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Jever

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Wappen Deutschlandkarte
Jever
Deutschlandkarte, Position der Stadt Jever hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 53° 34′ N, 7° 54′ OKoordinaten: 53° 34′ N, 7° 54′ O
Bundesland: Niedersachsen
Landkreis: Friesland
Höhe: 9 m ü. NHN
Fläche: 42,23 km2
Einwohner: 14.749 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 349 Einwohner je km2
Postleitzahl: 26441
Vorwahl: 04461
Kfz-Kennzeichen: FRI
Gemeindeschlüssel: 03 4 55 007
Adresse der
Stadtverwaltung:
Am Kirchplatz 11
26441 Jever
Website: www.stadt-jever.de
Bürgermeisterin: Angela Dankwardt (parteilos)
Lage der Stadt Jever im Landkreis Friesland
KarteBockhorn (Friesland)VarelZetelSande (Friesland)SchortensJeverWilhelmshavenLandkreis FrieslandWangerlandMinsener Oog (zu Gemeinde Wangerooge)MellumWangeroogeLandkreis LeerLandkreis AmmerlandLandkreis AurichLandkreis WittmundLandkreis WesermarschLandkreis Wittmund
Karte

Jever [ˈjeːfɐ] ist die Kreisstadt des Landkreises Friesland in Niedersachsen, Deutschland. Sie hat circa 14.000 Einwohner. Ihr Name ist durch die gleichnamige Biermarke in ganz Deutschland bekannt.

Geografie

Jever liegt im Jeverland, dem nordöstlichen Teil der ostfriesischen Halbinsel. Die Stadt befindet sich in unmittelbarer Nähe der niedersächsischen Nordseeküste, rund 15 Kilometer westlich von Wilhelmshaven und dem Jadebusen entfernt. Sie liegt auf einer weit in die Marsch reichenden flachen Geestzunge des oldenburgisch-ostfriesischen Geestrückens, die sich 7 bis 8 Meter über das umliegende flache wangerländische Marschland erhebt. Der Ausläufer entstand durch Sandablagerungen während der Eiszeiten.[2] Die Stadt besteht seit der Kommunalreform aus der Kernstadt Jever und den Ortsteilen Moorwarfen, Rahrdum, Cleverns, Sandel und Sandelermöns. Im Norden grenzt Jever an die Gemeinde Wangerland, im Osten und Süden an die Stadt Schortens, im Westen an die StadtWittmund und im Südwesten besitzt Jever eine kurze Grenzlinie zur Gemeinde Friedeburg. Jever liegt an der Bundesstraße 210 von Wilhelmshaven über Aurich nach Emden. Jever wird über sie an dieBundesautobahn 29 von Wilhelmshaven zum Autobahndreieck Ahlhorner Heide angebunden. Die ursprünglich direkt durch die Stadt Jever führende Bundesstraße wird seit Juni 2000 über eine Ortsumgehung um Jever herumgeführt. Grund für den Bau der Ortsumgehung war das hohe Verkehrsaufkommen, das aus dem Ferien- und Ausflugsverkehr zu den Küsten- und Badeorten sowie zu den ostfriesischen Inseln resultiert. Der Bahnhof Jever liegt an der Bahnstrecke Wilhelmshaven/Oldenburg–Esens. Sie wird von derNordWestBahn im Stundentakt bedient. Die bis 1988 existierende Bahnstrecke Jever–Harle wurde durch einen Busverkehr ersetzt. Die Linien der Weser-Ems Bus verbinden Jever mit Wilhelmshaven und Aurich.

Geschichte

Gemälde von Fräulein Maria 1572

Archäologische Funde aus dem Jahre 1850 (u. a. 5.000 römische Silbermünzen) lassen auf eine sehr frühe Besiedlung des jeverschen Stadtgebietes schließen. Man vermutet, dass sich bereits um die Zeitenwende hier eine Ansiedlung der Chauken befand. Der Stadtname erscheint zum ersten Mal 1158 als Geverae, die latinisierte Form des niederdeutschen Geveren oder Gaveren („Weideland“, im übertragenen Sinne auch „Thingstätte“). Um 826 kam Jever unter die Herrschaft des dänischen Fürsten Hariold. Er hatte sich taufen lassen und war dafür von Ludwig dem Frommen mit der Grafschaft Rüstringen, zu der auch Jever gehörte, belehnt worden. Über die Dänenherrschaft in Friesland berichtet das Kudrunlied.

