Société française de Wothlytypie
Die Société Française de Wothlytypie – Französische Gesellschaft der Wothlytypie wurde 1865 von Emmanuel Mangel du Mesnil (1815–1890) mit Sitz in der Rue de la Grange-Batelière Nummer 12 in Paris gegründet. Der Name bezog sich auf den Erfinder der "Wothlytypie", ein spezielles Druckferfahren in der Photographie. [1] , den Aachener Jacob Wothly. Whotly hatte am 26. November 1864 das französische Patent für seine Erfindung erhalten.
Gründung der Gesellschaft
Emmanuel Mangel du Mesnil, vermutlich ausgebildeter französischer Maler und Photograph, war ab 1854 in Mexiko als Diplomat tätig. Als Photograph und Vizekonsul sandte ihn die Mexikanische Regierung 1856 nach Argentinien, wo er bis 1861 ein Photostudio betrieb. Anschließend war er als Außenminister für die Regierung Uruguays in Montevideo tätig.
1863 zurück in Frankreich, erstellte Mangel du Mesnil 1865 Abzüge seiner Aufnahmen aus seiner Zeit in Südamerika nach dem neuen Edeldruckverfahren der Wothlytypie, das der Erinder selbst vor Kunstfotografen in Paris vorgestellt hatte, und setzte einen Blindstempel in der unteren rechten Ecke als Signatur. Mangel war von dieser Technik so fasziniert, dass er sie als das Ei des Kolumbus bezeichnete und beschloss, zur Lizenzierung und kontrollierten Verbreitung dieser Drucktechnik einen Verein zu gründen. Die Franzosen selbst bezeichneten die Wothlytypie als Épreuves positives photographiques dit Wothlytypie und waren der Meinung, dass das Wothlytypie-Verfahren eine Revolution für Abzüge von Fotonegativen bedeutete. Frankreich erwarb zunächst das Wothlytypie-Patent für 20.000 Franken, aber Mangel du Mesnil kaufte es für eine enorme Summe zurück und erhielt die französische Lizenz für die gewerbliche Verwertung des Verfahrens. Das Patent und das nötige Zubehörs konnte ausschließlich über ihn erworben werden. Er selbst hielt die Patente für Frankreich und Belgien.
Da sich Mesnil die Rechte für den Verkauf und der Herstellung der Wothlytypie-Produkte gesichert hatte, sorgte er sich vor allem um die Problematik der Nachahmung und schädlichen Beeinträchtigung des Verfahrens. Vor allem wollte er Fälschungen und nachteilige Veränderungen, die den Erfolg des Unternehmens beinträchtigen konnten, verhindern. Er behielt sich alle Rechte zur Herstellung und zum Verkauf der Wothlytypie-Präparate vor. Mangel schlug vor, eine entsprechende Organisation mit Sitz in Belgien einzurichten. Während der Wartezeit stellte er die Lizenzen für belgische Photographen aus. Die Produkte für das Wothlytypie-Verfahren kamen solange aus Paris bis ein zweiter Verein mit Sitz und Produktionsbetrieb in Belgien eingerichtet worden war.
Strukturen
Mitglieder konnten alle werden, die eine Lizenz erworben und das Recht zur Anfertigung von Bildern nach dem Wothlytypie-Verfahren hatten.
Aufgaben der Gesellschaft waren die autorisierte Nutzung und Genehmigung des Verfahrens der Wothlytypie entsprechend der Lizenzvergabe. Nur den Mitgliedern wurde das Recht gewährt, die notwendigen Produkte für die Wothlytypie zu einem „übermäßig reduzierten Preis“ zu erwerben.
Die Mitglieder hatten folgende Rechte und Pflichten:
- 1. Die Lizenz war persönlich und nicht übertragbar
- 2. Recht zur Ausübung der Lizenz in einer einzigen Niederlassung
- 3. Jedes Mitglied der Gesellschaft hatte in seinem Atelier sein Diplom gerahmt sichtbar aufzuhängen.
- 4. Alle Erzeugnisse für das Wothlytypie-Verfahren (Collodium, Chemikalien, Spezialpapiere, etc.) erforderten eine gute Qualität. Zur Gewährleistung wurden sie daher nur am Hauptsitz des Unternehmens in Paris verkauft.
- 5. Jedes Mitglied der Gesellschaft wurde aufgefordert, alle Aufträge je nach Anforderung an den Hauptsitz des Unternehmens zu melden. Ansonsten erfolgte ein Widerruf der Lizenz.
Unter anderem durften folgende Personen und Institutionen das neue Verfahren anzuwenden:
- Jacob Wothly, Aachen
- Ludwig Clamor Marquart, Bonn
- Otto Volger, Frankfurt am Main
- Wilhelm Blandowski, Gleiwitz
- Hermann Wilhelm Vogel und Ernst Christian Friedrich Schering, Berlin
- Photographische Gesellschaft, Wien
- Ghémar Frêres, Brüssel
- Walter Damry, Lüttich
- The Rotary Photographic Company, Ltd., London
In Deutschland wurden im Laufe der Zeit tausende Lizenzen vergeben. Die Fotografen erzielten beste Ergebnisse. Das Preisgeld für die besten Aufnahmen lag 1864 zwischen 250 und 300 Francs. Schickte man 5 francs Briefmarken an Mesnil, erhielt man ein Probebild einer Wothlytypie. Die Wothlytypie-Probebilder stellten Jäger, zwei Damen-Porträts und einen Vogel dar. Ein Damen-Porträt zeigte eine an einem Tisch sitzende Lesende. Vogel bezeichnete die eingesandten vier Probeabzüge als technische und künstlerisch niveauvolle Werke in klarem Ton.
Einzelnachweise
Literatur
- Jacob Wothly: Société francaise de Wothlytypie. Application de nouveaux procédés photographiques, Paris, Siège de la société, 1865, 1 vol., 47 p.