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Karate

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Karate (空手 „leere Hand“), ursprünglich als Okinawa-Te bezeichnet, ist eine Kampfkunst aus Japan zur waffenlosen Selbstverteidigung. Karate ausübende Personen werden als Karateka bezeichnet.

Herkunft und Geschichte

Begriffsklärung

neue Schriftzeichen
neue Zeichen
alte Schriftzeichen
alte Zeichen

Karate entwickelte sich aus dem chinesischen Kung Fu (japanisch Kempo) und bedeutete eigentlich Kunst aus China, da das erste Zeichen der alten Schreibweise kara gelesen wurde, was soviel wie China bedeutete. Diese Schreibweise war bis in die 30er Jahre gebräuchlich. Danach wurde der Verweis auf China in Japan aus politischen Gründen getilgt. In der neuen Schreibweise werden drei Zeichen für das Wort Karate-Do verwendet, die soviel bedeuten wie Der Weg der leeren Hand.

Ursprünge

Karate in seiner heutigen Form entwickelt sich auf der japanischen Insel Okinawa, Hauptinsel der Ryukyu-Inselkette. Die Insel liegt ca. 600 Kilometer südlich von Japan und ist dessen südlichste Präfektur. Bereits im 14. Jahrhundert unterhielt Okinawa, damals noch unabhängig, erste Handelskontakte zu Japan, China und Korea. Zu dieser Zeit fand ein erster kultureller Austausch statt, wodurch erste Eindrücke chinesischer Kampftechniken nach Okinawa gelangten, die als Okinawa-Te oder auch nur als Te bezeichnet wurden. Te bedeutet soviel wie Technik, wonach der ursprüngliche Begriff für Karate, Okinawa-Te, mit Technik aus Okinawa zu übersetzen ist.

Bereits Ende des 15. Jahrhunderts wurde der Bevölkerung auf Okinawa verboten, Waffen zu besitzen. Dies erfolgte nach dem Zusammenbruch der Sho-Dynastie.

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurde Okinawa durch den japanischen Clan der Satsuma unter der Führung Shimazus erobert und verlor damit seine Unabhängigkeit. Auch diesmal wurde der Bevölkerung wieder ein strenges Verbot auferlegt, Waffen zu besitzen. In der Mitte des gleichen Jahrhunderts wurde schließlich auch die Produktion von Waffen, einschließlich zeremonieller Waffen, auf Okinawa untersagt.

Darum trainierte die aufständische Bevölkerung waffenlose Kampftechniken. Aus der Not wurde auch das Kobudo entwickelt, bei dem unterschiedlichste landwirtschaftliche Werkzeuge zu Waffen umfunktioniert wurden. Sämtliche spirituellen, mentalen und gesundheitlichen Aspekte, wie sie aus dem Kung-Fu gelehrt wurden, gingen verloren. Auf Effizienz ausgelegt, wurden Techniken, die unnötiges Risiko bargen, wie beispielsweie Fußtritte im Kopfbereich, nicht trainiert.

Moderne Entwicklung

Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts wurde Karate stets im geheimen geübt und ausschließlich von Meister zu Schüler weitergegeben. Erst im Mai 1922 wurde durch Gichin Funakoshi Karate anläßlich der ersten Nationalen Sportausstellung in Tokio an die Öffentlichkeit gebracht. Aufgrund seiner Bemühungen wurde daraufhin Karate an der Shoka-Universität, der Takushoku-Universität, der Waseda-Universität und an der Japanischen Medizinischen Hochschule eingeführt. Das erste offizielle Buch über Karate wurde von Gichin Funakoshi unter dem Namen Karate-do Kyohan im Jahre 1935 veröffentlicht.

