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Gelehrtenschule des Johanneums

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Aula des Johanneums während der Abiturentlassungsfeier 2005

Das Johanneum, genauer die Gelehrtenschule des Johanneums zu Hamburg, wurde 1529 von Johannes Bugenhagen gegründet und ist das älteste Hamburger Gymnasium.

Geschichte

Das Johanneum wurde von Johannes Bugenhagen, dem geistlichen Gesandten des Reformators Martin Luther, gegründet. 1528 kam er nach Hamburg, um der „Erbarn Stadt Hamborch Christlike Ordeninge“ zu geben. Am 24. Mai 1529 öffnete das Johanneum zunächst im Gebäude des säkularisierten alten St. Johannis-Klosters, woher es seinen Namen hat, auf dem Gelände des heutigen Rathausmarktes als „Latinsche Schole“ seine Pforten. Anfangs war das Johanneum eine Gelehrtenschule. Später widmete es sich in einem zweiten Zweig, der Bürgerschule, auch der Ausbildung von Söhnen der Kaufleute und Gewerbetreibenden.

Von 1838 bis 1840 entstand dann der Neubau der Schule auf dem Gelände des heutigen Domplatzes, wo einst die Keimzelle Hamburgs lag, die so genannte Hammaburg. Der imposante Bau, von Süden her durch den Haupteingang zu betreten, verfügte über zwei Flügelbauten, die zur heutigen Domstraße hin durch Arkaden miteinander verbunden waren. Das Johanneum wurde bald zur bevorzugten Schule der Hamburger Patrizierfamilien, der Sievekings, Amsincks, Goberts. Erstaunlicherweise überstand das Johanneum den Großen Brand von 1842, der zahlreiche Gebäude ringsum in den Flammen versinken ließ. Was der Brand nicht vermochte, schafften fast genau 100 Jahre später die Bomber der Royal Air Force: 1943 wurde der Bau auf dem Domplatz zerstört.

1914 zog das Johanneum in den heutigen, von Fritz Schumacher entworfenen Gebäudekomplex in der Maria-Louisen-Straße, der den Luftkrieg überstand.

Im Johanneum wurde das Patriziat der Stadtrepublik Hamburg humanistisch erzogen, bedeutende Gelehrte und Autoren der Frühaufklärung wirkten hier (Hermann Samuel Reimarus, Barthold Heinrich Brockes, Michael Richey, Fabricius und andere), Georg Philipp Telemann und Philipp Emanuel Bach waren hier Kantoren, und dies stiftete eine anhaltende Tradition und Reputation.

Stets wohl dotiert, beherbergt es heute noch eine bedeutende historische Bibliothek (siehe unten), die der Forschung auch zugänglich ist. In anfeuernder Konkurrenz mit dem erst 250-jährigen Christianeum Hamburg, das 1937 mit Altona zu Hamburg kam, hielt es hohe Maßstäbe aufrecht, und nach wie vor kann man hier sein Abitur in den alten Sprachen Latein oder Altgriechisch ablegen.

Jüngere Geschichte

Das Johanneum bekommt durch die Millionenspende eines Mäzens einen großen Neubau. Es wird sich um ein dreigeschossiges Gebäude mit einer Gesamtfläche von 2.200 Quadratmetern handeln, das Kunst- und Musikräume, eine Cafeteria, einen Theater-Probenraum und eine Sporthalle enthalten wird. Voraussichtlich Ende 2005 sollen die Bauarbeiten beginnen und 2006 abgeschlossen sein. [1]

Bibliothek

Die Hauptbibliothek der Schule umfasst mehr als 55.000 Bände. Das älteste Buch ist eine lateinische Bibel aus dem Jahre 1491. Die Bibliothek gliedert sich in drei Bereiche:

  • Eine wissenschaftliche Bibliothek. Die Basis wurde durch Stiftungen und Schenkungen namhafter Hamburger Privatgelehrter mit einer Fülle von erstklassigen Ausgaben und Kommentaren griechischer und lateinischer Autoren gelegt. Manche Autoren sind von den Wiegendrucken des Humanismus bis in die Gegenwart in lückenloser Reihe vertreten.

