Heinrich VIII. (England)
Heinrich VIII. (* 28. Juni 1491; † 28. Januar 1547) war vom 22. April (gekrönt am 24. Juni) 1509 an bis zu seinem Tod am 28. Januar 1547 König von England. Er wurde 1541 auch König von Irland, das er vorher als Lord regiert hatte.
Als zweiter Sohn von König Heinrich VII. und Elisabeth von York wurde er nach dem Tod seines älteren Bruders Arthur Tudor Prinz von Wales. Eine Rechtsprechung des Papstes wurde nötig, um ihm die Hochzeit mit der Witwe seines Bruders, Katharina von Aragon, zu erlauben, was nur durch den fehlenden "Vollzug" der Ehe erreicht werden konnte (in der Sexuallehre der katholischen Kirche muss die Ehe durch den Beischlaf vollzogen werden, um gültig zu sein). Sie gebar ihm die Kinder Heinrich (* 1. Januar 1511 - † 22. Februar 1511), Heinrich (*/† November 1513) und Maria I. (28. Februar 1516 - † 17. November 1558). Nach der Scheidung von Katharina, die durch den Papst nicht sanktioniert wurde, da er unter dem Druck Karls V., dem Neffen Katharinas stand, spaltete Heinrich England von der Katholischen Kirche ab, was ihm große Schwierigkeiten mit ebendieser einbrachte. Heinrich beschlagnahmte viele kirchliche Güter und gründete die Anglikanische Kirche, was letztlich durch den Act of Supremacy von 1536 bestätigt wurde.
Während der Abwesenheit Heinrichs, der in Frankreich Krieg führte, besiegte der dritte Herzog von Norfolk, Thomas Howard, den schottischen König Jakob IV. bei Flodden, nachdem dieser einen Invasionsversuch gestartet hatte. Heinrichs lange Rivalität mit König Franz I. von Frankreich wurde durch das Bündnis Frankreichs mit Schottland sehr bedrohlich, da beides katholische Länder waren. Er und Franz trafen sich 1520 bei Calais auf dem Field of the Cloth of Gold (Cloth of Gold war ein Gewebe, in das dünne Fasern aus Gold in traditionelle Materialien, häufig Seide, verwoben wurde. Es wurde für zeremonielle Kleidung oder als Baldachin für den Thron benutzt). 1546 wurde letztendlich Frieden mit Frankreich geschlossen.
Heinrich VIII. verstärkte die englische Seemacht und gründete eine effiziente Marine. Sein Flagschiff, die Mary Rose, sank jedoch am 19. Juli 1545, während eines Gefechts mit den Franzosen, nach langer und erfolgreicher Fahrt beim Auslaufen aus dem Hafen von Portsmouth vor den Augen Heinrichs. In den 1980ern wurde das Schiff geborgen und gab wertvolle archäologische Hinweise auf diese Periode. Heute wird es in Portsmouth ausgestellt.
Heinrich VIII gilt nicht zu Unrecht als Prototyp des Renaissance Herrschers. Er war gebildet, sprach mehrere Sprachen und korrespondierte mit Humanisten wie Erasmus von Rotterdam. Für seine Streitschrift zur Verteidigung des rechten, katholischen Glaubens, verlieh der Papst ihm den Titel "Verteidiger des Glaubens". Er war musikalisch und komponierte. Im Tanzen, Ringen, Jagen und diversen Waffenübungen tat er sich ebenso hervor, wie in der Urform des Tennis und wohl auch des Fußballs (es existiert jedenfalls eine Rechnung für Fußballschuhe für ihn). Während seines ganzen Lebens war der König ein begeisterter Glücksspieler, der unter anderem Würfel- und Kartenspiele mochte. Es wird behauptet, dass er sogar während der Geburt Elisabeths gespielt hätte.
Andere große Errungenschaften während Heinrichs Regierungszeit waren der Act of Union von 1536, der Wales der englischen Regierung unterstellte, mit dem Resultat, dass 1542 die ersten walisischen Mitglieder ins Parlament gewählt wurden. Heinrich war stolz auf sein walisisches Blut.
