Peter Kreisky
Peter Kreisky (* 8. Mai 1944 in Stockholm; † 27. Dezember 2010 auf Mallorca) war ein österreichischer Sozialwissenschaftler.
Leben
Der Sohn des sozialdemokratischen Spitzenpolitikers Bruno Kreisky engagierte sich früh selbst in der sozialdemokratischen Bewegung, bereits 1959 trat er dem Verband Sozialistischer Mittelschüler (VSM) bei. Bei einer Tagung der IUSY 1962 stimmte Kreisky als einziger österreichischer Vertreter entgegen der Parteilinie gegen den von den SPD-Jugendorganisationen beantragten Ausschluss des SDS, was ihm eine Rüge des damaligen SJÖ-Obmanns Heinz Nittel eintrug.[1]
Kreisky engagierte sich bei den sozialistischen Studenten des VSStÖ, wo er zum linken Flügel zählte. Im Jahr 1965 wurde er zum Obmann des VSStÖ Wien gewählt.[2]
In den 1970er und 1980er Jahren war Kreisky auch bei zahlreichen Basis- und Bürgerinitiativen aktiv und organisierte Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg, gegen das Kernkraftwerk Zwentendorf und gegen Kurt Waldheim, „[…] die der Regierung [Bruno] Kreisky wenig Freude bereitete[n]“.[3] Der an der Universität Wien promovierte Jurist arbeitete seit 1973 in der Wirtschaftswissenschaftlichen Abteilung der Arbeiterkammer Wien unter Eduard März, Ferdinand Lacina und Günther Chaloupek und war in dieser Position hauptsächlich mit regionalpolitischen Fragen befasst. Er nahm dabei allerdings weiterhin auch kritisch und persönlich zu aktuellen Themen Stellung und geriet dabei immer wieder in ein gewisses Spannungsverhältnis zu seinem Vater. Anfang der 1980er-Jahre sollte Kreisky nach dem Erfolg der Bürgerinitiative gegen die Verbauung der Steinhof-Gründe zusammen mit einer Reihe anderer Kritiker der Wiener Kommunalpolitik aus der SPÖ ausgeschlossen werden; aufgrund des Widerstands führender Funktionäre wie Erwin Lanc und Edgar Schranz letztlich wurde „diese kleine Säuberungsaktion“ jedoch abgeblasen.[1]
Der mit der Politologin Eva Kreisky verheiratete Sozialwissenschafter griff gerne auf das ihm wohl vertraute Beispiel des schwedischen Wohlfahrtsstaates zurück. Kreisky gehörte zu den bekanntesten Akteuren der schmalen österreichischen 68er-Bewegung. Seine politische Hoffnung war es stets, dass letztlich Sozialdemokraten, Grüne und Christlichsoziale in einer breiten Bewegung für gesellschaftliche Reformen zueinander finden können.
Kreisky war Mitglied der unabhängigen, internationalen Jury zur Vergabe des Bruno Kreisky-Preises für Menschenrechte in der Funktionsperiode 2005–2010[4], Beirat im Bruno Kreisky Forum für internationalen Dialog[5], sowie Vorstandsmitglied im Republikanischen Club - neues Österreich[6] und Vizepräsident der Gesellschaft Österreich-Vietnam[7].
Peter Kreisky starb am 27. Dezember 2010 bei einer Wanderung im Tramuntana-Gebirge auf Mallorca.[8]
Publikationen (Auswahl)
- Dezentralisierung und regionalpolitische Entwicklung in Schweden. In: Wirtschaft und Gesellschaft: Wirtschaftspolitische Zeitschrift der Kammer für Arbeiter und Angestellte für Wien. Wien 1988, S. 125 ff.
- Alte Faschisten und neue Machtpolitik. In: Martina Kirfel, Walter Oswalt (Hrsg.): Die Rückkehr der Führer: Modernisierter Rechtsradikalismus in Westeuropa. Europaverlag, Wien/Zürich 1989, ISBN 3-203-51086-3, S. 260 ff.
- Industriestruktur und -entwicklung in den österreichischen Bundesländern. Kammer für Arbeiter und Angestellte für Wien, Wien 1992 (Materialien zu Wirtschaft und Gesellschaft. Bd. 47).
