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Joachim Gauck

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Rede am Vorabend des Nationalfeiertages in der Paulskirche in Frankfurt am Main im Jahre 2009

Joachim Gauck (* 24. Januar 1940 in Rostock) ist ein evangelischer deutscher Publizist und Pastor, der zur Zeit der friedlichen Revolution in der DDR als Bürgerrechtler wirkte und Sprecher des Neuen Forums in Rostock war. Mit der ersten und einzigen freien Volkskammerwahl vom 18. März 1990 wurde Gauck Abgeordneter. Im Sommer 1990 wählte ihn die Volkskammer zum Vorsitzenden des Sonderausschusses zur Kontrolle der Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS)/Amt für Nationale Sicherheit (AfNS).

Als Bundesbeauftragter wurde Gauck mit Vollzug der deutschen Einheit am 3. Oktober 1990 Chef der Stasi-Unterlagen-Behörde (dann auch „Gauck-Behörde“ genannt), die die Akten des Ministeriums für Staatssicherheit verwaltet und zugänglich macht. Nach den zwei maximal vorgesehenen Amtszeiten wurde er im Oktober 2000 von Marianne Birthler in dieser Funktion abgelöst. Seither wirkt Gauck im öffentlichen Raum durch ein vielfältiges gesellschaftspolitisches Engagement sowie durch Vorträge und Medienaktivitäten, u. a. auch in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Vereinigung Gegen Vergessen – Für Demokratie. Er ist einer der Initiatoren der Prager Erklärung und der Erklärung über die Verbrechen des Kommunismus. Für seine Verdienste wurden ihm vielfältige Ehrungen und Auszeichnungen zuteil.

Gaucks Nominierung und Kandidatur für das Amt des Bundespräsidenten nach dem Rücktritt Horst Köhlers von diesem Amt 2010 löste eine breite Zustimmungswelle in Bevölkerung und Medien aus. Auch im dritten Wahlgang blieb Gauck aber dem von den Regierungsparteien nominierten Christian Wulff unterlegen.

Werdegang

Elternhaus und Kindheit (1940–1946)

Joachim Gauck wurde 1940 in Rostock geboren. Sein Vater war Kapitän, die Mutter gelernte Bürofachfrau. Beide waren NSDAP-Mitglieder, die Mutter ab 1932, der Vater ab 1934.[1] Zum Kriegsende befand sich der fünfjährige Gauck mit seinen Eltern in Wustrow auf Fischland, das vom Bombenkrieg kaum betroffen war.

Die Ankunft sowjetischer Soldaten in Wustrow am 3. Mai 1945 verlief für die Familie relativ glimpflich, was Gauck auch darauf zurückführt, dass seine Mutter erst wenige Tage zuvor den Sohn Eckart als drittes Kind geboren hatte. Das unmittelbar an der Ostsee gelegene Haus von Gaucks Großmutter väterlicherseits wurde jedoch von der Roten Armee zu militärischen Zwecken umgehend requiriert und später an einen Großbetrieb verpachtet. Über das Haus schrieb Gauck in seinen Lebenserinnerungen:

„Großmutter Antonie erhielt eine beleidigend niedrige Miete, das war ihre Rente. Als die ersten Pachtverträge ausliefen, musste sie weiter verpachten, zuletzt an einen großen Staatsbetrieb aus Magdeburg. Oma Antonie lebte in wechselnden Wohnungen, zuletzt im Pfarrhaus Wustrow. Sie starb 1969 bei dem Pastorenehepaar Hanns und Renate Wunderlich in dem Ort, den sie zu ihrer Wahlheimat gemacht hatte – aber nicht in dem Haus, das sie dort errichtet hatte.[2]

Ende 1945 zog die Mutter mit ihren drei Kindern aus dem mittlerweile von Flüchtlingen aus Pommern und Ostpreußen überlaufenen Wustrow zu den Großeltern mütterlicherseits nach Rostock; der Vater kehrte im Sommer 1946 aus englischer Kriegsgefangenschaft zurück.

Jugend in der DDR (1951–1958)

Als Gauck elf Jahre alt war, am 27. Juni 1951, wurde sein Vater – er arbeitete nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft als Arbeitsschutzinspektor für Schifffahrt auf der Rostocker Neptun-Werft&nbsp von zwei Männern in einem Wagen weggebracht. Alle Nachforschungen bei der Volkspolizei, der Kriminalpolizei und dem gerade gegründeten Ministerium für Staatssicherheit blieben ergebnislos. Die Familie wurde darauf verwiesen, dass die Behörden der DDR nichts unternehmen könnten, wenn der Vater durch sowjetische Dienststellen verhaftet worden sei.[3]

Niemand erfuhr, dass man ihm in Schwerin vor einem sowjetischen Militärtribunal den Prozess machte. Das Urteil lautete auf zweimal 25 Jahre Freiheitsentzug, zum einen wegen angeblicher Spionage[4], zum anderen wegen „antisowjetischer Hetze“ (als Beweisstück wurde eine bei ihm gefundene nautische Fachzeitschrift westlicher Herkunft vorgelegt). Man brachte ihn nach Sibirien in ein Arbeitslager, wo er binnen eines Jahres so abmagerte, dass er als „invalidisiert“ eingestuft wurde und leichtere Arbeit erhielt. Gauck schrieb später, dass die Familie von der Lagerhaft in Sibirien nichts wusste und stattdessen vermutete, der Vater wäre in der Justizvollzugsanstalt Bautzen inhaftiert.[5] Alle Eingaben an staatliche Stellen und Gesuche beim Staatspräsidenten Wilhelm Pieck zu Auskünften nach seinem Verbleib blieben ohne Ergebnis.