Er war auch für seine sechs Frauen berühmt. Nachdem seiner Scheidung von Katharina von Aragon und der Trennung der Englischen Kirche von Rom, heiratete er am 25. Januar 1533 Anne Boleyn. Anne, der er in der Werbungszeit wunderbare Liebesbriefe geschrieben hatte, gebar ihm aber leider nur ein Mädchen, Elisabeth I. (* 7. September 1533 - † 24. März 1603). Das zweite Kind wäre zwar ein Junge gewesen, war aber leider eine Fehlgeburt. Da Anne es weder verstand Heinrich bei Laune zu halten, noch ihm den ersehnten Thronerben schenkte, wurde sie unter dem Vorwand des vielfachen Ehebruches angeklagt und zusammen mit ihren angeblichen Liebhabern (einer davon war z.b. ihr Bruder´) enthauptet.
Die nächste Frau in Heinrichs Leben, die bereits vor dem Ende ihrer Vorgängerin an Heinrichs Seite stand, war Jane Seymour, die ihm einen kränklichen Sohn Eduard VI. (* 12. Oktober 1537 - † 6. Juli 1553)schenkte und leider Heinrichs Begeisterung über den Thronerben nicht überlebte. Vor lauter Glück überforderte er seine Frau gleich nach der Geburt des Kindes und sie starb am 24. Oktober 1537 vermutlich an Kindbettfieber. Heinrich heiratete erst am 6. Januar 1540 widerstrebend erneut, auf Betreiben seines Kanzlers Thomas Cromwell. Später wurde Cromwell, wie seine Vorgänger Morus und Thomas Wolsey, des Landesverrates angeklagt. .
Diese von Cromwell vertmittelte, vierte Frau war die deutsche Protestantin Anna von Kleve. Heinrich konnte sie von Anfang an nicht leiden und ließ die Ehe bereits im Juli 1540 wieder annulieren. Anna von Kleve lebte nach der Scheidung in England und baute einen sehr liebevollen Kontakt zu Heinrichs Kindern auf. Pikanterweise bewohnte sie Hever Castle, also den ehemaligen Besitz der Familie Boleyn. Sie überlebte Heinrich um 10 Jahre. Die folgende Ehe mit der blutjungen Katharina Howard, einer Cousine von Anne Boleyn, wurde noch im Scheidungsmonat am 28. Juli 1540 geschloßen und war wohl von Seiten Heinrichs eine typische Altersvernarrtheit. Leider konnte die junge Frau damit nicht besonders gut umgehen, zumal Heinrich zu dieser Zeit bereits alles andere als eine angenehme Erscheinung war. Sie wurde, anders als Anne Boleyn, vollkommen zu recht des Ehebruchs angeklagt und am 13. Februar 1542 enthauptet.
Seine letzte Frau Catherine Parr, eine reifere Frau, die schon zweimal verwitwet war, heiratete er am 12 Juli 1543. Sie überlebte ihn allerdings nur, um etwas mehr als ein Jahr, weil Heinrich rechtzeitig starb. Ihr eigener Kopf in Fragen der Religion und ihr Widerspruchsgeist hätten ihr im anderen Fall bald den Kopf gekostet. Nach Heinrichs Tod heiratete sie erneut und starb am 5. September 1548 an den Folgen der Geburt ihrer Tochter Mary. Dies ist ein weiterer Beleg für den schlechten gesundheitlichen Zustand Heinrichs VIII. der bei seinen letzten beiden Frauen (Anna von Kleve kommt mangels Gelegenheit nicht in Betracht) keine Kinder mehr zeugen konnte.
Es ist bekannt, das Heinrich in seinem späteren Leben stark übergewichtig war und möglicherweise an Gicht, Syphilis und/oder Diabetes litt. Als er noch jünger war, soll er jedoch ein lebhafter Mann gewesen sein. Sein Übergewicht stammte von einem Turnierunfall aus dem Jahr 1536. Er litt an einer Oberschenkelwunde, die ihn zwar nicht von Übungen abhielt, jedoch fortschreitend vereiterte und wahrscheinlich indirekt zu seinem Tod führte.
Heinrich starb 1547 in London und wurde in Windsor begraben. Bei seinem Tod hinterließ er drei Kinder, die, wie von ihm testametarisch festgelegt nacheinander auf dem englischen Thron kamen: Eduard VI., Maria I. und Elisabeth I.
Über Heinrich und seinen Hofstaat wurden viele Filme gedreht. Zwei, die hier Erwähnung finden sollen, sind Das Privatleben von Heinrich VIII. von 1933 mit Charles Laughton und die BBC Fernsehserie Die Sechs Frauen Heinrichs VIII. von 1972 mit Keith Michell.
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