Herzöge aus Sachsen und anschließend die hannöverschen Welfen waren weitere Herren des Jeverlandes. Spätestens am Ende des 12. Jahrhunderts kam Jever unter die Herrschaft Oldenburgs. Ein Schreiben, das die Östringer zwischen 1271 und 1285 an König Philipp III. von Frankreich richteten, lässt auf eine „Demokratisierung“ des Östringerlandes schließen. Darin heißt es, dass die Östringer keinem Fürsten untertan sind, sondern ihre Richter und Häuptlinge selbst wählen (Friesische Freiheit).

In Jever geprägte Münzen, die am Finnischen Meerbusen und im Wartheland gefunden worden sind, lassen die Bedeutung Jevers als Handelsort erahnen. Im 10. und 11. Jahrhundert war Jever Seehafen. Zwar versandete der Seezugang im Laufe der Zeit, dennoch behielt Jever seine Bedeutung als Handelsort und Endpunkt eines bedeutenden Heerweges. 1347 wurden die Einwohner Jevers bereits als Stadtbürger bezeichnet. Um das Jahr 1400 sind enge Handelsbeziehungen zu den Vitalienbrüdern bezeugt. Bekannteste Vertreter dieser Piratengenossenschaft, die sich auch die Likedeeler nannten, waren Klaus Störtebeker und Goedeke Michels.

Der letzte Häuptling des Jeverlandes war Edo Wiemken der Jüngere, der 1505 den Bau des Schlosses vollendete und dessen Grabmal sich in der Stadtkirche befindet. Für eine Interimszeit kam Jever unter die Herrschaft des ostfriesischen Grafen Edzard des Großen. Fräulein Maria, Erbtochter Edo Wiemkens, stellte jedoch wieder die jeversche Unabhängigkeit her. Unter ihrer Regentschaft erhielt Jever 1536 offiziell die Stadtrechte und bezeichnet sich bis heute als „Marienstadt“.

Nach Maria fielen Jever und das Jeverland, die Herrschaft Jever, 1575 an Oldenburg. Im Jahre 1667 kam Jever zum Fürstentum Anhalt-Zerbst. Da in Anhalt-Zerbst die männliche Erbfolge galt, wurde nach dem Tod des letzten männlichen Erben in der Zerbster Fürstenfamilie 1793 dieses Fürstentum zwischen den anderen anhaltischen Fürstentümern aufgeteilt. Jedoch wurde das Jeverland aufgrund seines Sonderstatus' als Kunkellehen an die nächstfolgende Erbin, die russische Zarin Katharina II., eine Schwester des letzten Zerbster Fürsten, weitergegeben. Somit wurde Jever „über Russland regiert“, es blieb bis zur Besetzung durch französische Truppen im Jahre 1807 ein Teil Russlands. 1807 wurde es mitsamt Ostfriesland an das Königreich Holland angegliedert, 1810 kam es mitsamt Holland direkt zum Kaiserreich Frankreich und war dann bis 1813 unter napoleonischer Herrschaft. Anschließend kehrte Jever in den Besitz der russischen Krone zurück, die es 1818 an das Großherzogtum Oldenburg abtrat.

1844 erhielt Jever ein neues Stadtrecht, am 1. Mai 1856 das Stadtrecht 1. Klasse (ähnlich einer heutigen „kreisfreien Stadt“). Diesen Status verlor die Stadt 1933 bei der Errichtung des Amtes Friesland (ab 1939: Landkreis Friesland) wieder. Von 1977 bis 1979 gehörte Jever zu einem Großlandkreis Friesland mit Kreissitz im ostfriesischen Wittmund, wogegen die Wittmunder und jeverländische Bevölkerung heftig protestierte. Aufgrund einer Verfassungsklage wurde der Großlandkreis 1980 wieder aufgelöst. Seit der Auflösung ist Jever wieder Sitz des selbstständigen Landkreises Friesland in der Form von 1939.

