Uchū Senkan Yamato
Anime-Serie (japanesquer Zeichentrickfilm) Genre: Science-fiction mit Weltuntergangskomponenten Sub-Genre: pathetische "Weltraumoper" Idee: Yoshinobu Nishizaki Produktion und Design: Leiji Matsumoto Jahr der ersten Sendung: 1973, 26 Folgen à 20 min. in der ersten Staffel, II/26, III/25
Story
Wir befinden uns im Jahre 2199. Die Menschheit ist während eines langjährigen Krieg gegen die Gamilonier (O-Ton "Gamilons") fast an den Rand der Auslöschung getrieben worden. Tapfer hält die Flotte eine Verteidigungsstellung auf der Mars-Pluto-Linie. Das kann die Gamilonier jedoch nicht davon abhalten, die Erde mit riesigen Asteroiden zu bombardieren, die radioaktiven Isotope die darin enthalten sind, haben die Überlebenden in unterirdische Bunker-Städte vertrieben. Die Vorräte sind knapp, Radioaktivität dringt überall ein und die Prognosen stehen schlecht. 1 Jahr noch, nicht länger wird Leben in diesen Enklaven möglich sein.
Da starten die Gamelonier einen Großangriff gegen die Erdenflotte, sehr viele sehr feuerkräftige Schiffe überrennen die Verteidiger im Handstreich. Der Rückzugsbefehl des Oberbefehlshabers Admiral Juzo Okita kommt zu spät und wird von vielen -als sehr tapfer dargestellten Schiffsführern nicht beachtet. So sterben in der Schlacht nicht nur sein einziger Sohn sondern auch der Bruder einer späteren Hauptfigur Susumo Kodai.
So gelingt es nur der Fregatte des Oberkommandierenden zur Erde zurück zu kehren, sehr zur Enttäuschung der Hinterbliebenen.
Indes, das Opfer war nicht vergebens, denn es ist den Gameloniern vorerst unmöglich, direkt auf der Erde zu landen. Das Ziel dieser Angriffe ist es wohl, die Erde zu entvölkern und einen neuen Heimatplaneten für das selbst auf der Flucht befindliche Volk der Gamelonier zu erzeugen.
Nun trifft unerwartet eine Nachricht von den ebenbürtigen Erzfeinden der Gamelonier, den Iscandariern ein. Königin Stasha bietet der Menschheit eine Rettungsmöglichkeit, nämlich Biokonvertoren die die Erde wieder bewohnbar machen könnten.
Kapitän Okita muss nur ein Schiff mit dem an die Warp-Technik aus Startreck erinnernden Antrieb namens "Wave-Motion-Engine" ausstatten und los fliegen.
Zum Glück hat die militärische Führung schon vor einigen Monaten angefangen einen Kreuzer für diese Aufgabe auszurüsten:
Die Yamato.
Exkurs in die Millitärgeschichte
Die Yamato war das größte Schlachtschiff, welches jemals gebaut wurde. Mit 27 Knoten Maximalgeschwindigkeit war es schneller und mittels des hohen Bugs seegängiger als alle bis dahin gebauten Schiffe. Es hatte mehr Kanonen und ein größeres Kaliber, Torpedorohre, Raketenwerfer und eine Funkpeil-Einrichtung für die Luft und die See-Ortung.
Gerade diese Funkmessanlage (Radar) auf der Citadelle verlieh ihr das eigentümliche Aussehen eines Samurai-Helmes. Im übrigen war die gesamte Linienführung stark beeinflusst durch das Erleben von Wellen und Wasser wie es sich heute aus alten japanischen Holzschnitten der Meiji und frühen Schowa-Zeit erschließen lässt.
Strukturell war die Yamato voll auf der Zeit. Eine massive Gürtelpanzerung sollte sie unempfindlich gegen Torpedos und Wasserlinientreffer machen, dazu wurde ein deutsches Verfahren verwendet, im Heiß-Walzverfahren weich-elastische und hart-spröde Stahlsorten auf einander zu schweißen (Wothan-hart und Wothan-weich genannt) dass der Außenhaut die Widerstandsfähigkeit von Lagen-geschmiedeten Samuraischwertern zu verleihen. (Damast)
In der Japanischen Marine diente er vornehmlich dazu, bei den zahlreichen Landeoperationen eine Artillerievorbereitung zu stellen. Die Schlachtschiffe dieser Zeit waren zu empfindlich gegen die Präzisionstreffer der Sturzkampfbomber. Im Seekrieg gegen die USA spielte die Yamato eher eine untergeordnete Rolle. Die Kampfreichweite von 35km (bei sehr sehr mäßiger Trefferquote) stand in keinem Verhältnis zum Immensen Treibstoffverbrauch solcher Schiffe. Für den Kreuzerkrieg ungeeignet fristete sie nach dem Ende der Flugzeugträgerflotte in der Schlacht von Midway ein eher untergeordnetes Dasein. Mit dem Verlust wichtiger Kolonien in Indochina brach für die Japanische Marine eine Zeit des Ölmangels an.
