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US-Depot Gießen

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Wappen Karte
Das Gießener Stadtwappen Deutschlandkarte, Position von Gießen hervorgehoben
Basisdaten
Bundesland: Hessen
Regierungsbezirk: Gießen
Landkreis: Gießen
Fläche: 72,56 km²
Einwohner: 72.556 (31. März 2005)
Bevölkerungsdichte: 1020 Einwohner je km²
Geografische Lage: Vorlage:Koordinate Text Artikel
Höhe: 171 m ü. NN
Postleitzahlen: 35331–35398 (alt: 6300)
Vorwahl: 0641
Kfz-Kennzeichen: GI (1977-79: L)
Gemeindeschlüssel: 06 5 31 005
Stadtgliederung: 5 Stadtteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Berliner Platz 1
35390 Gießen
Offizielle Website: www.giessen.de
E-Mail-Adresse: StadtGiessen@giessen.de
Politik
Bürgermeister: Heinz-Peter Haumann (CDU)

Die Universitätsstadt Gießen ist das administrative, ein funktionales und Verkehrszentrum Mittelhessens. Der Regierungsbezirk Gießen und der Landkreis Gießen haben dort ihren Verwaltungssitz. Gießen ist die achtgrößte Stadt Hessens.

Panorama Gießens & Teil des naturwissenschaftlichem Campus der JLU


Geographie

Die Lahn
Luftaufnahme: Gießens Innenstadt und die Lahn

Geografische Lage

Gießen liegt an der Lahn, genau dort, wo diese ihren Lauf von südlicher in westliche Fließrichtung ändert, in einer der seltenen Aufweitungen des Lahntals. Nördlich der Stadt setzt sich das Lahntal in Richtung Marburg fort. Im Westen liegt der Westerwald, im Süden die Wetterau und in weiterer Entfernung der Taunus. Im Osten geht das Gießener Land in den Vogelsberg über. Nachbarstädte Gießens sind Wetzlar (15 km westlich) und Marburg (30 km nördlich), die beide ebenfalls an der Lahn liegen, sowie Fulda (80 km östlich), Friedberg (30 km südlich) sowie Frankfurt am Main (70 km südlich).

Nachbargemeinden und -kreise

Die Stadtgrenzen Gießens sind sehr eng gezogen, die Stadt leidet unter der Abwanderung sowohl der Wohnbevölkerung als auch von Gewerbebetrieben in die Vorortgemeinden. Diese sind (im Uhrzeigersinn, beginnend im Westen):

Stadtgliederung

Außer der alten Kernstadt Gießen gehören sechs weitere Stadtteile zum Stadtgebiet:

Die unbewohnte Gemarkung Schiffenberg im Süden der Stadt wurde 1939 angegliedert.

Von 1977 bis 1979 war Gießen Teil der rund doppelt so großen Stadt Lahn, die außer den genannten 17 weitere Stadtteile zählte.

Bevölkerung

Bild des Denkmals

Der Begriff Schlammbeiser, auch Schlammp-Eiser oder verächtlich Schlammbeisser, ist der Ortsneckname der Gießener Bevölkerung. Der Begriff geht zurück auf das „Schlamp-Eisen“, ein Werkzeug eines Kanalreinigers („Schlamp-Eissers“), der - bevor es geschlossene Kanalisationen gab - den Müll und Schmutz der Häuser („Schlammp“) mit einer langen Eisenstange („Eiser“) holte und mit Holzkarren außerhalb des Ortes entsorgte. Zwischen den Häusern, die nicht direkt aneinander standen, gab es oft eine kleine Gasse in der Kübel standen. In dem Freiraum über diesen Gassen hingen die Aborte der Häuser. Die Schlammbeiser zogen mit ihren langen Stangen die Kübel aus den kleinen Gassen heraus und leerten sie.

Im November 2005 wurde in der Gießener Fußgängerzone „Seltersweg“ im Beisein des Gießeners und hessischen Innenministers Volker Bouffier (CDU) ein, von Spendengeldern der Gießener Bürger finanziertes, Denkmal für das Selbstverständnis der Gießener Bürger eingeweiht.

In Deutschland ist bemerkenswerterweise kein einziger weiterer Fall bekannt, in dem eine Stadt als Identifikationsfigur einen Fäkalienentsorger gewählt und diese Wahl mit einer öffentlichen Feierstunde besonders gewürdigt hätte.

