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Somalia

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Somalia (Somali: Soomaaliya; arabisch الصومال, DMG aṣ-Ṣūmāl), offiziell Republik Somalia, ist ein zerfallener Staat im äußersten Osten Afrikas, am Horn von Afrika. Es grenzt an den Indischen Ozean im Osten, dessen Golf von Aden im Norden, Dschibuti und Äthiopien im Westen und Kenia im Süden. Der Landesname ist vom Volk der Somali abgeleitet, das die große Bevölkerungsmehrheit stellt und auch in den Nachbarländern ansässig ist.

Infolge des seit 1991 andauernden Somalischen Bürgerkriegs kontrolliert die international anerkannte Übergangsregierung nur einen kleinen Teil des Staatsgebiets, und auch dort ist ihr Einfluss begrenzt. Mehrere Regionen haben eigene Regierungen gebildet und versuchen, das von ihnen beanspruchte Territorium selbst zu verwalten. Im Norden strebt Somaliland seit 1991 nach internationaler Anerkennung als eigenständiger Staat. Puntland (1998), Galmudug (2006) und der Maakhir-Staat (2007, seit 2009 Teil von Puntland) haben ihre Autonomie als Teilstaaten Somalias erklärt. Von den ordnungspolitischen Erfolgen dieser De-Facto-Regimes abgesehen, befindet sich das Land in der Hand lokaler Clans, Kriegsherrn, radikal-islamischer Gruppen und Piraten.

Es wird vermutet, Punt, das Goldland der Antike, sei ein erfolgreicher Handelsplatz für Luxusgüter am Horn von Afrika gewesen. Im Mittelalter entstanden in der Region muslimische Sultanate und Stadtstaaten. Gegen Kolonialisierungsversuche des britischen Weltreichs setzte sich die Derwisch-Bewegung unter Mohammed Abdullah Hassan lange erfolgreich zur Wehr und erst 1920, nach der Bombardierung der Aufständischen im Fort Taleh (Taleex), wurde der Widerstand gebrochen und Somalia zum Protektorat.

In den heute noch geltenden Grenzen entstand Somalia 1960 aus dem Zusammenschluss von Britisch- und Italienisch-Somaliland, die fast zeitgleich unabhängig wurden. Nach Ermordung seines Präsidenten und einem Militärputsch war das Land von 1969 bis 1991 eine Militärdiktatur unter Siad Barre, seit dessen Sturz befindet es sich im Bürgerkrieg. Bis zum Jahr 2000 gab es keine international anerkannte Regierung.

Geographie

Hügel in Nordsomalia/Somaliland

Somalia liegt im Osten des afrikanischen Kontinents, am Horn von Afrika auf der Somali-Halbinsel. Der nördliche Teil des Landes ist zumeist bergig und im Somali-Hochland durchschnittlich 900 bis 2.100 m über dem Meeresspiegel; der höchste Berg ist der Shimbiris (2.450 m). Nach Süden hin erstreckt sich ein Flachland mit einer durchschnittlichen Höhe von 180 m. Die Flüsse Jubba und Shabeelle entspringen in Äthiopien und fließen durch den Süden Somalias und damit durch die Somali-Wüste in den Indischen Ozean. Die Küstenlinie ist 2.720 km lang.

Somalia wird beeinflusst durch Monsunwinde, ein ganzjähriges heißes Klima, unregelmäßige Regenfälle und stetig wiederkehrende Trockenperioden. Außer in den Berg- und Küstenregionen liegt die durchschnittliche Maximaltemperatur am Tag zwischen 30 und 40 °C. Der südwestliche Monsun sorgt in der Gegend um Mogadischu für ein relativ mildes Klima in den Monaten von Mai bis Oktober. Zwischen Dezember und Februar bringt der nordöstliche Monsun ein ähnliches mildes Klima. In der so genannten Tangambili-Periode zwischen den beiden Monsunen (Oktober bis November und März bis Mai) ist es heiß und feucht.

Umwelt

Erosion und die Ausbreitung der Wüste stellen Umweltprobleme Somalias dar. Ursachen sind Überweidung und Abholzungen der verbleibenden Wälder, da Holz die Hauptenergiequelle des Landes ist und seit Ausbruch des Bürgerkrieges in größerem Umfang Holzkohle in die Staaten der arabischen Halbinsel exportiert wird.

Die Mangrovengebiete zwischen Kismaayo und der kenianischen Grenze im Süden des Landes und die Korallenriffe am Golf von Aden und nahe Kenia sind ebenfalls von Degradierung und Schädigung betroffen.

In Abwesenheit einer wirksamen Küstenwache wird vor der Küste des Landes illegale Atommüll- und Giftmüllentsorgung betrieben, und internationale Fangflotten überfischen unkontrolliert die Gewässer.[4]

Bevölkerung

Somalische Kinder

Die Einwohner Somalias heißen Somalier. Gelegentlich wird auch unpräzise die Bezeichnung Somali verwendet, die sich jedoch auf die ethnischen Somali beschränkt und die Nicht-Somali-Minderheiten im Land nicht umfasst.