Politik

Stadtrat

Sitzverteilung 2006

Bei den letzten Wahlen zum Rat der Stadt Jever kam es zu folgenden Ergebnissen:

Partei 10. Sept. 2006 9. Sept. 2001 1996
SPD 27,5 % 3.947 8 Sitze 23,3 % 4.181 7 Sitze 22,2 %
CDU 30,0 % 4.310 9 Sitze 26,8 % 4.820 9 Sitze 29,0 %
FDP 11,9 % 1.705 4 Sitze 10,5 % 1.883 3 Sitze 5,0 %
Grüne 6,1 % 880 2 Sitze 6,1 % 1.101 2 Sitze 9,1 %
SWG 19,6 % 2.818 6 Sitze 31,8 % 5.733 10 Sitze 31,8 %
BfB 1,7 % 246 – ¹
Linke.PDS 1,0 % 143 – ¹
Einzelwahlvorschlag 2,1 % 305 1 Sitz 1,6 % 285 – ¹
Wahlbeteiligung 5.000 von 11.451 6.163 von 11.337
43,7 % 54,4 % 63,7 %

¹„Sonstige“: 2,9 %

Bürgermeister

Die Stadtverwaltung Jever wird von der Bürgermeisterin Angela Dankwardt (parteilos) geführt. Die gelernte Dipl. Verwaltungswirtin wurde am 18. September 2005 zur hauptamtlichen Bürgermeisterin gewählt. Die Wahl war die erste Direktwahl eines hauptamtlichen Bürgermeisters in Jever.

Wappen

Wappen der Stadt

Die Darstellungen des Wappens der Stadt haben sich in den vergangenen Jahrhunderten mehrfach geändert. Die Wappen wurden dabei immer wieder in stark unterschiedlichen Varianten und Farbgebungen geführt. Aus diesem Grund beauftragte die Stadt Ende der 1960er Jahre den ehemaliger Leiter des Staatsarchivs Oldenburg und anerkannter Fachmann der Heraldik Dr. Hermann Lübbing mit dem Entwurf einer zeitgemäßen Darstellung des Wappens auf Grundlage der historischen Überlieferungen.

Als Ergebnis entstand das heutige Wappen der Stadt mit der folgenden Blasonierung: „In einem Blau über einem silbernen, schräg ansteigenden Wall mit offenem Treppengiebeltor drei silberne rotbedachte Türme, von denen der mittlere höher und breiter ist als die Seitentürme. Über den Turmspitzen harmonisch verteilt die goldenen Buchstaben DVMG. Im Torbogen aufrecht schreitend ein goldener Löwe, dessen Krallen und Zunge rot tingiert sind. Beiderseits des Tores ein roter Plankenzaun.“ [3]

Das Stadttor mit den drei Türmen steht für die ursprüngliche vorhandene Stadtbefestigung von Jever. Der Löwe ist das Herrschaftszeichen der spätmittelalterlichen Herrschaft bzw. der Häuptlinge von Jever. Die lateinischen Buchstaben DVMG erinnern an die Stadtrechtsverleihung von 1536 durch Fräulein Maria von Jever und bedeuten „Donat Urbi Maria Gubernacula – Maria schenkt der Stadt die Regierungsgewalt“.

Städtepartnerschaften

Jever unterhält Städtepartnerschaften mit folgenden Städten:

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Die Sehenswürdigkeiten von Jever (Lithografie von Klusmeier um 1865)