- Österreichische Regionalpolitik im Verhältnis zur regionalen Strukturentwicklung. Kammer für Arbeiter und Angestellte für Wien, Wien 1993 (Materialien zu Wirtschaft und Gesellschaft. Bd. 51).
- Bruno Kreisky: Mensch, Vater, Politiker. In: Werner Gatty (Hrsg.): Die Ära Kreisky: Österreich im Wandel 1970–1983 Studien-Verlag, Innsbruck/Wien 1997, ISBN 3-7065-1195-9, S. 47 ff.
- (mit Silvio Lehmann) Die Republik und die Bomben. In: Wolfgang Purtscheller, Markus Kemmerling, Vaćlav Kopecky: Delikt Antifaschismus: Briefbombenterror in Österreich und Kriminalisierungskampagnen von rechts. Elefanten Press, Berlin 1998, ISBN 3-88520-680-3, S. 181 ff.
- Kreisky & Kreisky. In: Franz Richard Reiter (Hrsg.): Wer war Bruno Kreisky? Ephelant, Wien 2000, ISBN 3-900766-14-2, S. 141 ff.
- Für eine neue Gewerkschaftspolitik unter veränderten Bedingungen. In: Annemarie Kramser: Die neuen Herausforderungen: Neue Fragen, neue Bedingungen – Die Zukunft der Sozialpolitik. Verlag des Österreichischen Gewerkschaftsbundes, Wien 2000, ISBN 3-7035-0835-3, S. 122 ff.
- Linksozialismus und „Neue Linke“. Zwischen Scylla und Charybdis im „Kalten Krieg“. In: Raimund Löw (Hrsg.): Die Fantasie und die Macht. Czernin-Verlag, Wien 2006, ISBN 978-3-7076-0224-1, S. 349–380.
- Two „welfare states“: Austria and Sweden Caught between Neo-liberalism (Conservatism) & Right-Wing Populism. In: Oliver Rathkolb (Hrsg.): Sweden – Austria: Two roads to neutrality and a modern welfare state. Lit-Verlag, Wien 2008, ISBN 978-3-7000-0835-4, S. 77 ff.
- Am Beispiel Zwentendorf: Der notwendige Spagat zwischen Ökologie und sozialer Gerechtigkeit. In: Heimo Halbrainer (Hrsg.): Kein Kernkraftwerk in Zwentendorf! 30 Jahre danach. Verlag Publication PN°1, Weitra 2008, ISBN 978-3-85252-930-1, S. 301 ff.
Weblinks
- Jury des Bruno Kreisky-Preises für Menschenrechte
- Tschechischer Rundfunk: Mao, Marx und Moskau: Der ungleiche Aufbruch von 1968, Radiointerview zum Prager Frühling, 18. Juni 2007
Einzelnachweise
- ↑ a b Peter Kreisky: Linksozialismus und „Neue Linke“. Zwischen Scylla und Charybdis im „Kalten Krieg“. In: Raimund Löw (Hrsg.): Die Fantasie und die Macht. Czernin-Verlag, Wien 2006, ISBN 3-7076-0224-(?!), S. 349–380.
- ↑ Sigrid Nitsch: Die Entwicklung des allgemeinpolitischen Vertretungsanspruches innerhalb des Verbandes Sozialistischer StudentInnen Österreichs (VSStÖ) in Wien im Zeitraum von 1965 bis 1973. Wien Dezember 2004, S. 59 (PDF, ca. 2,6 MB [abgerufen am 21. Dezember 2009] Diplomarbeit).
- ↑ Kurier Gesamtausgabe: Bruno Kreisky: Vor 25 Jahren endete eine Ära (PDF), 27. April 2008, S 2. Vorgehalten auf androsch.com. Abgerufen am 21. Dezember 2009
- ↑ Jury für den Bruno Kreisky Preis für Verdienste um die Menschenrechte
- ↑ http://www.kreisky-forum.org/web_deutsch/vorstand.htm
- ↑ http://www.repclub.at/?page_id=16
- ↑ http://www.vietnam.or.at
- ↑ Peter Kreisky ist tot im Standard vom 27. Dezember 2010
Personendaten | |
---|---|
NAME | Kreisky, Peter |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Sozialwissenschaftler |
GEBURTSDATUM | 8. Mai 1944 |
GEBURTSORT | Stockholm |
STERBEDATUM | 27. Dezember 2010 |
STERBEORT | Mallorca |