Zur Einwohnerzahl Somalias gibt es sehr unterschiedliche Angaben, abhängig davon, welche statistischen Grundannahmen zu Bevölkerungswachstum, Migration usw. seit der letzten Volkszählung in den 1980er Jahren gemacht werden. Die Angaben von Berechnungen für die Jahre 2009 bzw. 2010 reichen von 9.832.017[5] bis 13.183.884[6] Einwohnern. Die Vereinten Nationen gehen hingegen von nur 7,5 Mio. Einwohnern aus.[7]

In der heutigen Zeit leben 60 Prozent aller Somalier teilweise oder vollständig als Nomaden. 25 Prozent der Menschen leben als Bauern, die sich in der fruchtbarsten Region des Landes zwischen den Flüssen Shabeelle und Jubba niedergelassen haben. Der verbliebene Teil der Bevölkerung (15 bis 20 Prozent) lebt in städtischen Gebieten. Ende 2007 sind über eine Million Somalier intern vertrieben[8].

Ethnien

Somalia galt lange als eines der ethnisch homogensten Länder und als „einziger Nationalstaat“ Afrikas, da die große Mehrheit der Bevölkerung zum Volk der Somali gehört. Dieses Bild hat sich gewandelt, seit im Bürgerkrieg die Differenzen zwischen den verschiedenen Clans der Somali sowie zwischen Somali und ethnischen Minderheiten vor allem in Südsomalia deutlicher wurden.[9]

Somali-Clans

Karte der Somali-Clans

Die anteilmäßig bei weitem bedeutendste Ethnie sind die Somali, deren Siedlungsgebiet sich auch auf Ost-Äthiopien (Somali-Region), Dschibuti und Nordost-Kenia erstreckt und die nach heutiger Kenntnis von kuschitisch-afrikanischer und teilweise arabisch-persischer Abstammung sind.

Von großer Bedeutung für Gesellschaft und Politik Somalias ist das Clansystem der Somali, das wahrscheinlich von der Stammesgesellschaft der Araber beeinflusst wurde. Jeder Somali gehört über seine väterliche Abstammungslinie einem Stamm oder Clan an. Die fünf großen Clanfamilien (qaabiil) sind:

Dabei gelten die traditionell nomadisch lebenden Dir, Darod, Isaaq und Hawiye als „echte Somali“ oder Samaal, während die sesshaft-bäuerlichen Rahanweyn als „unechte Somali“ oder als Sab bezeichnet werden. Sie gelten, ebenso wie diverse ethnische Minderheiten, aus Sicht eines Teils der Samaal als nicht gleichberechtigt und unterliegen traditionell einer gesellschaftlichen Benachteiligung.

Jede dieser Clanfamilien zerfällt in eine große Zahl Subclans und „Geschlechter“ (Somali: reer, was „Leute aus“, „Nachkommen von“ bedeutet). Diese umfassen jeweils einige Hundert bis Tausend Männer, die das für Verbrechen fällige Blutgeld (diya, mag) gemeinsam bezahlen bzw. erhalten. Dieses System verschafft dem einzelnen Somali traditionell Schutz für Leben und Eigentum, führt jedoch auch zu Blutfehden, die sich nicht nur auf einzelne Verbrechen beziehen, sondern auch Auseinandersetzungen um Wasser- und Weiderechte sowie – in jüngerer Zeit – den Kampf um die politische Macht umfassen.

Minderheiten

Bantu-Bäuerinnen bei Kismaayo, 1993

Nicht-Somali-Minderheiten machen etwa 15 % der Bevölkerung aus. Zu diesen gehören verschiedene schwarzafrikanische Volksgruppen in Südsomalia, die von den Somali zusammenfassend als Jarir („harthaarig“ oder „kraushaarig“) bezeichnet werden. Ein Teil von diesen stammt von Sklaven ab, die im 19. Jahrhundert durch den ostafrikanischen Sklavenhandel aus Tansania, Malawi, Mosambik und Kenia nach Somalia gebracht wurden und sich nach ihrer Flucht oder Freilassung größtenteils im Tal des Jubba niederließen. Sie sind seit den 1990er Jahren als Somalische Bantu bekannt. Für andere Jarir-Gruppen wie etwa die Shidle gilt die Herkunft bis heute als ungeklärt, möglicherweise stammen sie von einer Bevölkerung vor den Somali ab.

Weitere Minderheiten sind Angehörige der Swahili-Gesellschaft und Gruppen von gemischter Herkunft an der Küste (z.B. Bajuni, Brawanesen, Benadiri/Reer Hamar), im ganzen Land verbreitete Gruppen wie die Yibir und Midgan, die auf bestimmte Berufe beschränkt sind, sowie einige Tausend Araber und einige Hundert Inder und Pakistaner.

Sprachen

Hauptsprache Somalias ist das Somali (Eigenbezeichnung Af-ka Soomaali-ga) – eine ostkuschitische Sprache aus dem Sprachzweig der kuschitischen Sprachen und damit Teil der afroasiatischen Sprachfamilie –, das heute von etwa 12 Millionen Menschen in Somalia und angrenzenden Gebieten gesprochen wird. Die Sprache des Somali-Volkes wird in Somalia auch von allen Minderheiten verwendet.

Gedicht von Mohammed Abdullah Hassan in lateinisch geschriebenem Somali

Als Handels- und Bildungssprachen werden auch Arabisch und – als Erbe der Kolonialzeit – Italienisch und Englisch genutzt. Ein kleiner Teil der somalischen Bantu hat die Bantusprache Zigula beibehalten. An der Küste sprechen kleine Minderheiten (die Bajuni in und um Kismaayo und die Brawanesen in Baraawe) Dialekte des Swahili.

