Anrede
Die Anrede ist der Namenszusatz bei der Ansprache an eine Person oder Personengruppe. Während in hierarchischen Organisationen (beispielsweise Armee) oder nichtdemokratischen Staaten Anreden fest vorgeschrieben sind, sind Anreden in einer Demokratie eine reine Höflichkeitsbekundung vor den Leistungen des Erwerbs eines akademischen Grades oder eines Amtes. Die Anrede in feudalistischen oder diktatorischen Staaten wurde zur Machtzementierung benutzt (Fürst, Graf, Führer, Generalsekretär). Im Gegensatz dazu steht eine einheitliche Anrede für jedes Mitglied für den Versuch die Gleichheit aller Menschen darzustellen (Bürger, Genosse, Herr/Frau). Mit der Anrede können früher wie heute subtile Botschaften übermittelt werden (beispielsweise Herr Schröder vs. Herr Bundeskanzler). In Österreich ist die Benutzung von akademischen oder Ämtertiteln in der Anrede fast schon Pflicht, in Deutschland nur noch üblich. Adelstitel sind in Österreich verboten, in Deutschland als Nachnamenszusatz erlaubt, werden aber in der Regenbogenpresse und von dezidierten Monarchisten gerne fälschlicherweise verwendet.
Im Folgenden eine Auflistung von Anreden:
==Diplomatische Corps== (gemäß Internationalem Protokoll)
Titel, Rangbezeichnung | persönliche Anrede |
---|---|
Botschafter, Gesandter | Exzellenz oder Eure Exzellenz |
Apostolischer Nuntius | Exzellenz oder Eure Exzellenz |
Botschaftsrat, Gesandtschaftsrat | Herr/Frau Botschaftsrat (Gesandschaftsrat usw.) |
Botschaftssekretär, Gesandschaftssekretär | Herr/Frau Botschaftssekreträr, Gesandschaftssekretär |
Nur der Botschafter eines ausländischen Staates hat Anrecht auf die Anrede „Exzellenz“. Trifft man im Ausland den Botschafter seines eigenen Landes, so lautet die Anrede „Herr/Frau Botschafter“.
Würdenträger der römisch-katholischen Kirche
Titel, Rangbezeichnung | persönliche Anrede |
---|---|
Papst | Eure Heiligkeit oder Heiliger Vater |
Kardinal | Eure Eminenz |
Bischof, Erzbischof, Weihbischof | Eure Exzellenz bzw. (Erz-)Bischöfliche Gnaden |
Monsignore | Monsignore |
Pfarrer | Herr Pfarrer oder Hochwürden |
Abt | Herr Abt oder Hochwürdigster Herr Abt |
Prälat | Herr Prälat oder Hochwürdigster Herr Prälat |
Nonne | Ehrwürdige Schwester |
Die Anrede „Heiliger Vater“ für den Papst wird dabei von Katholiken, „Eure Heiligkeit“ von Nichtkatholiken bevorzugt.
Anreden außerhalb der Katholischen Kirche und von Würdenträgern anderer Religionen:
Die Anrede „Heiligkeit“ wird zum Beispiel auch für folgende kirchliche Würdenträger gebraucht: der Patriarch von Moskau und ganz Russland (Russisch-Orthodoxe Kirche), der serbische Patriarch (Serbisch-Orthodoxe Kirche), der Patriarch der Bulgarisch-Orthodoxen Kirche, der höchste Patriarch und Katholikos aller Armenier und der Katholikos des Heiligen Stuhls des Großen Hauses von Cilicia (beide Armenische Kirche), der Papst der Kopten, der Fürstpatriarch von Antiochien und dem ganzen Osten (Universale Syrisch-Orthodoxe Kirche), der Patriarch des Katholischen Patriarchat des Großen Hauses von Cilicia (Armenisch-Katholische Kirche) und der Katholikos-Patriarch der Kirche des Ostens (Apostolische Katholisch Assyrische Kirche des Ostens). Schließlich wird auch der Dalai Lama mit Heiligkeit angesprochen.
Der Ökumenische Patriarch wird mit „Eure Allerheiligkeit“ angesprochen.
