Le Corbusier
Le Corbusier, eigentlich Charles Edouard Jeanneret(-Gris) (* 6. Oktober 1887 in La Chaux-de-Fonds im schweizer Kanton Neuenburg, † 27. August 1965 nahe Roquebrune-Cap-Martin bei Monaco) war ein französisch-schweizer Architekt, Architekturtheoretiker, Stadtplaner, Maler und Bildhauer.
Le Corbusier ist einer der bedeutendsten und einflussreichsten Architekten des 20. Jahrhunderts, dessen Ideen zum Teil aber auch umstritten waren und sind. Sein Pseudonym Le Corbusier, der Name seines Großvaters, nimmt er an, als er sich 1917 mit 29 Jahren endgültig in Paris niederläst. Eines seiner Markenzeichen ist seine Brille mit einem dicken, runden, schwarzen Rahmen.
Leben
Herkunft, Lehr- und Wanderjahre, Anfänge als Architekt und Künstler (1900-1917)
Charles Jeanneret enstammte einer weitverzweigten Familie (der Zusatz Gris dient zur Kennzeichnung des Familienzweiges). Sein Vater ist ein Emaillierer von Uhrengehäusen, der in der Uhrenindustrie seiner Heimatstadt arbeitet, seine Mutter Pianistin und Musiklehrerin.
Im Jahre 1900 beginnt er eine Lehre als Graveur in der Kunstgewerbeschule École d’Art in La Chaux-de-Fonds. Unter dem Einfluss seines Lehrers Charles L’Eplattenier wendet er sich der Malerei und der Architektur zu, wobei er zunächst mehr der ersteren zuneigt. Künstlerisch ist er zu dieser Zeit von der Art Nouveau beeinflusst.
1905 führt er in La Chaux-de-Fonds seine erste archtektonische Arbeit aus, ein Haus für ein Mitglied der Kunstgewerbeschule. Bis 1916 folgen weitere Bauten, die aber alle noch nicht Le Corbusiers spätere, typische Handschrift tragen und von ihm später auch nicht ins Verzeichnis seiner Werke aufgenommen werden.
1907 unternimmt er seine erste Reise, bei der wie bei den noch folgenden das Studium (einschließlich der Anfertigung Zeichnungen von) historischer und zeitgenössischer Architektur im Mittelpunkt steht. Er bereist Norditalien, besucht Budapest und Wien. In Wien schließt sich ein sechs Monate langer Aufenthalt beim Architekten und Wortführer der Wiener Secession, Josef Hoffmann, an. Dort lernt er auch die Theorien von Adolf Loos kennen.
1908 folgt ein erster Parisaufenthalt. Dort arbeitet er 15 Monate (bis Ende 1909) im Atelier von Auguste Perret, dem Pionier des Bauens mit Eisenbeton. In diese Zeit fällt auch der Besuch bei Tony Garnier in Lyon, einem weiteren Architekten, der starken Eindruck auf ihn macht.
1910 besucht er im Auftrag seiner Schule École d’Art Deutschland, um dort die Kunstgewerbebewegung (Deutscher Werkbund, Deutsche Werkstätten) zu studieren. Dabei kommt es zu einem fünfmonatigen Aufenthalt im Atelier von Peter Behrens. Dort trifft u.a. auf Walter Gropius und Mies van der Rohe. In Berlin macht er auch Bekanntschaft mit dem Werk Frank Lloyd Wrights, das zu dieser Zeit in Europa das erste Mal diskutiert wird.
1911 unternimmt er mit einem Freund eine zweite größere Reise, die ihn von Wien donauabwärts nach Budapest und von dort nach Rumänien, in die Türkei (u.a Konstantinopel), nach Griechenland (u.a. Berg Athos, Athen) und weiter nach Neapel, Pompeji, Rom, Florenz in Italien führt.
1912 und im Folgejahr lehrt er an der ein Jahr zuvor von seinem Lehrer L’Eplattenier gegründeten „Neuen Abteilung“ der École d’Art Architektur und Inneneinrichtung. In Paris werden im Rahmen des Herbstsalons einige der Aquarelle, die er auf seinen Reisen gemalt hat, ausgestellt.
1914 wird er Leiter einer Abteilung der École d’Art. Er erhält ein Patent auf das Bausystem „Dom-ino“ zur industriellen Serienfertigung von Häusern in Stahlbeton-Skelettbauweise aus vorfabrizierten Teilen.
1917 verlegt er seinen Wohnsitz und damit seien Arbeitsmittelpunkt endgültig nach Paris und nimmt dort sein Pseudonym Le Corbusier an. Er lernt den Maler Amédée Ozenfant kennen, mit dem sich in den folgenden Jahren eine künstlerische Zusammenarbeit ergibt.
