Karl Marx
Karl Heinrich Marx (* 5. Mai 1818 in Trier; † 14. März 1883 in London) war Philosoph, Kritiker der bürgerlichen Ökonomie und politischer Journalist.

Überblick

Marx galt als der wichtigste Vordenker der frühen Arbeiterbewegung, sein Werk sollte aber immer im Zusammenhang mit Friedrich Engels gesehen werden, der wichtige Anregungen zur Kritik der politischen Ökonomie gab und nach dem Tode Marx' dessen letzte Arbeiten publizierte (2. u. 3. Bd. des "Kapital"). Ein wichtiges - für die gemeinsame Verständigung geschriebenes - Werk beider, das jedoch erst 1932 veröffentlicht wurde, die Frühschrift "Die Deutsche Ideologie", gibt eine wesentliche Basis ihrer Sozialismus-Vorstellungen.
Marx gilt als der Begründer des sog. Wissenschaftlichen Sozialismus und - weil er zusammen mit Friedrich Engels das "Kommunistische Manifest" verfasste - des Kommunismus und auch des Marxismus. Diese Ansätze werden aber von späteren marxistischen Strömungen sehr unterschiedlich interpretiert: das reicht von freiheitlich demokratischen und libertären Konzepten wie das der Sozialdemokratie bis zu denen des so genannten "Realen Sozialismus" und Kommunismus der ehemaligen Sowjetunion, Osteuropas, Volksrepublik Chinas uwm. (vergleiche auch Artikel Kommunistische Partei). Er selbst war gegenüber einer "marxistischen" Bewegung und der von ihm befürchteten Buchstabengläubigkeit zumindest skeptisch.
Seine Hauptwerke sind unter anderem das kommunistische Manifest, das er zusammen mit Friedrich Engels verfasste und das bezeichnenderweise im europäischen Revolutionsjahr 1848 publiziert wurde. Heute ist auch die bereits erwähnte Schrift "Die Deutsche Ideologie" beider Autoren von Bedeutung, darin auch die kurzen elf Thesen über Feuerbach. In seinem Hauptwerk Das Kapital analysiert er den modernen Kapitalismus des 19. Jahrhunderts in seinen allgemeinen Bewegungsgesetzen. Zu nennen ist auch die Kritik des Gothaer Programms der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, wo er in Auseinandersetzung mit dem Programm dieser sich damals auf ihn berufenden Arbeiterpartei wichtige Aspekte der politischen Organisation des Proletariats postuliert.
Eine seiner bekanntesten Thesen in Bezug auf den Kapitalismus war, dass die Interessen von Kapitalisten und Lohnarbeitern in unvereinbarem Gegensatz stehen und der Kapitalismus sich nur entwickelt und floriert, indem er "... zugleich die Springquellen alles Reichtums untergräbt: die Erde und den Arbeiter" (Das Kapital Bd. I, S. 530).
Im Jahr 2003 wurde Marx in einer ZDF - Reihe "Unsere Besten" nach Konrad Adenauer und Martin Luther auf den dritten Platz gewählt.
Leben
Jugend und Studium (1818-1841)

Karl Marx wurde 1818 als drittes Kind des Advokatanwaltes Heinrich Marx (* 1777; † 1838) und Henrietta Marx (* 1788; † 1863; geborene Presborck) in Trier geboren. Sein Geburtshaus (heute Museum) stand in der Brückergasse 664 (heute Brückenstraße 10); schon im Oktober 1819 zog die Familie in ein kleines Wohnhaus in der Simeongasse (heute Simeonstraße 8) (dort erinnert heute eine Gedenktafel an den berühmten Bewohner).
Heinrich Marx stammte aus einer bedeutenden Rabbinerfamilie (ursprünglich Marx Levi). 1824 konvertierte er zum Protestantismus, da er als Jude unter der preußischen Obrigkeit sein - unter napoleonischer Regierung angetretenes - Amt als Justizrat nicht hätte weiterführen dürfen.