Als einziger afrikanischer Staat neben Tansania entwickelte sich Somalia nach seiner Unabhängigkeit weg vom Gebrauch der europäischen Kolonialsprachen. Somalische Nationalisten strebten nach einer Standardisierung und Verschriftung des Somali. Diese wurde 1972 unter Siad Barre verwirklicht und zur Amtssprache gemacht. Somali setzte sich daraufhin rasch in Verwaltung, Bildungswesen und Medien durch, während Italienisch, Englisch und Arabisch entsprechend an Bedeutung verloren.[10] Als Basis für das Standard-Somali diente die vor allem im Norden gesprochene Variante Maha Tiri (Maxaa Tiri); die andere Hauptvariante ist das im Süden verbreitete Maay, daneben gibt es weitere Dialekte.

Die somalische Übergangsverfassung von 2004 legt als offizielle Sprachen Somali (Maay und Maha Tiri) und Arabisch fest, als weitere Arbeitssprachen Italienisch und Englisch. Italienisch und Englisch haben einen Status als Sekundärsprachen[1].

Religion

Mond und Minarett in Merka

Die Bevölkerung Somalias gehört zu fast 100 % dem sunnitischen Zweig des Islam an. Davon sind etwa 80 % Schafiiten und 20 % Hanafiten. Die einzigen Nicht-Muslime in Somalia sind einige hundert Christen, die fast sämtlich ausländischer Herkunft sind. Die wenigen christlichen Somalier gehören der Äthiopisch-Orthodoxen Tewahedo-Kirche an. Einzelne Missionierungsversuche und der Bau einer Kathedrale in Mogadischu in der Kolonialzeit blieben ohne Wirkung.

Die traditionelle islamische Praxis in Somalia ist in den Dörfern und unter Nomaden eher gemäßigt und vermischt mit dem Gewohnheitsrecht der Clans. Dort sind die durch missionierende Scheichs verschiedener Sufi-Orden im 19. Jahrhundert verbreiteten Glaubenschulen im Alltag präsent. Die älteste und größte dieser Bruderschaften ist die Qadiriyya, gefolgt von der Salihiyya im Norden. Kleinere Gruppen sind die Dandarawiyya, der Ende des 19. Jahrhunderts von Muhammad ibn Ahmad al-Dandarawi gegründete, am weitesten verbreitete Zweig der Idrisiyya, und die Rifaiyya, ein Ableger der Qadiriyya, der unter arabischen Einwanderern in Mogadischu populär ist. Seit den 1970er Jahren gibt es vor allem in den Städten radikale wahabitische Strömungen, die während des Bürgerkriegs ebenso wie die Religion insgesamt an Bedeutung gewonnen haben.

Seit Ausbruch des Bürgerkrieges gehören islamische Einrichtungen zu den wenigen Institutionen, die Bildung und medizinische Versorgung oder auch Rechtsprechung anbieten. Auf die Lage der Frauen wirkt sich der wachsende Einfluss des Islam unterschiedlich aus: Das islamische Recht bringt ihnen gegenüber dem Gewohnheitsrecht gewisse erbrechtliche Verbesserungen, und einige Geistliche sprechen sich heute auch gegen die weit verbreitete Mädchenbeschneidung aus; andererseits werden Frauen zunehmend gedrängt, sich stärker zu verhüllen oder ganz aus dem öffentlichen Raum zurückzuziehen.[11] al-Shabaab setzt in den Gebieten in Süd- und Zentralsomalia, die sie kontrolliert, eine strenge Auslegung der Schari'a durch. Sie hat auch Verbindungen zu al-Qaida und hat Dschihadisten aus dem Ausland in ihren Reihen.

Die Übergangsverfassung des Landes bestimmt den Islam als offizielle Religion der Republik Somalia und legt fest, dass die Gesetzgebung auf der Schari'a basieren soll[1]. Auch die Verfassung des einseitig für unabhängig erklärten Somaliland erklärt den Islam zur Religion der Nation und verbietet das Propagieren anderer Religionen in Somaliland[12].

Soziale Lage

Bildung

Klassenzimmer in Hargeysa

Schätzungsweise 13 % der Jungen und 7 % der Mädchen besuchen eine Schule. Unterricht findet heute in Abwesenheit eines offiziellen Bildungssystems hauptsächlich in Koranschulen und privaten Einrichtungen statt. Im faktisch autonomen Somaliland wurde das Bildungswesen seit der Unabhängigkeitserklärung ausgebaut.

Gesundheit

Mangelernährung und Infektionskrankheiten sind verbreitet. 70 % der Bevölkerung haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und medizinischer Versorgung. Die Kinderzahl pro Frau liegt bei durchschnittlich 6,1[13]. Die Müttersterblichkeit liegt bei 1600 auf 100.000 Geburten und ist die dritthöchste der Welt.[14] Bei der Sterblichkeit von Kindern unter fünf Jahren liegt Somalia mit 225 von 1000 auf Rang 6.

Die Verstümmelung weiblicher Genitalien wird in Somalia an etwa 95 %[15] der Mädchen vorgenommen, meist in der besonders invasiven Form der Infibulation. Diese Tradition war unter der Regierung Siad Barres gesetzlich verboten worden, blieb jedoch weit verbreitet. Im faktisch autonomen Puntland beschloss das Regionalparlament 1999 ein Verbot[16]. Am 8. März 2004 begann eine landesweite Kampagne, in deren Rahmen der damalige Präsident der Übergangsregierung, Abdikassim Salat Hassan, von einem Verbrechen gegen die Religion und gegen die Menschlichkeit sprach. Am 26. Oktober 2005 veröffentlichten islamische Geistliche in Mogadischu eine Fatwa, die sich gegen die Mädchenbeschneidung richtet. Darin wird diese in Afrika weit verbreitete traditionelle Praxis als „unislamisch“ verurteilt.[17]

Der Anteil von HIV-Infizierten wird auf 0,5 %[13] geschätzt und ist damit im afrikanischen Vergleich sehr niedrig. Begründet wird dies mit der islamischen Religion und damit, dass seit Kriegsausbruch verhältnismäßig wenige Menschen von außen in das Land kamen. Zugleich ist das Wissen um Übertragungswege und Prävention von HIV/Aids kaum verbreitet.