Angesichts der geringen Sozialunterstützung, die der Mutter für die Familie ausgezahlt wurde und des Wegfalls des väterlichen Einkommens, bemühte sie sich erfolgreich um eine Arbeitsstelle. Gauck schrieb in seinen Memoiren, dass die Verhaftung des Vaters dazu führte, dass er und seine beiden Geschwister zu strenger Ablehnung jener staatlichen Obrigkeit erzogen wurden, der das spurlose Verschwinden des Vaters angelastet wurde:

„Das Schicksal unseres Vaters wurde zur Erziehungskeule. Die Pflicht zur unbedingten Loyalität gegenüber der Familie schloss auch die kleinste Form der Fraternisierung mit dem System aus. Das machen wir nicht, vermittelte uns die Mutter unmissverständlich. Ich hatte dieses Gebot so verinnerlicht, dass ich nicht einmal mehr durch die Freizeitangebote der FDJ in Versuchung geriet. Dafür lebte ich in dem moralisch komfortablen Bewusstsein: Wir sind die Anständigen. Intuitiv wehrte ich das Werben des Regimes für die Akzeptanz seiner moralischen und politischen Ziele ab, denn über uns hatte es Leid und Unrecht gebracht.“[6]

Nach eigenem Bekunden äußerte Gauck seine Abwehr aller schulischen Beeinflussungsversuche recht freimütig, mitunter pubertär-großmäulig und dabei stets in der Meinung, Recht und Moral auf seiner Seite zu haben. So wurde der Volksaufstand vom 17. Juni 1953 zu einem einschneidenden Erlebnis für ihn, denn auch auf der Neptun-Werft streikten am 18. Juni 5000 Arbeiter und forderten den Rücktritt der Regierung. Der sowjetische Militärkommandant verhängte das Kriegsrecht über Rostock, und der Aufstand wurde wie überall in der DDR gewaltsam niedergeschlagen. Dennoch zeigte sich für Gauck auch im Schulalltag vorübergehend eine Lockerung des streng „klassenkämpferischen“ Kurses der SED.

Im September 1953 erfuhr die Familie, dass der Vater noch am Leben war und in einem sibirischen Lager arbeitete, so dass man nun Briefkontakt zu ihm unterhalten konnte. Seine Rückkehr im Oktober 1955 als Folge der westdeutschen Moskauer Verhandlungen von Bundeskanzler Konrad Adenauer, der die Freilassung von 10.000 deutschen Kriegsgefangenen und 20.000 Zivilinternierten erreichte, änderte nichts an der ablehnenden Haltung der ganzen Familie gegenüber dem SED-Regime. Gauck erklärte später, er sei „mit einem gut begründeten Antikommunismus aufgewachsen“.[7]

Studium und Ausübung des Pastorenamtes (1958–1989)

Noch im Sommer 1955, unmittelbar vor der Rückkehr des Vaters aus Sibirien, war Gauck als Fünfzehnjähriger nach einer Einladung gemeinsam mit einem Cousin ins Saarland gefahren und für einen Tag per Anhalter nach Paris gekommen. Auch in Hamburg, auf Fahrradtour in Schleswig-Holstein und häufig via S-Bahn in West-Berlin lernte er bis zum Mauerbau 1961 Teile des westlichen Auslands kennen, ohne aber ernsthaft an ein „Rübermachen“ zu denken: „Meine Heimat liebte ich seriös, meinen Westen wie eine Geliebte.“[8] In Gaucks Umfeld war das bis zur Errichtung des „antifaschistischen Schutzwalls“ oft ganz anders:

„‚Republikflucht’ war vor 1961 ein Massenphänomen. Aus manchen Abiturklassen ging Ende der fünfziger Jahre die Mehrheit der Schüler, bei vielen war die Entscheidung vorhersehbar. Zum Jurastudium beispielsweise wurden nur überzeugte Kommunisten zugelassen. Wenn jemand Apotheker oder Arzt werden wollte, selbst aber aus einer Apotheker- oder Arztfamilie stammte, hatte er kaum Chancen zur Universität delegiert zu werden. Bevorzugt wurden Arbeiterkinder – darunter fielen allerdings auch die Kinder von Funktionären.“[9]

Gaucks Berufschancen waren in der DDR beschränkt. Seine Wunschprofession Journalismus schied von vornherein aus. So blieb ihm nur die Wahl, eine Lehre anzufangen oder Theologie zu studieren. Er entschied sich für Letzteres und studierte von 1958 bis 1965 in Rostock. Bei der Entscheidung für die Theologie ging es ihm anfänglich nicht um die Qualifizierung für eine Pfarrstelle, sondern vornehmlich um philosophischen Erkenntniszuwachs und Argumente gegen den obrigkeitlich verordneten Marxismus-Leninismus. Dafür boten die theologischen Fakultäten in der DDR einen Freiraum.

„Mein Weg zur Theologie war in der DDR nicht ungewöhnlich. Vor und nach mir haben sich viele aus ähnlichen Motiven für diesen Beruf entschieden – was das starke Engagement vieler Pastoren beim politischen Aufbau 1989 erklärt. […] Anders als die elterliche oder die staatliche Autorität bot der Glaube die Möglichkeit, sich einer Wahrheit anzuvertrauen, die von niemandem befohlen und von niemandem genommen werden konnte. Er vermittelte eine geheimnisvolle Kraft, die uns befähigte, den Minderheitenstatus durchzuhalten, mutig zu bleiben, wo andere sich schon angepasst hatten, und Anständigkeit, Treue und Glauben für wichtiger zu halten als Wohlstand, Karriere oder öffentlichen Erfolg.“[10]

Noch nach dem Studium war die Entscheidung für den Pfarrberuf nicht gefallen. Erst während seines Vikariats in Laage stellte sich bei Gauck im Kontakt mit den Gemeindemitgliedern das Zutrauen ein, dem Pastorenamt als Person und im Glauben gewachsen zu sein.