Hessischer Innenminister lobt ehrenamtliches Engagement

Der Name wird verwendet:

  1. für die regional bekannte Fassnachtsfigur, die die Gießener Bevölkerung in der Bütt vertritt.
  2. für die Schlammbeißer Kirmes am Messeplatz, Schlammbeisers Krämermarkt
  3. als Namensgeber für Gießener Vereine, Schiffsname beim Gießener Marineverein
  4. für das Schlammbeiser-Science-Camp der Gießener Stadtwerke für Grundschulkinder

1991 wurde Charly Weller für seinen Spielfilm "Schlambeisser" mit dem Max Ophüls Förderpreis ausgezeichnet.

Verkehr

Gießen ist ein Verkehrsknotenpunkt Mittelhessens. Das Lahntal bündelt die Verkehrsströme aus Norden (Marburg, Kassel) und Westen (Wetzlar, Koblenz), die Wetterau schafft die Verbindung nach Süden (Frankfurt). Nur nach Osten verhindert der Vogelsberg einen einfachen Weg, deshalb sind die Verkehrsbeziehungen in diese Richtung am schwächsten ausgeprägt.

Straßenverkehr

Neben den überregional und international bedeutenden Autobahnen A 5 (Frankfurt–Kassel) und A 45 (Hanau-Wetzlar-Dortmund) bestehen die regionalen Strecken A 480 (Wetzlar-Reiskirchen zum Reiskirchener Dreieck) und die autobahnähnlich ausgebaute B 49 (Trier-Wetzlar-Alsfeld) in Ost-West-Richtung und die A 485 (Ostumgehung) und B 429 (Westtangente) in Nord-Süd-Richtung. Die A485 ersetzt im Gießener Raum die Bundesstraße 3, die früher mitten durch Gießen verlief. In südöstliche Richtung (Lich, Hungen) verläuft außerdem die Bundesstraße 457.

Das Stadtgebiet wurde nach den schweren Kriegszerstörungen autogerecht wiederaufgebaut, breite Einfallstraßen führen zu einer Ringstraße im Verlauf der ehemaligen Wallanlagen. Der Stadtkern innerhalb der ehemaligen Wallanlagen ist seit den 80er Jahren für den Autoverkehr weitgehend gesperrt.

Schienenverkehr

Bahnhof mit Vorplatz

Gießen ist bis heute ein bedeutender Knotenpunkt im Bahnverkehr. Der Bau der ICE-Schnellfahrstrecke Würzburg/Frankfurt–Hannover in den 80er Jahren, die den Fernverkehr zwischen Frankfurt und Kassel heute statt über Gießen nun über Fulda leitet, verschob die Bedeutung im Bahnnetz zugunsten der osthessischen Stadt.

Die wichtigste Bahnstrecke in Gießen ist die in Nord-Süd-Richtung verlaufende Main-Weser-Bahn von Frankfurt nach Kassel. Die Köln-Gießener Eisenbahn über Wetzlar und Siegen verbindet Mittelhessen mit dem Rheinland und dem Ruhrgebiet. Die Lahntalbahn folgt dem Fluss über Wetzlar und Limburg bis zu seiner Mündung nahe Koblenz. Die Vogelsbergbahn nach Alsfeld und Fulda umgeht das Gebirge wie die Autobahn A5 an seiner Nordseite. Die Lahn-Kinzig-Bahn führt von Gießen nach Südosten (Hungen, Nidda, Gelnhausen). Die genannten Strecken gehören zum größten Teil seit 1995 zum Rhein-Main-Verkehrsverbund.

Gießen besitzt einen Bahnhof und folgende Haltepunkte:

Hinzu kommen der Güterbahnhof sowie der im Stadtteil Klein-Linden gelegene Abzweigbahnhof Gießen-Bergwald, der eine direkte Verbindung der Strecken von/nach Frankfurt bzw. Wetzlar unter Umgehung des Bahnhofs Gießen ermöglicht. Außerdem gab es in Gießen bis 2003 ein Bahnbetriebswerk.

Den Nahverkehr in Gießen bestreiten heute die Stadtwerke Gießen mit elf Omnibuslinien. Gießen besaß von 1909 bis 1953 eine Straßenbahn und von 1941 bis 1968 Oberleitungsbusse.

Geschichte

Siehe auch Geschichte Gießens

Datei:Mk Gießen Stadt.jpg
Blick auf Gießen.

Erste Siedlung

Die Burg Gleiberg (im Bild rechts, rechts im Hintergrund, ca. 5 km nordwestlich vor der heutigen Stadt), welche etwa im 10. Jahrhundert von den Konradinern errichtet wurde. Ende des 10. Jahrhunderts ging sie an die Luxemburger und damit an die Grafschaft an der mittleren Lahn. Durch Erbteilungen wurde diese Grafschaft geteilt und so erhielt über einige Etappen Wilhelm von Gleiberg nur einen Teil der Grafschaft. Dieser gründete 1152 die Wasserburg Gießen und verlegte damit seinen Sitz von der Burg Gleiberg, damit war der Grundstein für die spätere Stadt gelegt.

Auf dem Weg zur Stadt

Die erste urkundliche Erwähnung der Stadt stammt dagegen aus dem Jahr 1197. 1248 wurde Gießen erstmals als Stadt bezeugt. 1264 kommt Gießen an die Landgrafschaft Hessen, die um 1300 das heutige Alte Schloss anlegen lässt. Um 1325 wurde die Neustadt gegründet. Ab etwa 1370 gab es Bürgermeister in Gießen, die den landesherrlichen Burgmannen gleichgestellt waren, sowie einen Rat als Vertretung der Bürgerschaft. Das (1944 zerstörte) Alte Rathaus am Marktplatz als Symbol bürgerlicher Macht entstand um 1450, die Stadtkirche bis 1484.

Gründung der Universität

Gegen 1535 ließ Landgraf Philipp der Großmütige die Stadt befestigen. Im selben Jahrzehnt entstanden der Alte Friedhof und das Neue Schloss. Am 27. Mai 1560 vernichtete ein Großbrand den nördlichen Teil der Stadt um das Walltor. Bei der Teilung der Landgrafschaft 1567 gelangte Gießen zu Hessen-Marburg, 1604 zu Hessen-Darmstadt. 1605 wurde in Gießen das Gymnasium Ludovicianum durch Landgraf Ludwig als Lateinschule gegründet. Am 19. Mai 1607 ermöglichte ein Privileg Kaiser Rudolfs II. die Gründung der Universität. Zwei Jahre später eröffnete der Botanische Garten, der älteste in Deutschland. 1634/35 dezimierte eine schwere Pestepidemie die Bevölkerung der Stadt. Im 18. Jahrhundert wurde die Region mehrfach durch Kriege heimgesucht und die Stadt von fremden Truppen besetzt.

19. Jahrhundert

1803 wurde Gießen Hauptstadt der neuen Provinz Oberhessen im Großherzogtum Hessen. In den folgenden Jahren wurde die Stadtbefestigung geschleift und an ihrer Stelle die Wallanlagen angelegt. 1824 bis 1852 lehrte Justus von Liebig an der Universität Gießen. Im Revolutionsjahr 1848 kam es auch in Gießen zu Unruhen, ein Student wurde getötet. Ein Jahr später wurde die Stadt mit Eröffnung der Main-Weser-Bahn Frankfurt-Kassel) an das deutsche Eisenbahnnetz angeschlossen, 1862 folgte die Eisenbahnstrecke nach Köln, 1864 die Lahntalbahn nach Koblenz. Ab etwa 1860 wuchs die Stadt über die Wallanlagen hinaus.

Ab 1867 war Gießen als Garnisonsstadt ein wichtiger Militärstandort. 1870 eröffnete die Vogelsbergbahn nach Fulda, 1872 die Lahn-Kinzig-Bahn nach Gelnhausen. 1879 bis 1888 lehrte Wilhelm Conrad Röntgen an der Universität Gießen. 1893 wurde die heute größte Kirche der Stadt, die evangelische Johanneskirche an der Südanlage, eingeweiht. 1907 eröffnete das Stadttheater. Ab 1894 gab es in Gießen öffentlichen Nahverkehr, zunächst mit Pferdeomnibussen, seit 1909 mit einer elektrischen Straßenbahn.

20. Jahrhundert

Im Jahre 1904 wurde die fortschrittliche Gießener Kanalisation eingeweiht.

Im Jahr 1925 eröffneten die Volkshalle an der heutigen Grünberger Straße und der Gießener Flughafen, das spätere US-Depot.

Durch Eingemeindung von Wieseck, Klein-Linden und Schiffenberg stieg die Einwohnerzahl 1939 auf 42.000, Gießen wurde Kreisfreie Stadt.

Die über 1000 Gießener Juden wurden aus dem Zwischenlager Goetheschule bis Ende 1942 in die Vernichtungslager der Nazis deportiert.

Luftangriffe im 2. Weltkrieg

Durch zwei verheerende Luftangriffe der englischen Luftwaffe am 2. und (vor allem) 6. Dezember 1944 wurde nahezu der gesamte alte Stadtkern Gießens vernichtet, hunderte Zivilisten fanden den Tod. Die "kriegswichtigen" Bahnanlagen und die zahlreichen Militäreinrichtungen blieben dagegen weitgehend intakt. In den folgenden Monaten starben viele weitere Menschen durch Tieffliegerangriffe. Am 27. März 1945 beendete der Einzug der amerikanischen Armee den Krieg für die zerstörte Stadt und befreite die Gießener von Schreckensherrschaft und Bombenterror. Die Stadt war zu 67% zerstört, die Innenstadt zu 90%.

Notaufnahmelager nach 1946

Die Militärregierung der USA informierte Ende Oktober 1945 die Landesregierung Großhessens, dass das Land 1946 600.000 Vertriebene und Flüchtlinge aufnehmen muß. Anfang Februar 1946 erreichten die ersten 1.200 Menschen die Stadt mit Güterwagen. Das, vorerst provisorische, Durchgangslager befand sich unweit des Bahnhofs. Da Gießen ein wichtiger Schienenknotenpunkt war, wurde es am 7. Mai 1947 vom Staatskommissar für das Flüchtlingswesen zum Regierungsdurchgangslager für alle Flüchtlinge Großhessens. Der Oberbürgermeister Otto-Heinz Egler ersuchte 1948 das Regierungspräsidium in Darmstadt um Verlegung des Lagers auf Grund der hohen Belastung des Sozialetas der Stadt durch die Flüchtlinge. Später erreichte der Bürgermeister Dr. Hugo Lotz einen finanziellen Ausgleich für die Stadt durch das Land.

Am 1. September 1950 wurde das Lager in Notaufnahmelager Gießen umbenannt und erhielt bundesweite Kompetenz. Der Anteil der Heimatvertriebenen betrug zu dieser Zeit bereits 20% der Gesamtbevölkerung Gießens.

Das Gießener Notaufnahmelagelager war auch Durchgangslager für Flüchtlinge aus der Ostzone, die in der amerikanischen Besatzungszone bleiben wollten. Seit den 1960er Jahren war es die erste Station für zahlreiche ausgereiste DDR-Bürger und erlebte 1989 zunächst den Ansturm der über Ungarn geflüchteten Ostdeutschen und im Herbst den der legal über die nun offene Grenze gekommenen.

1986 wurde es in Bundesaufnahmestelle umbenannt, heute Zentrale Aufnahmestelle des Landes Hessen.

Wiederaufbau

Datei:Mk Gießen Bahnhofstraße.jpg
Architektur der 50er Jahre und verbliebene Gründerzeitbauten prägen das Stadtbild.

Der Wiederaufbau im fortschrittlich gesinnten Gießen orientierte sich an den Lehren des Modernen Städtebaus: Altstadtgrundstücke wurden zu großen Einheiten zusammengefasst, Straßen- und Platzräume aufgeweitet und der öffentliche Raum weitgehend den Interessen des Autoverkehrs angepasst. 1953 wurde die letzte (zuvor aufwendig wiederaufgebaute) Linie der Gießener Straßenbahn stillgelegt, statt dessen fuhren Oberleitungsbusse (bis 1968). Die wenigen von den Bombenangriffen verschont gebliebenen Straßenzüge des Stadtkerns wurden niedergerissen, ebenso teilweise erhalten gebliebene Ruinen wie die des 500 Jahre alten Rathauses. Neubauten im Stil der 50er Jahre entstanden, unter anderem das (bereits wieder abgerissene) Behördenhochhaus am Berliner Platz oder die Kongresshalle. Die Ausfallstraßen, die Wallanlagen und die wichtigsten Achsen der Innenstadt wurden zu mehrspurigen Verkehrsstraßen ausgebaut. Bis 1975 entstanden rund um Gießen zahlreiche Autobahnteilstücke, darunter der Gießener Ring (teilweise Autobahn).

Neugliederung

1971 stieg die Einwohnerzahl durch Eingemeindung von Allendorf und Rödgen auf 78.000. 1977 entstand aus Gießen, Wetzlar und 14 Umlandgemeinden die Stadt Lahn mit 156.000 Einwohnern als Oberzentrum Mittelhessens. Lahn-Gießen bildete den größeren der beiden Stadtkerne. Die Lahnstadt wurde nach nur 31 Monaten Existenz 1979 wieder aufgelöst. Während dem wiederentstandenen Wetzlar acht Stadtteile der Lahnstadt dem eigenen Stadtgebiet zugeschrieben wurden, erhielt Gießen nur einen neuen Ortsteil, Lützellinden.

Wappen

Blasonierung: Das Wappen stellt in Silber einen rechtsgewendeten, schwarz beflügelten und blau bewehrten roten Löwen dar. Es wurde der Stadt am 29. April 1916 von Großherzog Ernst Ludwig verliehen.

Politik

Seit den Kommunalwahlen 2001 wird die Stadt aus einer Koalition von CDU (23 Sitze), FDP (3 Sitze) und Freier Wählergemeinschaft (FWG, 4 Sitze) regiert, die die Rot-Grüne Stadtregierung nach 16 Jahren ablöste. Neben den drei Regierungsparteien sind noch die SPD (20 Sitze), Bündnis 90/Die Grünen (6 Sitze), die PDS (2 Sitze) und die Bürgerliste Gießen (1 Sitz) in der 59-köpfigen Stadtverordnetenversammlung vertreten.

Zum neuen Oberbürgermeister wurde im 2. Wahlgang der Direktwahl am 28. September 2003 der bisherige Bürgermeister Heinz-Peter Haumann (CDU) gewählt, der sich mit 158 Stimmen Vorsprung gegenüber seinem SPD-Kontrahenten Gerhard Merz durchsetzte. Die Wahlbeteiligung lag bei 30,8 %.

Politisch aktiv und umstritten ist in Gießen auch der aus Reiskirchen stammende Öko-Aktivist Jörg Bergstedt, der mit zahlreichen Aktionen in die Gießener Kommunalpolitik eingreift.

Nachdem jedoch am November 2005 der Haushaltsplan der CDU/FWG/FDP-Koalition die Zustimmung der Stadtverordnetenversammlung nicht erhalten konnte, ist die derzeitige Koalition nicht mehr regierungsfähig. Der Grund dafür ist der Wechsel des Freien Wählers Bernhard Hasenkrug zur Bürgerliste wodurch die Koalition ihre Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung an die Opposition mit Führung der SPD verloren hat. Erst zu den Kommunalwahlen am 23. März 2006 wird wohlmöglich diese Situation aufgehoben werden können.

Bildung

Justus-Liebig-Universität

Die wichtigste und bekannteste Bildungseinrichtung der Stadt ist die Justus-Liebig-Universität (JLU). Sie wurde bereits 1607 von Landgraf Ludwig V. gegründet und hieß nach ihm bis 1945 Ludwigsuniversität oder Ludoviciana. Dem Landgrafen ist die Universität dennoch bis heute verbunden: das Hauptgebäude der JLU steht in der Ludwigstraße in der südlichen Innenstadt. 2004 waren 22.400 Studenten an der JLU immatrikuliert. Der Schwerpunkt der Lehre liegt auf den naturwissenschaftlichen und medizinischen Fächern, in der Agrarwissenschaft und der Veterinärmedizin gehört Gießen zu den bedeutendsten Hochschulen in Deutschland.

Neben den Gebäuden an der Ludwigstraße sind die Institute der Universität in zwei großen Bereichen konzentriert, dem Philosophikum I und II im Osten der Stadt sowie den medizinischen Insituten im Süden von Gießen.

Die zweite Hochschule in Gießen ist die 1971 gegründete Fachhochschule Gießen-Friedberg mit ca. 5500 Studenten im Bereich Gießen.

Gießen hat die höchste Studentendichte in Deutschland. Auf 72.500 Einwohner kommen insgesamt rund 26.500 Studenten.

Zwei Jahre vor der Gründung der Universität wurde das Landgraf-Ludwigs-Gymnasium als Lateinschule gegründet.

Grundschulen

  • Brüder-Grimm-Schule
  • Georg-Büchner-Schule
  • Goetheschule
  • Grundschule Gießen-West
  • Grundschule Lützellinden
  • Grundschule Rödgen
  • Kleebachschule Allendorf
  • Korczak-Schule
  • Käthe-Kollwitz-Schule
  • Ludwig-Uhland-Schule
  • Pestalozzischule
  • Sandfeldschule
  • Weiße Schule Wieseck

Haupt- und Realschulen

  • Alexander-von-Humboldt-Schule
  • Pestalozzischule

Gymnasien

Gesamtschulen

  • Brüder-Grimm-Schule
  • Friedrich-Ebert-Schule

Gesamtschulen mit gymnasialer Oberstufe

  • Gesamtschule Gießen-Ost
  • Ricarda-Huch-Schule

Förderschulen

  • Albert-Schweitzer-Schule
  • Helmut-von-Bracken-Schule


Berufliche Schulen

  • Aliceschule
  • Friedrich-Feld-Schule
  • Max-Weber-Schule
  • Theodor-Litt-Schule

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Aufgrund der verheerenden Zerstörungen durch die Luftangriffe des Zweiten Weltkriegs und die Stadtplanung der Nachkriegszeit gibt es im eigentlichen Zentrum kaum noch Bauwerke der vorindustriellen Epoche. In den Stadtvierteln außerhalb der Wallanlagen finden sich jedoch zahlreiche, teilweise recht sehenswerte architektonische Zeugnisse aus den beiden großen Wachstumsphasen der Stadt, der Gründerzeit und den 50er Jahren.

Bauwerke

Kirchenplatz mit dem erhaltenen Turm der ehem. Stadtkirche.
Das sog. Elefantenklo
Röntgendenkmal in der Südanlage

Zu den Sehenswürdigkeiten in Gießen gehören einige wieder aufgebaute Fachwerkhäuser, so das Gasthaus "Zum Löwen", wo Goethe einst übernachtete, das Alte Schloss und das Neue Schloss der Landgrafen von Hessen sowie das Burgmannenhaus (am Kirchplatz).

Die klassizistische Stadtkirche wurde bei den Luftangriffen 1944 zerstört, nur der gotische Westturm wurde restauriert und dient als Mahnmal gegen den Krieg. Aus den Trümmern der zerstörten Stadtkirche entstand auf der gegenüberliegenden Seite der Georg-Schlosser-Straße die Pankratiuskapelle.

Der nahegelegene Botanische Gartens ist der älteste universitäre Pflanzengarten in Deutschland, seine Gründung geht auf Elisabeth von Thüringen zurück.

Als überregional bekanntes Monument fragwürdiger Stadtplanung gilt die Fußgängerüberführung am Selterstor, an der Kreuzung der Fußgängerzone Seltersweg mit dem Anlagenring. Eine riesige Betonplatte überspannt den gesamten Kreuzungsbereich, an den Zugängen führen Rolltreppen auf die Plattform. Aufgrund der drei großen, achteckigen Öffnungen in der Betonplatte erhielt das Bauwerk den Ehrennamen Elefantenklo.

An der Südanlage stehen zwei markante Bauwerke der Gründerzeit, das Stadttheater und die evangelische Johanneskirche.

Das Empfangsgebäude des Bahnhofs, südlich der Innenstadt, wurde 1904-06 von Ludwig Hofmann in der Tradition des Darmstädter Jugendstils errichtet; dabei wurden Teile des Vorgängerbaus der Main-Weser-Bahn von 1854 beibehalten.

Kultur

Das Stadttheater Gießen geht auf eine Bürgerinitiative zurück, die anlässlich der 300-Jahrfeier der Universität eine "feste Theaterspielstätte" forderte. Konsequenterweise brachte sie zwei Drittel der Bausumme auf und ließ an der Frontseite den Spruch "Ein Denkmal bürgerlichen Gemeinsinns" anbringen. Im Jugendstil erbaut und erhalten, wurde es 1907 eröffnet und bietet mit eigenem Ensemble und Gastspielen 600 Zuschauern/-hörern Platz bei Theater, Oper, Operette, Musical, Tanz und Konzert.

Kulturelles Leben zeigt sich in einer Studentenstadt auch durch die obligatorische Kneipenmeile, hier der Ludwigstraße, in der sich auch das Uni-Hauptgebäude befindet.

Das Mathematikum im ehemaligen Hauptzollamt, erstes und bislang einziges Museum dieser Art, bietet dem Besucher die Möglichkeit, sich spielerisch mit der Mathematik zu beschäftigen. Direkt neben dem Mathematikum ist das Liebigmuseum gelegen, das dem Chemiker Justus Liebig gewidmet ist.

Ausflugsziel Schiffenberg

Ein beliebtes Ausflugsziel ist der rd. 5 km entfernte Gießener "Hausberg" Schiffenberg (281 m). Er wurde 1972 vom Land Hessen käuflich erworben und der Stadt einverleibt. In den Gebäuden einer ehemaligen Klosteranlage (Augustiner-Chorherrenstift) wird heute ein Ausflugslokal bewirtschaftet. Die romanische Substanz der doppelchörigen Pfeilerbasilika mit Querhaus und achtseitigem Vierungsturm rührt z. T. noch aus dem 2. Viertel des 12. Jahrhunderts her. Die westliche mit Lisenen gegliederte Apsis und zwei begleitende Rundtürme (fast komplett zerstört) wurden im Verlauf des 12. Jahrhunderts angebaut. Das südliche Seitenschiff ist verloren. Der Bau verzichtet fast gänzlich auf Bauschmuck. 1323 wurde die Anlage vom Deutschen Orden übernommen; der Deutsche Orden errichtete u. a. an der Südseite die ehemalige Komturei und an der Westseite das Gebäude der ehemaligen Propstei. 1809 wurde der Orden aufgehoben. Von der Ausstattung ist u. a. ein frühgotischer Taufstein (13. Jahrhundert) aus Basalt im Chorraum erhalten.

Klosterkirche
Komturei
Musikalischer Sommer

Im Rahmen der seit 1975 auf dem Schiffenberg stattfindenden Veranstaltungsreihe "Musikalischer Sommer" finden in den Sommermonaten zahlreiche Konzerte unter freiem Himmel statt. Von Volksmusik und Bands, die in regionaler Mundart spielen, über Jazz, Pop, Schlager bis hin zu Chorkonzerten und Theateraufführungen finden Kulturfreunde hier ein breit gefächertes Angebot. Auch jenseits der Stadtgrenzen bekannte Künstler gaben hier schon Gastspiele, so zum Beispiel im Jahr 2002 die Kölner Band BAP sowie im Jahr 2003 Götz Alsmann.

Sport

Gießen ist eine Sport-Hochburg. Hier ist z. B. die dienstälteste Mannschaft der Herren-Basketball-Bundesliga (früher MTV 1846 Gießen, Avitos Gießen, jetzt Gießen 46ers) zu Hause. In der Vergangenheit gelangten die Bundesliga-Volleyballer des USC Gießen, die Handballfrauen des TV Lützellinden oder auch die Tischtennis- Spieler und -Spielerinnen des Gießener SV (GSV) zu überregionalen Titelehren. Die Handballerinnen des TV Lützellinden, eine der erfolgreichsten deutschen Mannschaften der 90er Jahre, erhielten 2004 keine Lizenz mehr für die 1. Bundesliga und wurden 2005 endgültig vom Spielbetrieb abgemeldet. Der Rudersport ist mit drei Vereinen (WSV Hellas Gießen, RC Hassia Gießen, Gießener Rudergesellschaft) vertreten. Der erfolgreichste und zugleich älteste unter ihnen ist die Gießener Rudergesellschaft 1877 e. V., die schon mehrere Weltmeister und Juniorenweltmeister(innen) in den letzten Jahren hervorgebracht hat. Alljährlich an Pfingsten veranstalten die drei Vereine die Internationale Gießener Pfingstregatta, eine der größten und ältesten Ruderregatten in Deutschland (die erste Regatta fand 1892 in Gießen statt). Außerdem ist Deutschlands älteste Tanzschule - gegründet 1787 - in Gießen, die Tanzschule Bäulke (seit 6 Generationen).

Gießener Besonderheiten

Fünfziger-Vereinigungen

Außergewönlich im deutschen Sprachraum sind die Gießener "Fünfziger-Vereinigungen". Seit 1868 gründen jährlich die männlichen Bürger aller Berufs- und Gesellschaftsschichten der Stadt, die 50 Jahre alt werden, einen "Verein der Fünfziger" mit Unterhaltungs-, Bildungs- und humanitären Programmen. Seit der Jahrhundertwende 1899/1900 gibt es auch entsprechende Damen-Vereinigungen, die sich aber erst seit 1966 ebenfalls regelmäßig gründen.


US-Depot

US-Depot in Gießen

Das US-Depot am Ortsrand von Gießen ist das zentrale Warenverteilzentrum der amerikanischen Streitkräfte in Europa. Von hier aus werden vor allem Zivilgüter wie Nahrung, Kleidung, Möbel, Hi-Fi Geräte usw. für die Angehörigen der amerikanischen Stationierungsstreitkräfte in die "PX" (PostExchange) Läden der US Armee und Air Force in Westeuropa und in Krisengebiete verschickt. Sowohl im Bosnien Konflikt als auch in den beiden Golfkriegen kam dem US-Depot eine bedeutende strategische Rolle in der Versorgung der Soldaten und deren Angehöriger zu. Die Betreibergesellschaft ist der staatliche "Army and Air Force Exchange Service" (AAFES) mit Hauptquartier in Dallas, Texas. Das US-Depot ist mit seinen über 500 Beschäftigten einer der wichtigsten Arbeitgeber im Niedriglohnsektor im Landkreis Gießen.

Andererseits hat die US-Präsenz in Gießen auch durchaus erhebliche Nachteile gezeitigt - auch und vor allem in dem größtenteils als Naturschutzgebiet deklarierten Gebiet "Hohe Warte" unmittelbar bei Gießen. Dort werden zurzeit (Oktober 2005) für ca. 4,2 Millionen Euro Sanierungsarbeiten durchgeführt, zu denen sich die US-Army seinerzeit verpflichtet hatte, die jetzt jedoch die Bundesrepublik Deutschland komplett übernehmen muss, da sich die USA entgegen ursprünglicher Zusagen und Verpflichtungen weigert, diese Kosten zu tragen. Es handelt sich hierbei um umfangreiche Arbeiten (über ca. 1,5 Jahre), um die durch eine amerikanische Mülldeponie verursachten akuten Grundwasser -und Umweltgefährdungen zumindest jetzt noch zu beseitigen bzw. abzumildern.

Manische Sprache

Eine weitere Besonderheit in Gießen ist die Manische Sprache. Sie wird von sozialen Randgruppen als Geheimsprache verwendet. Gesprochen wurde und wird sie in Gießen auf der "Gummiinsel", einer kleinen Backsteinhaussiedlung (ehemalige Arbeitersiedlung einer Gummifabrik, daher der Name) in der Weststadt Gießens, welche um die Jahrhundertwende angelegt und gebaut wurde und im benachbarten Wetzlarer "Finsterloh".

Persönlichkeiten

Berühmte Persönlichkeiten sind unter anderem Justus Liebig, nach dem die Gießener Universität benannt wurde, Wilhelm Conrad Röntgen, der erste Nobelpreisträger für Physik (1901), der hier lehrte und begraben ist, Wilhelm Liebknecht, in Gießen geborener Mitbegründer der SPD oder der Psychoanalytiker Horst-Eberhard Richter, u. a. Mitbegründer der Internationalen Vereinigung der Ärzte gegen den Atomkrieg (IPPNW), die 1985 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. Georg Büchner studierte in Gießen, gründete 1834 die "Gesellschaft für Menschenrechte" und veröffentlichte den "Hessischen Landboten". Johann Wolfgang von Goethe, der sich als Praktikant am Reichskammergericht in Wetzlar (ca. 15 km westlich von Gießen) aufhielt, war in dieser Zeit auch einige Male kurz im Gasthaus "Zum Löwen" (Neuenweg) anzutreffen.

Söhne und Töchter der Stadt

siehe auch: Liste der Söhne und Töchter der Stadt Gießen

Wirkungskreis in Gießen


Siehe auch: Gießener Anzeiger, Gießener Allgemeine

Literatur

  • Dehio: Hessen, München 1982, S.334ff.

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