2008 vermeldete die Weltgesundheitsorganisation, dass durch großangelegte Impfkampagnen das Kinderlähmung verursachende Poliovirus in Somalia ausgerottet worden sei. Das Land war bereits 2002 poliofrei geworden, doch wurde das Virus zwischenzeitlich aus Nigeria wieder eingeschleppt.[18]

Zugang zu sauberem Trinkwasser, seit 2010 ein Menschenrecht der UNO, besitzt laut WHO und Unicef nicht einmal jeder zweite somalische Bürger.[19]

Geschichte

Teil der Höhlenmalereien in Laas Geel

Die ältesten bekannten Spuren von Menschen im heutigen Somalia wurden in Buur Heybe in Südsomalia gefunden. Es handelt sich um Skelette, die mit der Radiokarbonmethode auf bis zu 6000 v. Chr. datiert wurden. Höhlenmalereien in Laas Geel bei Hargeysa stammen aus der Zeit von 4000 bis 3000 v. Chr..

Die Vorfahren der Somali wanderten um 500 v. Chr. bis 100 n. Chr. aus dem südlichen äthiopischen Hochland ein und vermischten sich – insbesondere in den Handelsstädten an der Küste, wie Zeila, Hobyo und Mogadischu – mit arabischen und persischen Einwanderern, welche ab dem 7. Jahrhundert auch den Islam einführten. Im 16. Jahrhundert gerieten die Städte an der Nordküste unter türkische bzw. ägyptische Herrschaft, jene an der südlichen Benadirküste im 17. Jahrhundert unter die Oberhoheit Omans bzw. im 19. Jahrhundert unter die Oberhoheit Sansibars.

Ende des 19. Jahrhunderts erfuhr das von Somali bewohnte Gebiet seine bis heute nachwirkende Aufteilung. Der Norden des heutigen Somalia wurde von Großbritannien als Britisch-Somaliland, der Süden und Osten als Italienisch-Somaliland von Italien kolonialisiert. Am 1. Juli 1960 wurden die beiden Kolonien gemeinsam als Somalia unabhängig. Erster Präsident des Landes wurde Aden Abdullah Osman Daar, ihm folgte 1967 Abdirashid Ali Shermarke.

Das Verhältnis zu den Nachbarstaaten war wegen der von Somalia gestellten Gebietsansprüche (siehe Groß-Somalia), insbesondere auf die heute äthiopische Region Ogaden, gespannt. Auch innenpolitische Spannungen zwischen dem Norden und dem Süden und Osten, zwischen Clans und Parteien bestanden weiter. 1969 wurde Präsident Shermarke von einem Leibwächter getötet, woraufhin pro-sowjetische Militärs unter Siad Barre die Macht übernahmen.

Barre lehnte sich zunächst an die Sowjetunion an, versuchte einen „wissenschaftlichen Sozialismus“ einzuführen und den traditionellen Einfluss der Clans einzuschränken. 1977/78 führte er einen Krieg um Ogaden gegen Äthiopien, den Somalia verlor. Weil die Sowjetunion in diesem Krieg das gegnerische, kommunistische Derg-Regime Äthiopiens unterstützte, wandte sich Siad Barre wirtschaftlich und politisch von der Sowjetunion ab und den USA zu. Im Inneren regierte er zusehends diktatorisch, verschiedene Clans waren Repressionen ausgesetzt. Mehrere Rebellengruppen begannen einen bewaffneten Kampf gegen die Barre-Regierung, was 1991 zu deren Sturz führte.

Bürgerkrieg

Die siegreichen Rebellengruppen konnten sich jedoch nicht auf eine Nachfolgeregierung einigen. Der am Sturz Barres führend beteiligte United Somali Congress zerbrach infolge des Machtkampfes ihrer Führer Mohammed Farah Aidid und Ali Mahdi Mohammed. Somalia zerfiel in umkämpfte Machtbereiche von Clans und Kriegsherren. Der Norden des Landes erklärte sich als Somaliland einseitig für unabhängig, ohne hierfür internationale Anerkennung zu finden.

Bewaffnete auf einem Technical in Mogadischu

Für die Bevölkerung hatten die Kämpfe und Plünderungen eine Verschlechterung der Versorgungs- und Sicherheitslage bis hin zu einer Hungersnot im Süden Somalias zur Folge. Ab 1992 sollte deshalb die UN-Mission UNOSOM unter US-amerikanischer Führung die Lieferung von Nahrungsmittelhilfe sichern und den Frieden wiederherstellen. Nach den Ereignissen der „Schlacht von Mogadischu“ im Oktober 1993 zogen die USA jedoch ihre Truppen wieder aus dem Land zurück. 1995 musste sich auch die UNOSOM II ohne Erfolg zurückziehen. Die Kampfhandlungen gingen weiter, wenn auch weniger intensiv. Im praktisch autonomen Somaliland blieb es seit 1996 weitgehend friedlich. Nach diesem Vorbild gründete der Harti-Darod-Clan in Nordostsomalia die autonome Region Puntland. Die Rahanweyn versuchten in Südwestsomalia ebenfalls, eine Regionalregierung zu etablieren, scheiterten jedoch, weil Südwestsomalia wie auch Jubaland umkämpft blieb. In der Hauptstadt Mogadischu bekämpften sich verschiedene Kriegsherren und Milizen der Hawiye.