„In der Begegnung mit den Gemeindemitgliedern aber habe ich die Angst verloren, vom Zweifel verschlungen zu werden. Ich konnte geistlich wachsen und selbst etwas ausstrahlen. Ich lernte, dass Glaube eigentlich ein Dennoch-Glaube ist, ein Glaube auch gegen den Augenschein; und dass es erlaubt ist, mit dem Zweifel in den Kreis der Glaubenden einzutreten, auch mit dem Zweifel zu leben und zu predigen. Ohne diese Erfahrung hätte ich das Leben als Pastor wohl nicht ausgehalten, denn oft gelangte ich an die Grenzen meiner theologischen Möglichkeiten.“[11]

Die Pfarrstellen betreute Gauck, der seine Jugendliebe Hansi als Student geheiratet hatte,[12] nach seiner Ordination zugleich als Vater. Für die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Mecklenburgs arbeitete er als Pastor zunächst in Lüssow. Hier betreute er eine ländliche Gemeinde, in der der Kirchgang vieler Gemeindemitglieder noch regelmäßig stattfand und in der die Kinder einen großen Bewegungsradius im Grünen genossen. Als die Familie dann 1971 in die Wohnsiedlung Rostock-Evershagen umzog und Gauck die dortige Pastorenstelle annahm, war für alle Familienmitglieder vieles anders. Hier hatte Gauck zur Gewinnung einer ansehnlichen Gemeinde intensive Missionsarbeit zu leisten und merklich weniger Zeit für die Familie, zumal er nun auch als Kreis- und Stadtjugendpfarrer tätig war.

Verhältnis zu Staat und MfS

Ab 1983 wurde Gauck vom Ministerium für Staatssicherheit überwacht. Die Stasi erwog 1985 auch die Verhaftung Gaucks und versuchte alternativ, ihn als Inoffiziellen Mitarbeiter zu gewinnen. Diese Anwerbungsversuche blieben erfolglos. 1988 wurde Gauck von der Landeskirche zum Verantwortlichen für die Organisation des Kirchentags in Mecklenburg ernannt. In dieser Zeit führte er viele Gespräche mit dem Referenten für Kirchenfragen der Stadt Rostock Manfred Manteuffel. Manteuffel berichtete aus diesen Gesprächen regelmäßig als Inoffizieller Mitarbeiter an das MfS.[13] Im Rahmen der Vorbereitung des Rostocker Kirchentages agierte Gauck zwar kompromissbereiter gegenüber seinen Kontaktpartnern von Staatsseite, hielt aber weiterhin Abstand zur Staatssicherheit.[14] Der Kirchentag 1988 (Motto: „Brücken bauen“) stand  – unter dem Eindruck der Reformen des sowjetischen Staatschefs Michail Gorbatschow – bereits im Zeichen von Ansätzen zu einem neuen Dialog zwischen Christen und Marxisten, wie Gauck berichtet. Man wollte die SED mit der Forderung zu einem Dialog ohne Beschränkung zwingen, sich zu den in Kirchenkreisen intensiv diskutierten Umwelt-, Friedens- und Menschenrechtsthemen zu äußern. Besondere Attraktion auf diesem 1988er Kirchentag war nach hürdenreicher Einladung eine Ansprache des Altbundeskanzlers Helmut Schmidt von der Kanzel der Rostocker Marienkirche.[15]

Diestel und Gauck in der Volkskammer 1990

Im Jahr 2000 warf der letzte Innenminister der DDR und CDU-Politiker Peter-Michael Diestel Gauck vor, ein Begünstigter des DDR-Regimes gewesen zu sein. Diestel brachte in die Debatte eidesstattliche Erklärungen ehemaliger Funktionäre von MfS und Partei ein, die die Rolle Gaucks in der DDR thematisierten. Die Folge waren mehrere juristische Auseinandersetzungen. Der Wochenzeitung Freitag, die den umstrittenen Beitrag Diestels veröffentlichte, wurde untersagt, Gauck als IM zu bezeichnen. In einem weiteren Prozess wurde aber unter Verweis auf die Meinungsfreiheit gerichtlich festgestellt, dass Gauck als „Begünstigter im Sinne des Stasi-Unterlagengesetzes“ bezeichnet werden darf.[16][17] Der mittlerweile verstorbene DDR-Bürgerrechtler und Freitag-Herausgeber Wolfgang Ullmann warf Diestel vor, die Komplexität des Täter-Opfer-Verhältnisses beim MfS auszunutzen und wies dessen Anschuldigungen gegen Gauck zurück. Auch die Bestimmungen des Stasi-Unterlagengesetzes über Begünstigte des MfS würden auf Gauck nicht zutreffen.[18] Im Rahmen der Kandidatur Gaucks für das Bundespräsidentenamt griff der ehemalige Vorsitzende der Linken, Oskar Lafontaine, die Diskussion wieder auf und sprach in einem Interview von Privilegien, die Gauck, wie auch andere Pfarrer in Leitungspositionen, erhalten habe. Zum Vorwurf wollte er dies Gauck allerdings nicht machen.[19]

Mitgestalter im Vereinigungsprozess

Das eigene Ankommen in der friedlichen Revolution Ende 1989 war und ist für Gauck ein den weiteren Lebensweg prägendes Erlebnis. Im Rückblick ordnet Gauck die Losung „Wir sind das Volk!“ ein in die unverbrauchte Tradition des “Demokratieprojekts Europa” und sieht darin die Übersetzung der in der Französischen Revolution angelegten Ideale von Freiheit, Gleichheit und Geschwisterlichkeit in den Alltag der – zunächst in Sachsen sich formierenden – Demonstrantenopposition gegen das SED-Regime. Die ermächtigende Kraft dieser Botschaft habe den Bürgersinn geweckt, indem sie bewusst machte, dass Menschen nicht die Verfügungsmasse einer scheinbar ewig sicheren Macht sind, „sondern dass wir es sind, die das Sagen haben – und in dem Moment erwacht in uns der Bürgersinn.“

In Rostock habe er sich dann unter denen wiedergefunden, „die sich damals staunend anschauten auf den Straßen und Plätzen“ und einander kaum wiedererkannten, „weil wir so andere Gesichter hatten“, und man sich fragte: „Bin ich das? Sind wir das? Sind wir tatsächlich so mutig, wir landläufigen Feiglinge?“

Bürgerrechtler und Volkskammerabgeordneter (1989–1990)

Als sich 1989 in der Bevölkerung der Widerstand gegen die Regierung formierte, wurde Gauck Mitglied des Neuen Forums in Rostock, zu dessen Sprecher er bald avancierte. Ab Oktober 1989 hielt er die wöchentliche Gottesdienste in Rostock ab, die zeitgleich in mehrere Kirchen der Stadt übertragen wurden. Während der Zeit des Umbruchs in der DDR avancierten die Kirchen zu Zentren der Opposition, die auch Atheisten eine Anlaufstelle boten.

