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Steinzeiternährung

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Die Steinzeiternährung ist eine Ernährungsform, die sich an der Ernährung der Menschen in der Altsteinzeit orientiert, dass heisst also in der Zeit vor Ausbreitung des Ackerbaus und der Viehzucht (siehe Neolithische Revolution).

Auswahl der Nahrungsmittel

Das Prinzip der Steinzeiternährung besteht demnach darin, ausschließlich Nahrungsmittel zu konsumieren, die bereits in der Altsteinzeit verfügbar waren, d.h. Fleisch (Wild), Fisch, Obst und Gemüse, Wildfrüchte und Kräuter, Pilze, Nüsse und - in geringen Mengen - kalt geschleuderter Honig.

Ausdrücklich ausgenommen sind folgende Nahrungsmittel:

  • Milch und Milchprodukte (da in der Altsteinzeit keine Viehzucht betrieben wurde)
  • Getreide und Getreideprodukte wie z.B. Brot (da der Getreideanbau erst später begann)
  • industrielle verarbeitete Nahrungsmittel (z.B. Zucker) sowie Fertiggerichte

Zusatzstoffe und allzu moderne Verfahren (Mikrowellenherd) werden vermieden. Als Getränke werden nur Wasser und Tee aus Kräuteraufgüssen akzeptiert. Alkoholische Getränke wie Wein gelten als umstritten.

Philosophie der Steinzeiternährung

Angesichts der heute in den westlichen Industrieländern verbreiteten Fehlernährung besteht das Bedürfnis, die menschliche Ernährung auf eine früheres Niveau zurückzuführen, in dem die destruktiven Folgen der Ernährung mit denaturierten, künstlichen oder nährstoffarmen Nahrungsmitteln weniger stark ausgeprägt waren.

Der Steinzeiternährung liegt die Beobachtung zugrunde, dass Naturvölker, die heute noch Jäger und Sammler sind oder bis vor kurzem waren, frei von Zivilisationskrankheiten sind. Die Ausbreitung der Landwirtschaft habe durch die Festlegung auf wenige Kulturarten zudem zu einer drastischen Reduktion der Nahrungsvielfalt geführt. Erkenntnisse aus der Paläopathologie sollen belegen, dass die altsteinzeitlichen Vorfahren größer und gesünder waren als die Menschen der folgenden Epochen.

Die Befürworter quasi-paläolithischer Ernährung wie etwa Loren Cordain sehen in der steinzeitlichen Ernährung daher die einzig "artgerechte" Ernährung des Menschen, an die sich der menschliche Organismus im Laufe der Millionen Jahre seiner Entwicklung perfekt angepasst habe (die Altsteinzeit umfasste einen Zeitraum von fast 2,4 Mio. Jahren, alle weiteren Zeitalter bis heute dagegen nur 8.000 Jahre, zu kurz um eine Anpassung des Körpers an neue Nahrungsmittel zu bewirken).

Als Vorteile steinzeitlicher Ernährung werden genannt: Krankheiten und Allergien sollen heilen oder sich erheblich bessern, die Leistungsfähigkeit soll steigen und der Blutzuckerspiegel stabil bleiben.

Siehe auch: Ernährung, Vollwerternährung, Rohkost, Instinctotherapie

Kritikpunkte und Fragen

Aufgrund fehlender Quellen ist man auf Erkenntnisse aus Archäologie, Paläontologie und Paläopathologie angewiesen, die durchaus unterschiedlich gewertet bzw. kontrovers diskutiert werden. Die Kritik an der Steinzeiternährung beinhaltet z.B. die Fragen:

  • waren die Menschen in der Altsteinzeit wirklich gesünder?
  • besteht (wegen des Verzichtes auf Getreide) ein Kohlehydratmangel?
  • Antwort:Wer ausschließlich Fleisch konsumieren würde, würde einen Kohlehydratmangel erleiden. Wichtig bei der Paleo-Kost ist der Konsum von viel, möglichst ballaststoffreichen Salaten und Gemüse sowie von Obst.
  • wie groß sollte der Anteil tierischer Nahrungsmittel sein bzw. wie groß war er in der Altsteinzeit?
  • Antwort: Es gibt keine Vorgaben in punkto Quantität. In der Steinzeit waren die Mengen je nach Territorium (Inuit-Lebensraum versus Mitteleuropa versus Afrika) und auch je nach Jahreszeit und Jagdglück sehr unterschiedlich. Allerdings besteht der Ratschlag in punkto Qualität: möglichst Produkte aus Massentierhaltung meiden und auf Fleisch von überzüchteten Haustieren wie Hausschwein weitgehend verzichten (Wildschwein dagegen gilt als paläolithisch korrekt).
  • sind Zubereitungsmethoden (z.B. Kochen) erlaubt?
  • Antwort: Braten und Kochen sind zulässig und bereits für die Steinzeit nachgewiesen; Geräte wie Mikrowelle werden gemieden
  • sind heutige Obst- & Gemüsearten erlaubt, die ja in der Altsteinzeit ebenfalls nicht (bzw. nur in ihrer ursprünglichen Wildform) existierten?
  • Antwort: Da Wildobst und Wildgemüse für Städter nur in geringen Mengen zur Verfügung steht und das Sammeln ein zu großer Zeitaufwand wäre, verwendet Steinzeiternährung auch die heutigen Kulturformen von Obst und Gemüse.

Literatur

  • Loren Cordain: The Paleo Diet, New York 2002, ISBN 0-471-41390-9
  • S. Boyd Eaton, Marjorie Shostak, Melvin Konner u.a.: The Paleolithic Prescription: A Program of Diet and Exercise and a Design for Living, New York [u.a.]: Harper & Row, 1988, ISBN 0-06-015871-9
  • Wolfgang Lutz, "Leben ohne Brot - Die wissenschaftlichen Grundlagen der kohlenhydratarmen Ernährung"
  • Nicolai Worm: Syndrom X oder Ein Mammut auf den Teller!, 4. überarb. Aufl. Systemed-Verl. Lünen 2002, ISBN 3-927372-23-4
  • Ernst Probst: "Deutschland in der Steinzeit", München 1991