2000 wurde nach Friedensverhandlungen eine Übergangsregierung für Somalia gebildet, die seit 2004 unter Präsident Abdullahi Yusuf Ahmed in Baidoa ihren Sitz hat. In Mogadischu konnte sie sich aus Sicherheitsgründen nicht niederlassen. Mitte 2006 eroberte die Union islamischer Gerichte Mogadischu und weite Landesteile von den bis dahin dort herrschenden Kriegsherren, setzte ein gewisses Maß an – unterschiedlich streng gehandhabter – Ordnung nach der Schari'a durch und kämpfte an den Grenzen der beiden Machtbereiche gegen die Übergangsregierung.

Das benachbarte Äthiopien fühlte sich von der Union bedroht, da es eine islamistische Vereinnahmung seiner eigenen muslimischen Bevölkerung fürchtete und Teile der Union zum Dschihad zur Eroberung des heute äthiopischen, mehrheitlich von Somali bewohnten Gebietes Ogaden aufriefen. Am 24. Dezember 2006 erklärte Äthiopien der Union offiziell den Krieg, marschierte in Somalia ein und konnte in wenigen Tagen die Union verdrängen. Die Übergangsregierung versuchte sich mit militärischer Unterstützung Äthiopiens in Mogadischu und im übrigen Land zu etablieren[20], stieß jedoch auf erheblichen Widerstand von Islamisten, verschiedenen Clans und weiten Teilen der Bevölkerung, die die äthiopische Militärpräsenz ablehnten.

2007 und 2008 kam es in Mogadischu zu heftigen Kämpfen zwischen regierungstreuen Truppen und deren diversen Gegnern, die Hunderttausende in die Flucht trieben.[21] Die Gesamtzahl der Binnenvertriebenen stieg auf über eine Million. Anfang 2009 zogen die äthiopischen Truppen wieder aus Somalia ab. Der gemäßigte Islamist Sharif Sheikh Ahmed wurde neuer Präsident der Übergangsregierung, die jedoch weiterhin von der radikal islamistischen al-Shabaab bekämpft wird. 2009 verloren die Regierungstruppen fast überall im Land an Einfluss. Vor allem in Südsomalia übernahmen die islamistischen Gruppierungen al-Shabaab und Hizbul Islam die Macht und bekämpften sich auch gegenseitig.[22]

Die USA unterstützen die somalische Übergangsregierung politisch, durch finanzielle Hilfen und mit Waffen. Sie stufen die radikalislamische Miliz al-Shabaab als Terrororganisation ein, die mit al-Qaida zusammenarbeite. Die USA haben auch mehrmals gezielte US-Luftangriffe auf Einrichtungen der Islamisten durchgeführt. Die Europäische Union unterstützt finanziell die Übergangsregierung und die Friedenstruppe der Afrikanischen Union (AMISOM) zu ihrem Schutz.

Politik

Karte der politischen Lage in Somalia (Mitte 2010)

Somalia hat seit 1991 keine im gesamten Land anerkannte nationale Regierung. Im Norden streben Teile des Landes ganz offen nach Unabhängigkeit (Somaliland), oder haben sich zu autonomen Teilstaaten Somalias erklärt (Puntland und Galmudug). Vorübergehend auch der Maakhir-Staat, der sich aber im Januar 2009 an Puntland angeschlossen hat. In weiten Teilen im Süden und Zentrum von Somalia herrschten zumindest bis vor kurzem lokale Clans, Kriegsherren und die islamistische Union islamischer Gerichte oder unklare Verhältnisse.

Die Übergangsregierung Somalias ist international anerkannt und repräsentiert das Land in den Vereinten Nationen, der Arabischen Liga und anderen internationalen Organisationen. Innerhalb Somalias kontrollierte sie bis Ende 2006 aber lediglich das Gebiet um Baidoa in Südwestsomalia. Ende 2006 konnte sie mit militärischer Unterstützung Äthiopiens erstmals die Hauptstadt Mogadischu und weitere Landesteile – rund 20 % des Staatsgebiets – unter ihre Kontrolle bringen und versuchte, sich dort zu etablieren. Dabei wurde sie weiterhin von diversen Gegnern bekämpft. Zu diesen zählten islamistische Gruppierungen (Allianz für die Wiederbefreiung Somalias, al-Shabaab), Angehörige des Hawiye-Clans und verschiedene Akteure, die an einer stabilen Regierung kein Interesse haben[23].

Friedensgespräche zwischen der Übergangsregierung und gemäßigten Vertretern der Allianz für die Wiederbefreiung Somalias in Dschibuti führten im Jahr 2008 zu Vereinbarungen über eine Machtteilung und den Abzug der äthiopischen Truppen.[24] Radikale Vertreter der Allianz für die Wiederbefreiung Somalias und die islamistische Jugendmiliz al-Shabaab, die aus dem militanten Flügel der Union islamischer Gerichte hervorgegangen ist, lehnten das Abkommen jedoch ab.[25] Heute kontrollieren sie weite Landesteile in Süd- und Zentralsomalia, nach dem Abzug Äthiopiens übernahmen sie auch die Kontrolle über Baidoa. Am 31. Januar 2009 wählte das Übergangsparlament Sharif Sheikh Ahmed von der Allianz für die Wiederbefreiung Somalias zum neuen Präsidenten.[26]

Somalia wird oft als „gescheiterter Staat“ bezeichnet. Auf dem Korruptionswahrnehmungsindex 2007 von Transparency International liegt es auf dem letzten Platz; gemäß Mo Ibrahim Foundation ist es das am schlechtesten regierte Land Afrikas[27]. Bezüglich Pressefreiheit steht das Land laut Reporter ohne Grenzen auf 159. Stelle von 169 Staaten[28].