Ab März 1990 bis zur Auflösung der DDR im Oktober desselben Jahres vertrat Gauck als Abgeordneter das Neue Forum in der Volkskammer. Dort übernahm er die Leitung des Sonderausschusses zur Kontrolle der Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS)/Amt für Nationale Sicherheit (AfNS) und wurde zu einem der Initiatoren des Stasi-Unterlagen-Gesetzes der Volkskammer. Am 21. Juni 1990 fand die konstituierende Sitzung des Sonderausschusses unter Gaucks Vorsitz statt. Die Volkskammer hatte den Ausschuss berechtigt, „sachkundige Vertreter der Bürgerkomitees mit beratender Stimme hinzuzuziehen“.[20] Am 28. September wurde Gauck in der letzten Arbeitssitzung der Volkskammer zum Sonderbeauftragten für die personenbezogenen Unterlagen des ehemaligen Staatssicherheitsdienstes der DDR gewählt und am 3. Oktober 1990, dem Tag des Beitritts der DDR zur Bundesrepublik Deutschland, von Bundespräsident Richard von Weizsäcker und Bundeskanzler Helmut Kohl als Sonderbeauftragter der Bundesregierung für die personenbezogenen Unterlagen des ehemaligen Staatssicherheitsdienstes in dieser Funktion bestätigt.

Mit seiner Frau, die gegen seine neue, exponierte Stellung Bedenken hatte,[21] erlebte er die Vereinigungsfeierlichkeiten vom 2. und 3. Oktober in Berlin. Beim Festakt im Konzerthaus am Gendarmenmarkt kam plötzlich ein Beamter des Innenministeriums auf ihn zu, um ihm die Ernennungsurkunde zu übergeben. „Das passte mir nicht. Ich wollte keine Mappe mit mir herumschleppen, wenn Kurt Masur die 9. Sinfonie von Ludwig van Beethoven spielte. Aber der Mann ließ nicht locker. Im Unterschied zu mir wusste er, dass ich die Urkunde noch vor Mitternacht in der Hand haben musste. Dieser Rechtsakt war wichtig, sonst wären die Stasi-Akten im ganzen Land herrenlos geworden.“[22]

Beauftragter für die Stasi-Unterlagen (1990–2000)

Joachim Gauck im Dezember 1990

Zum Kuriosum wurde Gaucks noch aus der Nominierung durch die Volkskammer folgendes Mandat als Bundestagsabgeordneter, das er wegen seiner Funktion als Sonderbeauftragter am 4. Oktober 1990 umgehend niederlegte. So wurde er zum Abgeordneten mit der bisher kürzesten Zugehörigkeit im Deutschen Bundestag. In seiner neuen Funktion wurde dem Sonderbeauftragten in Berlin eine möblierte Wohnung in den Plattenbauten an der Leipziger Straße vom Bundesvermögensamt zur Verfügung gestellt. Wie sich später herausstellte, war sie vordem als konspirative Wohnung „Terrasse“ ausgerechnet von der Stasi genutzt worden. Seine Büroräume hatte Gauck zunächst mit nur drei Mitarbeitern im frei gewordenen Komplex des SED-Zentralkomitees. Man beschloss, die Behördenleitung nicht in der vormaligen Stasi-Zentrale im Bezirk Lichtenberg zu errichten, wo sich das Archiv befand, sondern in der Mitte der Hauptstadt, wofür Gauck dann auch Unterstützung fand.[23]

Bei der Übernahme der Stasi-Angestellten, auf die sich bereits das staatliche Auflösungskomitee gestützt hatte, steuerte man Gauck zufolge einen pragmatischen Kurs: „Auf einige konnte man aufgrund ihrer Spezialkenntnisse nicht verzichten, andere hatten sich in der Übergangszeit nicht arrogant und gehässig, sondern kooperativ und freundlich gegen die Bürgerrechtler verhalten. Ich bat also meine Vertrauenspersonen in Berlin und in den Bezirken, mir die Namen derjenigen zu nennen, die für eine Übernahme in Frage kämen, und zwar Archivfachleute und Techniker. Diese Bitte sollte später wiederholt Gegenstand heftiger Polemiken werden.“[24]

Seine Hauptzuständigkeit sah Gauck als Nichtjurist in einer politischen Richtlinienkompetenz, nicht aber im konkreten Behördenaufbau. Für Struktur, Personalbedarf und Sachmittel der Behörde war er auf entsprechend qualifizierte Mitarbeiter angewiesen. Dafür erhielt er die Unterstützung des Bundesinnenministeriums. Zu seinem Stellvertreter machte Gauck auf Empfehlung den vielseitig erfahrenen Referatsleiter beim bayerischen Landesbeauftragten für den Datenschutz Hansjörg Geiger.

Mit Inkrafttreten des Stasi-Unterlagengesetzes am 2. Januar 1992 wechselte die Bezeichnung dieses Amtes noch einmal: Gauck war jetzt Bundesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR. Das war auch der Tag, an dem auf Antrag interessierten Betroffenen erstmals Akteneinsicht durch die „Gauck-Behörde“[25] gewährt wurde.