Von 1830 bis 1835 besuchte Karl Marx das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium in Trier, wo er mit 17 Jahren als Jahrgangsbester das Abitur ablegte. 1836 verlobte er sich in Trier mit seiner späteren Ehefrau Jenny von Westphalen. 1835 ging er zum Jurastudium nach Bonn ,wo er der „Landsmannschaft der Treveraner“ (Trierer) beitrat, dem späteren Corps Palatia und war an der Universität als guter Fechter gefürchtet. Dies übertrieb er derart, daß sein Vater ihn zur Ordnung rufen mußte die Händel und die Saufereien einzustellen. Karl Marx hatte bis zu seinem Lebensende sein Band und 2 Fechtklingen über seinem Schreibtisch hängen; ein Jahr später nach Berlin, wo das Jura-Studium in den Hintergrund trat gegenüber Philosophie und Geschichte. Hier stieß Marx zum Kreis der Jung- oder Linkshegelianer.
Hegel starb 1831 und er hatte Zeit seines Lebens einen starken Einfluss auf die Universitäten und auf das intellektuelle Leben in Deutschland. Das Hegelianische Establishment (auch bekannt als Alt- oder Rechtshegelianer) meinte, dass die preußische Gesellschaft die Serie der dialektischen Entwicklungen beendet hatte: ein ausgiebiges Sozialsystem, gute Universitäten, Industrialisierung und ein hoher Beschäftigungsgrad. Die Linkshegelianer, zu denen Marx gehörte, erwarteten weitere dialektische Änderungen, eine Weiterentwicklung der preußischen Gesellschaft, die sich mit Problemen wie Armut, staatlicher Zensur und der Diskriminierung der Menschen, die sich nicht zum lutherischen Glauben bekannten, zu befassen hatte.
1841 promovierte Marx per Post an der Universität Jena mit einer Arbeit zur „Differenz der demokritischen und epikureischen Naturphilosophie“ zum Doktor der Philosophie. Auf eine Professur rechnend zog Marx hierauf nach Bonn; doch verwehrte die Politik der preußischen Regierung ihm - wie Ludwig Feuerbach, Bruno Bauer u.a. - die akademische Laufbahn, denn Marx galt als ein führender Kopf der oppositionellen Linkshegelianer.
Übergang zu kommunistischen Auffassungen (1842-1849)

Um diese Zeit gründeten liberale Bürger in Köln die „ Rheinische Zeitung für Politik, Handel und Gewerbe“ als gemeinsames Organ der verschiedenen oppositionellen Strömungen von monarchistischen Liberalen bis zu radikalen Demokraten; Marx wurde ein Hauptmitarbeiter des Blattes, das am 1. Januar 1842 erstmals erschien. Im Oktober 1842 übernahm Marx seine Leitung und von da an erhielt die Zeitung einen radikal oppositionellen Charakter. Die preußische Obrigkeit verhängte zunächst eine doppelte, dann dreifache Zensur, die jedoch von Marx´ Redaktion regelmäßig unterlaufen wurde; zum 1.4. 1843 wurde schließlich das Erscheinen der Zeitung untersagt.
Ebenfalls 1843 heiratete er seine Verlobte Jenny von Westphalen und ging mit ihr nach Paris, wo Marx mit Arnold Ruge die "Deutsch-Französischen Jahrbücher" herausgab. Von dieser Zeitschrift erschien allerdings nur die erste Ausgabe; die Fortsetzung scheiterte teils an den Schwierigkeiten der heimlichen Verbreitung in Deutschland, teils an den bald zutage tretenden prinzipiellen Differenzen zwischen den beiden Redakteuren. Ruge blieb der Hegelschen Philosophie und der bürgerlichen Demokratie verhaftet; Marx studierte die politische Ökonomie sowie der französischen Sozialisten und ging selbst zum Sozialismus über.
Wegen gemeinsamer Arbeit an den "Deutsch-Französischen Jahrbüchern" war Marx in Briefwechsel mit Friedrich Engels getreten, der ihn im September 1844 einige Tage besuchte; damit begann eine lebenslange enge Zusammenarbeit. Deren erstes Ergebnis war eine Streitschrift gegen Bruno Bauer, mit dem sie - wie mit der ganzen Schule der Junghegelianer - ebenfalls prinzipiell auseinandergekommen waren: "Die heilige Familie. Gegen Bruno Bauer und Konsorten".