Bauwerke

  • Ev. Stadtkirche, früher auch Garnisonskirche, (durch Brand zerstört 1959, Neubau 1964) am Kirchplatz mit Edo-Wiemken-Grabmal
  • Das Schloss Jever entstand aus einer Wehranlage des 14. Jahrhunderts. Das Schloss war der Sitz der Herrschaft Jever. Mittelpunkt war ein mächtiger Bergfried, der ab dem 16. Jahrhundert in eine von Wassergräben und Wällen umgebene vierflügelige Schlossanlage integriert wurde. Von 1560 bis 1564 ließ die damalige Regentin Maria von Jever diverse Umbauarbeiten im Stil der Renaissance vornehmen. Es ist das bedeutendste profane Bauwerk der Stadt. Seit 1921 befindet sich im Schloss das Schlossmuseum. Es zeigt Exponate zur Kulturgeschichte, Volkskunde und Archäologie des Jeverlandes.
  • Das Rathaus wurde 1609-1616 durch den Meister Albert von Bentheim errichtet. Der ursprüngliche Volutengiebel wurde 1836 durch den heutigen, wesentlich schlichteren Abschluss ersetzt. 1963 musste der Bau wegen Baufälligkeit bis auf die Fassade vollständig abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt.[4] Auch die Giebelspitze musste im Zuge dieser Maßnahmen abgetragen und erneuert werden.
  • Wohnbauten. Trotz einiger Abbrüche (vor allem an der St. Annen- und Lindenbaumstraße) und Sanierungsmaßnahmen am Hopfenzaun und an der Drostenstraße, denen 1975[5] unter anderem das Drostenhaus zum Opfer fiel, blieb der altertümliche Charakter der Innenstadt mit seinen oftmals verputzten Backsteinbauten noch in großen Teilen gewahrt. Typisch sind die zahlreichen qualitätvollen Sandsteinportale des 18. und 19. Jahrhunderts. Eine größere Anzahl historischer Häuser findet sich im Bereich des Kirchplatzes. Besonders hervorzuheben ist das Gasthaus Schwarzer Bär (Am Kirchplatz 14), ein zweigeschossiger Backsteinbau von 1562. Am Kirchplatz 1 ist 1661 datiert und das unweit des Rathauses gelegene Haus Nr. 9 mit seinem Glockengiebel entstand 1715. Das nicht zugehörige Rokokoportal wurde allerdings erst 1934 eingefügt, als die zuvor backsteinsichtige Fassade mit einem Verputz versehen wurde.[6] In der nahen Wangerstraße (Nr. 8) steht ein 1650 erbautes Packhaus mit mittig angebrachten Ladeluken. Das Gebäude Wangerstraße 14 (heute Sitz des Verlages Brune-Mettcker), wurde 1823 auf einem Teil des zugeschütteten Stadtgrabens als Stadtwaage und Schankwirtschaft erbaut. Ein besonders stattlicher Bau ist die einstige Löwenapotheke in der Apothekerstraße 1. Das im Kern ältere Haus geht in seiner heutigen Form auf den Apotheker Johann Carl Christian Sprenger zurück, der das südliche Giebelhaus 1798 erwarb und mit dem Nachbarhaus verband. Von dem bereits erwähnten Drostenhaus blieb lediglich das 1756 datierte Portal erhalten, das in den Neubau von Hopfenstraße 2 integriert wurde. Weitere Portale befinden sich Am Kirchplatz 17 (Mitte des 18. Jh.) und an den Häusern Schlossstraße 4 (1754), Wangerstraße 10 (1765) und 13 (1823).[7] Auch außerhalb des befestigten Stadtkernes blieben einige bemerkenswerte Wohnbauten erhalten. An der Schlachstraße 1 liegt das so genannte Haus der Getreuen, das mit einem Sandsteinportal in Rokokoformen ausgestattet ist. Es wurde vermutlich in der ersten Hälfte des 18. Jahrhundert errichtet und vor 1890 im Westen um eine Fensterachse erweitert.[8] Zu den bedeutendsten Bauten des Klassizismus in Jever gehört Mühlenstraße 1, das heute Sitz der Oldenburgischen Landesbank ist. Es wurde um 1850 durch den Kaufmann Diesendorf erbaut und ist mit einem dreiachsigen Mittelrisalit versehen, der durch korinthische Pilaster gegliedert wird.
  • Das Friesische Brauhaus zu Jever braut seit 1848 das nach der Stadt Jever benannte gleichnamige Bier. Die Brauerei beschäftigt mit ihrem modernen Produktionsbetrieb rund 270 Mitarbeiter und füllt pro Stunde ca. 60.000 Flaschen Jever-Bier ab. In den verspiegelten Gärtürmen der Brauerei am Elisabethufer befinden sich fünf Tanks à 240.000 Liter, in denen das Jungbier drei bis vier Wochen vor der Abfüllung bei -1° C gelagert wird. Das Brauhaus bietet nach Voranmeldung Besichtigungen des Produktionsbetriebes unter fachkundiger Führung an. Zur Führung gehört auch ein Gang durch das angeschlossene historische Brauereimuseum. Hier erhält man einen Einblick in den Brauereialltag, wie er vor rund 100 Jahren ablief. 2007 nutzten mehr als 33.000 Gäste die Gelegenheit zur Besichtigung.[9]
  • Kath. Pfarrkirche St. Marien
  • Blaudruckerei
  • Wüppgalgen
  • Prinz, der bronzene Bulle auf dem „Alten Markt“

