Verkehrsverbund Mittelthüringen

Der Verkehrsverbund Mittelthüringen ist ein Verkehrsverbund des öffentlichen Nahverkehrs (ÖPNV) im mittleren Thüringen. Er umfasst die Städte Erfurt, Weimar und Jena und Gera sowie Teile der Landkreise Weimarer Land, Sömmerda, Gotha, Ilm-Kreis, Saale-Holzland-Kreis und Burgenlandkreis.
Träger des Verkehrsverbundes Mittelthüringen ist die Verkehrsgemeinschaft Mittelthüringen GmbH. Im Rahmen dieses Verkehrsverbundes wurde der Verbundtarif Mittelthüringen (kurz VMT oder auch Voll-Mobil-Ticket) eingeführt, welcher für Züge und Straßenbahnen sowie diverse Buslinien im den Kreisfreien Städten Erfurt, Weimar und Jena sowie im Landkreis Weimarer Land mit der Stadt Apolda gilt. Der Tarifzusammenschluss entstand vor allem wegen der hohen Passagier- und Pendlerzahl zwischen den vier Städten.
Der Verbundtarif trat am 1. April 2006 in Kraft und löste damit den RegioMobil-Tarif ab, der ein Versuchsvorgänger der Deutschen Bahn war. Der Preis der Fahrkarten ergibt sich aus den zu durchfahrenden Tarifzonen. Mit dem Fahrausweis können die Bahnen der Deutschen Bahn, Süd-Thüringen-Bahn und Erfurter Bahn, der regionale Nahverkehr in den Städten, sowie der Überlandbusverkehr der JES Verkehrsgesellschaft mbH genutzt werden.
Zum Fahrplanwechsel im Februar 2009 wurden an den Bahnhöfen im Verbundgebiet Entwerter eingeführt, sodass die von Teilen der Kundschaft als unpraktisch empfundene Regelung, alle Fahrscheine bereits entwertet zu verkaufen, entfiel.
Am 12. Dezember 2010 gab es eine Erweiterung des VMT, womit der Saale-Holzland-Kreis, restliche Teile des Kreises Weimarer Land, der Landkreis Gotha sowie die Stadt Gera dem VMT beitraten.
Tarifzonen
Der Verkehrsverbund Mittelthüringen ist in 28 Tarifzonen unterteilt. Es existieren die vier City-Tarif-Zonen Erfurt (10), Weimar (20), Jena (30), Gera (30) und 102 Regio-Tarif-Zonen.
Bahnstrecken
Bahnstrecken im Verbundgebiet sind:
- Thüringer Bahn (Großheringen–Apolda–Weimar–Erfurt–Wandersleben)
- Holzlandbahn (Weimar–Jena–Gera)
- Saalbahn (Zwätzen–Jena–Orlamünde)
- Pfefferminzbahn (Eckartsberga–Großheringen)
- Ilmbahn (Weimar–Legefeld)
- Erfurt–Sangerhausen (Erfurt–Stotternheim)
- Erfurt–Nordhausen (Erfurt–Ringleben-Gebesee)
- Erfurt–Bad Langensalza (Erfurt–Döllstädt)
- Erfurt–Schweinfurt (Erfurt–Neudietendorf)
- Orlabahn(Orlamünde-Freienorla)
Beteiligte Verkehrsunternehmen
Bus/Straßenbahn:
- Erfurter Verkehrsbetriebe (EVAG)
- Stadtwirtschaft Weimar
- Jenaer Nahverkehrsgesellschaft (JeNah)
- Personenverkehrsgesellschaft Apolda (PVG) im Landkreis Weimarer Land
- JES Verkehrsgesellschaft im Saale-Holzland-Kreis
- Geraer Verkehrsbetriebe
- Gothaer Straßenbahn und Thüringer Waldbahn
- Verkehrsunternehme Andreas Schröder
- Regionale Verkehrsgemeinschaft Gotha
- Omnibusverkehrsgesellschaft Weimar
Bahn:
Statistiken
- Einwohner im Verbundgebiet (Erfurt, Weimar, Weimarer Land, Jena)
- 2005: 451 058
- 2007: 457 032
- Beförderte Personen pro Jahr (Schätzung)
- 2005 und 2007: 48 000 000
- Personenkilometer pro Jahr (Schätzung)
- 2005 und 2007: 300 000 000 (durchschnittlich 6,25 km/Person/Fahrt)
- Bahnhöfe, Haltepunkte, Haltestellen
- 2005: 871
- 2007: 811
- Fahrzeuge
- 2005: 519
- 2007: 500
- Linien
- 2005 und 2007: 104, davon 12 Zug-, 13 Straßenbahn-, 43 Stadt-, 36 Überlandbuslinien
- Eingebundene Verkehrsbetriebe
- 2005 und 2007: 8
Kritik
Generelle Kritik
In der Kritik stehen sowohl die als nicht bedarfsgerecht empfundene Ausgestaltung der Tarife, als auch der Zwang zum Verbundtarif, der verbraucherfreundliche Wahlmöglichkeiten verhindert. Der überwiegende Teil des Bahnverkehrs im Verbundgebiet findet auf der Achse Erfurt-Weimar-Jena statt. Hier wiederum ist der Anteil von Nur-Bahnfahrern sehr groß. Diese Kundengruppe sieht sich seit Einführung des Verbundtarifs mit zum Teil drastischen Preiserhöhungen[1] konfrontiert, ohne dafür eine entsprechende Leistung in Anspruch zu nehmen. Im restlichen Verbundgebiet jenseits der Hauptachse, das durch starke regionale Zergliederung geprägt ist, stellt das Nahverkehrsangebot oft keine Alternative zum Individualverkehr dar, so dass sich die positiven Aspekte eines Verbundtarifs hier ebenfalls nicht in gewünschter Weise entfalten können. Die Kritik wird vom Fahrgastverband Pro Bahn getragen[2] und formiert sich mittlerweile auch in Initiativen von Bahnfahrern.
BahnCard-50-Inhaber
Zunächst wurden BahnCards im Verbundgebiet nicht anerkannt. Dies führte beispielsweise dazu, dass die Fahrt mit der Regionalbahn von Erfurt nach Weimar 4,90 Euro kostete und im ICE, wo die BahnCard 50 gilt, 5,75 Euro und damit nur 0,85 Euro mehr, was zur verstärkten, aber nicht erwünschten Nutzung der ICEs zwischen Erfurt und Weimar durch eigentliche Nahverkehrskunden führte.
Zum 1. Januar 2008 wurde der BahnCard-Rabatt eingeführt. Er gewährt Inhabern der BahnCard 25, BahnCard 50 und BahnCard 100 bei der Fahrt durch mindestens zwei Tarifzonen einen Rabatt von 25%. BahnCard-100-Inhaber benötigen keine Fahrkarten und konnten daher ohnehin kostenlos die Züge im VMT benutzen (die BC 100 gilt als City-Ticket ebenfalls für die Benutzung von Bussen und Straßenbahnen in Erfurt, Weimar und Jena); BahnCard-25-Inhabern wird ihr Rabatt gewährt. Wie in verschiedenen anderen Verbünden können mit BahnCard 50 teilweise günstigere Preise erzielt werden, wenn als virtuelles Ziel ein außerhalb des Verbunds liegendes Ziel gewählt wird. Hierdurch greift der DB-Haustarif und somit der volle Rabatt der BahnCard 50.
Quellen
- ↑ Preisentwicklung seit Einführung des Verbundtarifs Mittelthüringen
- ↑ Pressemeldung des Pro-Bahn-Landesverbands Thüringen