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Königsbrunner Heide

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Blüten der Sumpf-Siegwurz

Die Königsbrunner Heide ist eine Schotterheidefläche auf Augsburger Stadtgebiet und gehört zu den Lechtalheiden. Sie wird begrenzt durch den Alten Floßgraben im Osten, die Verbindungsstraße Königsbrunn-Mering im Süden, die Königsbrunner Ostumgehung im Westen sowie Ausläufer der Meringer Au im Nordwesten. Besonders bekannt ist sie durch die einzigartige Massenblüte der Sumpf-Siegwurz (Gladiolus palustris) im Juli.

Heidefläche

Die Königsbrunner Heide ist ein Areal auf dem Schottergrund des ehemaligen Flussbereiches des Lechs. Die Schottermassen wurden durch den Lechgletscher und den Fluss selbst herangeschoben. Die Heide liegt heute abseits des Lechs, der an dieser Stelle vor ca. 2.000 Jahren floss und sich im Laufe der Zeit in östliche Richtung verlagerte. Die Heide war noch vor 150 Jahren Bestandteil der riesigen Lechtalheiden, ein großes Areal zusammenhängender Trockenrasen. Die heute erhaltenen Restflächen nehmen nur noch 1 % der Ursprungsgebiete ein.

Die Königsbrunner Heide teilt sich durch ein partiell ausgelichtetes Nadelwaldgehölz in zwei Flächen auf. Die westlich gelegene Hasenheide ist eine wertvolle Glatthaferwiese, während es sich bei der Kernheide um eine Trockenrasenfläche mit Hang zum Halb-Trockenrasen handelt. Als Orchideenhabitat und botanische Schatzkammer ist das Gebiet in botanischen Kreisen bekannt geworden. Zum Schutz von Flora, Fauna und Funga wurde das Wegenetz deutlich verkleinert. Auf den Flächen herrscht ein freiwilliges Wegegebot.[1]. So sollen Trittschäden und Störungen vermieden werden. Seit dem 15.12.2009 verläuft an den Heideflächen und in weiteren Teilen des südlichen Augsburger Stadtwalds ein Naturforscherlehrpfad[2][3].

Beweidungsprojekt

Im Rahmen eines von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) unterstützten Pilotprojekts wurden 2007 im nördlich angrenzenden Wald zwei 13 und 15 ha große Gehege für Rothirsche und Przewalski-Pferde errichtet[4]. Das Projektgebiet im südwestlichen Teil des Naturschutzgebietes Stadtwald Augsburg ist ein 100 bis 150 Jahre alter Kiefernwald. Durch die Beweidung sollen lichte Strukturen erhalten und gefördert werden. Außerdem werden eine dünnere Streu- und Rohhumusauflage sowie offene Stellen auf dem Boden, auf denen Kiefernsamen ideale Keimbedingungen vorfinden, erwartet. Die aus der Beweidung resultierenden Veränderungen werden wissenschaftlich dokumentiert[5]. Ab 2012 soll die Beweidung mit Przewalski-Pferden während des Winterhalbjahrs auf die Hasenheide ausgedehnt werden[6].

Funga

Gesägtblättriger Glöckling
(Entoloma serrulatum)

Das abwechslungsreiche Biotopangebot ermöglicht eine artenreiche Pilzgesellschaft.[7] Einige Pilze sind im Bestand bedroht und stehen deshalb auf der Roten Liste gefährdeter Arten. Auf den reinen Offengrasflächen sind beispielsweise der Dattelbraune Ellerling, die Geweihförmige Wiesenkoralle und die Trockene Erdzunge anzutreffen. Einen Schwerpunkt bilden Saftlinge, die bundesweit unter Schutz stehen. Zu den typischen Arten zählen der Kalkholde Filzsaftling, der Papageigrüne und der Safrangelbe Saftling. Dazu gesellen sich etliche Rötlinge wie der Gesägtblättrige Glöckling, der Montane Blaustiel-Zärtling und der Schiefergraue Zärtling. Auch Rötelritterlinge wachsen auf den Flächen, darunter der Fälblingsähnliche, der Horngraue und der Lavendelfarbene Rötelritterling. An den Rändern der umgebenden, lichten Schneeheide-Kiefern-Wälder und rings um die solitär stehenden Bäume wachsen Ektomykorrhizapilze wie Birkenpilz, Edelreizker, Körnchenröhrling und Kupferroter Gelbfuß. In dem ausgelichteten Verbindungsstück zwischen Hasenheide und Kernheide verwerten beispielsweise der Gebänderte Harzporling, der Rosastielige Dachpilz und das Stockschwämmchen die im Boden verbliebenen Holz- und Wurzelreste. Destruenten sind unter anderen durch den Bitteren Kiefernzapfenrübling und den Ohrlöffelstacheling vertreten. Beide Arten zersetzen Kiefernzapfen.

Einzelnachweise

  1. Besucherlenkung auf der Königsbrunner Heide. Auf: Website des Landschaftspflegeverbands Stadt Augsburg e.V. Abgerufen am 31.12.2010.
  2. Augsburger Naturforscherlehrpfad. Auf: Website des Pilzvereins Augsburg Königsbrunn e.V. Abgerufen am 31.12.2010.
  3. Lageplan des Augsburger Naturforscherlehrpfads. Auf: Website des Landschaftspflegeverbands Stadt Augsburg e.V. Abgerufen am 31.12.2010. (PDF; 198 kB).
  4. Beweidungsprojekt Stadtwald Augsburg. Auf: Website des Landschaftspflegeverbands Stadt Augsburg e.V. Abgerufen am 31.12.2010.
  5. Nicolas Liebig und Norbert Pantel: Beweidung präalpiner Kiefernwälder auf Flussschottern im NSG „Stadtwald Augsburg“ mit Przewalskipferden und Rothirschen - Zwischenbericht nach zwei Jahren Projektlaufzeit. Berichte des Naturwissenschaftlichen Vereins für Schwaben e.V. Bd. 113. 2009. S. 82–105. (PDF; 3,79 MB).
  6. Konzept für die Beweidung der Hasenheide mit Przewalski-Pferden ab dem Jahr 2012. Auf: Website des Landschaftspflegeverbands Stadt Augsburg e.V. Abgerufen am 31.12.2010.
  7. Bildergalerie Heiden um Augsburg. Auf: Website des Pilzvereins Augsburg Königsbrunn e.V.. Abgerufen am 31.12.2010.

Literatur

  • Fritz Hiemeyer: Königsbrunner und Kissinger Heide, Juwelen vor den Toren Augsburgs. Wißner-Verlag, Augsburg, ISBN 978-3-89639-335-7

Koordinaten: 48° 16′ 22,5″ N, 10° 54′ 21,8″ O