Paternion
Marktgemeinde Paternion
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Wappen | Österreichkarte | |
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Basisdaten | ||
Staat: | ![]() | |
Land: | ![]() | |
Politischer Bezirk: | Villach-Land | |
Kfz-Kennzeichen: | VL | |
Fläche: | 105,50 km² | |
Koordinaten: | 46° 43′ N, 13° 38′ O | |
Höhe: | 519 m ü. A. | |
Einwohner: | 5.767 (1. Jän. 2024) | |
Bevölkerungsdichte: | 55 Einw. pro km² | |
Postleitzahl: | 9711 | |
Vorwahlen: | 0 42 45 | |
Gemeindekennziffer: | 2 07 20 | |
NUTS-Region | AT211 | |
Adresse der Gemeinde- verwaltung: |
Hauptstraße 83 9711 Paternion | |
Website: | ||
Politik | ||
Bürgermeister: | Alfons Arnold (SPÖ) | |
Gemeinderat: (Wahljahr: 2009) (27 Mitglieder) |
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Lage von Paternion im Bezirk Villach-Land | ||
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Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria |
Paternion (slowenisch: Špaterjan) ist eine Marktgemeinde mit 5767 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2024) im Bezirk Villach-Land in Kärnten.
Geographie
Geographische Lage
Der Markt Paternion liegt im Unteren Drautal rund 18 km nordwestlich von Villach. Das Gemeindegebiet umfasst Teile des Unteren Drautales und der Gailtaler Alpen.
Gliederung
Die Gemeinde ist in sechs Katastralgemeinden (Feistritz an der Drau, Kamering, Kreuzen, Nikelsdorf, Paternion, Rubland) gegliedert. Das Gemeindegebiet umfasst folgende 20 Ortschaften (in Klammern Einwohnerzahl Stand 2001):


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Nachbargemeinden
Nachbargemeinden sind, im Norden beginnend im Uhrzeigersinn: Ferndorf, Fresach, Weißenstein, Bad Bleiberg, Sankt Stefan im Gailtal, Hermagor-Pressegger See, Weißensee und Stockenboi.
Geschichte
Im Gemeindegebiet gibt es Funde aus der Hallstattzeit (Steinbeile, Grab). Seitdem ist das Gebiet dauernd besiedelt. Wichtig dafür waren die Blei-, Zink-, Kupfer- und Eisenvorkommen, aber auch die goldhaltigen Schotter und Sande einiger Bäche. Bei einer Siedlung auf dem Nikelsdorfer Feld handelte es sich um eine Mithrasgemeinde, hier wurde ein dem „unbesiegten Gotte Mithras“ geweihter Stein gefunden.
Auf dem Dueler Hügel wurde um 400 n. Chr. eine spätantike Befestigungsanlage errichtet. Hier stand auch eine frühchristliche Pfeilerbasilika, von der nur Fundamente erhalten sind. Die Anlage wurde um 600 zerstört.
Entlang der schon in der Antike wichtigen Verkehrsachse entlang des Drautales entstanden schon früh geschlossene Ansiedlungen. 1297 wurde der Name St. Paternianus erstmals urkundlich erwähnt, was auf den Bischof Paternianus († um 340) des Bistums Aquileia zurückgeht. Die Burg wurde 1354 erstmals erwähnt. Im Spätmittelalter war Paternion ein Zentrum des Gold-, Blei- und Eisenerzabbaus, im Buchengraben wurde auch nach Zinnober und Quecksilber geschürft.
Ferdinand I. verlieh Paternion als Hauptort zwischen Spittal und Villach am 28. Juni 1530 die Marktrechte.
1599 erwarb Bartholomäus (Bartlmä) Khevenhüller die Herrschaft Paternion. Er war ein eifriger Förderer des Protestantismus und wurde deshalb 1629 gezwungen, die Herrschaft abzugeben und Kärnten zu verlassen. Daraufhin kaufte der Villacher Handelsherr Hans Widmann das Schloss, das sich heute noch im Besitz seiner Nachkommen, der Foscari-Widmann-Rezzonico befindet, sowie die umfangreiche Herrschaft.
Im frühen 18. Jahrhundert war die Herrschaft St. Paternion eine Hochburg des Untergrund-Protestantismus. Nach Religionsunruhen in Salzburg bekannten sich immer mehr Menschen offen zum lutherischen Glauben, in unbetreuten Kirchen (etwa in Feistritz an der Drau) fanden alternative Gottesdienste statt.[1] Die Herrschaft ging daraufhin massiv gegen die "Ketzerei" vor. Bekennende Protestanten landeten im Gefängnis, wurden zwangsrekrutiert und schließlich deportiert: In fünf Transporten wurden zwischen 1734 und 1736 insgesamt etwa 100 Menschen unter Militärbegleitung nach Siebenbürgen verbracht.[2], Die Deportationen lösten eine Fluchtwelle unter den zurückgebliebenen Protestanten aus. Trotz der Maßnahmen der Gegenreformation des 17. und 18. Jahrhunderts blieben viele protestantische Bewohner Paternions ihrem Glauben treu [3], so dass die Gemeinde auch heute noch mit rund 30 % einen vergleichsweise hohen Anteil von Einwohnern protestantischen Glaubens hat.
Im Jahr 1850 konstituierte sich die Großgemeinde Paternion, an die 1865 die aufgelöste Ortsgemeinde Rubland angeschlossen wurde, die Katastralgemeinden Kellerberg und Töplitsch hingegen wurden 1899 abgetrennt, aus ihnen entstand vorübergehend die eigenständige Ortsgemeinde Kellerberg, die schon 1905 in der Gemeinde Weißenstein aufging.