Menschenrechte

Mitarbeiter von humanitären Organisationen, Journalisten und Menschenrechtsverteidiger nehmen bei ihrer Arbeit in Somalia große Risiken auf sich und liefen unter anderem Gefahr, entführt oder ermordet zu werden. Auch 2009 wurden gravierende Menschenrechtsverstöße einschließlich Kriegsverbrechen nicht bestraft.
Der UN-Generalsekretär, der unabhängige UN-Experte für die Menschenrechtssituation in Somalia und der Beauftragte des UN-Generalsekretärs für die Menschenrechte Binnenvertriebener sprachen in ihren Berichten von Menschenrechtsverstößen, einschließlich der Rekrutierung von Kindern für den bewaffneten Kampf. Appelle aus dem Ausland und von Kräften in Somalia, Verbrechen im Sinne des Völkerrechts endlich strafrechtlich zu ahnden, blieben wirkungslos.
Al-Shabab-Milizen sind für ungesetzliche Tötungen und Bestrafungen von Menschen verantwortlich, denen sie vorwarfen, zu spionieren oder sich ihrer Auslegung des islamischen Rechts nicht zu beugen. In den von ihnen kontrollierten Landesteilen war ein dramatischer Anstieg öffentlicher Hinrichtungen, darunter auch Steinigungen, zu verzeichnen. Gleiches galt für die Zwangsamputation von Gliedmaßen und Auspeitschungen. Al-Shabab-Milizen schändeten auch Gräber führender Geistlicher der islamischen Sufi-Gemeinschaft. Außerdem mussten sich Frauen nach bestimmten Regeln kleiden und durften sich nicht frei bewegen.[29][30] Auch die Situation vieler Kinder bereitet Sorgen. Dadurch, dass das Bildungssystem marode ist, haben die Kinder kaum die Möglichkeit, in die Schule zu gehen. Die Hälfte aller Kinder zwischen 5 und 14 Jahren müssen arbeiten.[31][32] Schätzungen zufalge gibt es ca. 70.000 Kindersoldaten, die alleine in Somalia am Horn von Afrika von verschiedenen Milizen unter Waffen gehalten werden.[33] In einer Erklärung der UNICEF wurde bekannt gegeben, dass in Somalia der Einsatz von Kindern als Soldaten in bewaffneten Konflikten ansteigt. Kinder ab neun Jahren werden mittlerweile rekrutiert. Die Kindersoldaten werden nur allzu oft geschlagen oder im schlimmsten Fall sogar exekutiert, wenn sie von der gegnerischen Seite gefangen genommen werden.[34]
Die Lage der Menschenrechte von Schwulen, Lesben, Bi- und Transsexuellen ist in Somalia sehr schlecht. Nach Angaben der International Lesbian, Gay, Bisexual, Trans and Intersex Association (ILGA) wird die Todesstrafe für gleichgeschlechtliche Beziehungen bzw. homosexuelle Handlungen verhängt. [35]

Verwaltungsgliederung

Das Land ist offiziell in 18 Regionen eingeteilt. Heute hat diese Einteilung jedoch nur beschränkte praktische Bedeutung:

Wirtschaft

Bauer in Gabiley, Nordost-Somalia/Somaliland
Somali mit Ziegenherde nahe Beledweyne (Belet Uen), Dezember 1993

Allgemein

Somalia gehört zu den ärmsten und am wenigsten entwickelten Ländern der Welt, wobei die politische Lage die Erhebung genauer Wirtschaftsdaten schwierig macht.

Schätzungsweise 71 % der Bevölkerung leben von der Landwirtschaft. Ein Großteil davon lebt als Nomaden oder Halbnomaden mit Kamelen, Schafen und Ziegen, in fruchtbareren Gebieten auch mit Rindern. Ackerbau wird vor allem an den Flüssen Jubba und Shabelle und zwischen diesen beiden Flüssen in Südwestsomalia betrieben, daneben auch in kleineren Gebieten Nordsomalias. Vieh und Bananen sind wichtige Exportgüter.

Des Weiteren werden Fisch, Mais, Hirse und Zucker für den inländischen Bedarf angebaut oder hergestellt. Der kleine industrielle Sektor, der hauptsächlich landwirtschaftliche Nutzgüter produziert, beträgt nur 10 % des BIP. Viele Fabriken wurden wegen des Bürgerkriegs geschlossen.[5] Ein Großteil der somalischen Bevölkerung ist auf Geldüberweisungen von Verwandten im Ausland angewiesen, sodass im Dienstleistungssektor Geldüberweisungsinstitute – die meist nach dem informellen Hawala-System funktionieren – mit stetiger Nachfrage rechnen können.

2008 war auch Somalia infolge von hoher Inflation, Trockenheit, verschlechterter Sicherheitslage sowie globalen Faktoren von steigenden Nahrungsmittelpreisen betroffen[36]. Die Vereinten Nationen gingen im Juni 2008 davon aus, dass in den Folgemonaten bis zu 3,5 Mio. Menschen von Nahrungsmittelhilfe abhängen könnten. Damit wird die Situation als noch dramatischer eingeschätzt als in Darfur.