„Als ich am 2. Januar 1992 […] zum Dienst kam, sah ich schon von weitem vor der Behörde in der Behrenstraße Hunderte von Menschen, die ihre Akten einsehen wollten, möglichst sofort. […] Unser Sicherungspersonal konnte die Andrängenden nur mit Mühe und inzwischen gelernter Freundlichkeit zurückhalten. Zum Teil wurden die Formulare an Ort und Stelle ausgefüllt, am Abend waren alle Formblätter verteilt. […] Tageszeitungen druckten das Formblatt daraufhin nach, Kopien wurden angefertigt. In den ersten hundert Tagen stellten 420.000 Menschen Anträge auf private Akteneinsicht, gleichzeitig gingen 130.000 Anträge auf Überprüfung von Personen im öffentlichen Dienst ein.“[26]

Gauck sprach sich erfolglos dagegen aus, die am 31. Dezember 1997 auslaufende Verjährungsfrist für mittelschwere Straftaten aus Zeiten der DDR zu verlängern. Als Begründung nannte er, dass er nicht genügend Erfolge durch die bisherige Verlängerung gesehen habe. Auch wandte er sich ein Jahr später dagegen, die Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit zu beenden, da noch immer eine große Zahl von Anträgen auf Akteneinsicht in seiner Behörde unbearbeitet geblieben waren. „Erinnerung“, so Joachim Gauck in der Süddeutschen Zeitung vom 13. Oktober 1997, „ist ein therapeutischer Prozess. Nur so kann man lernen.“

Zum 10. Jahrestag des Mauerfalls, am 9. November 1999, sprachen im Bundestag neben Joachim Gauck der frühere sowjetische Präsident Michail Gorbatschow, der ehemalige US-amerikanische Präsident George H. W. Bush, die ehemaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder und Helmut Kohl sowie der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse.

Gaucks erste Amtszeit dauerte bis 1995; danach wurde er am 21. September vom Deutschen Bundestag mit großer Mehrheit für weitere fünf Jahre als Bundesbeauftragter bestätigt. Da für diese Funktion per Gesetz nur zwei Amtszeiten vorgesehen sind, räumte Gauck seinen Platz als Behördenchef am 10. Oktober 2000 für seine Nachfolgerin Marianne Birthler.[27]

Die Zeit nach dem Ausscheiden aus der „Gauck-Behörde“

Joachim Gauck, 2008

Angebote als Leiter der Bundeszentrale für politische Bildung oder als Bundestagsabgeordneter für die SPD lehnte der Parteilose ab, sodass er seit 2000 kein politisches Amt oder Mandat mehr innehat. Gauck trat aber in den zehn Jahren danach bis zu seiner Kandidatur für das Amt des Bundespräsidenten als ein wegen seiner Erfahrungen und Ansichten gefragter Redner und politisch engagierter Diskussionsteilnehmer bei verschiedenen Veranstaltungen auf. Von Januar bis November 2001 moderierte er in der ARD die 14-täglich ausgestrahlte WDR-Sendung Joachim Gauck.

Erinnerungskultur und Geschichtspolitik

Gauck ist seit 2003 Vorsitzender des Vereins Gegen Vergessen – Für Demokratie.[28] Er setzte sich für die stark umstrittene Errichtung eines Zentrums gegen Vertreibungen in Berlin ein.[29] Er ist einer der Erstunterzeichner der Prager Erklärung von 2008 (die u. a. die Ausrufung des 23. August als Europäischer Gedenktag an die Opfer von Stalinismus und Nationalsozialismus forderte)[30] und der Erklärung über die Verbrechen des Kommunismus von 2010[31]. Er fordert Gesetze „zur Verurteilung kommunistischer Krimineller und zur Entschädigung von Opfern des Kommunismus“, differenziert aber: „Ich habe kommunistische Bewegungen, wenn sie beispielsweise in Südamerika gegen Unterdrückung gekämpft haben, immer als Verbündete gesehen. Ich habe dort Kommunisten getroffen, die für freie Gewerkschaften gekämpft haben, für Menschenrechte. Aber überall dort, wo Kommunisten herrschten und herrschen, gab und gibt es keine freien Gewerkschaften und auch keine freie Presse und keine freie Meinung. Mit dieser Art Kommunisten habe ich nichts gemeinsam.“[32]

Unter Bezug auf seine Biografie im Dritten Reich und in der DDR bezeichnet es Gauck als ein wichtiges Anliegen, der verharmlosenden Erinnerung an Diktaturen einschließlich der Ostalgie entgegen zu wirken: Es „sollten konkrete und verbindliche Ausbildungsziele für die Schulen formuliert werden. In den Curricula müssen die Daten und Fakten über beide deutsche Diktaturen festgeschrieben werden. Vielfach endet der Geschichtsunterricht mit dem Ende der NS-Zeit.“[33]

Gauck ist Mitglied des Vereins Atlantik-Brücke[34] und Mitglied im Senat der von Helmut Schmidt, Kurt Biedenkopf u. a. gegründeten Deutschen Nationalstiftung.[35]

Gesellschaftliches und politisches Engagement

Gauck bei einer IGFM-Pressekonferenz (2002)

Von 2001 bis 2004 war Joachim Gauck ehrenamtlich als Vertreter Deutschlands Mitglied des Verwaltungsrates der Europäischen Stelle zur Beobachtung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit in Wien.[36] Er gehört zu den Referenten des christlich-konservativen Studienzentrums Weikersheim.

Hinsichtlich der Frage nach seinem politischen Standort bezeichnet er sich als „linken, liberalen Konservativen“ und „aufgeklärten Patrioten“.[37] Zur Vereinigung von Bündnis 90, dessen aktives Mitglied er war, mit den Grünen im Jahre 1993 äußerte Gauck sich kritisch.[38]

Gauck vertritt die Ansicht, der Kapitalismus sei nicht perfekt und erzeuge unter anderem Gier; anlässlich der Finanzkrise 2008 wandte er sich aber auch gegen schärfere Kapitalismuskritik.[39]

Bei seiner Vorstellungsrede als Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten äußerte Gauck sich am 22. Juni 2010 im Deutschen Theater Berlin abschließend auch zu aktuellen politischen Themen.

