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Calais

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Calais
Calais (Frankreich)
Calais (Frankreich)
Staat Frankreich Frankreich
Region Nord-Pas-de-Calais
Département (Nr.) Pas-de-Calais (62)
Arrondissement Calais
Kanton Hauptort von 4 Kantonen
Koordinaten 50° 57′ N, 1° 51′ OKoordinaten: 50° 57′ N, 1° 51′ O
Höhe 0–18 m
Fläche 33,50 km²
Einwohner 67.585 (1. Januar 2022)
Bevölkerungsdichte 2.017 Einw./km²
Postleitzahl 62100
INSEE-Code
Website www.mairie-calais.fr

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Calais [kaˈlɛ] (niederländisch Kales; deutsch veraltet Kalen) ist eine französische Hafenstadt im Norden Frankreichs mit 67.585 Einwohnern (Stand 1. Januar 2022).

Calais

Geographie

Calais liegt an der französischen Küste am Ärmelkanal (frz. la Manche), nur 34 km von der Südküste Englands entfernt. Bei guter Sicht kann man die Kreidefelsen von Dover erkennen. Der Ort ist die größte Stadt, aber nicht Präfektur des Départements 62, Pas-de-Calais und neben Boulogne der wichtigste Hafen für den Schiffsverkehr mit England. In der Nähe liegt das französische Portal zum Eurotunnel in Coquelles/Sangatte. Calais ist Mittelpunkt der Tourismus-Region Opalküste (frz. Côte d’Opale). Der Kernbereich der Stadt unterteilt sich in den Altstadtbereich innerhalb der alten Stadtbefestigung, sowie den jüngeren Vorort St. Pierre, welche durch einen Boulevard verbunden sind.

Geschichte

Historische Karte (um 1888)
Zerstörungen in Calais, Juni 1940

Zu Beginn des 100-jährigen Krieges wurde Calais 1346–1347 von König Eduard III. von England belagert – Belagerung von Calais (1346) – und schließlich eingenommen. Es galt als Brückenkopf für die englische Wollwirtschaft auf dem Kontinent.

Am 7. Januar 1558 gelangte Calais aus dem englischen, ursprünglich normannischen Besitz in den französischen. Mit dem Verlust von Calais ging die Phase der englischen Handelspolitik, die bis dahin auf der Ausübung des Stapelrechts beruht hatte, zu Ende.[1]

1885 wurden Calais und St. Pierre zu einer Stadt vereint.

Im Zweiten Weltkrieg wurde Calais zuerst von der Luftwaffe der deutschen Wehrmacht und später von den Alliierten bombardiert. Das bereits zurückeroberte Calais erlitt im Februar 1945 zusätzlich ein schweres irrtümliches Bombardement, als britische Bomberpiloten eigentlich Dünkirchen bombardieren wollten, das noch von der Wehrmacht gehalten wurde. Ein Wiederaufbau der historischen Innenstadt von Calais hat in nennenswertem Maße nicht stattgefunden.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Museen

  • Musée des Beaux-Arts et de la Dentelle mit Ausstellung zur Stadtgeschichte
  • Musée de la Seconde Guerre Mondiale (Kriegsmuseum) gegenüber dem Rathaus mit Exponaten zur Zeit der Besetzung 1940–1944

Bauwerke

Theater

Auf dem Platz vor dem Rathaus steht das Denkmal Les Bourgeois de Calais („Die Bürger von Calais“) von Auguste Rodin. Es wurde 1895 errichtet. Das historische Rathaus selbst wurde von 1910 bis 1922 im Stil der flämischen Renaissance erbaut. Der Belfried (Glockenturm) des Rathauses zählt wie auch der in der Altstadt stehende Tour de Guet mit 21 weiteren Belfrieden der nordfranzösischen Region zum Weltkulturerbe.

Der Tour de Guet ist 38 Meter hoch und geht auf einen Befestigungsturm des 13. Jahrhunderts zurück. Er diente in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts sowohl als optischer Telegraf, wie auch als Leuchtturm. Einen guten Blick auf den Hafen bietet der 50 Meter hohe um 1848 erbaute Leuchtturm (frz. Phare). Das historische Theatergebäude steht am Boulevard de Jacquard.

Ungewöhnlich ist der Baukomplex der Kirche Notre Dame (13.–15. Jh.), vor allem auf seiner Südseite. Das südliche Querschiff und eine sich an das südliche Langhaus anschließende Zisterne verleihen dem Bau einen festungshaften Charakter und verdeutlichen die exponierte Stellung von Calais als englischer Brückenkopf für zwei Jahrhunderte. Am 23. September 1944 wurde sie versehentlich von den Alliierten eine Woche vor der Befreiung der Stadt bombardiert.

Wirtschaft und Infrastruktur

Calais verzeichnet als Hafenstadt und Ausgangspunkt zu Kanalüberquerungen jährlich 30 Millionen Durchreisende. In den letzten Jahrzehnten sind viele Arbeitsplätze in den Bereichen Fischerei, Textilindustrie und Schifffahrt verloren gegangen. Die Arbeitslosigkeit liegt bei 15 % mit allen daraus resultierenden Nebenwirkungen. Durch Touristen aus England, den booze cruisers, die billig Alkohol und Zigaretten kaufen, profitiert der Tunnel-Terminal bei Sangatte, ein riesiger Einkaufskomplex neben dem Eurotunnel.

Durch das Projekt „Mission 2012” sind Investitionen von 100 Millionen Euro geplant in touristische Infrastrukturen, womit insbesondere ein Teil der Besucher der Olympischen Spiele 2012 in London angezogen werden soll.[2]

Verkehr

Hafen mit einlaufender Fähre

Calais ist der zweitgrößte Passagierhafen Europas, nach Dover. Der Seehafen liegt im Norden der Stadt an der Straße von Dover. Die meisten der täglich 60 Fährverbindungen der Reedereien SeaFrance und P&O verbinden Calais mit Dover. 1,7 Mio. LKW setzen hier jährlich über. Die Reederei SeaFrance ist der größte Arbeitgeber der Stadt.

Ab 1972 bestand zudem eine Hovercraft-Verbindung nach Dover, die von der Reederei Hoverspeed betrieben wurde. Die Hovercrafts verkehrten vom Hoverport Calais, östlich des Haupthafens, und benötigten etwa 30 Minuten für die Überfahrt. Sie wurden im Jahr 2000 durch Katamarane ersetzt, deren Betrieb im November 2005 aufgrund des Konkurses der Reederei Hoverspeed eingestellt wurde.

Die Autobahn A 26 verbindet Calais mit Paris (295 km). Südöstlich der Stadt kreuzt die A 26 die Küstenautobahn A 16, die im Westen nach Boulogne-sur-Mer (36 km) und im Osten nach Belgien führt.

Partnerschaften

Persönlichkeiten

Literatur

Commons: Calais – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Joseph A. Schumpeter, (Elizabeth B. Schumpeter, Hg.): Geschichte der ökonomischen Analyse. Erster Teilband. Vandenhoeck Ruprecht Göttingen 1965. S. 429, Anm. 10.
  2. Lizzy Davies: Calais wants to be 'part of England' for Olympics. The Guardian, 26. Januar 2010.

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