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Von-Neumann-Sonde

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Die Von-Neumann-Sonde ist ein hypothetisches Konzept für selbstreplizierende Raumschiffe, das auf der Idee der selbstreproduzierenden Automaten des Mathematikers John von Neumann beruht. Es wird in der Science-Fiction verwendet und war Gegenstand spekulativer Betrachtungen über außerirdische Zivilisationen.

Geschichte

Der Grund für die Namensgebung ist der Titel des Buches Theory of Self-Reproducing Automata von John von Neumann und Arthur W. Burks, wobei von Neumann selbst nicht die Nutzung solcher Automaten in der Weltraumforschung vorschlug. Eine Von-Neumann-Sonde zeichnet sich dadurch aus, dass sie ohne Eingriff eines Menschen eine exakte Kopie ihrer selbst herstellen kann, welche ihrerseits wiederum in der Lage ist, sich exakt zu kopieren. Es handelt sich also um eine Art „Maschinen-Einzeller“. Nach diesem Szenario wird eine einzige Von-Neumann-Sonde zum nächsten Sonnensystem gestartet, wo sie mindestens zwei Kopien ihrer selbst erstellt, die weiter in das All vordringen.

Künstlerische Darstellung einer lunaren Automatenfabrik

Der amerikanische Physiker Robert A. Freitas Jr. veröffentlichte im Jahre 1980 eine Studie mit dem Titel A Self-Reproducing Interstellar Probe.[1] Er untersucht darin ein Szenario, bei dem eine Raumsonde eine „SEED“ (engl. Samen) genannte Apparatur in ein anderes Sonnensystem bringt. Hier errichtet SEED auf einem kleinen Mond einen „FACTORY“ genannten Fabrikkomplex, der dann eine neue SEED-Apparatur und das Antriebssystem hierfür fertigt.

Von-Neumann-Sonden und das Fermi-Paradoxon

Frank J. Tipler verwendet die hypothetischen Sonden für seine Argumentation gegen die Existenz außerirdischer Zivilisationen (1981)[2]: Gäbe es solche Zivilisationen, so hätten sie sich bei dem bekannten, hohen Alter des Universums bereits mittels selbstreplizierender Sonden überall hin ausbreiten können (Tiplers Neuformulierung des Fermi-Paradoxons). Carl Sagan und William Newman hielten dagegen, dass intelligente Zivilisationen vom Bau der Von-Neumann-Sonden Abstand nehmen müssten, um zu verhindern, dass diese Sonden unkontrolliert alle verfügbaren Ressourcen verbrauchen.[3] Freitas ist der Ansicht, dass die von Tipler und insbesondere Sagan angenommene Reproduktionsgeschwindigkeit der Sonden weit übertrieben ist und ihre Schlussfolgerungen unter realistischen Bedingungen nicht gezogen werden können.[4]

Einzelnachweise

  1. A Self-Reproducing Interstellar Probe
  2. "Extraterrestrial Beings Do Not Exist", Quarterly Journal of the Royal Astronomical Society Bd. 21, Nr. 267 (1981)
  3. Sagan, Carl und Newman, William: "The Solipsist Approach to Extraterrestrial Intelligence", Quarterly Journal of the Royal Astronomical Society, Bd. 24, Nr. 113 (1983)
  4. Robert A., Jr.: Extraterrestrial Intelligence in the Solar System: Resolving the Fermi Paradox. J Brit Interplanet Soc Bd. 36 (1983): pp.496–500

Literatur