Nach dem Russisch-Japanischen Krieg 1904/1905 wurde die japanische Politik zunehmend imperialistischer und militaristischer. Um Karate als Sport einführen zu können, musste es an die japanische Gesellschaft und Regierungsvorgaben angepasst werden. Zu diesem Zweck fanden in den 30er Jahren mehrere Konferenzen statt, auf denen u.a. nach dem Vorbild des Judo das Rangsystem und der Gi (s.u.) eingeführt wurden. Dies führte zu der politisch gewünschten stärkeren Gruppenidentität und gleichzeitigen Hierarchisierung der Karateka.

Karate als Sport

Das Training des Geistes, des Charakters und der inneren Einstellung sind Hauptziele im Karate. Dies wird auch durch den Leitspruch der Japan Karate Association (JKA) dargelegt: Oberstes Ziel in der Kunst des Karate ist weder Sieg noch Niederlage, sondern liegt in der Vervollkommnung des Charakters des Ausübenden. Eine weitere Grundregel im Karate lautet Karate ni sente nashi, was soviel bedeutet wie: Es gibt keinen ersten Angriff im Karate. Im Karate existieren mehrere Stilrichtungen:

Im Wettkampf unterscheidet man zwischen den Formen Kumite und Kata. Während Kumite den Wettkampf zweier Karatekas nach festgelegten Regeln darstellt, wird in der Kata ein stilisierter Kampf ohne Gegner vorgeführt. Die Anwendung einer Kata und der darin enthaltenen Techniken wird im Bunkai mit einem oder mehreren Partnern vorgeführt.

In den Graduierungen wird zwischen den Kyu- und den Dan-Graden unterschieden. Während letztere die Meisterstufe bezeichnen, stellen die Kyu-Grade die Stufen der Schüler dar. Jeder dieser Stufen wird eine Farbe zugeordnet. Der 9. Kyu ist hierbei die unterste Stufe.

  • 9. Kyu (weiß)
  • 8. Kyu (gelb)
  • 7. Kyu (orange)
  • 6. Kyu (grün)
  • 5. Kyu (blau)
  • 4. Kyu (blau/violett)
  • 3. Kyu (braun)
  • 2. Kyu (braun)
  • 1. Kyu (braun)

Der typische Karate-Anzug wird Gi genannt, ist weiß, bestehend aus Oberteil und Hose und wird aus Baumwolle gefertigt.

Im Gegenzug zu Judo konnte sich Karate aufgrund der vielen unterschiedlichen Stilrichtungen bisher nicht als olympische Disziplin behaupten.

Waffen im Karate

Im Karate wird eine Vielzahl an Körperteilen als Waffen eingesetzt:

  • Faust (Seiken)
  • Faustrücken (Uraken)
  • Faustaußenkante (Kentsui)
  • offene Hand, Außenkante (Shuto)
  • offene Hand, Innenkante (Heito)
  • offene Hand, Handrücken (Haishu)
  • offene Hand, Fingerspitzen (Nukite)
  • offene Hand, Handwurzel (Teisho)
  • Handgelenk (Kakuto)
  • Unterarm, Außenseite (Ude)
  • Unterarm, Innenseite
  • Ellbogen (Empi)
  • Fußballen (Koshi,Chusoku)
  • Fußkante, außen (Sokuto)
  • Ferse (Kakato)
  • Fußrist (Haisoku)
  • Fussgewölbe (Teisoku)
  • Zehenspitzen (Tsumasaki)
  • Knie (Hisagashira)

Des weiteren existieren unterschiedliche Stöße die mit den Fingern und den Fingerknöchel durchgeführt werden. Auch für Schlag bzw. Stoß mit der geöffneten bzw. geschlossenen Hand gibt es verschiedene Varianten.

Siehe auch: Karate-Ausdrücke

Der für Deutschland weltweit anerkannte Bundesverband ist der DKV (Deutscher Karate-Verband e.V.).

Der Fachverband für traditionelles Karate ist der Deutsche JKA Karate Bund (DJKB).

Die Gruppierung für traditionelles Karate im DKV heißt Okinawan Kempo