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Stephan Gutzwiller

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Stephan Gutzwiller (*21. November 1802 in Therwil, †25. August 1875 in Therwil) war ein Schweizer Anwalt, Politiker und Hauptführer der Baselbieter Revolution, welche 1833 zur Basler Kantonsteilung führte.

Stephan wurde 1802 als Sohn des Hufschmieds Joseph Thomas Gutzwiller in Therwil geboren, welches zu jener Zeit ein französisches Dorf im Département Haut-Rhin war. Daher empfand er eine starke Sympathie für den westlichen Nachbarn und die Französische Sprache und Sitten, Literatur und Geschichtsschreibung. Nach dem Besuch des Lyzeums in Solothurn begann er in Würzburg das Theologiestudium, wechselte nach zwei Jahren zur Jurisprudenz. Zuerst studierte er in Heidelberg und später in Basel, wo er 1827 mit der Anwaltsprüfung sein Studium abschloss. Der junge, von Ideen des Liberalismus begeisterte Basler eröffnete am Barfüsserplatz in Basel ein eigenes Büro und wurde im Herbst 1827 vom Grossen Rat zum Mitglied des Parlaments gewählt. Damit begann Gutzwillers politische Karriere und Freunde und Gegner attestierten ihm hohe Intelligenz, feurige Beredsamkeit und brennenden Ehrgeiz.

Am 18. Oktober 1830 fand sich Gutzwiler als geistiger Führer der Landpartei zusammen mit 39 weitere Bürger der Landschaft im Bad Bubendorf ein und Stephan Gutzwiller formulierte mit ihnen eine Bittschrift für eine Erweiterung der Volksrechte der Landbevölkerung. Diese Bittschrift war der Auftakt zum Verfassungsstreit und damit zum darauffolgenden Bürgerkrieg.

Die Bittschrift wurde durch die von der Stadt Basel beherrschte reaktionäre Behörde abgewiesen und die Volksbewegung war nicht mehr aufzuhalten. Sie überrollte ihren Anführer Stephan Gutzwiller und er wurde, was er nie sein wollte: ein Revolutionär. Innert dreier Jahre führte die Bewegung zu einem Ergebnis, das Gutzwiller vermeiden wollte, zur Trennung von Basel-Landschaft und Basel-Stadt.

Anfangs 1831 wurde in Liestal eine provisorische Regierung gewählt und Gutzwiller wurde deren Chef. Der Konflikt eskalierte zur offenen Revolte und die städtische Regierung ging militärisch gegen die Aufständischen vor. Gutzwiller wurde vom Basler Kriminalgericht in Abwesenheit zu sechs Jahren Kerker verurteilt und es wurde ihm sein Aktivbürgerrecht auf 12 Jahre entzogen. Aber vom Volk wurde er, wo immer er auftauchte, als grosser Held gefeiert.

Am 17. März 1832 gründeten 46 Gemeinden den selbstständigen Kanton Basel-Landschaft und Stephan Gutzwiller wurde Präsident des Verfassungsrats, danach Präsident des Landrats und Präsident des Regierungsrats. Am 26. August 1833 besiegelte die Eidgenössische Tagsatzung die Trennung von Landschaft und Stadt.

1848 wurde endlich durch die schweizerische Bundesverfassung, garantiert, wofür Gutzwiller 20 Jahre zuvor gekämpft hatte: Rechtsgleichheit und Grundrechte für alle Bürger.

Gutzwilller starb am 25. August 1875 in Therwil und wurde auf eigenem Wunsch im Kantonshauptort Liestal begraben.