Teile der Wirtschaft profitieren von dem Zustand ohne funktionierende Regierung und damit ohne staatliche Steuern und Regulierungen. So gilt das Telekommunikationssystem (siehe z.B. NationLink) als günstiger und zuverlässiger als in den Nachbarstaaten. Da keinerlei staatliche Regulierung vorhanden ist, können aber auch Aktivitäten wie Geldfälschung, die Piraterie vor der somalischen Küste oder der ökologisch problematische Holzkohleexport weitgehend ungestört stattfinden.

Entwicklungszusammenarbeit

Die unsichere politische Lage erschwert vor allem in Süd- und Zentralsomalia die Tätigkeit internationaler Hilfsorganisationen, die hier vorwiegend in der humanitären Hilfe tätig sind. UN-Organisationen wie UNICEF und das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen liefern humanitäre Hilfe.[37] Im stabileren Norden (Somaliland und Puntland) wird auch (Wieder-)Aufbau betrieben, dies vor allem mithilfe der Geldüberweisungen von Auslands-Somaliern, aber auch durch internationale Organisationen. Wegen des sichereren Umfeldes fließt die internationale Hilfe für Somalia vermehrt in diese nördlichen Gebiete.

Einheimische nichtstaatliche Organisationen engagieren sich in diversen Bereichen.

Mitte 2008 töteten radikale Islamisten mehrere ausländische und einheimische Helfer, die sie der „Spionage“ verdächtigten[38].

Piraterie

Somalia liegt in unmittelbarer Nähe wichtiger internationaler Schifffahrtswege. Zugleich besteht seit Anfang der 1990er Jahre keine wirksame Küstenwache. Unter diesen Umständen hat sich die Piraterie vor der Küste Somalias zu einem profitablen Geschäft und einer Gefahr für die internationale Schifffahrt entwickelt. Somalische Fischer, Bürgerkriegskämpfer und Geschäftsleute nehmen ausländische Schiffsbesatzungen in Geiselhaft, um Lösegeld zu erpressen, oder rauben sie aus. Als Ursache für diese Piraterie gilt auch das illegale Eindringen europäischer und asiatischer Fangflotten in somalische Gewässer, wodurch einheimische Fischer ihre Lebensgrundlage verloren und zum Teil auf Piraterie umstiegen.

So stellt die Regierung der teilautonomen Region Puntland laut einem Artikel von IRIN[39] fest, dass die illegale Fischerei durch fremde Fangflotten seit der Präsenz von ausländischen Kriegsschiffen an somalischen Küsten noch zugenommen hat und fordert, dass die Kriegsschiffe auch ausländische Fischer kontrollieren.

Staatshaushalt

Weil der Staat Somalia faktisch nicht existent ist, gibt es derzeit auch keinen Haushalt für den Gesamtstaat.
Die Staatsverschuldung betrug 1993 (vor dem Zerfall des Staates) 1,9 Mrd. US-Dollar oder 189 % des BIP.[40]

Kultur

Die Kultur Somalias ist vom Nomadentum, dem Islam und (mündlich überlieferter) Dichtung geprägt.

Küche

Typisches somalisches Canjeero.

Die somalische Küche variiert von Region zu Region, insbesondere vom Norden des Landes zum Süden, und enthält Einflüsse von den traditionellen Küchen der Somali, Äthiopier, und mit Abstrichen der Jemeniten, Perser, Türken, Inder und Italiener.

Zum Frühstück gibt es meist Tee und pfannkuchenartiges Brot, welches Canjeero genannt wird. Als Mittagessen wird oft ein gekochtes Hauptgericht auf Reisbasis gekocht, welches häufig mit Kreuzkümmel, Kardamom, Gewürznelken oder Salbei verfeinert wird. Eine abgewandelte Form der italienischen Pasta wird ebenfalls häufig gegessen. Als Getränk dazu gibt es häufig Fruchtsäfte oder Limonaden. Das Abendessen gibt es meist erst gegen 21 Uhr, in der Zeit des Ramadan sogar erst gegen 23 Uhr. Die beliebteste Abendspeise der Somali nennt sich Cambuulo und besteht hauptsächlich aus gekochten Adzukibohnen, Butter und Zucker. Die Kochzeit der Bohnen kann bis zu fünf Stunden betragen. Als Getränk wird abends vor allem mit Kardamom gewürzte Milch getrunken. Zwischendurch werden neben vielen Früchten und Süßwarenspezialitäten wie Halva vor allem spezielle somalische Samosa gereicht.[41]

Musik

K’naan, der wohl bekannteste Künstler des Landes

Musikalisch zeichnet sich das Land vor allem durch den traditionellen somalischen Folklore aus. Beim ersten Hören weist die somalische Musik durchaus Ähnlichkeiten mit derer umliegender Gebiete wie Äthiopien, dem Sudan oder Arabien auf, aber beim genaueren Zuhören erkennt man die speziellen somalischen Melodiestile heraus.[42] Eine bekannte somalische Sängerin war Magool (1948–2004). Sie sang in Mogadishu beim größten somalischen Konzert aller Zeiten vor rund 15.000 Menschen und setzte sich insbesondere in den letzten Jahren gegen das Militärregime der Somalischen Revolutionären Sozialistischen Partei ein. Neben Maryam Mursal (*1950) ist Mangools Neffe K'naan (*1978), der den WM-Song Wavin’ Flag veröffentlichte und damit in zahlreichen internationalen Charts Platz 1 erreichte, der wohl bekannteste lebende somalische Musiker.[43]

