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Reichsbahnausbesserungswerk Salbke

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RAW Salbke, Kessel- und Maschinenanlage

Das Reichsbahnausbesserungswerk Salbke war ein Ausbesserungswerk der Deutschen Reichsbahn im Magdeburger Stadtteil Salbke. Teile der Anlage stehen unter Denkmalschutz.

Das Gelände befindet sich an der Adresse Alt Salbke 11-13 östlich der Bahnstrecke Magdeburg–Leipzig.

Geschichte

Gründung im Kaiserreich

Das Werk entstand als Königliche Eisenbahnhauptwerkstatt Salbke ab 1892 in der Gemarkung des damals noch selbständigen Dorfes Salbke. Es sollte der Entlastung der bereits 1887 weiter nördlich in Buckau gegründeten Hauptwerkstatt dienen. Die preußische Eisenbahnverwaltung hatte dafür östlich der Eisenbahnstrecke Magdeburg-Leipzig und westlich der damaligen Dorfstraße 33 Hektar bis dahin als Ackerland genutzte Flächen erworben. Das Werk war großzügig und modern angelegt und nahm am 1. Oktober 1895 seinen Betrieb auf. Die Einweihungsfeier erfolgte am 1. Februar 1896 im Turmpark. Zunächst waren 100 Arbeiter und Beamte beschäftigt, die von den Hauptwerkstätten Magdeburg-Buckau, Stendal, Wittenberge und Potsdam nach Salbke versetzt worden waren. Die Planungen waren durch Behrendt von der Eisenbahnverwaltung und Gerhard Schürmann erfolgt. 1899 wurde das Werk aufgrund der ständig steigenden Zahl der zu wartenden Fahrzeuge ein erstes Mal erweitert. Das Werk beschäftigte 400 Mitarbeiter. Der für das Werk benötigte elektrische Strom wurde zunächst in der Kesselanlage selbst erzeugt. Die Eigenerzeugung wurde nach Anschluss an das städtische Stromnetz dann jedoch eingestellt. 1910 wurde im südlichen Teil des Werksgeländes eine Weichenwerkstatt errichtet. Die Inneneinrichtung stammte aus der Buckauer Hauptwerkstatt, auch 40 Mitarbeiter wurden von dort nach Salbke versetzt. 1912 arbeiteten hier bereits 800 Menschen. Am südlichen Ende des Werksgeländes entstanden mehrere Villen. 1913 und 1932 bis 1935 erfolgten Erweiterungen.

Im Zusammenhang mit dem Werk entstand östlich des Geländes der Salbker Wasserturm sowie die Siedlung Freundschaftsweg. Die in der Nähe des Haupteingangs befindliche ehemalige Gaststätte Turmpark diente zeitweise als Kantine. Auch die weiter westlich gelegene Siedlung Lüttgen-Salbke war zunächst als Eisenbahnerwohnsiedlung konzipiert. Als weiteres zum Werk gehörendes technisches Denkmal galt ein in der Zeit um 1900 errichtetes, in einem in Ziegelfachwerkbauweise gebautem Gebäude untergebrachtes handbetriebenes Gestängestellwerk.

Vor dem 1. Weltkrieg hatte das Werk bereits mehr als 1000 Mitarbeiter. Es wurden neben Güterwagen und Spezialgüterwagen auch Personenwagen gewartet. Kriegsbedingt wurden während des 1. Weltkriegs auch rüstungsbezogene Aufgaben übernommen. So wurden Wagen für Militärtransporte eingerichtet. Es wurde eine Plannäherei aufgebaut sowie die Fertigung von Lichtpatronen aufgenommen. Zur Unterstützung der Buckauer Werkstatt wurde während des Krieges auch Lokomotivtender bearbeitet. Viele Arbeiten wurden von Frauen übernommen, die an die Stelle von zum Kriegsdienst eingezogenen Männern traten.

1924 wurde die Einrichtung der Weichenwerkstatt mit dem Oberbaulager an das RAW Brandenburg-West abgegeben. Inhaltlich richtete sich das Werk verstärkt auf die Reparatur von Güterwagen und hier vor allem zweiachsige, gedeckte Wagen aus. Während zunächst vor allem bei Bedarf Reparaturen erfolgt waren, trat im Laufe der Zeit die regelmäßige Wartung in den Vordergrund.

