Hermann Goltz
Hermann Goltz (* 1. April 1946 in Gera, † 9. Dezember in Halle an der Saale) ist ein deutscher Theologe und Ostkirchenkundler.
Leben und Werk
Goltz promovierte 1972 mit einer Arbeit zum Corpus Areopagitum. 1975 wurde er nach dem 1. und 2. theologischen Examen in Halle zum evangelischen Pfarrer ordiniert. 1979 habilitierte er sich nach einem Handschriftenforschungsaufenthalt 1978 in Russland mit einer Untersuchung zur slawisch-patristischen Literatur. 1987 wurde er an die Theologische Fakultät Heidelberg berufen, im gleichen Jahr ging er als außerordentlicher Professor nach Halle, wo er 1992 zum ordentlichen Professor für Konfessionskunde der Orthodoxen Kirchen berufen wurde. 1988 bis 1993 war er zudem Leiter der Studienabteilung der Konferenz Europäischer Kirchen in Genf. Goltz gründete 1982 das von ihm geleitete Johannes-Lepsius-Archiv und 1998 zusammen mit weiteren deutschen und armenischen Wissenschaftlern das MESROP Zentrum für Armenische Studien an der Universität Halle.
Goltz forscht, lehrt und publiziert zu Theologie, Kunst und Kultur der Orthodoxen Kirchen, insbesondere zur griechisch-slawischen Orthodoxie und zur armenischen Kirche. Er übersetzte zusammen mit der armenischen Wissenschaftlerin Armenuhi Drost-Abgarjan das armenische Hymnarium „Scharaknotz“, eine zentrale Quelle zum Verständnis der östlichen christlichen Hochkulturen. Für seine Arbeiten zur Armenologie und armenischen Kultur erhielt Goltz verschiedene Auszeichnungen des armenischen Staates. Im Jahre 2007 wurde er an der Jerewaner Staatlichen Universität zum Ehrendoktor promoviert.
Kritik
Wolfgang Gust wirft Goltz Mythenbildung hinsichtlich Johannes Lepsius und Zweckentfremdung der Gelder der Bundesregierung vor. Auch kritisiert Gust, dass die Lepsius-Forschung trotz ihrer finanziellen Mittel nicht die Überprüfung der von Lepsius publizierten manipulativen Aktenedition zum Völkermord an den Armeniern vorgenommen hat, wie es die Aufgabe einer wirklichen Lepsius-Forschung gewesen wäre. Die Korrektur hat Gust selbst vorgenommen. In einer Petition an den Bundestag wurde Lepsius außerdem eine antisemitische Haltung vorgeworfen. Auch Gust schrieb darüber. Goltz bewertete die entsprechenden Zitate als „aus dem Zusammenhang gerissen“ [1].
Werke (Auswahl)
- als Herausgeber, Übersetzer und Kommentator: Akathistos. Hymnen der Ostkirche. Leipzig 1988.
- als Herausgeber und Mitautor: Tausend Jahre Taufe Russlands. Russland in Europa. Leipzig 1993.
- Der gerettete Schatz der Armenier aus Kilikien. Mit Photos von Klaus E. Göltz. Wiesbaden 2000.
- als Herausgeber und Mitautor: Deutschland, Armenien und die Türkei 1895-1925. Dokumente und Zeitschriften aus dem Dr. Johannes-Lepsius-Archiv an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. 3 Teile, München 1998-2004. ISBN 3-598-34406-6.
- Alles von Zarin und Teufel. Europäische Russlandbilder aus vier Jahrhunderten. Die gesamten Rovinskij-Materialien für eine Russische Ikonographie. 2 Bände. Mit einem Vorwort von Fritz Pleitgen. Köln 2006. ISBN 3832177256.
Einzelnachweise
- ↑ Der deutsche Theologe Johannes Lepsius:Ein großer Humanist oder Antidemokrat und Antisemit? Interview vom 15. September 2008 mit dem Journalisten, Publizisten und Völkermordforscher Wolfgang Gust
Weblinks
- Literatur von und über Hermann Goltz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Homepage von Hermann Goltz
- Institut für Konfessionskunde der Orthodoxen Kirchen
- MESROP Arbeitsstelle für Armenische Studien
- Armenian General Benevolent Union
- Hakob-Meghapart-Medaille der Nationalbibliothek der Republik Armenien, Presse-Information des IDW
Personendaten | |
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NAME | Goltz, Hermann |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Theologe und Ostkirchenkundler |
GEBURTSDATUM | 1. April 1946 |
GEBURTSORT | Gera |