Aktuelle Kurzinformationen

Hödhütte

Hödhütte

Die Hödhütte, auf den Radstädter Tauern im Salzburger Land (Österreich) auf 1.750m Höhe gelegen, ist eine Skihütte ohne elektrischen Strom oder fließendes Wasser, die das Johanneum seit 1970 gepachtet hat und als Schullandheim für Klassenreisen und Ferienkurse nutzt. Im Blockhausstil vor etwa 80 Jahren erbaut, hat sie im Erdgeschoss eine große Küche, zwei Tagesräume und eine Speisekammer. Im ersten und zweiten Stock befinden sich sechs Schlafräume mit Matratzenlagern, auf denen die Schüler ihre Schlafsäcke ausbreiten, sowie der Waschraum und die Toiletten.

Die Hütte kann nach einem ein- bis zweistündigen Fußmarsch erreicht werden. Sie wird überwiegend im Winter genutzt. Alle 8. Klassen fahren zwölf Tage lang auf die Hödhütte.

Die Ausleihe von Ski und Stiefeln in der Schule ist möglich.

Schüleraustausch

England

1948, drei Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs, besuchte eine Schülergruppe des Johanneums London. Frederick Wilkinson, der Schulleiter der Latymer Upper School, war der Überzeugung, dass nur gegenseitiges Kennenlernen junger Menschen Verständigung, Versöhnung und damit einen dauerhaften Frieden in Europa herbeiführen könne: „Persons matter more than politics.“ (englisch, etwa: „Personen sind wichtiger als Politik.“) In diesem Geiste initiierte er den Schüleraustausch, der seitdem jedes Jahr stattfindet. Später kam Godolphin and Latymer School dazu.

Die Latymer Upper School für Jungen und die Godolphin and Latymer School für Mädchen sind Privatschulen, die im Westen Londons, im Stadtteil Hammersmith, liegen. Im Oktober fahren Schüler der 9. Klassen des Johanneums für zwei Wochen nach London; der Gegenbesuch der englischen Partner erfolgt im Spätsommer des folgenden Jahres.

Es gibt auch einen Orchesteraustausch mit den beiden Londoner Partnerschulen. Eine Woche lang wird intensiv geprobt und geübt. Das Ergebnis wird zum Ende der Woche vorgetragen. Für die Schüler ist dies eine Gelegenheit, in einem multinationalen Orchester mit bis zu 60 Instrumentalisten zu spielen.

Seit 1982 besteht außerdem ein Hockey-Austausch mit dem Magdalen College in Oxford. Teilnehmen dürfen Schüler, die in den Klassen 5 bis 9 Mitglied der Hockey-Arbeitsgemeinschaft waren. Gespielt wird um einen vom Elternbund gestifteten Wanderpokal.

Polen

Wappen Breslaus

Als eine der ersten Schulen in Hamburg hat das Johanneum eine Partnerschaft mit Polen aufgebaut. Dabei waren es Schüler, die den Austausch angeschoben haben. Beim Besuch eines polnischen Journalisten hatte eine Schülerin von den großen Problemen gehört, mit denen Polen nach dem Zusammenbruch des Kommunismus zu kämpfen hatte. Aus dieser Begegnung entstand spontan die Idee eines Kontaktes. Im Dezember 1989 fuhren Schülerinnen und Schüler des Johanneums auf eigene Kosten zu einem Gymnasium in Breslau, von dem sie erfahren hatten, dass dort Deutsch unterrichtet wird.

Die damalige Direktorin des Breslauer Gymnasiums wusste zunächst nicht, was von diesem Weihnachtsbesuch zu halten sei, aber es gelang den Schülern, einen Austausch zu vereinbaren. So fuhr im Frühjahr 1990 die erste Gruppe nach Breslau. Im Herbst folgte dann der Gegenbesuch. So geht es seitdem mit Schülern aus den nachrückenden Klassen weiter.

Forum Johanneum

In Anlehnung an die Foren im Römischen Reich ist Forum Johanneum der Name einer kontinuierlichen Vortragsreihe am Johanneum, in deren Rahmen auch viele bekannte Menschen als Redner aufgetreten sind, unter anderem:

Bekannte Ehemalige