  • Zur Weltfinanzkrise und Verschuldung von Staaten der Eurozone sagte er: „Wer ausgerechnet der Wirtschaft die Freiheit nehmen will, wird immer mehr verlieren als gewinnen. Politik wird allerdings zu ringen haben um den Rahmen und die Regeln.“
  • Einer „Versuchung zum Systemwechsel“ sei zu widerstehen, da „die Sozialleistungen, die wir als Sicherung eines menschenwürdigen Lebens ansehen, bislang nur in Gesellschaften erwirtschaftet werden konnten, die über eine funktionierende Marktwirtschaft verfügten“.
  • Zwar habe die Fürsorge Hilfsbedürftigen beizustehen, wenn sie in Not sind. „Sie ermächtigt die Hilfsbedürftigen aber vor allem, wieder für sich selbst zu sorgen.“
  • Für Migranten solle Deutschland eine aufnehmende und einladende Gesellschaft sein: „Jeder weiß, dass wir Zuwanderer schon aus demographischen Gründen brauchen“.
  • Zum Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan erklärte er: „Solange deutsche Soldaten im Auftrag der UN und aus Solidarität dort eingesetzt werden […], kann ich einen derartigen Einsatz nicht verurteilen.“

Mit dem Amt des Bundespräsidenten verbindet Gauck innenpolitisch die Vermittlungsfunktion zwischen Regierenden und Regierten und die Rolle eines ständigen Vertreters der gesamten deutschen Demokratie „gegenüber uns Bürgern, uns, dem Volk.“[40]

Gaucks Verhältnis zur SED-Nachfolgepartei Die Linke ist ein wechselseitig distanziertes, was sich einerseits auf Gaucks Tätigkeit als Leiter der Stasi-Unterlagenbehörde und andererseits auf die von ihm eingenommenen politischen Positionen, beispielsweise die Verteidigung von Hartz IV oder der Auslandseinsätze der Bundeswehr gründet. Als die Berliner Landesregierung aus Linkspartei.PDS und SPD von 2005 an die Einführung von „Lebenskunde, Ethik, Religion“ (LER) als Pflichtfach an Berliner Schulen ging, unterzeichnete Gauck eine Liste, in der eine Wahlpflicht zwischen LER oder Religionsunterricht gefordert wurde. Religionsunterricht wurde und wird in Berlin fakultativ erteilt.[41] Eine 2007 zum Jahrestag der deutschen Einheit im Sächsischen Landtag von Gauck gehaltene Rede wurde durch eine Mehrheit der Mitglieder der Fraktion der Partei Die Linke boykottiert.[42] Gauck wurde eine Gleichsetzung von DDR und Nationalsozialismus sowie ein einseitiges Geschichtsbild zur DDR vorgeworfen.[43]

Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten

Nach dem Rücktritt Horst Köhlers vom Amt des Bundespräsidenten wurde Gauck, der keiner politischen Partei angehört, auf Vorschlag der Vorsitzenden von SPD und B’90/Grünen als Kandidat für die kurzfristig anberaumte Wahl eines neuen Bundespräsidenten am 30. Juni 2010 nominiert. Bereits 1999 war Gauck als Bundespräsidentschaftskandidat diskutiert worden, seinerzeit innerhalb der CSU.

Die Präsidentschaftskandidatur fand bedeutenden Widerhall im öffentlichen Raum. Häufig wurde angemerkt, dass Gauck ebenso gut der Kandidat des konservativ-liberalen Lagers hätte gewesen sein können. Große Zustimmung löste sein Antreten in breiten Kreisen der Bevölkerung wie in den Medien aus bis hin zu Begriffsbildungen wie „gaucken“ und Zeitungsaufmachern wie „Yes, we Gauck!“[44] Auch im Internet formierte sich, für Gauck selbst überraschend, eine breite Unterstützungsbewegung. Als ein diese Kandidatur begünstigender Umstand wurde allgemein das bis dahin schlechte Erscheinungsbild der Regierungskoalition aus CDU/CSU und FDP angesehen, die sich gemeinsam auf Christian Wulff als Präsidentschaftskandidaten festgelegt hatten.

Damit waren Gaucks Erfolgschancen andererseits – trotz einzelner angekündigter Stimmen für ihn vor allem aus den Reihen der FDP[45] – von vornherein zweifelhaft, denn in der Bundesversammlung gab es eine deutliche Mehrheit der von diesen Parteien nominierten Mitglieder. Zudem führte auch ein Gespräch Gaucks mit den von der Partei Die Linke nominierten Wahlmännern und –frauen im unmittelbaren Vorfeld der Bundespräsidentenwahl nicht dazu, dass die Linke sich für den Fall eines dritten Wahlgangs auf Gauck festlegte, was zur Diskussion stand, um Christian Wulff nicht in das Amt gelangen zu lassen. Stattdessen kündigte man für diesen Fall großen Zeitbedarf für Beratungen an.[46]

Tatsächlich kam es zu einem dritten Wahlgang, in dem Gauck dem Gegenkandidaten Wulff unterlag, der nach zwei für ihn enttäuschenden Wahlgängen – bei nunmehriger Stimmenthaltung der Linken – doch noch die absolute Stimmenmehrheit der Wahlberechtigten erhielt.[47] In einer ersten Reaktion auf den Wahlausgang bot Gauck sich dem neuen Bundespräsidenten als künftiger Gesprächspartner an.[48] In Rückschau auf seine Erfahrungen bei der Kandidatur zum Bundespräsidentenamt wünscht er sich eine „Debatte über die Direktwahl des Bundespräsidenten“.[49]