Marx beteiligte sich an der Redaktion des in Paris erscheinenden deutschen Wochenblattes "Vorwärts!", das den Absolutismus der deutschen Länder - besonders Preußens - angriff, unter Marx´ Einfluß bald mit deutlich sozialistischer Ausrichtung. Die preußische Regierung setzte deswegen seine Ausweisung aus Frankreich durch.
Anfang 1845 übersiedelte Marx nach Brüssel, wohin Engels ihm folgte. Bei einer gemeinsamen Studienreise nach England im Sommer 1845 schlossen sie Verbindungen zum revolutionären Flügel der Chartisten. Marx gab im Dezember 1845 die Preußische Staatsbürgerschaft auf, nachdem er erfahren hatte, dass die preußische Regierung vom belgischen Staat seine Ausweisung erwirken wollte.
In Brüssel veröffentlichte Marx 1847 sein "Elend der Philosophie. Antwort auf Proudhons ´Philosophie des Elends´" (Original französisch als "Misère de la philosophie. Réponse à la philosophie de la misère de M. Proudhon"), eine Kritik der ökonomischen Theorie Proudhons und darüber hinausgehend der kapitalistischen Gesellschaft selber. Außerdem schrieb er gelegentlich Artikel für die "Deutsche-Brüsseler-Zeitung".
Anfang 1846 gründeten Marx und Engels in Brüssel das Kommunistische Korrespondenzkomitee, dessen Ziel inhaltliche Einigung und organisatorischer Zusammenschluss der revolutionären Kommunisten und Arbeiter Deutschlands und anderer Länder war; so wollten sie den Boden für die Bildung einer proletarischen Partei bereiten.
So traten sie auch in Verbindung mit dem sozialistischen "Bund der Gerechten" Wilhelm Weitlings, in dem Marx 1847 Mitglied wurde. Noch im selben Jahr setzte er die Umgründung zum "Bund der Kommunisten" durch und erhielt den Auftrag, dessen Manifest zu verfassen. Dieses wird im Revolutionsjahr 1848 veröffentlicht und geht als Kommunistisches Manifest (eigentlich: Manifest der Kommunistischen Partei) in die Geschichte ein.
Kurz darauf löste die französische Februarrevolution in ganz Europa politische Erschütterungen aus; als diese Brüssel erreichten wurde Marx verhaftet und aus Belgien ausgewiesen. Da ihn inzwischen die neueingesetzte provisorische Regierung der französischen Republik wieder nach Paris eingeladen hatte, kehrte er dorthin zurück; nach Ausbruch der deutschen Märzrevolution ging Marx nach Köln. Dort war er einer der Führer der revolutionären Bewegung in der preußischen Rheinprovinz und gab die “Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie“ heraus. Diese kann am 19. Mai 1849 zum letzten Mal erscheinen, bevor die preußische Reaktion ihr Erscheinen unterband und Marx als Staatenlosen auswies.
Londoner Exil (1849-1883)
Marx kehrte zunächst nach Paris zurück, wurde aber schon einen Monat später vor die Wahl gestellt, sich entweder in der Bretagne internieren zu lassen oder Frankreich zu verlassen. Marx ging daraufhin mit seiner Familie ins Exil nach London, wo er als politischer Emigrant unter anfangs dürftigen finanziellen Bedingungen von gelegentlicher journalistischer Tätigkeit lebte. Später erhielt er finanzielle Unterstützung durch Engels, der Marx nach England gefolgt war. Politisch widmete er sich der internationalen Agitation für den Kommunismus und erarbeitete den endgültigen Stand seiner Kritik des Kapitalismus.
In London erschien zunächst Marx' Werk "Klassenkämpfe in Frankreich 1848 bis 1850" (als Artikelreihe 1849-1850); daran anknüpfend "Der 18. Brumaire des Louis Bonaparte" (1852) über die Machtergreifung Napoleons III..
Von 1852 an war Marx Londoner Korrespondent und jahrelang quasi Redakteur für Europa der "New York Tribune". Die Artikel sind keine gewöhnlichen Berichte, sondern umfassende Analysen der politischen und ökonomischen Lage einzelner europäischen Länder, oft als ganze Artikelreihe. Die Mitarbeit an der "Tribune" endete mit dem Amerikanischen Bürgerkrieg.
