Neuenburg. Mit fast 37'000 Einwohnern (2002) ist jedoch die bekannte Uhrenstadt La Chaux-de-Fonds im Neuenburger Jura die grösste Stadt des Kantons. Neuenburg folgt mit 31'630 Einwohnern (2002) erst an zweiter Stelle. Nach statistischen Kriterien die dritte Stadt des Kantons ist Le Locle mit 10'247 Einwohnern (2002).

Weitere grössere Gemeinden sind:

Für die vollständige Liste der 62 Neuenburger Gemeinden siehe: Gemeinden des Kantons Neuenburg

Bezirke

Bezirke des Kantons Neuenburg

Der Kanton ist in vier geographische Regionen (6 Amtsbezirke) gegliedert:

Siehe auch: Bezirke des Kantons Neuenburg

Bekannte Neuenburger Namen

In Kanton Neuchâtel geboren sind unter Anderen:

In Neuchâtel und La Chaux-de-Fonds gelebt haben u.A. auch:

Literatur

  • Histoire du Pays de Neuchâtel. De 1815 à nos jours. Hauterive, Editions Gilles Attiger, 1993.
  1. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
  2. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
  3. Arbeitslosenzahlen. In: seco.admin.ch. Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO), 8. Juli 2021, abgerufen am 12. Juli 2021 (siehe Publikation «Die Lage auf dem Arbeitsmarkt im Juni 2021» vom 8. Juli 2021).