Werk

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • 1991: Die Stasi-Akten. Das unheimliche Erbe der DDR. (= rororo 13016) Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1991. ISBN 3-499-13016-5
  • 1992: Von der Würde der Unterdrückten (Aufsatz)
  • 1993: Verlust und Übermut. Ein Kapitel über den Untertan als Bewohner der Moderne (Aufsatz)
  • 1998: Mitautorenschaft an der deutschsprachigen Ausgabe von Das Schwarzbuch des Kommunismus – Unterdrückung, Verbrechen und Terror. Piper Verlag, München 2004. ISBN 3-492-04053-5
  • 2007: Reite Schritt, Schnitter Tod! Leben und Sterben im Speziallager Nr. 1 des NKWD Mühlberg/Elbe (Aufsatz), hrsg. v. Elisabeth Schuster, Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. ISBN 978-3-93659-202-3
  • 2007: Diktaturerfahrungen der Deutschen im 20. Jahrhundert und was wir daraus lernen können (= Schriftenreihe zu Grundlagen, Zielen und Ergebnissen der parlamentarischen Arbeit der CDU-Fraktion des Sächsischen Landtages; Band 42), Dresden 2007
  • 2009: Die Flucht der Insassen: Freiheit als Risiko (Weichenstellungen in die Zukunft. Eine Veröffentlichung der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V.). Sankt Augustin/Berlin 2009. ISBN 978-3-941904-20-0
  • 2009: Winter im Sommer – Frühling im Herbst: Erinnerungen., Siedler Verlag, München 2009. ISBN 978-3-88680-935-6
  • 2010: Gerechtigkeit, Versöhnung und Strafe als gesellschaftliche und politische Herausforderungen, in: Versöhnung, Strafe und Gerechtigkeit: das schwere Erbe von Unrechts-Staaten (Kontexte; 40), hrsg. von Michael Bongardt. Göttingen 2010, S. 17–28. ISBN 978-3-7675-7132-7

Vorträge

Gespräche

Auszeichnungen und Ehrungen

Literatur

Commons: Joachim Gauck – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikinews: Joachim Gauck – in den Nachrichten