L’Esprit Nouveau und Purismus (1918-1940)
In Paris verlegt Le Corbusier sich zunächst auf die Malerei, begleitet von einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Kubismus. 1918 entstehen erste Ölbilder (Stillleben) und er stellt gemeinsam mit Ozenfant aus. Beide veröffentlichen zu ihrer ersten Ausstellung mit Après le Cubisme (Nach dem Kubismus) ihr Manifest für eine neue Kunst, den Purismus, dessen Prinzipien auch in seine Architektur einfließen: die rationale Komposition des Bildes/Bauwerkes aus elementaren geometrischen Formen, Vermeidung nur dekorativer Effekte.
Um ihre Ideen zu Malerei und Architektur an die Öffentlichkeit zu verbreiten, gründen sie 1920 gemeinsam mit Paul Dermée die Zeitschrift L’Esprit Nouveau. Le Corbusier beginnt mit der Entwicklung des so genannten Citrohan-Haus für den Serienbau. Dieser Haustyp - quaderförmiger Baukörper mit tragenden Seitenwänden - erfüllt zum großen Teil die Fünf Prinzipien, die er in seinen Schriften aufgestellt hatte:
- das Haus wird auf Pfosten (Pilotis) gestellt, der Boden unter ihm bleibt frei (erst im zweiten Entwurf von 1922 vorgsehen)
- ein Garten auf dem flachen Dach
- Freier Grundriss; da das Haus durch die Säulen des Stahlbetonskeletts im Inneren getragen wird, können Zwischenwände für jede gewünschte Raumteilung eingezogen werden
- von allen tragenden Elementen befreite Fassade, die nun nach Belieben gestaltet werden kann
- lange Fensterbänder für gleichmässige Beleuchtung
1922 gründen Le Corbusier und sein Vetter Pierre Jeanneret gemeinsam ein Architekturbüro, diese Partnerschaft dauert bis 1940. Realisiert werden in den 1920er Jahren fast ausschließlich Wohnhäuser, die nach dem „Dom-ino“-System errichtet werden. In diesem Jahr tritt er mit einem Konzept für eine Stadt für drei Millionen Einwohner („Ville Contemporaine“) als Stadtplaner im Herbstsalon hervor.
1923 gibt er sämtliche seiner Artikel aus L’Esprit Nouveau unter dem Titel Vers une Architecture als Buch heraus.
1925 wird L’Esprit Nouveau eingestellt, es kommt zum Bruch mit Ozenfant. Auf der Internatinalen Kunstgewerbeausstellung in Paris zeigt er seinen Pavillon de L’Esprit Nouveau als Grundbaustein eines Villenblocks, einer „geschlossenen Siedlung in Wabenform“. Der Plan Voisin für die städteplanerische Neugestaltung von Paris wird vorgstellt.
1927 gewinnt er den Wettbewerb für das Gebäude des Völkerbundes in Genf, sein Plan wird aber im folgenden nicht realisiert. Verwiklicht dagegen wird werden seine Entwürfe zweier Häuser für die Mustersiedlung „Weißenhof“ in Stuttgart nach den Fünf Prinzipien. Eines der beiden Gebäude ist die erste Realisation des Citrohan-Haustyps.
1928 ist Le Corbusier Gründungsmidglied des Congrès Internationaux d’Architecture Moderne (CIAM).
1930 nimmt Le Corbusier die französische Staatsangehörigkeit an und heirat Yvonne Gallis.
1931 nimmt er am internationalen Wettbewerb für den Sowjet-Palast in Moskau teil.
1933 ist er federführend verantwortlich bei der Verabschiedung der Charta von Athen auf dem IV. CIAM-Kongreß in Athen
1935 unternimmt er seine erste Reise in die USA. Unter dem Titel La Ville radieuse wird ein weiteres städtebauliches Konzept erarbeitet.
1943 veröffentlicht er die Charta von Athen
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Werke
Seine bekanntesten Werke sind
- 1927 - Zusammen mit Pierre Jeanneret zwei Häuser in der Weißenhofsiedlung in Stuttgart
- 1928 - Villa Savoye in Poissy-sur-Seine, Frankreich
- 1945 - Unité d'Habitation in Marseille, Frankreich
- 1950 - Wallfahrtskirche Notre Dame du Haut in Ronchamp, Frankreich
- 1952-1959 - Regierungsgebäude in Chandigarh, Indien
- 1961 - Carpenter Visual Arts Center der Harvard University, Cambridge (Massachusetts)