Seine ökonomischen Hauptwerke entstanden: Als erste systematische Darstellung der Marx'schen ökonomischen Grundgedanken erschien 1859 "Zur Kritik der politischen Ökonomie"; eigentlich als erstes Heft zur Fortsetzung bestimmt, entdeckte Marx bald, daß er mit der Detail-Ausführung des Gesamtplans noch unzufrieden war. So begann er seine Arbeit von neuem und erst 1867 erschien der erste der drei Bände seines Hauptwerks Das Kapital.
Während er das "Kapital" ausarbeitete (der zweite und dritte Band wurden nach seinen Manuskripten postum von Engels herausgegeben), bot sich Marx auch wieder Gelegenheit zu praktischer Tätigkeit in der Arbeiterbewegung: Marx beteiligt sich 1864 federführend an der Gründung der Internationalen Arbeiter-Assoziation (kurz Erste Internationale) und nimmt in ihr bis zur faktischen Auflösung 1872 (durch Verlegung der Zentrale in die USA, formeller Auflösungsbeschluß 1876) die leitende Position ein. Marx entwarf die Statuten und das grundlegende Programm, die "Inauguraladresse der Internationalen Arbeiter-Assoziation", unter denen so disparate Sektionen wie deutsche Kommunisten, englische Gewerkschafter und französische Proudhonisten zusammenwirkten.

Marx´ Hauptbestreben war, in den deutschen Staaten eine revolutionäre sozialistische Partei zu schaffen; dies geschah in Abgrenzung zum sozialreformerisch ausgerichteten "Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein" des früheren Marx-Anhängers Ferdinand Lassalle, mit dem er sich in den politischen Zielen entzweit hatte. In Verbindung mit Marx gründete Wilhelm Liebknecht 1869 die "Sozialdemokratische Arbeiterpartei", welche sich 1875 mit den Lassalleianern zur "Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands" vereinigte, der späteren Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD).
Auch nach der Auflösung der Ersten "Internationale" blieb Marx in ständiger Verbindung mit fast allen wichtigen Figuren der europäischen und amerikanischen Arbeiterbewegung, die ihn oft für wichtige Fragen persönlich zu Rate zogen.
Karl und Jenny Marx hatten insgesamt sieben Kinder, von denen jedoch nur drei Töchter Eleanor, Jenny und Laura überlebten und die auch in der sozialistischen Bewegung tätig waren. Laura heiratete 1868 Paul Lafargue, Jenny 1872 Charles Longuet, Eleanor lebte ab 1883 zusammen mit Edward Aveling; alle drei Schwiegersöhne Marx' betätigten sich als sozialistische Agitatoren, die ersten beiden in Frankreich, der dritte in Großbritannien.
An der Vollendung seiner stetig vorangetriebenen ökonomischen Arbeiten hinderte Marx seine zunehmende Kränklichkeit.
1881 starb Jenny Marx, 1883 die gleichnamige Tochter. Marx verstarb noch im selben Jahr im Alter von 64 Jahren in London und ist dort auf dem "Highgate Cemetery" begraben. Hier errichtete 1954 die Kommunistische Partei Großbritanniens einen Gedenkstein mit der Inschrift "Proletarier aller Länder vereinigt Euch!" ("Workers of all lands, unite!").
Marx' Analyse des Kapitalismus
Marx entwickelte aus der Kritik der klassischen politischen Ökonomie seine Mehrwert- und Ausbeutungstheorie als Theorie der Akkumulation des Kapitals.
Er kritisierte das herrschende kapitalistische Wirtschaftssystem als unterdrückerisches Gewaltverhältnis zur Ausbeutung der Arbeiterklasse durch die Kapitalistenklasse. Der Staatsgewalt warf er die Absicherung dieser Unterdrückung mittels bürgerlichem Recht und politischer Ordnung vor. Um die Umsetzung dieser Ziele zu garantieren, bediene sich die bürgerliche Herrschaft einer allgegenwärtigen Überwachung durch Sicherheitskräfte in Verbindung mit harten, gewaltsamen Strafen bei Regelverstößen, einer politischen Gesinnungskontrolle und einer umfassenden ideologischen Propaganda.
