Studiengesellschaft für Zeitprobleme
Die Studiengesellschaft für Zeitprobleme e. V. war ein von 1961 bis 1990 existierender Verein der Psychologischen Kampfführung/Psychologischen Verteidigung (PSK/PSV) und wurde vom Verteidigungsministerium der Bundesrepublik finanziert.
Geschichte
Gegründet wurde die Studiengesellschaft am 15. März 1961 in Bad Godesberg. Sie war als gemeinnütziger Verein mit Sitz in Bonn eingetragen (VR 3708). Der Verein hatte zwischen 10 und 28 Mitglieder, die sich in erster Linie aus den Abteilungen der PSK/PSV rekrutierten. Es zählten aber auch Bundestagsabgeordnete und Universitätsprofessoren dazu. So gehörte der CDU-Politiker Emil Kemmer, der von 1961 bis 1965 1. Vorsitzender der Gesellschaft war, zu den Gründungsmitgliedern.
Zu den treibenden und prägenden Persönlichkeiten der Anfangszeit der Studiengesellschaft aber auch beim Aufbau der PSK/PSV gehörten der CDU-Politiker Werner Marx, 1. Vorsitzender der Gesellschaft von 1965 bis 1972, und Karl-Christian Trentzsch.[1]
Nach Kemmer und Marx folgten von 1972 bis 1982 Generalmajor Johannes Gerber, von 1982 bis 1988 der Historiker Eckardt Opitz und von 1988 bis zur Auflösung 1990 der Politikwissenschaftler Klaus Hornung als 1. Vorsitzende des Vereins. Bekanntere Mitglieder waren Günther Wagenlehner, Ortwin Buchbender und Helmut Bärwald.
Die Finanzierung erfolgte primär aus Mitteln des Verteidigungsministeriums. Der Verein arbeitete ausschließlich in dessen Auftrag und auf dessen Weisung. Während des Kalten Krieges war die Studiengesellschaft ein Instrument im Kampf um die politische Bildung. Gemäß Udo Ulfkotte diente die Gesellschaft auch für den BND zur Anwerbung und Anbahnung von Kontakten mit jungen Wissenschaftlern.[2] Erich Schmidt-Eenboom behauptete, dass die Gesellschaft nicht nur vom Verteidigungsministerium, sondern auch vom BND finanziert wurde.[3]
Inhaltliches Profil
Laut Satzung hatte die Gesellschaft „die Förderung des demokratischen Gemeinwesens durch staats-, gesellschafts- und wirtschaftspolitische Weiterbildung junger interessierter Staatsbürger, insbesondere junger Akademiker“ zum Ziel. Ihre Kernaufgabe war in einer Zentralen Dienstvorschrift beschrieben: „Mitwirken beim Abbau negativer Einstellungen zur Verteidigungsbereitschaft und zu Einzelproblemen der Verteidigung bei solchen Zielgruppen, die mit Informationen wirksamer erreicht werden, wenn die Bundeswehr nicht in Erscheinung tritt.“[4]
Literatur
Einzelnachweise
- ↑ Reinhard Hauschild, 10 Jahre Schule der Bundeswehr für Psychologische Verteidigung in Euskirchen. Dokumentation Euskirchen 1975, S. 5
- ↑ Udo Ulfkotte, Verschlußsache BND, 2003, Heyne Taschenbuch, S. 229
- ↑ Erich Schmidt-Eenboom, Undercover: der BND und die deutschen Journalisten, Kiepenheuer & Witsch 1998, S. 343
- ↑ Zentrale Dienstvorschrift 1/200, 1984, Anlage 2/2, Nr. 115; Zitiert in Süddeustche Zeitung vom 20. Januar 1989: Vorwürfe gegen psychologische Verteidiger. Schaden für die Bundeswehr wegen angeblicher illegaler Aktivitäten befürchtet.