1928/29 wurden Burg und Kirche auf dem Dueler Hügel unter der Leitung von Rudolf Egger ausgegraben.
Im Zweiten Weltkrieg waren in Rubland Zwangsarbeiter in der Gemeinde Paternion eingesetzt.[4]
Bevölkerung
Die Marktgemeinde Paternion hat 6.196 Einwohner (2001), davon besitzen 93,4 % die österreichische, 2,5 % die bosnische und 1,2 % die deutsche Staatsbürgerschaft. 61,9 % der Bevölkerung bekennen sich zur römisch-katholischen und 30,2 % zur evangelischen Kirche, 2,6 % zum Islam, 4,2 % sind ohne religiöses Bekenntnis. In Feffernitz steht eine evangelische Kirche.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
- Kirche St. Paternianus in Paternion (barocker Bau, 1676 vollendet)
- Schloss Paternion
- Schloss Kreuzen
- Kirche St. Georg in Feistritz/Drau
- Kirche Maria am Bichl in Feistritz/Drau
- Ruinen der Fliehburg in Duel
- Koflachgraben - lange Schlucht des Kreuznerbaches von Kreuzen bis Mögere, zu Fuß durchwanderbar
- neue Kirche in Feffernitz
- Farchtensee
- Pöllaner Teich[5]
Wirtschaft und Infrastruktur
Laut Volkszählung 2001 gibt es 251 Arbeitsstätten mit 1.830 Beschäftigten in der Gemeinde und 1.618 Auspendler sowie 1.014 Einpendler (2001). Es gibt 130 land- und forstwirtschaftliche Betriebe (davon 53 im Haupterwerb, 1999). Die forstwirtschaftliche Nutzfläche beträgt 74,3 km², die landwirtschaftliche Nutzfläche 16,6 km².
In der Marktgemeinde gibt es neben einer Schihauptschule eine weitere Hauptschule, vier Volksschulen, eine Sonderschule und drei Kindergärten.
Die Verkehrserschließung erfolgt über die Tauern Autobahn (A 10), die Drautal Straße (B 100) sowie die Landesstraßen L31, L33, L34 und L41. Der Bahnhof Paternion-Feistritz liegt an der Drautalbahn, befindet sich aber im Gemeindegebiet von Weißenstein. Unterhalb des Draukraftwerks Paternion liegt der Bahnhof Markt Paternion. Vom Ortszentrum ungefähr 3 km entfernt. Hier halten alle Regionalzüge und einige Regionalexpress-Züge der Drautalbahn nach Villach und Spittal an der Drau.
Politik
Gemeinderat
Der Gemeinderat von Paternion hat 27 Mitglieder und setzt sich seit der Gemeinderatswahl 2009 wie folgt zusammen:
Direkt gewählter Bürgermeister ist seit 2009 Alfons Arnold (SPÖ).
Wappen
Eine Wappen- und Siegelführung ist für die Marktgemeinde bereits seit mindestens 1713 nachgewiesen, es wurde dem Markt vermutlich im 17. Jahrhundert verliehen oder einfach übernommen. Die Vorlage für das heutige Wappen lieferte das älteste überlieferte Siegel aus dem Jahr 1713. Da Paternium nie ummauert war, symbolisieren die bezinnten Mauern und der Turm im Schildfuß wohl die bürgerliche Selbstverteidigung, aus der der Pfarr- und Marktpatron Paterniaus als Wächter und Verteidiger herauswächst.
Wappen und Fahne wurden der Marktgemeinde am 2. Juni 1980 offiziell verliehen. Die heraldische Beschreibung lautet:
- In Rot aus silberner vierzinniger Mauer mit dreizinnigem Torturm wachsend der Heilige Paternianus in silbergefasstem blauen Mantel, gleicher Mitra und violettem Unterkleid, in der linken ein offenes silbernes Buch, in der Rechten einen silbernen Bischofsstab haltend. Die Fahne zeigt die Farben Rot-Weiß mit eingearbeitetem Wappen.[6]
Städtepartnerschaft
Söhne und Töchter der Gemeinde
In Kamering wurde am 3. März 1953 der Schriftsteller Josef Winkler geboren. Dr. Artur Worseg wurde 1959 im Paternion geboren.
Weblinks
Einzelnachweise
- 20720 – Paternion. Gemeindedaten der Statistik Austria
- ↑ Stephan Steiner: Reisen ohne Wiederkehr. Die Deportationen von Protestanten aus Kärnten 1734–1736, Wien – München 2007 (=Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 46) ISBN 3-7029-0545-6, S. 196
- ↑ Stephan Steiner: Reisen ohne Wiederkehr. Die Deportationen von Protestanten aus Kärnten 1734–1736, Wien – München 2007 (=Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 46) ISBN 3-7029-0545-6, S. 51
- ↑ Stephan Steiner: Reisen ohne Wiederkehr. Die Deportationen von Protestanten aus Kärnten 1734–1736, Wien – München 2007 (=Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 46) ISBN 3-7029-0545-6
- ↑ Interview mit einem Zwangsarbeiter bei: Stefan Karner: Zwangsarbeit in der Land- und Forstwirtschaft 1939-1945. Wien 2004, ISBN 3-7029-0532-4, Seite 519-525.
- ↑ http://www.biologiezentrum.at/pdf_frei_remote/CAR_169_89_0129-0136.pdf
- ↑ zitiert nach Wilhelm Deuer: Die Kärntner Gemeindewappen. Verlag des Kärntner Landesarchivs, Klagenfurt 2006, ISBN 3-900531-64-1, S. 214