So sind im bürgerlichen Recht alle Untertanen ideell gleichgestellt. Nach Marx´scher Auffassung bemäntelt das nicht nur den Gegensatz von Arm und Reich, es stellt ihn sogar her: Die Gleichbehandlung von materiell ungleich Ausgestatten sorge dafür, dass sich die ökonomischen Unterschiede auswirkten - zum Schaden der Lohnarbeiter. Mit dem Recht auf Eigentum werde die Eigentumslosigkeit der breiten Massen erhalten, weil sie so von der Verfügung über Produktionsmittel getrennt seien. Darum sei die bürgerliche Freiheit auch nur so viel wert wie die ökonomischen Mittel der Personen. Für die mittellosen Arbeiter bedeute sie den Zwang, ihre Arbeitskraft den Kapitalisten zur Ausbeutung anzubieten. Laut Marx ist der Lohnarbeiter "frei in dem Doppelsinn, daß er als freie Person über seine Arbeitskraft als seine Ware verfügt, daß er andrerseits andre Waren nicht zu verkaufen hat, los und ledig, frei ist von allen zur Verwirklichung seiner Arbeitskraft nötigen Sachen." (Karl Marx, "Das Kapital", Berlin/DDR 1962, S. 183).
Die bürgerliche Demokratie lehnte Marx als politischen Überbau dieser Unterdrückung ab: Mit der Rechtsordnung stehe die Herrschaft des Eigentums fest, zur Wahl stehe nur noch der exekutive Ausschuss. Die Interessen der Einzelnen würden dabei den Interessen des bürgerlichen Gemeinwesens untergeordnet: Im Dienste des Wirtschaftswachstums sollen die Profite der Kapitalisten steigen und die Arbeit billig ausfallen. Diese Rechnung ginge zu Lasten der Proletarier aus, die für einen beschränkten Lohn möglichst lange und möglichst intensiv arbeiten müssten.
Marx' Gegenentwurf zur bürgerlichen Gesellschaft ist die kommunistische Vorstellung einer gesellschaftlichen "Assoziation, worin die freie Entwicklung eines jeden die Bedingung für die freie Entwicklung aller ist" (Karl Marx/ Friedrich Engels, "Das Kommunistische Manifest", in: MEW 4, Berlin/DDR 1959, S. 482).
Marx und Engels empfahlen den Arbeitern, für die Abschaffung der bürgerlichen Demokratie zu votieren und eine kommunistische Revolution einzuleiten. Sie hätten dann allerdings mit einer "proslavery rebellion" (Pro-Sklaverei-Revolte) der alten Mächte zu
rechnen.
Marx trat dafür ein, "alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist" (Karl Marx, "Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie. Einleitung", in: MEW 1, Berlin/DDR 1976, S. 385). Dafür müssten die Proletarier das Privateigentum an den Produktionsmitteln abschaffen und eine gemeinsame Planwirtschaft zur bestmöglichen Versorgung aller mit möglichst wenig Aufwand einrichten.
Kritik an Marx
Kritik der Wirtschaftswissenschaften

Die wirtschaftswissenschaftliche Kritik an Marx' ökonomischer Theorie beruft sich unter anderem auf Böhm-Bawerk, der sich kritisch mit der marxschen Wirtschaftstheorie befasste. Die Produktion von Maschinen erfordere nicht nur Arbeit im ökonomischen Sinn, sondern auch zeitweiligen Konsumverzicht zur Anhäufung notwendigen Kapitals. Böhm-Bawerk begründete so Zinsen, ohne die Böhm-Bawerk zufolge niemand zu sparen bereit wäre, um später aus dem Konsumverzicht profitieren zu können. Niemand würde zur Erhöhung des Sozialprodukts beitragen wollen. Marx aber widersprach explizit der Existenzberechtigung von Profit und propagierte Arbeit für die planmäßige Produktion von Gebrauchsgütern statt für die ökonomische Wertschöpfung; dafür sollte die Arbeiterklasse das Eigentum an den Produktionsanlagen abschaffen und in gesellschaftliche Nutzung übernehmen.