Museen

  • Schlossmuseum im Schloss Jever
  • Brauereimuseum im Friesisches Brauhaus zu Jever
  • Feuerwehrmuseum

Das Bismarck-Museum der Getreuen von Jever befindet sich seit dem Dezember 2004 in der Wangerstraße in Jever. Das private Museum zeigt eine Ausstellung mit rund 400 Exponaten über den preußischen Reichskanzler Otto von Bismarck und die preußische Geschichte. Unter den Ausstellungsstücken findet man sowohl Stücke aus dem persönlichen Besitz Bismarcks als auch Kunstgegenstände, historische Postkarten und Fotografien sowie Gebrauchsgegenstände aus dem täglichen Leben mit seinem Konterfei. Die Getreuen von Jever führen mit dem Museum eine jeversche Tradition fort, die als Stammtisch jeverscher Bürger im Gasthof „Haus der Getreuen“ begann und darin bestand, Bismarck jährlich zum Geburtstag 101 Kiebitzeier zu schicken. Die Getreuen sind auch heute noch aktiv und treffen sich jährlich zu Bismarck's Geburtstag am 1. April im Gasthof „Haus der Getreuen“, dass gegenüber dem Bismarck-Museum liegt.

Denkmäler

  • Fräulein-Maria-Denkmal
  • Eilhard Mitscherlich Denkmal
  • Friedrich Christoph Schlosser Denkmal

In der Fräulein-Maria-Straße befindet sich das Mahnmal für die im Dritten Reich ermordeten Juden von Jever. Das von dem Oldenburger Künstler Udo Reimann entworfene Mahnmal wurde im September 1996 eingeweiht und zeigt drei Bücherstapel mit großformatigen Bücherbänden. Jeder Band trägt auf dem Buchrücken einen Namen der 67 jüdischen Bürger der Stadt, die die Zeit des Dritten Reichs nicht überlebten.

Brunnen

Der Sagenbrunnen am „Alten Markt“ wurde 1995 von Bonifatius Stirnberg aus Aachen entworfen und gebaut. Der Brunnen zeigt Figuren aus fünf regional bekannten Sagen. Zu sehen ist das Frl. Maria von Jever, die der Sage nach nicht starb, sondern durch einen unterirdischen Gang beim Schloss Jever verschwand und irgendwann wiederkehren soll. Eine weitere Figurengruppe zeigt den Grafen Anton-Günter von Oldenburg mit seinem Apfelschimmel „Kranich“. Das Lieblingspferd des Grafens soll ihm das Leben gerettet haben, als bei einem Ausritt der beiden zur Insel Wangerooge dichter Nebel aufkam und der Graf die Orientierung verlor. Trotz gefährlich steigender Flut brachte das Pferd den Grafen wieder sicher ans Festland. Der große, weiße Scheeper Hase stieß angeblich nicht ganz nüchterne Bauern in den Graben. Das Hexenschiff zeigt zwei Hexen aus dem benachbarten Butjadinger Land, die der Sage nach mit Milchsieb als Boot und Kuhrippen als Ruder nach ihr Unwesen bei den Fischer des Jeverlandes trieben. Die Gudrunsage aus dem 9. Jahrhundert berichtet vom dänischen Sänger Horand, der gen „Givers“ auf dem Sande ritt. Dies ist angeblich die erste Nennung von Jever.

