Elvira Fölzer
Elvira Fölzer (* 26. Juni 1868 in Wandsbek; † 1938 oder 1939 in Berlin) war eine deutsche Klassische Archäologin.
Elvira Fölzer wurde in eine großbürgerliche Hamburger Kaufmannsfamilie geboren. Ihr Vater hatte gute Beziehungen nach Südamerika, insbesondere nach Brasilien, von woher möglicherweise auch die Mutter stammte. Sie besuchte die höhere Töchterschule. Danach dauerte es mehr als zehn Jahre, dass sie im Alter von 31 Jahren am Städtischen Gymnasium in Dresden-Neustadt ihr Abitur ablegen konnte. Die Gründe dafür sind wie viele Entwicklungen in ihrem Leben unklar. Danach begann sie Klassische Archäologie, Klassische Philologie und Kunstgeschichte an den Universitäten Leipzig, Freiburg und Bonn zu studieren. 1906 erfolgte die Promotion bei Georg Loeschke, der als einer der wenigen deutschen archäologischen Professorin auch Frauen akzeptierte und neben Fölzer auch Margarete Bieber, Charlotte Fränkel und Margret Heinemann promovierte. Thema Fölzers Dissertation war Die Hydria. Ein Beitrag zur griechischen Vasenkunde. Der Antrag auf das Reisestipendium des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) wurde aufgrund von Fölzers Alter zweimal abschlägig entschieden. Noch im Sommer desselben Jahres wurde sie wissenschaftliche Hilfskraft am Landesmuseum Trier. Hier wechselte sie von der Erforschung der griechischen zur römischen Keramik. Sie wurde für sechs Arbeitsstunden täglich mit 150 Reichsmark entlohnt. Ein Anrecht auf eine spätere Festanstellung erwuchs aus ihrem Arbeitsvertrag nicht. 1910 übernahm sie zudem eine Anstellung als Kunstlehrerin an einer höheren Töchterschule und hielt zudem Vortragskurse zur antiken Kunst und Kultur für Damen.
Fölzer bearbeitete zunächst vor allem die Funde, die sich seit Beginn der Kanalisation der Stadt Trier im Jahr 1899 angesammelt hatten. Nur wenig später bearbeitete sie die Trierer Terra Sigillata, sowohl die Neufunde wie auch die Altbestände. Einzig die Töpferstempel waren von ihrer Bearbeitung ausgenommen, da sich diese August Oxé vorbehalten hatte, sie jedoch nie publizierte. Seit 1907 konnte Fölzer mehrfach Studienreisen nach Süddeutschland und Frankreich unternehmen, wo sie die Bestände der Terra Sigillata aufnahm. Vielfach erhielt sie dafür Originale Stücke oder Abgüsse. Seit 1909 musste sie vermehrt andere Arbeiten im Museum übernehmen, war sie doch die einzige Assistentin am Museum. Sie befasste sich mit den Kleinbronzen aus Trier und den Grabmälern aus Neumagen. Als 1911 und 1918 feste Direktorialassistentenstellen zu besetzen waren, wurden diese jedoch mit Männern besetzt. 1913 erschien ihre Arbeit zu Die Bilderschüsseln der ostgallischen Sigillata-Manufakturen. Für die Arbeit wurde Fölzer 1914 Korrespondierendes Mitglied des DAI. Diese Arbeit machte auch Hans Dragendorff auf Fölzer aufmerksam, der sie zunächst als Gastforscherin an die Römisch-Germanische Kommission (RGK) nach Frankfurt am Main holte. Andere Forscher wie Robert Knorr waren ihr weniger gewogen und verzögerten Publikationen Fölzers aufgrund angeblich minderer Bedeutung für die Stadtgeschichte. Ihre Forschungen zur südgallischen Terra Sigillata wurden schließlich nicht mehr gedruckt, da sie nicht mehr aktuell waren. Schließlich musste sie 1916 das Museum verlassen. Danach arbeitete sie wohl als Lehrerin. Spätestens ab 1927 ist sie als Privatlehrerin in Berlin nachgewiesen. Seit Mitte des zweiten Jahrzehnts war Fölzer immer wieder krank und erholte sich nie wieder ganz, in den späten 1920er Jahren verschlechterte sich ihr Zustand. 1938 wurde sie als Jüdin aus dem DAI entfernt. Sie starb noch im selben oder im folgenden Jahr.
Literatur
- Jürgen Merten: Elvira Fölzer und die Erforschung der römischen Keramik in Trier. In: Funde und Ausgrabungen im Bezirk Trier 25 (1993), S. 44–56
- Irma Wehgartner: Spurensuche. Frauen in der Klassischen Archäologie vor dem Ersten Weltkrieg, In: Julia K. Koch, Eva-Maria Mertens (Herausgeber): Eine Dame zwischen 500 Herren. Johanna Mestorf - Werk und Wirkung, Waxmann, Münster u.a. 2002 ISBN 3-8309-1066-5 (Frauen, Forschung, Archäologie, Band 4) S. 267–279
- Andrea Rottloff: Archäologen, Philipp von Zabern, Mainz 2009, S. 124–127 ISBN 978-3-8053-4063-2 (Die Berühmten)
Personendaten | |
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NAME | Fölzer, Elvira |
ALTERNATIVNAMEN | Foelzer, Elvira |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Klassische Archäologin |
GEBURTSDATUM | 26. Juni 1868 |
GEBURTSORT | Wandsbek |
STERBEDATUM | 1938 oder 1939 |
STERBEORT | Berlin |