Auch die Marxsche Krisentheorie wird kritisch gesehen. Weil sie auf einer anderen Ebene (der Produktion des Mehrwerts) ansetzt, ist sie prinzipiell unvereinbar mit klassischen Modellen. Auch ist es diskussionswürdig, dass technischer Fortschritt (s. dort) stets einseitig arbeitssparend sein soll, wie Marx es behauptete.
Zu den bekanntesten Marx-Kritikern lässt sich Karl Popper zählen. Popper greift bei seiner Kritik auch philosophische Aspekte Marx' auf.
Fälschlich wurde Marx eine antisemitische Haltung unterstellt, vor allem im Zusammenhang mit seiner Schrift "Zur Judenfrage". Tatsache ist aber, dass er in diesem Text die rechtliche Gleichstellung der Juden fordert. Er führt aus, dass in einem modernen Staat die Religion Privatsache sei. Andererseits identifiziert Marx die Juden vor allem im zweiten Teil der Schrift einseitig mit "Schacher" und scheint populäre Vorurteile zu bedienen. Marx, der 1843, zum Zeitpunkt der Niederschrift 25 Jahre alt war, hat sich in seinem späteren Wirken in einigen Punkten korrigiert. Sicher ist, dass Marx, selbst jüdischer Abstammung, weder vom Judentum noch vom Christentum etwas hielt, da er eine prinzipiell antireligiöse Philosophie vertrat.
Innermarxistische Diskussionen
Innerhalb des heutigen Marxismus, der in zahlreiche sich teilweise völlig widersprechende Richtungen geteilt ist, werden beinahe alle Elemente der marxschen Theorie kontrovers diskutiert. Besonders umstrittene Punkte sind zum Beispiel:
- die Rolle der Arbeiterklasse und ihr Verhältnis zu anderen sozialen Bewegungen,
- die Definition (und Organisation) von "sozialistischer Demokratie",
- die Voraussetzungen einer sozialistischen Umgestaltung einer Gesellschaft,
- verschiedene Fragen der Wertschöpfung,
- Verhältnis Basis und Überbau (Marxismus).
Zahlreiche Werke von Marx sind nicht vollendet (er starb dafür zu früh) und auch der Marxismus ist kein abgeschlossenes System. Dies ermöglicht sowohl verschiedenste Interpretationen der Werke von Marx und Engels als auch ein verschiedenes Maß an Einordnung der Theorie, bzw. einzelner Elemente, in einen historischen Kontext. Auch haben Marx und Engels einige ihrer Ansichten mit der Zeit geändert. Z.B. gibt es widersprüchliche Aussagen darüber, ob eine sozialistische Revolution zwingend in einem hochentwickelten kapitalistischen Land stattfinden muß, oder ob die Phase des Kapitalismus nicht sogar unter besonderen Umständen übersprungen werden kann, wie Marx in seinem Brief an Wera Iwanowna Sassulitsch schreibt.
Werke (Auswahl)
- Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie. Einleitung. Erschienen in: Deutsch-Französische Jahrbücher, Paris 1844
- Die heilige Familie oder Kritik der kritischen Kritik. Gegen Bruno Bauer & Consorten. Literarische Anstalt, Frankfurt am Main 1845
- Die Deutsche Ideologie. Entstanden 1845-46, postum erschienen Berlin 1932
- Thesen über Feuerbach. Entstanden 1845, erstmals in veränderter Fassung veröffentlich in: Friedrich Engels: Ludwig Feuerbach und der Ausgang der klassischen deutschen Philosophie. Dietz Verlag, Stuttgart 1888
- Misère de la philosophie. Réponse à la philosophie de la misère de M. Proudhon. (deutsch Das Elend der Philosophie. Antwort auf Proudhons "Philosophie des Elends". Übersetzung von Eduard Bernstein und Karl Kautsky, 1885). A. Frank/C. G. Vogler, Paris/Brüssel 1847
- Manifest der Kommunistischen Partei, auch bekannt als Das Kommunistische Manifest. Zusammen mit Friedrich Engels, anonym erschienen, Bildungs-Gesellschaft für Arbeiter, London Februar 1848
- Der Achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte. Erstmals erschienen in der Zeitung Die Revolution, New York 1852
- Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie. Rohentwurf. 7 Hefte, entstanden 1857/58, postum veröffentlicht im Verlag für fremdsprachige Literatur, Moskau 1939/41
- Zur Kritik der politischen Ökonomie. Duncker, Berlin 1863
- Das Kapital. Kritik der politischen Oekonomie.
