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Pflichtenheft

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Das Pflichtenheft (auch: Sollkonzept, Fachfeinkonzept, fachliche Spezifikation) ist die vertraglich bindende, detaillierte Beschreibung einer zu erfüllenden Leistung, zum Beispiel eines geplanten Geräts, einer technischen Anlage, einer Maschine, eines Werkzeugs oder auch eines Computerprogramms. Im Gegensatz zum Lastenheft sind die Inhalte

  • präzise
  • vollständig
  • nachvollziehbar

sowie mit technischen Festlegungen verknüpft, die die Betriebs- und Wartungsumgebung festlegen.

Im Gegensatz zum technischen Design (auch: technische Spezifikation) beschreibt das Pflichtenheft die geplante Leistung, in unserem Beispiel das Softwareprogramm als Black Box. Entsprechend enthält es in der Regel nicht die Lösung der Probleme (hier der Implementierungsprobleme).

Ein Pflichtenheft sollte nach Helmut Balzert wie folgt gegliedert sein:

  1. Zielbestimmung
    1. Musskriterien: für das Produkt unabdingbare Leistungen, die in jedem Fall erfüllt werden müssen
    2. Wunschkriterien: die Erfüllung dieser Kriterien wird angestrebt
    3. Abgrenzungskriterien: diese Kriterien sollen bewußt nicht erreicht werden
  2. Produkteinsatz
    1. Anwendungsbereiche
    2. Zielgruppen
    3. Betriebsbedingungen: physikalische Umgebung des Systems, tägliche Betriebszeit, ständige Beobachtung des Systems durch Bediener oder unbeaufsichtigter Betrieb
  3. Produktübersicht: kurze Übersicht über das Produkt
  4. Produktfunktionen: genaue und detaillierte Beschreibung der einzelnen Produktfunktionen
  5. Produktdaten: langfristig zu speichernde Daten aus Benutzersicht
  6. Produktleistungen: Anforderungen bezüglich Zeit und Genauigkeit
  7. Qualitätsanforderungen
  8. Benutzungsoberfläche: grundlegende Anforderungen, Zugriffsrechte
  9. Nichtfunktionale Anforderungen: einzuhaltende Gesetze und Normen, Sicherheitsanforderungen, Plattformabhängigkeiten
  10. Technische Produktumgebung
    1. Software: für Server und Client, falls vorhanden
    2. Hardware: für Server und Client getrennt
    3. Orgware: organisatorische Rahmenbedingungen
    4. Produkt-Schnittstellen
  11. Anforderungen an die Entwicklungsumgebung
  12. Gliederung in Teilprodukte

Es ist bewährte Praxis, bei der Erstellung eines Pflichtenheftes das Ein- und Ausschlussprinzip zu verwenden, d. h. konkrete Fälle explizit ein- oder auszuschließen.

Nach Lieferung der Software wird häufig über einen Akzeptanztest festgestellt, ob die Software die Forderungen des Pflichtenheftes erfüllt.

Literatur

  • Helmut Balzert: Lehrbuch der Software-Technik 1/2. mit 3 CD-ROMs. Band 1 (2. Auflage, 2000), Band 2 (1. Auflage, 1998) Software-Entwicklung / Software-Management, Software-Qualitätssicherung, Unternehmensmodellierung; Spektrum Akademischer Verlag; ISBN 3827403014

Siehe auch

Vorlage:Wiktionary1 Software Requirements Specification