Vorlage:LeMO

Einzelnachweise

  1. Focus Nr. 26/10
  2. Gauck 2009, S. 27.
  3. Gauck 2009, S. 35.
  4. „Die ersten 25 Jahre wegen Spionage für einen Brief, den er von Fritz Löbau erhalten hatte, seinem ehemaligen Vorgesetzten auf der Rosslauer Werft, mit dem er 1947 Schnellboote für die Sowjets erprobt hatte. Löbau hatte sich in den Westen abgesetzt und meinen Vater zu einem Besuch nach West-Berlin eingeladen, fünfzig Mark Reisegeld lagen dem Brief bei. Obwohl mein Vater nicht reagiert hatte, wurde ihm die Einladung beziehungsweise diese Bekanntschaft zum Verhängnis; Löbau soll mit dem französischen Geheimdienst zusammengearbeitet haben.“ (Gauck 2009, S. 36)
  5. Gauck 2009, S. 37.
  6. Gauck 2009, S. 41.
  7. Eckhard Jesse, Eine Revolution und ihre Folgen: 14 Bürgerrechtler ziehen Bilanz. Ch. Links Verlag, 2000, S. 253.
  8. Gauck 2009, S. 60.
  9. Gauck 2009, S. 71.
  10. Gauck 2009, S. 104 f.
  11. Gauck 2009, S. 117.
  12. Die kirchliche Trauung vollzog Gaucks Onkel, der seinerzeitige Güstrower Domprediger Gerhard Schmitt.
  13. Pack und Gesindel, in: Der Spiegel 36/2000.
  14. Pack und Gesindel, in: Der Spiegel 36/2000, S. 54–56.
  15. Gauck 2009, S. 134–137.
  16. Streit um Stasi-Vorwürfe: Etappensieg für Diestel im Rechtsstreit gegen Gauck, RP Online, 22. September 2000.
  17. Gauck kontra Diestel, in: Der Spiegel 20/2000, 15. Mai 2000.
  18. [http://www.freitag.de/2000/19/00191201.htm Freitag, 5. Mai 2000
  19. Stern, 15. Juni 2010
  20. Chronologie der BStU zum Jahr 1989/90
  21. Noch 1990 kam es zwischen Gauck und seiner Ehefrau Hansi zur Trennung. Sie haben vier Kinder. Beide Söhne sind Ende 1987 und eine Tochter im Juni 1989 in den Westen ausgereist. Die im Vereinigungsjahr erst zwölfjährige Tochter Katharina blieb bei der Mutter. Seit 2000 ist Gauck mit der Nürnberger Journalistin Daniela Schadt liiert. Joachim Gauck: Sein Liebespfad nach Nürnberg, Nürnberger Nachrichten online vom 7. Juni 2010.
  22. Gauck 2009, S. 246.
  23. „Nach zwei Monaten erhielten wir ein Eckgebäude in der Behrenstraße gegenüber der Komischen Oper, wenige Gehminuten vom Brandenburger Tor entfernt. Die Öffentlichkeit kennt es vielleicht, weil hier Anfang 1992 zum ersten Mal die Anträge zur Akteneinsicht ausgegeben wurden. Später zogen wir in ein riesiges Gebäude gleich um die Ecke in der Glinkastraße, das vor 1989 vom Innenministerium der DDR und bis Ende des Zweiten Weltkriegs von der Deutschen Bank genutzt worden war.“ (Gauck 2009, S. 252 f.)
  24. Gauck 2009, S. 253.
  25. Diese Kurzform  – hernach auch „Birthler-Behörde“  – bürgerte sich wohl wegen sperrigen offiziellen Titels ein.
  26. Gauck 2009, S. 270 f.
  27. Chronologie der BStU zum Jahr 2000.
  28. Gegen Vergessen – Für Demokratie.
  29. z-g-v.de: Menschen an unserer Seite. Abgerufen am 7. Juni 2010.
  30. Prague Declaration – Declaration Text. 3. Juni 2008, abgerufen am 28. Januar 2010.
  31. Declaration on Crimes of Communism. 25. Februar 2010, abgerufen am 3. Juni 2010.
  32. Joachim Gauck im Gespräch mit dem SPIEGEL, in: Präsidentschaftskandidat – Gauck warnt vor Rot-Rot-Grün, Spiegel Online vom 15. Juni 2010.
  33. Joachim Gauck: Geschichtsunterricht muss Fakten über beide deutsche Diktaturen enthalten (online).
  34. A Message to the People of the United States of America. Anzeige der Antlantik-Brücke (mit Gauck als Unterzeichner) in der New York Times vom 16. Februar 2003.
  35. Gremienmitglieder der deutschen Nationalstiftung. Abgerufen am 7. Juni 2010.
  36. Aktivitäten der Europäischen Stelle zur Beobachtung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Jahresbericht 2003, S. 43 (PDF; 313 kB)
  37. Ludwig Greven: „Kompetenter Freigeist ohne Chance“, in: Zeit Online, 4. Juni 2010.
  38. Der Tagesspiegel (2003): „Wie weit darf man gehen, Herr Gauck?“, Interview.
  39. Deutschlandfunk (2008): „Wir sind besonders begabt für Angst und Ängste“, Interview. Darin führt er u. a. aus: „Wir sehen auf dem Bankensektor, wie die Gier einiger Bankmanager neue Produkte schafft, die dann Unsicherheitsfaktoren darstellen. Man muss sich das so vergleichen, wie wenn die Unterhaltungsindustrie Produkte schafft, die niemand braucht, also bestimmte Computerspiele oder Klingeltöne. Ohne die kann die Welt wunderbar leben, aber die Gier der Kleinen saugt den Herstellern das praktisch aus der Hand. Und es gibt eine Gier der Großen, mit ihrem Geld mehr machen zu wollen, und dann sind die Risiken unüberschaubar, und das sehen wir gerade. Hier muss eben der freiheitliche Staat sehen, ob er eingreifen will. Ich denke, das muss man, wenn die Gier so groß wird, dass eine Gefahr für die Allgemeinheit entsteht. […] Wenn man sich vorstellt, was heute dieser Staat als soziales Netzwerk geschaffen hat und wie groß der Haushaltsposten ist, den Parlament und Regierung jedes Jahr zur Sicherung von Menschen bereitstellen, die nicht selbständig ihr Einkommen und ihr Überleben sichern können. Wenn wir diesen Riesenbetrag einmal sehen, dann muss man sich mal vorstellen, was für eine Wirtschaftsform brauchen wir, um diese Gelder bereitzustellen. Dann muss man mal zugespitzt sagen: Man braucht schon einen sehr gut funktionierenden Kapitalismus, wenn man ein solches soziales Netzwerk schaffen will.“
  40. Joachim Gauck: Freiheit – Verantwortung – Gemeinsinn. Wir in unserem Staat. Rede vom 22. Juni 2010 im Deutschen Theater Berlin (Wortlaut der Rede).
  41. Gauck 2005: Für Erhalt des Religionsunterrichts an Berliner Schulen, in: Ethikunterricht – Ideologischer Glaubenskrieg in Berlin, Spiegel Online vom 8. April 2005.
  42. K. Schlottmann: Der Wanderprediger. In: Sächsische Zeitung vom 5. Juni 2010.
  43. Newsletter mit Pressespiegel der sächsischen Linken, 5. Oktober 2007.
  44. „Einig Zeitungsland“, in: Süddeutsche Zeitung, 26. Juni 2010.
  45. Sächsische FDP wird bei Bundesversammlung geschlossen für Gauck stimmen, in: LVZ-online 18. Juni 2010.
  46. „Gauck und Linke kommen sich nicht näher“, in: Zeit-online, 29. Juni 2010.
  47. Bundespräsident Wulff: Eine schwere Wahl, ein schweres Los, Kommentar in FAZ.net vom 1. Juli 2010.
  48. Reaktionen auf Wulffs Wahl, in: FAZ.net, 1. Juli 2010]
  49. Gauck attestiert Sarrazin „Mut“, in: Tagesspiegel, 30. Dezember 2010.
  50. Artikel in report-k.
  51. Vorlage:IMDb Titel
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  54. Vorlage:IMDb Titel
  55. Preisträger des Hermann-Ehlers-Preises
  56. Preisträger des Hannah-Arendt-Preis für politisches Denken
  57. Karl-Heinz Jügelt, Ehrenpromotionen der Theologischen Fakultät 1999, Joachim Gauck, Heinrich Rathke: akademischer Festakt in der Aula der Universität am 20. Januar 1999, Rostock 1999.
  58. Rede zum Dolf Sternberger-Preis 2000
  59. Verleihung an Joachim Gauck und den Mitarbeiter der Abteilung Bildung und Forschung, Thomas Auerbach (Webseite der BStU).
  60. Preisträger des Cicero-Rednerpreises
  61. Preisträger Erich Kästner-Preis.
  62. Kurt Müller: Laudatio auf Joachim Gauck, in: Antrittsvorlesungen 18. Januar 2000 bis 27. November 2001: mit dem Festakt zur Ehrenpromotion von Joachim Gauck am 24. April 2001, von Christel Köhle-Hezinger. Jena 2005, S. 19–23. ISBN 3-932218-15-9.
  63. Goldenes Lot für Joachim Gauck
  64. 2002 Wittenberg Award Recipient (englisch)
  65. Gesellschaftspolitisches Engagement auf der Basis christlichen Glaubens, S. 37–42 (PDF; 1,16 MB)
  66. Verleihung des Thomas-Dehler-Preises 2008 an Joachim Gauck