- Band 1: Der Produktionsprocess des Kapitals. Meissner, Hamburg 1867
- Band 2: Der Circulationsprocess des Kapitals. Herausgegeben von Friedrich Engels, Meissner, Hamburg 1885
- Band 3: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Herausgegeben von Friedrich Engels, Hamburg 1894
- Der Bürgerkrieg in Frankreich. Adresse des Generalraths der Internationalen Arbeiter-Assoziation an alle Mitglieder in Europa und den Vereinigten Staaten. Leipzig 1871
- Kritik des Gothaer Programms. 1875, postum veröffentlicht 1891
- Marx/Engels Briefwechsel. Dietz, Berlin 1949 Briefwechsel von 1844 -1883; 4 Bände
Werkausgaben
- Karl Marx, Friedrich Engels: Werke (MEW = Marx-Engels-Werke; bekannt auch als Blaue Bände). 43 Bände, Dietz Verlag, Berlin Ost (ab 1989: Berlin) 1956-1990
- Karl Marx, Friedrich Engels: Gesamtausgabe (MEGA = Marx-Engels-Gesamtausgabe). Dietz Verlag, Berlin Ost (ab 1989: Berlin) 1975ff
- Karl Marx, Friedrich Engels: Ausgewählte Werke. Digitale Bibliothek Band 11 (CD-ROM), Directmedia, Berlin 1998 ISBN 3932544153
Literatur
Biografien
- Franz Mehring: Karl Marx - Geschichte seines Lebens. Berlin 1918
- Richard Friedenthal: Karl Marx. Sein Leben und seine Zeit. Piper Verlag, München 1981, ISBN 349202713X
- Francis Wheen: Karl Marx. Bertelsmann Stiftung Verlag, München 2001, ISBN 3570004953
Monografien
- Iring Fetscher: Marx. Herder Verlag, Freiburg/Basel/Wien 1999, ISBN 3451047284
- Alex Callinicos: Die revolutionären Ideen von Karl Marx. ISP-Verlag, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3899001141
- Michael Heinrich: Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung. Zweite durchgesehene und erweiterte Auflage, Schmetterling Verlag, Stuttgart, ISBN 3896575880
- Ossip K. Flechtheim, Hans-Martin Lohmann: Marx zur Einführung. 4. Auflage, Junius, Hamburg 2003, ISBN 3885063786
- Wolfdietrich Schmied-Kowarzik: Die Dialektik der gesellschaftlichen Praxis. Zur Genesis und Kernstruktur der Marxschen Theorie. Alber Verlag, Freiburg/München 1981, ISBN 3495474463
Siehe auch
- Siehe auch: Dialektik bei Marx - Engels
Weblinks
Vorlage:Wikisource2 Vorlage:Wikiquote1
- Vorlage:PND
- Klassiker des Marxismus-Leninismus
- Die ökonomischen Schriften auf MLWerke.de
- Schriften von Karl Marx im Projekt Gutenberg-DE
- Textsammlung zu Marx und Engels
- Karl Marx Religionskritik
- Ein Briefwechsel über Marx und die Frage des Antisemitismus
- Projekt eines Gymnasiums zu K. Marx, z.gr.T. stichwortartig gehalten
- http://www.sueddeutschezeitung.de/kultur/artikel/430/3427/
- Marx-Engels-Forschung und -Edition
- Marx-Engels-Gesamtausgabe (MEGA²)
- Karl Marx, sein Vater & Pegasus
Personendaten | |
---|---|
NAME | Marx, Karl |
ALTERNATIVNAMEN | Karl Heinrich Marx (voller Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Philosoph, Ökonom und Journalist |
GEBURTSDATUM | 5. Mai 1818 |
GEBURTSORT | Trier |
STERBEDATUM | 14. März 1883 |
STERBEORT | London, Großbritannien |