Der Brillenbrunnen ist der Mittelpunkt des „Klön-Hoffs“, einem kleinen historischen Platz zwischen Schlachtstraße und dem Kattrepel. Der Brunnen steht auf einer ehemaligen Jeverschen Pütt, die 1986 bei Bauarbeiten freigelegt wurde. Auf Initiative des angrenzenden Brillenfachgeschäfts entstanden Idee und Realisierung von Platz und neuem Brunnen. Die Einweihung erfolgte fünf Jahre später am 30. Mai 1991. Zur Einweihung plätscherte statt Wasser echtes Jever Pilsener Bier durch den Brunnen.

Weitere Brunnen sind der Kiebitzbrunnen sowie der Kosakenbrunnen.

Parks und Grünanlagen

Das Stadtbild von Jever wird stark durch fünf Graften geprägt, die den historischen Stadtkern umgeben. Die Anlage der ursprünglich ringförmigen Graft erfolgte 1536 zusammen mit der Anlage von Erdwällen zur Sicherung der gerade neu ernannten Stadt. Über drei hölzerne Stadttore mit davorliegenden Brücken könnten diese Sicherungsanlage passiert werden. Später wurden die Erdwälle beseitigt und anstatt der Tore mit ihren Brücken füllte man die dort liegenden Graften zur Überquerung mit Erde auf. So entstanden aus der Ringgraft die heute verbliebenen fünf getrennten Graften Duhmsgraft und Pferdegraft am Elisenbethufer, Blankgraft am Von-Thünen-Ufer, die Prinzengraft beim Kreisamtsgebäude sowie die Schlossgraft rund um das Schloss Jever. Heute bilden die Graften mit ihren gepflegten Grünanlagen und dem jahrhundertealtem Baumbestand einen grünen Ring um die historische Altstadt und laden zum Spazierengehen und Verweilen ein.

Theater

Jever ist Spielort der Landesbühne Niedersachsen Nord, die über das Jahr verteilt etwa zehn Inszenierungen in der Stadt präsentiert. Nachdem die unzulänglichen Bühnenverhältnisse die Bespielung des Concerthauses mit größeren Bühnenbildern ab den siebziger Jahren nicht mehr zuließen, wurde das Theater am Dannhalm mit 352 Sitzplätzen eigens als Spielstätte für die Landesbühne konzipiert.

Bildtafel: Bauwerke und Denkmäler

Religionen

Evangelische Kirchen

Katholische Kirche

Die katholischen Kirchengemeinden in Jever, Schortens und Wangerland (Schillig) wurden am 3. Juni 2007 zusammengelegt.

Andere Religionsgemeinschaften

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Januar: Am Montag nach Heilige Drei Könige wird das Püttbierfest gefeiert.
  • Frühjahr: Traditioneller „Kiewittmarkt“ mit verkaufsoffenen Sonntag
  • August: Altstadtfest
  • Oktober: „Brüllmarkt“, Jevers großer Vieh- und Landwirtschaftsmarkt mitten in der Stadt

Medien

In der Brune-Mettcker Druck- und Verlagsgesellschaft mbH erscheint die Tageszeitung Jeversches Wochenblatt, eine der ältesten noch existierenden Tageszeitungen Deutschlands. Die Nordwest-Zeitung unterhält in Jever eine lokale Redaktion, die für die Artikel der Friesland-Ausgabe der Nordwest-Zeitung „Jeverland-Bote“ verantwortlich ist. Der Rundfunksender Radio Jade betreibt in der Großen Wasserpfortstraße ein Außenstudio, aus dem regelmäßig das „Friesland-Magazin“ gesendet wird.

Bildung

  • Grundschulen
    • Paul-Sillus-Schule
    • Grundschule Harlinger Weg
    • Grundschule Cleverns
  • Kindertagesstätten
    • Kindergarten Ammerländer Weg
    • Kindergarten Klein Grashaus
    • Kindergarten Lindenallee
    • Kindergarten Steinstraße
    • Kindergarten Moorwarfen
    • Kindergarten Sandelermöns
  • Kreisschulen
    • Kreisvolkshochschule Friesland (Außenstelle Jever)
    • Kreismusikschule Friesland
    • Kreissportschule Friesland (in der Paul-Sillus-Schule)