Literatur

Im Land gab es seit langem viele Märchen und Volksgeschichten, welche oft von Generation zu Generation weitergegeben wurden und häufig eine Verbindung zum Islam besaßen. In den 1960er Jahren förderten die beiden Periodika Sahan (dt. etwa "Aufklärung") und Horseed (dt. etwa "Vorhut, Avantgarde") die Niederschrift der reichen, bis dahin jedoch ausschließlich mündlichen traditionellen Literatur. Die moderne Literatur entwickelte sich in Somalia erst seit der Einführung der Lateinischen Schrift im Jahr 1972. Von da an veröffentlichten verschiedene somalische Autoren Romane, welche zum Teil weltweit erschienen. So auch der somalische Romancier Nuruddin Farah, der mit Werken wie Maps (1986) zu einem der bedeutendsten afrikanischen Schriftsteller der Gegenwart wurde. Ein weiterer populärer somalischer Autor war Farah Mohamed Jama Awl, der vor allem durch sein Buch Ignorance is the enemy of love (1974/1982 englisch) berühmt wurde.[44]

Siehe auch

Portal: Somalia – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Somalia

Literatur

Wiktionary: Somalia – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Somalia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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Einzelnachweise

  1. a b c The Transitional Federal Charter of the Somali Republic
  2. a b c Diese Angaben beziehen sich auf die seit 2000/2004 bestehende, international anerkannte Übergangsregierung Somalias. Diese Übergangsregierung kontrolliert faktisch nur die Stadt Baidoa und Teile der Hauptstadt Mogadischu. In weiten anderen Landesteilen herrschen lokale Clans, Kriegsherren oder umkämpfte/unklare Verhältnisse. Die nördlichen Regionen Somaliland und Puntland sind faktisch autonom mit eigenen Regionalregierungen, die aber von der internationalen Gemeinschaft nicht anerkannt werden.
  3. Bieler Tagblatt am 21. September 2010: Somalias Ministerpräsident tritt zurück
  4. UNEP: After the Tsunami – Rapid Environmental Assessment, p. 126–137
  5. a b CIA World Fact Book zu Somalia
  6. bevölkerungsstatistik.de zur Bevölkerung afrikanischer Staaten (2010)
  7. BBC News: Half of Somalis need aid, says UN, 25. August 2009
  8. UNHCR: Number of displaced in Somalia tops 1 million mark
  9. Catherine Besteman: Unraveling Somalia – Race, Violence, and the Legacy of Slavery, University of Pennsylvania Press 1999, ISBN 978-0-8122-1688-2
  10. David D. Laitin: Politics, Language, and Thought: The Somali Experience, University of Chicago Press 1977, ISBN 978-0-226-46791-7
  11. derStandard.at: Hintergrund: Verwaltung, Steuern, Schulen, Müll-Entsorgung: Keine
  12. The Constitution of the Republic of Somaliland/Chapter One
  13. a b UNICEF Somalia: Statistics, abgerufen am 12. Februar 2010.
  14. Médecins Sans Frontières
  15. UNICEF Schweiz: Mädchenbeschneidung
  16. U.S. Department of State: I. Laws/Enforcement in Countries where FGM is Commonly Practiced (2001)
  17. dpa-Meldung, in: Ärzte Zeitung, 2. November 2005
  18. WHO: Somalia is again polio-free
  19. http://www.fr-online.de/blob/view/-/4516660/data/2561002/-/Trinkwasser-Versorgung.PDF.pdf
  20. BBC News: Somali government seeks control
  21. BBC News: Living in Somalia's danger zone
  22. ´Sheikh/Weber: "Kein Frieden für Somalia?" Frankfurt 2010, S.135 - 139
  23. Reuters AlertNet: Somalia: Profiting from misery
  24. Move to probe Somali atrocities. In: BBC NEWS. Abgerufen am 22. Dezember 2008.
  25. Voice of America: Peace Accord Brings More Violence to Somalia
  26. Die Presse: Islamisten-Führer Ahmed neuer Präsident Somalias vom 31. Januar 2009.
  27. Mo Ibrahim Foundation: Ibrahim Index of African Governance
  28. rsf.org: Worldwide Press Freedom Index 2007
  29. Jahresbericht 2010 Amnesty International
  30. http://www.amnesty.org/en/for-media/press-releases/somalia-girl-stoned-was-child-13-20081031
  31. http://www.aktiv-gegen-kinderarbeit.de/welt/afrika/somalia
  32. U.S: Department of labor Report 2007
  33. Gesellschaft für bedrohte Völker Kindersoldaten in Somalia stehen zwischen allen Fronten
  34. http://www.dw-world.de/dw/article/0,,5692098,00.html
  35. Entwicklungszusammenarbeit zur Stärkung der Menschenrechte von Homo- und Transsexuellen Anfrage von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN an den deutschen Bundestag Entwicklungszusammenarbeit zur Stärkung der Menschenrechte von Homo- und Transsexuellen vom 12.10.2010
  36. IRIN News: Somalia: Harder times ahead as dry conditions, insecurity persist
  37. Karten zur Präsenz internationaler Organisationen in Somalia
  38. taz.de: Helfer im Visier von Islamisten
  39. Somalia: Livelihoods - and lives - at risk in Puntland, in: IRIN News, 24. August 2009
  40. Atlapedia
  41. Ali, Barlin (2007). Somali Cuisine. AuthorHouse. ISBN 1-4259-7706-5.
  42. http://en.wikipedia.org/wiki/Music_of_Somalia
  43. http://worldtradetickets.com/de/k-naan/p-1098/2010-08-31/20h00
  44. http://www.marabout.de/chronik/laender/somalia.htm

Koordinaten: 8° N, 47° O

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