In der Propaganda erfüllte die Yamato einen hohen Zweck: Sie symbolisierte den Kampfwillen und die Tapferkeit der japanischen Seele. "Yamato" ist der Name des Destriktes "Kensai" der als das Zentrum der japanischen Kultur angesehen werden muss. Hierher stammt auch der Clan Yamato, dem der Kaiser Hirohito, der sich zu dieser Zeit "Schowa" nennen ließ, entstammte. Daraus resultiert auch die Redewendung die Reporter gerne im Zusammenhang mit großen Sportlern verwenden: Sie haben "Yamato-Geist".
Die japanische Admiralität wusste, dass sie mit Verlust des Okkinawa-Atolls auch den Krieg verlieren würde. Sollten die USA in der Lage sein, mit Rollenden Bomberattacken von über 1000-Flugzeugen japanische Städte anzugreifen, wäre der Krieg mit größter Sicherheit verloren. Deswegen wurde schon frühzeitig mit massivem Ausbau der Verteidigungsanlagen auf Okkinawa begonnen. In der Schlacht von Okkinawa wurde die Yamato ausgeschicht, die amerikanischen Kräfte abzulenken. Man hatte die Hoffnung, dass es vielleicht schon ausreichen würde, wenn die Flugzeugträger aus defensiven Beweggründen auf eine größere Entfernung zurück gezogen würden. Würde das Timing verschlechtert, wäre der ganze Angriff nur noch mit massivsten Verlusten möglich. Eine Invasion des japanischen Festlandes wäre dann in einer demokratischen Bevölkerung nicht mehr durchsetzbar.
Allen Offizieren der Yamato war klar, dass der offizielle Plan: die Yamato in einer Untiefe vor den Okkinawas auf den Grund zu setzen, undurchführbarer Unsinn war. Es war ein Ablenkungsopfer.
Dementsprechend wurde die Yamato schon kurz nach ihrem Auslaufen von Flugzeugen gesichtet und am Tag darauf in mehreren Wellen angegriffen. Es waren zahlreiche Bomben und Torpedotreffer (28?) nötig, bis die Yamato explodierte, in 2 Teile zerbrach und kenterte. Über 3000 Seeleute fanden dabei ihr Ende. Das liegt mit Sicherheit auch daran, dass amerikanische Jagdbomber die Matrosen die sich auf den Rumpf hatten retten können mit Maschinenkanonen niederschoß. Wollte man damit die Iowa rächen die in Pearl Harbour von den Japanern versenkt worden war? Diese Frage muss wohl mit Ja beantwortet werden.
Bezug zur Militärgeschichte im Anime
Im Anime wird dieses Schiff das nach dem Austrocknen der Ozeane im Matsch vor sich hin rostete von unten angegraben und zum modernsten Weltraumschlachtschiff der Erde umgerüstet. Im großen und ganzen sieht die Überwassersektion noch genau so aus wie vor 200 Jahren, abgesehen von ein paar Antennen und Stummelflügeln.
Damit macht sich Kapitän Okita auf die Reise nach Iscandaar.
An Bord befinden sich die beiden Freunde Gantsu und Susumo Kodai, sowie Yuko Mori, eine wissenschaftliche Assistentin (für die Kodai schwärmt) und etliche andere Karaktäre die im Laufe der Episoden immer detailreicher gezeichnet werden.
Mit dabei der R2D2-Verschnitt "Analyza" der immer für unerwartete Späße sorgt, sowie der klassische Anime-Buffo "Dr. Sado", der Bordarzt.
Style
Wie schon erwähnt sieht die Yamato genau so aus, wie man sie auf alten Propagandafotos sehen kann. Elegant-protziges Kriegsschiff. In den Vorbeiflug-Studien und "Kamerafahrten" über Deck und zwischen den Geschützrohren hindurch offenbart sich die große Leistung Matsumotos, hier entsteht sehr viel marzialische Atmosphäre und Pathetik.
Dazu trägt auch das "Yamatolied" des Vorspannes bei. Hier singt der Shouter "Wir kehren bestimmt zurück" Etwas was dem Original nicht vergönnt war. Stach sie doch mit Treibstoff für 1.500 Seemeilen in See, wo Platz für über 20.000 Seemeilen gewesen wäre.