Wirtschaft

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

Die Ehrenbürgerschaft ist die höchste von der Stadt Jever vergebene Auszeichnung für eine Persönlichkeit, die sich in herausragender Weise um das Wohl oder Ansehen der Stadt verdient gemacht hat. Jever hat die Ehrenbürgerschaft an folgende Persönlichkeiten verliehen:

  • Karl Fissen, Dr. phil., Studienrat, Heimatforscher, 1968 Ehrenbürger
  • Hein Bredendiek, Lehrer, Maler, plattdeutscher Schriftsteller, 1986 Ehrenbürger

Söhne und Töchter der Stadt Jever

Persönlichkeiten, die mit Jever verbunden sind

Literatur

  • Jeverländischer Altertums- und Heimatverein: Ein Blick zurück. Beiträge zur Geschichte des Jeverlandes. C.L.Mettcker & Söhne, Jever 1986
  • Karl Fissen: Das alte Jever. Urkunden, Urteile, Schilderungen und Bilder. Jever 1981
  • Karl Fissen: Tausend Jahre Jever – 400 Jahre Stadt. Oldenburg 1936
  • Karl Fissen: Jever – Volkskundliches aus einer kleinen Stadt und ihrer Landschaft. Jever 1960
  • Ingo Hashagen und Klaus Andersen: Jever – Die friesische Residenzstadt Sutton Verlag, Erfurt 2007, ISBN 978-3-86680-224-7
  • Wolfgang Koppen: Kluge Köpfe aus dem Jeverland, Brune-Mettcker, Jever 2003, ISBN 3-87542-045-4
  • Werner Menke: Denkmäler in Jever., Verlag Hermann Lüers, Jever 2007, ISBN 978-3-9812030-1-1
  • F. Orth, B. Müller-Schlombs, W. Trumpf: Jever – so alt und so neu. Jever 2004, ISBN 3-87542-049-7
  • Hartmut Peters (Hrsg.): Verbannte Bürger, die Juden aus Jever, Nr. 19 der Schriftenreihe des Jeverländischen Altertums- und Heimatvereins e. V., Jever 1984
  • Antje Sander (Hrsg.): Das Fräulein und die Renaissance. Maria von Jever 1500 – 1575. Isensee Verlag, Oldenburg 2000, ISBN 3-89598-711-5
  • Bernhard Schönbohm: Bekannte und berühmte Jeverländer, C. L. Mettcker & Söhne, Jever 1981
  • Carl Woebcken: Jever – Stadt der Kunst, Sage und Geschichte. Jever 1977
  • Carl Woebcken: Jeverland. Gewesenes und Gebliebenes. In: Heft 8 der Mitteilungen des Jeverländischen Altertums- und Heimatvereins Jever. o. J.
  • Werner Meiners / Hartmut Peters: Jever. In: Herbert Obenaus (Hrsg. in Zusammenarbeit mit David Bankier und Daniel Fraenkel): Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen. Wallstein, Göttingen 2005, S. 908-928, ISBN 3-89244-753-5

Einzelnachweise

  1. Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus 2022, Stand 31. Dezember 2023 (Hilfe dazu).
  2. Karl Fissen: Jever. Volkskundliches aus einer kleinen Stadt und ihrer Landschaft, Jever 1960, S.7f
  3. Wappenbeschreibung auf dem Internetauftritt der Stadt Jever
  4. Siehe hierzu: Stadt Jever (Hg.): Das Rathaus zu Jever. Jever 1965, Seite 12. Dehio (Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Bremen - Niedersachsen, München/Berlin 1992) erwähnt lediglich, dass die Fassade bis auf das Erdgeschoss abgetragen wurde. Diese Angaben sind jedoch falsch.
  5. Siehe Asche: Das Bürgerhaus in Oldenburg, Tübingen 1982, Seite 171
  6. Asche: Das Bürgerhaus in Oldenburg, Seite 160
  7. Angaben nach Georg Dehio: Bremen/Niedersachsen, München/Berlin 1992, Seite 787
  8. Angaben nach Asche: Das Bürgerhaus in Oldenburg, Tübingen 1982, Seite 160
  9. Pressemitteilung des Friesischen Brauhaus zu Jever vom 12. März 2008
Commons: Jever – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien