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Der Mann, der König sein wollte (Erzählung)

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Der Mann, der König sein wollte ist eine 1888 veröffentlichte Erzählung von Rudyard Kipling.

Inhalt

Der Erzähler, Kipling selbst, wird in Lahore von Carnehan und Dravot besucht. Die beiden britischen Abenteurer und ehemaligen Armeeangehörigen, wie Kipling selbst Freimaurer haben vor, sich mit 20 mitgebrachten Martini-Henry-Gewehren in Kafiristan bei einem der lokalen Warlords einzuschmeicheln und auf Dauer selbst eine solche Herrschaft zu übernehmen.[1] Kiplng schuldet ihnen einen Gefallen und versorgt sie mit allerlei Reisebedarf. Die beiden ziehen davon.[1] 2 Jahre später kommt Carnehan völlig abgerissen wieder in Lahore an und erzählt Kipling ihr Abenteuer und die anfänglich erfolgreiche Hochstapelei. Die heidnischen Nuristani, die als Nachfahren Alexander des Großen in Kafiristan gelten, hatten die beiden zunächst aufgrund eines Zufalls als Götter anerkannt. Ein Pfeil hatte Dravot zwar getroffen, aber war in seiner Kleidung steckengeblieben. Zudem praktizierten die Nuristani eine Form des Freimaurerrituals, die die Abenteurer ebenfalls kannten und sich damit gegenüber dem Hohepriester als hochrangige Nachfahren des Makedoniers ausweisen konnten. Die beiden stellen mit einem lokalen Stammensführer (Billy Fish) eine Miliztruppe auf und begründen ihr Königreich. Der Schwindel fällt auf, als Dravot die Dörflerin Roxane heiraten will und diese ihn aus Angst beißt und damit seine Verwundbarkeit und damit sein Menschsein offensichtlich wird. Die Nuristani stürzen Davut von einer Brücke in einen Abgrund und unterziehen Carnehan einer Art Kreuzigung, die dieser jedoch überlebt und darauf freigelassen wird.

Carnehan beweist die Geschichte mit dem mitgebrachten mumifizierten gekrönten Haupt seines Kompagnons. Am nächsten Tag stirbt Dravot an Sonnenstich, der Kopf bleibt verschollen.

Hintergrund

Die 1888 veröffentlichte Kurzgeschichte Kiplings wurde von Abenteurern wie James Brooke und insbesondere Josiah Harlan inspiriert und spielt nach dem Ende des 1880 beendeten Zweiten Anglo-Afghanischen Kriegs. Das europide Aussehen und die religiöse Sonderstellung der Nuristani, aufgrund der der Bezug zu Alexander hergestellt wurde, entsprechen den Tatsachen. Das gruselige Ende spielt möglicherweise auf den Verbleib des Kopfes des Geologen Adolf Schlagintweit an.[2] Die Erzählung weist die meisten und detailliertertesten Anspielungen zur Freimaurerei von allen Erzählungen Kiplings auf. Kipling benutzt dabei verschiedene sagenhafte Aspekte des Freimaurermythos. Er war bei seiner Logeneinführung mehr als amüsiert festzustellen, daß einige die Ursprünge der Freimaurerei bis auf die hebräischen Könige zurückführten und schrieb darauf im Alter von 22 Jahren die Geschichte. [3] Kiplig bedeutete die Loge und der Zusammenhang der Brüder viel. Die Geschichte zeigt auch wie einfach tragfähige persönliche Kontakte und Verträge darüber möglich werden.

Der Traum der beiden Abenteurer, Nationenbildung zu betrieben, scheitert zwar. Die Geschichte kann dennoch als biblische Allegorie zu der Herausbildung des Königsreichs Israel wie auch als Parodie des Kolonialismus an sich gelten. [1] Die zeitweise Überlegenheit der Abenteurer ist dabei keine Frage der Waffen, sondern vielmehr eine der Anerkennung durch die Kolonisierten und die diversen geheimgesellschaften spielen dabei eine bedeutende Rolle. Kipling selbst war bereits in einer Zeit eingetreten, als die Freimaurer in Indien bereits begonnen hatten, indische Mitglieder aufzunehmen.

Er war zuvor bereits am Chaiber-Pass gewesen und verarbeitete dabei eigene Erfahrungen in Afghanistan wie auch als Hilfsjournalist in Lahore. [1] Weitere Die Erzählung erschien im Rahmen der sogenannten Ralway Series, Taschenbücher, die an indischen Bahnhofsbuchhandlungen für eine Rupie verkauft wurden. Band 5, The Phantom 'Rickshaw and other Eerie Tales enthielt daneben noch weitere Erzählungen Kiplings. .

Rezeption

Larry Kreitzer[1] war Kipling selbst und seiner Geschichte über Jahrzehnte kaum ein Thema für die Literaturkritik. Der Autor selbst wurde erst in den 1960er Jahren wiederentdeckt. Die Erzählung wurde unter anderem bei Arthur Conan Doyle, H.G.Wells und J. M. Barrie als eine der besten überhaupt gelobt. Sie fand aber bei der klassischen Kritik wenig Beachtung und wurde erst mit der Verfilmung durch John Huston 1975 wieder aus der Versenkung geholt.[1] Kreitzer führt dies auf Kiplings zwar kritisches aber stetiges Bekenntnis zum britischen Imperialismus wie auch die detaillierte Beschreibung freimauerischer Rituale zurück. Beides, das abgeschmackte Ritual und die zugehörige abstruse Symbolik wie die als krude und veraltet empfundene Weltanschauung hätten Kritiker abgeschreckt, sich mit der Geschichte näher zu befassen. Immerhin hatte Paul Fussell sich intensiv mit der biblischen, insbesondere alttestamentarischen Symbolik bei Der Mann der König sein wollte aueinandergesetzt.[1] Dabei sei etliches an biblischen Inhalten, von Aspekten der Passionsgeschichte bis zum Auszug der Israeliten aus Ägypten in Symbolik und einzelnen Aspekten der Geschichte wiederzufinden.

Nora Crook schrieb über die einzige Frau in der sonst von Männern dominierten Erzählung, die als Ehefrau des Königs außerwählte Roxane.

Trivia

  • Die Star Trek Deep Space Nine Episode "The Storyteller" basiert wesentlich auf der Kurzgeschichte
  • John Huston wollte den Stoff mehrmals verfilmen, in den 1950er Jahren mit Humphrey Bogart und Clark Gable, dann mit Burt Lancaster und Kirk Douglas in den Hauptrollen. Als Huston an Robert Redford und Paul Newman herantrat, schlug Newman die Briten Connery und Caine als geeignetere Besetzung vor, was Huston als Geniestreich empfand und so auch umsetzte.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g The Son of God Goes Forth to War': Biblical Imagery in Rudyard Kipling's The Man Who Would Be King von Larry J. Kreitzer in Borders, boundaries and the Bible, hrsg. von Martin O'Kane, Continuum International Publishing Group, 2002
  2. Tajikistan & The High Pamirs: A Companion and Guide, Robert Middleton & Huw Thomas, Odyssey, 2008, ISBN 962-217-773-5
  3. British poets and secret societies, von Marie Mulvey Roberts, Taylor & Francis, 1986 - 181 Seiten