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Melchior Adam

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Melchior Adam (* um 1575 in Grottkau im Fürstentum Neisse; † 23. März oder 26. Dezember 1622 in Heidelberg) war ein Pädagoge, Lexikograf und Literarhistoriker.

Besonders bekannt wurde Adam als Biograf durch seine 12-bändigen Vitae aus den Jahren 1615–1620. Sie behandeln 546 deutsche und holländische Gelehrte des Zeitraums 1400–1618 aufgrund offenbar sehr gründlichen Quellenstudiums.

Leben und Wirken

Adam absolvierte nach achtjährigen Besuch auf dem Gymnasium in Brieg, an verschiedenen Universitäten seine akademische Ausbildung. 1598 ging er nach Heidelberg wo er 1600 den akademischen Grad eines Magister Artium erwarb. 1601 übernahm er am Heidelberger Gymnasium eine Lehrstelle, wurde 1606 Konrektor und 1613 Rektor.

Er wurde bekannt durch seine in lateinischer Sprache abgefassten Biographien vornehmlich deutscher Dichter, Philosophen, Theologen, Juristen, Mathematiker, Physiker, Humanisten und Mediziner aus der Zeit zwischen 1420 und 1620. Zeitlebens dem schlesischen Kulturraum verbunden, war der reformierte Adam eine hervorstechende Figur im pfälzerischen Calvinismus am Vorabend des Dreißigjährigen Krieges. Über lange Zeit kränklich, starb er relativ jung.

Seine Vitae Germanorum philosophorum enthält unter anderem eine Nicolaus Copernicus Kurzbiografie.[1][2]

Die Arbeitsweise

Adams großes Werk ist die Nebenarbeit eines Schulmanns. Der Magister Artium und Poeta Laureatus aus Grottkau in Oberschlesien (geb. um 1575) war von 1601 an Lehrer und ab 1613 Rektor am Heidelberger Paedagogium. Sein Text stellt weithin ein Resümee oder eine Paraphrase der ausgewählten Quellen dar. Adams Latein ist elegant und lebendig; der Biograph schildert Schicksal und Werk seiner ‚Helden‘ mit Empathie und wachem Intellekt. Dass er dabei auf einen festen Vorrat an Formeln, Gesichtspunkten und Urteilen zurückgreift, entspricht den Gepflogenheiten der Zeit und den Erfordernissen seines „herkulischen“ (Gruter) Unternehmens. Sein relativ früher Tod (1622) wird der Erschöpfung durch angestrengtes Arbeiten zugeschrieben.

Adam besaß eine reiche Sammlung gedruckter Leichenpredigten. Diese Texte enthalten gewöhnlich einen Lebenslauf des Verstorbenen, in dem freilich eher von dessen Herkunft und sozialem Umfeld, von Charakter, Tugenden und Ehren wie auch von Krankheiten und Sterben des Gewürdigten die Rede ist als von seinen gelehrten Werken. In mancher Vita scheint die Struktur dieses Quellentyps noch durch. Adam konnte darüber hinaus auf die Bestände der reichsten deutschen Bibliothek seiner Zeit, der Heidelberger Bibliotheca Palatina, zurückgreifen, die ihm von deren Bibliothekar, Janus Gruter, bereitwillig zur Verfügung gestellt wurden. Er schöpfte aus Einzelbiographien, Briefwechseln, landes- und zeitgeschichtlichen Werken, litterärhistorischen Kompendien und gelegentlich sogar aus mündlichen Berichten. Dabei bemühte er sich, soweit es ihm die Grenzen seines Materialfundus und seiner Arbeitskapazität erlaubten, um eine umfassende Sammlung und kritische Sichtung der Quellen. Häufig nennt er die benutzte Literatur am Ende des Artikels oder auch in Marginalien zu einzelnen Stellen.

Werke

  • Vitae Germanorum jureconsultorum et politicorum, qui superiore seculo, et quod excurrit, floruerunt Heidelberg 1611, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche.
  • Vitae Germanorum philosophorum…. Frankfurt 1610 bis Heidelberg 1615, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche, Vorlage:IA.
  • Decades duae conti-nentes vitas theologorum exterorum principium. Frankfurt am Main 1618.
  • Vitae Germanorum medicorum. Heidelberg 1620.
  • Vitae Germanorum theologorum…. Heidelberg 1620.
  • Vitae Germanorum iureconsultorum et politicorum. Heidelberg 1620.
  • Apographum Monumentorum Haidelbergensium. Heidelberg 1612.
  • Disce mori oder Sterbekunst. Neustadt a. d. H. 1615.
  • Parodiae et metaphrases Horatianae. 1616

Literatur

Einzelnachweise

  1. CAMENA – Lateinische Texte der Frühen Neuzeit: [1]
  2. Internet Archive [2]