Die Anrede „Eure Seligkeit“ erfahren beispielsweise der Papst und Patriarch von Alexandria und ganz Afrika (Patriarchat von Alexandria), der Patriarch von Antiochia (Patriarchat von Antiochia), der Erzbischof von Athen und ganz Griechenland (Griechisch-Orthodoxe Kirche), die Armenischen Patriarchen von Jerusalem und Konstantinopel (Armenische Kirche), der Maronitische Patriarch von Antiochien und dem ganzen Osten (Maroniten) und der Lateinische Patriarch von Jerusalem.
Das Oberhaupt der Georgisch-Orthodoxen Kirche, der Erzbischof von Mtskheta-Tbilissi und Katholikos-Patriarch von ganz Georgien, wird schließlich mit „Eure Heiligkeit und Seligkeit“ angesprochen.
Adelshäuser in Deutschland
Ehemalige Titel, Rangbezeichnung | persönliche Anrede |
---|---|
Prinz, Herzog, Fürst, Graf | Prinz (von) ... etc.; niemals Herr Prinz. |
Freiherr/Freifrau | Baron (von) ... oder Herr/Frau (von) ..., niemals Herr Baron. |
niedriger Adel | Hochwohlgeboren |
übriger ehemaliger Adel | Herr/Frau von ..., Frau von ... |
Anmerkung: Auf Anreden wie „Durchlaucht“ sowie Anrede in der dritten Person besteht in Deutschland grundsätzlich kein Anspruch mehr. Ehemalige Adelstitel gelten heute als Bestandteil des Namens. Früher galt: Bei der persönlichen Anrede des Freiherrn (Baron) und Grafen entfiel das „von“ bzw. das „zu“. Beispiel „Graf Lambsdorff“. In der schriftlichen Anrede spielte die Hierachie eine entscheidende Rolle. Abwärts wie seitwärts in der Hierachie entfielen grundsätzlich in der persönlichen Anrede alle Zusätze wie „von“, häufig aber auch die Titel selbst. Ein Graf, beispielsweise „Graf Lambsdorff“, wurde einem anderen gleich- oder höhergestelltem Adeligen als „Otto Lambsdorff“ vorgestellt. In der schriftlichen Anrede wurde allgemein nicht von der formalen Form abgewichen. Fürsten und Herzöge wurden allgemein als gleichrangig eingestuft, wobei die Frage nach dem Haus eine Rolle spielte.
Umgang mit ehemaligen Adelstiteln heutzutage
Das „von“:
Der Name: Friedrich von Sachsenhausen
Briefanschrift | Herrn Friedrich von Sachsenhausen |
Briefanrede | Sehr geehrter Herr von Sachsenhausen |
Karteiname (lexikalischer Name) | Sachsenhausen, von (richtiger: von Sachsenhausen) |
Anrede | Herr von Sachsenhausen |
Gästeliste | Herr Fritz von Sachsenhausen |
Der Umgang mit dem ehemaligen Titel (auch Graf, Prinz, etc.) am Beispiel des „Freiherrn“:
Der Name: Friedrich Freiherr von Sachsenhausen
Briefanschrift | Herrn Friedrich Freiherr von Sachsenhausen |
Briefanrede | Sehr geehrter Herr Freiherr von Sachsenhausen |
Karteiname | Freiherr von Sachsenhausen |
Anrede | Baron von Sachsenhausen |
Fremdvorstellung | Baron von Sachsenhausen |
===Ausländische Adelshäuser=== (Abweichungen werden jeweils von Staats- bzw. Hausprotokoll geregelt)
Titel, Rangbezeichnung | persönliche Anrede |
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Kaiser | Majestät |
König | Majestät |
Prinz (aus kaiserlichem Haus) | Kaiserliche Hoheit (dritte Person) |
Prinz (aus regierendem Haus) | Königliche Hoheit (dritte Person) |
Großherzog (aus regierendem Haus) | Königliche Hoheit |
Herzog | Hoheit |
Fürst | Durchlaucht |
Prinz (aus fürstlichem Haus) | Durchlaucht |
Graf | Graf (von) ... |
Baron | Baron (von) ... |
vgl. Adelstitel und Genealogisches Handbuch des Adels
Universitäten, Hochschulen
Titel, Rangbezeichnung | persönliche Anrede |
---|---|
Rektor | (Eure) Magnifizenz oder Herr/Frau Rektor |
Dekan | (Eure) Spektabilität (Professoren sagen Spektabilis) oder Herr/Frau Dekan |
erworbene, akademische Titel
Titel | persönliche Anrede |
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Dr. | Herr/Frau Doktor ... |
Dipl.-Ing., Dipl.-Kfm. etc. | Herr/Frau ... |
sonstige öffentlichen Ämter
Bei der Anrede von Trägern anderer öffentlicher Ämter und Funktionen, Würdenträgern der evangelischen Kirche, der jüdischen Gemeinde und oben nicht genannter Würdenträger der katholischen Kirche sowie Trägern von Ämtern bei Gericht, an Hochschulen und in der Wirtschaft wird in der Regel einfach ein Herr bzw. Frau vor den Titel gesetzt.
Die Inhaber hoher öffentlicher Ämter ausländischer Staaten (i. d. R. Staatsoberhäupter, sofern diese nicht Monarchen sind, und deshalb Anrecht auf eine andere Anrede haben, Regierungschefs und sonstige Mitglieder der Regierung) erhalten zumindest im schriftlichen Gebrauch ebenfalls oft den Exzellenzentitel. Gleiches gilt für deutsche Amtsträger, soweit sie ein Ausländer anschreibt (ein Franzose könnte also einen Brief an „Seine Exzellenz den Herrn Bundespräsidenten“ richten, ein Deutscher schreibt nur „Herr Bundespräsident“).
Beispiele
- Herr Bundespräsident
- Herr Bundeskanzler
- Herr Ministerpräsident
- Herr Minister
- Herr Senator
- Herr Staatssekretär
- Herr Abgeordneter
- Herr Bürgermeister
- Herr Landrat
bei Gericht
- Herr Präsident
- Herr Vorsitzender, nicht „Euer Ehren”
- Herr Anwalt oder Herr ...
der Kirche
- Herr Bischof
- Herr Dekan
- Herr Propst
- Herr Dompropst
- Herr Pfarrer (Pastor, Vikar etc.)
an Hochschulen (wo Gleichgestellte den Titel nicht benutzen)
- Herr Professor
- Herr Doktor
in der Wirtschaft
- Herr Präsident
- Herr Direktor
Ebenso natürlich die jeweiligen weiblichen Formen.
Anmerkung: Bei staatlichen Titeln (Bundeskanzler, Minister etc.) werden akademische sowie Adelstitel nicht berücksichtigt. In der Schriftform werden vereinzelt die akademischen Titel berücksichtigt.
Militär
Bei der Bundeswehr besteht die Anrede aus Herr bzw. Frau plus dem Dienstgrad. Militärische Dienstgrade nehmen niemals die feminine Form an.
Beispiele:
- Herr Leutnant
- Frau Oberfeldwebel
- Frau Hauptmann
Ausnahmen:
- Alle Generäle und Admirale werden immer mit Herr General / Frau General bzw. Admiral angesprochen.
- Sanitätsoffiziere im Generalsrang werden immer mit Herr Generalarzt bzw. Frau Generalarzt angesprochen, Marine-Sanitätsoffiziere im Admiralsrang entsprechend mit Herr/ Frau Admiralarzt..
- Alle Stabsoffiziere der Marine (Korvettenkapitän, Fregattenkapitän und Kapitän zur See) werden mit Herr Kapitän / Frau Kapitän angeredet.
- Bei Marinedienstgraden, die den Zusatz zur See (z.S., beispielsweise Leutnant z.S.) enthalten, wird dieser in der direkten Anrede weggelassen.
- Dienstgradzusätze, die die Laufbahn anzeigen (d.h. (OA), (UA), (FA), (BA), (mbL)), werden in der mündlichen, nicht aber in der schriftlichen Anrede weggelassen.
Siehe auch: Dienstgrade in der Bundeswehr