Zeit des Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg

In der Zeit des Nationalsozialismus wurden auch im Ausbesserungswerk Salbke Betriebsappelle eingeführt. Ab 1935 wurde mit dem Bau einer Zentralschmiede und einer Zentraldreherei begonnen, die 1938 fertiggestellt wurden. Hier entstanden auch für die Instandsetzung von Wagen benötigten Ersatzteile. Nach Beginn des 2. Weltkriegs wurden wiederum viele Frauen an Stelle der zum Kriegsdienst eingezogenen Männer eingesetzt. Die Arbeitszeit betrug 10 Stunden täglich. Es kam dann auch zum Einsatz von Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen. Ein großer Luftangriff auf das Werk erfolgte am Abend des 21. Januar 1944 und verursachte erhebliche Schäden am Werk und auch in der umgebenden Wohnbebauung. Das Betriebsgelände wurde bis zu 80 % zerstört. Das Stofflager und die Badeanstalt östlich des Werks wurden völlig zerstört. Wagenrichthalle, Tischlerei, Sattlerei, Kesselhaus, Zentralschmiede, Lehrwerkstatt und das Verwaltungsgebäude waren beschädigt. Am Weichenbau entstanden nur kleinere Schäden. Die Wagenrichthalle war durch mehrere Sprengbomben schwer getroffen. Die Nordwand war zerstört und der mit Klötzen aus Hartholz gepflasterten und mit Teer vergossene Fußboden war großflächig in Brand geraten, das Dach eingestürzt. Die Zerstörung des Hauptstofflagers war durch eine Kettenbombe erfolgt, die zugleich auch eine unter der Straße Alt Salbke verlaufende Druckwasserleitung zerstörte. Die damit einhergehende Unterbrechung der Wasserversorgung, führte auch zum Ausfall der Hydranten, wodurch die Feuerwehren den entstandenen Großbrand nicht löschen konnten. Besonders dramatisch war die Situation im Kesselhaus. Die Kessel I und II waren in Betrieb, als das Kesselspeisewasser ausfiel. Um eine Explosion oder das Ausglühen der Kessel zu verhindern, entfernte vor allem der Kesselwärter Paul Kelle während des Bombenangriffs unter Einsatz seines Lebens die Glut und nachrutschende Kohlen von den vier Feuerstellen. Die Kohlenhochbunker des Werks waren darüber hinaus von Brandbomben getroffen worden und brannten. Die jeweils 80 t Kohle fassenden Bunker wurde am nächsten Tag von Arbeitern entleert, um einen weitergehenden Bunkerbrand oder eine Kohlenstaubexplosion zu verhindern. Durch die Bombeneinschläge waren die Rohrnetze für Azetylengas, Industriegas, Preßluft, Dampf und Wasser zu 90 % beschädigt.

Noch während des Krieges erfolgte ein teilweiser Wiederaufbau. Im Laufe des Jahres 1944 wurde die Nordwand der Wagenrichthalle vom Bauunuternehmen Jacob Petrie mit 90 Arbeitskräften wieder aufgebaut. In Teilen der Halle wurde nach Aufräumarbeiten die Arbeit wieder aufgenommen. Anfang 1945 waren von den 45 Gleisen die Gleise 4 bis 11 auch wieder befahrbar. Die Lücken der Bedachung wurden notdürftig mit Wellblech bedeckt. Im Januar 1945 erreichte ein Zug mit Einrichtungsgegenständen beim Heranrücken der Ostfront evakuierter Werke und Diensstellen das RAW Salbke. Die Flüchtlinge wurden in Magdeburg angesiedelt.

Durch die Explosion eines Munitionszuges und insbesonderer einer Seemine auf dem Rangierbahnhof Magdeburg-Buckau kam es am 17. April 1945 zu einer erneuten Zerstörung. Die Nordwand und das Hallendach der Wagenrichthalle wurde wiederum beschädigt. Am gleichen Tag besetzten US-amerikanische Truppen Salbke und verboten zunächst jede Tätigkeit.[1]

Aufnahme aus der Lehrwerkstatt, 1951
Kulturprogramm im Kultursaal "Ernst Thälmann" des RAW, 1953

Nachkriegs- und DDR-Zeit

Am 18. April wurde der Beginn der Aufräumarbeiten genehmigt. Am 23. April 1945 bildeten alte Gewerkschaftsmitglieder einen Aktionsausschuss. Die Wiederaufnahme der Produktion erfolgte am 10. Mai 1945.

Zunächst wurde die Wagenrichthalle wiederhergestellt, deren Dachkonstruktion eingestürzt war. Im Bereich der zerstörten Badeanstalt entstand die Betriebsschlosserei, die ab Oktober 1948 dort arbeitete und 1951 fertiggestellt war. Bis 1951 waren neben der Wagenrichthalle auch die Nebenwerkstätten und die Zentralschmiede wieder aufgebaut. Bereits 1947 war die Lehrwerkstatt provisorisch wiederhergestellt. Der Wiederaufbau von Stofflager und Verwaltungsgebäude begann ab 1947. Die Kosten dies Wiederaufbaus wurden mit 3,385 Millionen DM beziffert. Insgesamt blieb die ursprüngliche Struktur des Werks und auch die Gebäudesubstanz erhalten. Parallel dazu wurden auch in der Siedlung Freundschaftsweg die Kriegsschäden beseitigt. Um ausgebombten Mitarbeitern Wohnungen zur Verfügung zu stellen, engagierte sich das Werk im Wohnungsbau und fertigte auch Möbel an. In der südlich des Werks gelegenen Ferdinand-Schrey-Straße wurden zwischen 1950 und 1953 Wohnheime errichtet, die später zu Wohnungen umgebaut wurden. Im Lüttgen-Salbker-Weg wurde 1950 ein Wohnhaus und in Alt Salbke 1953 ein Zwölf-Familien-Haus des Werks gebaut. Als erster Betriebsratsvorsitzender nach dem 2. Weltkrieg wurde Albert Bethge gewählt.

Zwischen 1946 und 1953 war in der Weichenbauanstalt eine Werkstatt zur Aufarbeitung von Werkzeugmaschinen eingerichtet, die auch Maschninen anderer Werke reparierte. Darunter auch Maschinen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten, wie der RAW Schneidemühl. Problematisch für die Durchführung der Wagenreparaturen war das Fehlen typischer Normteile wie Sechskantschrauben, Nieten, Pufferschrauben und Flachklammerschrauben. Mit Hilfe einer aus Kirchmöser beschafften Schmiedewalze wurden daher aus alten Radreifen und Achswellen in einem aufwendigen Verfahren die verschiedenen benötigten Teile selbst gebaut. Diese eigene Fertigung konnte dann ab 1956/57 aufgegeben werden.

Im Jahr 1950 wurde die Betriebssportgemeinschaft Lok Südost des Werks gegründet, die 1962/63 DDR-Meister im Hallenhandball wurde. Das Werk eröffnete ein Kinderferienlager in Neukamp bei Putbus auf Rügen. Darüber hinaus wurde im Turmpark ein Kindergarten und später auch eine Kinderkrippe eingerichtet. Ab 1955 wurde ein in Schleusingen-Neuendorf in Thüringen befindliches Betriebsferienheim gepachtet. Am 1. Mai 1952 nahm die neue Berufsschule des Betriebs die Arbeit auf. 1952 wurde das Werk das Ausbesserungswerk für alle zweiachsigen gedeckten Güterwagons der Reichsbahn und übernahm die entsprechenden Wagen von den Werken Potsdam, Brandenburg-Ost und Blankenburg. Insgesamt gehörten dann 33.000 Wagen zum Bestand. Die Wagen wurden im zweijährigen Abstand gewartet. Angestrebt wurde ein zwölf bis achtzehn monatiger Wartungszyklus. Darüber hinaus erfolgte eine Modernisierung älterer Waggons. Zeitweise wurden auch die Tragfedern von Grubenwagen der Braunkohlenindustrie aufgearbeitet.

Während des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953 wurde auch das RAW Salbke bestreikt. Vom weiter nördlich gelegenen SKL kamen streikende Arbeiter zum RAW und forderten die Belegschaft auf ebenfalls in den Streik zu treten. Teile der Belegschaft folgtem dem Aufruf und verließen gegen Mittag den Betrieb. Nach der Niederschlagung des Aufstandes wurde am 18. Juni 1953 wieder normal gearbeitet. Im Werk wurde daraufhin, wie auch in anderen Industriebetrieben der DDR, eine Einheit der Kampfgruppe gebildet. Sie umfasste 20 Personen und wurde 1954 bewaffnet. Ab Februar 1954 erschien im 14tägigen Rhythmus die von der Betriebsparteiorganisation der SED herausgegebene Betriebszeitung Der Güterwagen, die letztlich bis 1992 erschien. 1954 wurde der 100.000. Güterwagen im Werk bearbeitet.

Mit Beginn des Neuenschuljahrs wurde ab dem 1. September 1958 im Werk der polytechnische Unterricht für Schüler der Salbker Schule durchgeführt. Später wurde gemeinsam mit dem weiter südlich gelegenen Chemiewerk Fahlberg-List ein gemeinsames polytechnisches Ausbildungszentrum eingerichtet, welches am 24. August 1984 eröffnet wurde. 1959 eröffnete die Betriebsakademie die in der Erwachsenenqualifizierung des Werks tätig war.

Am Bahnhof Oschersleben bestand ab den 1970er Jahren eine Außenstelle des Werks, in der sogenannte Schadwagen gesammelt und dem RAW zugeführt wurden.

Otto Arndt, DDR-Verkehrsminister

Der plötzliche Wintereinbruch des Jahres 1978/79 führte im Betrieb zu erheblichen Ausfällen, da die Energieversorgung zusammenbrach. Es dauerte dann mehrere Tage die eingefrorenen Leitungen wieder funktionsfähig zu machen. Am 17. September 1980 besuchte Otto Arndt, Minister für Verkehrswesen der DDR, das Werk.

Die Einrichtung eines Traditionskabinetts erfolgte am 2. Oktober 1984. Allerdings wurde dies nach 1989 mutwillig zerstört. Die Zahl der Mitarbeiter stieg auf bis zu 2.000 Personen. Die rekonstruierte und teilautomatisierte Pufferwerkstatt wurde im Juli 1988 übergeben. Auch in anderen Bereichen bemühte man sich um eine Modernisierung der Produktion durch den Einsatz von EDV-Anlagen.

Entwicklung nach 1989

Nach der politischen Wende des Jahres 1989 wurde der Betrieb und die Belegschaftszahl immer weiter reduziert. Bereits zum 1. Februar 1990 war die Gruppe G 1 aufgelöst worden, die bis dahin für die DDR-Landesverteidigung gearbeitet hatte. Im September 1990 fanden die ersten freien Personalratswahlen statt, im April 1991 wurde die 40-Stunden-Woche eingeführt. Auch weiterhin wurden noch Modernisierungsmaßnahmen durchgeführt. So wurde am 18. Oktober 1990 Richtfest für ein neues Funktionsgebäude gefeiert. Anfang 1992 arbeiteten noch 1262 Menschen im Werk, 1993 800 und 1994 630. Es waren dann letztlich nur noch 150 Mitarbeiter beschäftigt. Ende 1998 erfolgte die Schließung des Werks. Es ist seit dem ungenutzt und verfällt.

Bauwerke

Wagenreparaturwerkstatt

Wagenreparaturwerkstatt, Ostfassade
Innenansicht der Wagenreparaturwerkstatt, 2010

Größtes Bauwerk ist die elfschiffige Wagenreparaturwektstatt. Diese sehr große Halle wurde ab 1893 geplant und dann in mehreren Bauabschnitten in den Jahren 1894/95, 1899 und 1911 gebaut. Im Endzustand hat die Halle eine Größe von 165 mal 242 Metern und somit eine Fläche von fast 40.000 m². Ihre Fläche hatte sich damit im Verhältnis zum ursprünglichen Bau verfierfacht. Das Dach wird von Stützen getragen, die sich im Abstand von jeweils 15 Metern befinden. Der Entwurf zur Halle war durch Behrendt erfolgt, die Ausführung oblag Maeltzer. Ein erster Bauabschnitt entstand 1894/95. Die Halle erreichte zunächst Ausmaße von 91,15 in der Breite mal 138,7 Metern in der Tiefe. Bereits 1899 erfolgte eine Erweiterung nach Westen. Bei gleichbleibender Breite wurde die Tiefe um 59,6 bis 81,6 Meter verstärkt. 1911 wurde eine Erweiterung nach Norden durchgeführt, mit der die Halle ihre heutigen Ausmaße erreichte. Zur Erinnerung hieran wurde die Borchard-Linde gepflanzt.

Durch die Tore an der Südseite der Halle führten 45 Eisenbahngleise. Der aus gelbem Backstein errichtete Hallengiebel zur Ostseite besteht aus elf in gleicher Weise gestalteten Giebeln. Untereinander sind die Giebel durch Pfeiler abgegrenzt, die über die Fassadenhöhe hinausragen. Auf den Giebelspitzen befindet sich jeweils ein an einen Kamin erinnernder Aufbau. Horizontal wird die Fassade durch Bänder aus rotem Backstein gegliedert. An den Schrägen der Giebel befinden sich Konsolenfriese und ein getreppter Fries. Bedeckt ist die Halle durch Satteldächer, wobei Laternensheds für eine Beleuchtung mit Tageslicht sorgen. Die für die Halle typischen Eisenbahngleise sind zwischenzeitlich demontiert.

Ebenfalls im Jahr 1911 entstand an der nordwestlichen Seite der Halle ein zweistöckiges langgestrecktes Gebäude, welches zum Waschen und Polieren diente. Die Halle wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt jedoch wiederaufgebaut. Südwestlich der Halle wurde 1964 ein weiterer länglicher Anbau angefügt.

Schmiede

Bereits ab 1892 war die Reifen-, Feder- und Hammerschmiede in Planung. Auch dieses Gebäude wurde von Behrendt geplant und von Mältzer ausgeführt. Die gelbe, einschiffige Backsteinhalle wurde 1899 und 1911 nach Westen bis auf eine Länge von letztlich 108 Metern erweitert. Hierin befanden sich in der Mitte 4 Vierfach-Schmiedefeuer sowie 23 Zweifach-Schmiedefeuer an den Längsseiten. Über den Schmieden ragten rechteckige Schornsteine auf, die jedoch nur zum Teil erhalten sind. Unterhalb des Gebäudes befindet sich ein sechs Meter tiefer Fundamentkeller mit fünf Schwingfundamenten der für die Schmiedehämmer erforderlich war. Die Dachkonstruktion ist schmiedeeisern und trägt ein Satteldach. Auch hier wurde für die Beleuchtung ein Laternenshedsystem eingesetzt. Darüber hinaus fiel Licht durch die hohen Seitenfenster.

Die Fassade des später an nördlicher und südlicher Seite mit Anbauten versehenen Gebäudes ist mit Zinnen- und Konsolfriesen verziert. Darüber hinaus erfolgt die Gliederung durch schmale rote Bänder.

Zur denkmalgeschützten Innenausstattung gehörten eine im Anbau aufgebaute Universalschere der Berliner Firma Henry Pels & Co. AG aus der Zeit um 1910/20 und ein etwa 1920 gebauter Dampfhammer der Firma J. Banning aus Hamm.

Kessel- und Maschinenanlage

Die Kessel- und Maschinenanlage entstand 1894/95 und wurde für die etwas weiter nördlich gelegene Wagenreparaturwerkstatt benötigt. Erweitert wurde sie bereits 1899. Es waren dann drei Heißdampfkessel vorhanden, die Dampf mit einer Temperatur von 400 Grad Celsius erzeugten. Die zunächst eingesetzten Schlangenrohrkessel wurden später gegen mit Steinkohle befeuerte Steinmüller- und Büttnerkessel ausgetauscht, da sich Kesselstein ansetzte. Der nördliche Giebel des Gebäudes wird von zwei gelben Giebelfeldern geprägt und trägt die Jahreszahl 1899. Die Fassade wird von roten Bändern aus Backstein sowie Zahnschnitt- und Rollschichtfriesen gegliedert. Markant ist der 43 Meter hohe Dampfschornstein mit seiner reichen Verzierung. Sein Schaft weist unten eine rechteckige Form auf, geht dann in ein Polygon über, um letztlich als Zylinder fortgeführt zu werden. Die Gestaltung erinnert an sakrale Architektur. Farblich ist der im Stil des Historismus gehaltene Schornstein von roten und gelben Ziegeln geprägt. Eine weitere Erneuerung der Kesselanlage erfolgte 1927 bis 1932 mit der Anschaffung von zwei Borsig-Kesseln. Die mit Rohbraunkohle befeuerten Öfen erzeugten je Stunde acht Tonnen Dampf mit einer Temperatur von 280 Grad Celsius. In den Schornstein wurde ein Saugzug der Bösdorfer Maschinenfabrik Leipzig mit einer Leistung von 60.000 m³/h eingebaut, da der Zug zu gering war. Drei Oberdruckhammer, ein Fallhammer und ein Gegenschlaghammer sowie Heizungen wurden mit dem so erzeugten Dampf betrieben. Ein weiterer Dampfkessel mit einer Leistung von sechs Tonnen Dampf je Stunde wurde 1953/54 eingebaut, da die zur Verfügung stehende Dampfmenge nicht genügte. Von 1990 bis 1994 wurde die Dampferzeugung auf Heizöl umgestellt.

Großteileaufarbeitung

Großteileaufarbeitung, Westseite
Innenansicht der Halle für die Großteileaufarbeitung, 2010

Im südöstlichen Bereich des Werksgeländes entstand in den Jahren 1908/09 nach Plänen von Baurat Gerhard Schürmann die Weichenbauanstalt, die später als Großteileaufarbeitung genutzt wurde. Die Giebel der zweischiffigen Halle sind in Ost/West-Richtung ausgerichtet. Der Ostgiebel der aus rotem Backstein errichteten Halle zeigt zur Hauptstraße Alt Salbke. Die Halle hat eine Länge von 61,56 Metern, bei einer Traufhöhe von 8,4 Metern. Die Höhe der Dachfirste beträgt 11,5 bzw 14,64 Meter. Auf den Längsseiten ist die Halle elfachsig ausgestaltet. Helle verputzte Flächen, Friese aus Backstein und Lisenen gliedern die Fassaden. Die Gestaltung zitiert mittelalterliche Elemente der regionalen Backsteinarchitektur. Die Dachbinder sind als genietete Eisenkonstruktion ausgeführt. Bedeckt wird die Halle von zwei Satteldächern, die mit Oberlichtern versehen sind. An der Ostseite zur Straße hin ist der Halle ein flacher 46 Meter langer und 5,4 Meter tiefer Anbau vorgelagert, der als Magazin diente und die Stuben von Werkmeister enthielt. Darüber hinaus waren dort auch die Werkzeugausgabe und die Toiletten untergebracht.

Kriegerdenkmal

Kriegerdenkmal und Borchard-Linde

In der Nähe des Haupteingangs befindet sich ein Kriegerdenkmal, welches der Gefallenen des 1. Weltkriegs gedenkt. Es trägt die Aufschrift: Unseren im Weltkrieg gefallenen Kameraden 1914 - 1918. Direkt am Eingang befindet sich die 1912 gepflanzte Borchard-Linde.

Persönlichkeiten

Der Maler August Bratfisch war von etwa 1919 bis zu seiner Pensionierung 1948 im Reichsbahnausbesserungswerk Salbke beschäftigt. In den 1950er Jahren arbeitete der Handballspieler und spätere -trainer Klaus Miesner als Praktikant im Werk.

Leiter und Direktoren des Werkes waren:

  • Mälzer, ab 1893 (Leiter der Bauabteilung)
  • Schittke, ab 1895 (erster Leiter der Hauptwerkstatt)
  • Oppermann (Leiter des Werkstättenamtes)
  • Blindow
  • Werner
  • Müsken
  • König (erster Werkstättenleiter des Ausbesserungswerkes)
  • Stinner
  • Lehmann
  • Poppe
  • Gisewski, 1935
  • Kneidl
  • Winkelmann
  • Sauermann
  • Kotzott, 1945
  • Fritz Adomeit, 1946
  • Willi Schneider, 1947-1950
  • Rudolf Gelzer, 1950 - 1954
  • Harry Schrader, 1954 - 1960
  • Oskar Hake, 1960 - 1963
  • Harry Kohl, 1964 - 1980
  • Rolf Moser, 1980 - 1983
  • Dieter Müller, 1983 - 1984
  • Rolf Moser, 1984 - 1992
  • Ottfried Zillessen, 1993
  • Rolf Moser, ab 1994

Literatur

  • Sabine Ullrich, Industriearchitektur in Magdeburg, Maschinenbauindustrie, Landeshauptstadt Magdeburg 1999, Seite 51 f. und 76 ff.
  • Sabine Ullrich in Magdeburg - Architektur und Städtebau, Verlag Janos Stekovics Halle (Saale) 2001, ISBN 3-929330-33-4, Seite 288 f.
  • Hrsg.: Deutsche Bahn AG, 100 Jahre Ausbesserungswerk Magdeburg 1895 - 1995, Magdeburg 1995
  • Denkmalverzeichnis Sachsen-Anhalt, Band 14, Landeshauptstadt Magdeburg, Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Michael Imhof Verlag Petersberg 2009, ISBN 978-3-86568-531-5, Seite 50 f.

Einzelnachweise

  1. Hrsg.: Deutsche Bahn AG, 100 Jahre Ausbesserungswerk Magdeburg 1895 - 1995, Magdeburg 1995, Seite 44

Koordinaten: 52° 4′ 53,9″ N, 11° 39′ 49,8″ O