Für die Pathetische Grundstimmung nimmt Matsumoto viele widersinnige Fehler in Kauf: In einer Rückblende auf die Versenkung 1945 wird das amerikanische Bombergeschwader gezeigt, das die Yamato versenkt hatte, die nach dem Fangtreffer respektvoll hinter ihren Steuerknüppeln salutieren. War die Yamato nicht explodiert, zerbrochen und gekentert? Auf einmal, 2199 liegt sie fast unversehrt im Staub eines ausgetrockneten Ozeans.
Aber Science-Fiction-Filme müssen nicht historisch korrekt sein.
Es gibt aber viele schöne Gags am Rande: Der Roboter Analyza lauscht an Türen, und bei einer Warp Sequenz wird mit Kaleidoskop-Effekten gearbeitet um die Verschränkung der Dimensionen zu symbolisieren. Dabei sieht man deutlich, wie die Kleidung der Wissenschaftsassistentin Yuki verschwindet.
Charaktere
Dr. Sado
Mit von der Partie ist wie erwähnt auch Dr. Sado (was an Sado-Maso-erinnern soll?) der Schiffsarzt. Er ist für die platten Gags zuständig. Man kann ihn als lüsterner Saufbold beschreiben, im Gegensatz zu den anderen Figuren, die sehr naturalistisch und fein gezeichnet sind, fehlt es ihm an jeglicher Tiefe. Er hat einen typischen Manga-Mund, sehr comic-haft verzerrte Proportionen und grimmassenhafte Gesichtszüge. Nichts desto Trotz ist er ein guter Kerl, der nur hin und wieder den Frauen auf Busen und Hintern starrt und etwas Sake trinkt (20 Minuten pro Folge) Ebenso als Charaktäre fallen auf: Der Schiffsingenieur Togugawa Hikozaemon (Name eines großen Shogun-Clans) der hinter seinem Bart große Würde, Weisheit und Humor ausstrahlt.
Der Captain
selbt ist vom "Captain-Iglu"-Typ. Er trägt immer sehr weite verbeulte Marinemäntel auf deren linker Brust ein überdimensionaler goldener Anker abgebildet ist. Durch die gesamte Story zieht sich das zornige Unverständnis von Kodai, der es kaum verkraften kann, dass sein Bruder in der Schlacht vom Pluto starb, der Admiral aber überlebte und zur Erde zurückfliehen konnte. Ebenso wichtig ist seine Zuneigung zur hübschen Yuki, zu der sich mit der Zeit eine Liebesbeziehung entwickelt.
Gamilonier
Die Bösen sind hierbei die Rase der Gamilonier, die im Besitz bösartiger übermächtiger Waffen sind und aggressiv immer und ständig angreifen. Ihr Motiv, die Erde zu erobern, nachdem sie ihren Planeten unbewohnbar gemacht haben, erinnert an H.G.Wells "Krieg der Welten" Ebenso ihre Lebensverachtende Haltung. Die Dialoge zwischen den Bösen erinnern dabei an Austin Powers Bemerkenswert: Ihre Anführer haben fast ausschließlich deutsche Namen.
=== Fürst Dessler === ist ihr oberster Anführer, die Pluto-Basis wird von einem Mann namens Schulz geleitet. Sein Atjutant heißt "Ganz"
Kinofilme
Anime
Nach dem Ende der Serie wurden 3 Kinofilme produziert, bis das Thema sich erschöpft hatte. Der erste Film war ein Zusammenschnitt der Serie, wärend die 2. und 3. Folge eine eigenständige Geschichte, basierend auf Geschichte und Charaktäre der Serie darstellten.
Realfilm?
Anfang der 90er erwarb Walt-Disney de Rechte am Konzept und plante einen Real-Personenfilm, dieser Plan wurde jedoch aufgegeben, nachdem Startreck und Starwars höchst erfolgreich die Nachfragen des Marktes deckten und die Geschichte war zu überarbeitungsfähig. In der amerikanischen Folge sollte die Yamato durch die USS-Iowa ersetzt werden, die Crew sollte eine zusammengewürfelte Bande aus Flüchtlingen und Verstoßenen sein. Zum Glück wurde dieser Plan aufgegeben.
Fortsetzung?
Da Matsumoto und Nishizaki mittlerweile verzankt und im Rechtsstreit liegen, sind weitere Yamato-Folgen nicht mehr zu erwarten. Ein Gericht hat kürzich beiden das Urheberrecht der Geschichte zugesprochen, was zwar bedeutet, dass jeder der beiden wohl eine Fortsetzung produzieren darf, den anderen aber beteiligen muss.