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António de Albuquerque Coelho

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António de Albuquerque Coelho (* 1682 in Santa Cruz de Macuttá, Maranhão, Brasilien; † 1745) war ein portugiesischer Kolonialverwalter.[1]

Familie

António de Albuquerque Coelho war der uneheliche Sohn von António de Albuquerque Coelho de Carvalho, der verschiedene Verwaltungsposten in Portugal, Brasilien und zuletzt in Angola inne hatte und Ângela de Bairros ou de Azevedo, deren Eltern und Großeltern aus Portugal, Afrika und von den Indianern Brasiliens abstammten. Somit galt er als Mestize.[1]

Leben

Aufstieg

Als Jugendlicher wurde Albuquerque Coelho nach Portugal geschickt, um zu studieren. Vermutlich durch den Einfluss seines Vaters erhielt er am 10. März 1700 den Titel Fidalgo cavaleiro da Casa Real, inklusive eines festen Einkommens, und wurde in den Christusorden aufgenommen. Dafür musste Albuquerque Coelho in die portugiesischen Besitzungen in Asien gehen.[1]

Am 12. September 1700 erreichte er an Bord der São Pedro Gonçalves die Stadt Goa in Indien. Hier war Albuquerque Coelho Tenente de mar e guerra (Leutnant zur See) und Capitão (Hauptmann) der dritten Staatsinfanterie inne. Posten, die eigentlich nur auf dem Papier standen, ohne dass sie eine Bedeutung hatten. 1708 wurde Albuquerque Coelho als Capitão der Infanteriegarnison nach Macao geschickt. Sein Schiff, die Fregatte Nossa Senhora das Neves, erreichte Macao schwer beschädigt am 23. August.[1]

Albuquerque Coelho hatte, den Quellen nach, viel Temprament und ging schnell Konfrontationen ein, weswegen er sich auch leicht Feinde machte. In Macao lernte er die damals neunjährige Waise Maria de Moura kennen und wollte sie heiraten. Weniger wohl wegen ihrer weiblichen Reize, als aufgrund des Vermögens ihrer Familie. Dagegen stellte sich ihre Großmutter Maria de Vasconcelos; einmal, weil der verstorbene Vater in seinem letzten Willen verfügt hatte, dass seine Tochter erst im Alter von zwölf heiraten sollte, zweitens weil Albuquerque Coelho ein Mestize war. Außerdem freite auch Leutnant Dom Henrique de Noronha um das Mädchen. Der Streit über die Wahl des Bräutigams spaltete die gesamte kleine portugiesische Bevölkerung in der Kolonie, die damals etwa aus 3000 bis 4000 Personen bestand. Da sich der Bischof, der Vormund des Mädchens war und später auch Gouverneur Diogo de Pinho Teixeira auf seine Seite stellten, konnte Albuquerque Coelho sich schließlich durchsetzen. Am 30. Juni 1709 wurde die Verlobung in der Kirche Santo António beschlossen. Am 2. August versuchte ein Afrikaner Albuquerque Coelho zu erschießen, doch der Schuss verfehlte ihn. Kurz darauf schoss Dom Henrique de Noronha von einem Fenster aus auf ihn und verletzte Albuquerque Coelho am Arm. Ein dritter Schuss verfehlte ihn wieder. Der Arm wurde zwar vom portugiesischen Schiffsarzt behandelt, musste aber 16 Tage später von einem englischen Chirug teilweise abgenommen werden, weil er brandig geworden war. Um dem Gefängnis zu entgehen floh Dom Henrique de Noronha in das Haus von Kardinal Charles-Thomas Maillard De Tournon, des Patriachen von Antiochia und päpstlichen Botschafter in Macao. Erst als der Patriach kurz darauf starb, wurde Dom Henrique de Noronha am 18. Februar 1711 mit einem Schiff nach Goa in ein Gefängnis gebracht. Die Hochzeit zwischen Albuquerque Coelho und Maria de Moura fand am 22. August 1710 statt. Sie musste unter dem Schutz von Marinesoldaten stattfinden, da Francisco Leite Pereira, ein Freund von Noronha, hoffte den Bräutigam noch in der Kirche zu töten. Albuquerque Coelho verließ zunächst den öffentlichen Dienst und lebte einige Jahre nur von seinem Vermögen, beziehungsweise dem seiner Frau. 1712 ernannte ihn der Leal Senado, der Stadtrat Macaos, zu seinen Vorsitzenden. Im selben Jahr gebar seine Frau eine Tochter, die nur sieben Tage später starb. Der am 20. Juli 1714 geborene Sohn lebte nur elf Tage.[1]

Gouverneur von Macao

Im Mai 1717 ernannte der Erzbischof von Goa und Vertreter des Vizekönigs Sebastião de Andrade Pessanha, António de Albuquerque Coelho zum Gouverneur von Macao. Als man aber am 22. Mai nach Macao zurückkehren wollte, war das Schiffe heimlich bei Nacht aus den Hafen gesegelt. Sein Kapitän Francisco Xavier Doutel war ein weiterer Widersacher Albuquerque Coelhos. Albuquerque Coelho entschied sich daraufhin, mit einer kleinen Truppe zu Fuß quer durch Indien zu reisen, um an der Ostküste ein anderes Schiff zu suchen.[1]

Sie erreichten den 2600 km entfernten portugiesischen Stützpunkt São Tomé de Meliapor (heute: Chennai) am 16. Juli. Erst am 5. August konnten sie ihre Reise auf einem Schiff fortsetzen. In Malakka floh der Navigator vom Schiff, so dass man nun selbst das Schiff steuern musste. Nach zwei Monaten erreichten sie Johor, wo sie in die Machtkämpfe des Reiches verwickelt wurden. Als das Reich wieder befriedet war, erlaubte man den Portugiesen im März 1718 eine Kirche zu bauen. Am 18. April setzten sie ihre Reise fort. An Bord erkrankten an Beriberi und erreichten in einem erbärmlichen Zustand die Insel São João (Shangchuan), die 270 km von Macao entfernt liegt. Hier wurden die Portugiesen von den chinesischen Einwohnern gesund gepflegt und schließlich nach Macao gebracht, das sie am 29. Mai 1718 erreichten.[1]

Albuquerque Coelho trat sein Amt am 30. Mai 1718 an. Zu diesem Zeitpunkt hatte bereits ein neuer Vizekönig in Goa sein Amt angetreten. Luís de Meneses. Er bestätigte aber Albuquerque Coelho als Gouverneur in einem Schreiben vom 6. Mai, warnte ihn aber gleichzeitig, keine Rache an Doutel oder Francisco Leite Pereira zu nehmen. Anscheinend hielt sich Albuquerque Coelho an diese Anweisung, denn es fehlen Berichte von weiteren Konflikten aus dieser Zeit. Die Amtszeit verlief zur Zufriedenheit der Einwohner, endete aber schon am 9. September 1719. Albuquerque Coelho hatte ein Jahr durch seine Rückreise von Goa verloren und sein Vorgänger Francisco de Alarcão Sotto-Maior hatte zuvor schon die Amtsübergabe um ein Jahr hinausgezögert. Neuer Gouverneur wurde António da Silva Telo e Meneses. Durch Vorsprechen seines Onkels Pater Feliciano Coelho wurde Albuquerque Coelho 1719 in den Stand eines Cavaleiro (Ritter) erhoben, damals eine seltene Ehre für einen „Farbigen“. Am 18. Januar 1720 verließ er Macao und fuhr nach Goa, wo er am 20. Mai ankam.[1]

Gouverneur von Timor und Solor

In dr Kolonie von Timor und Solor herrschte in dieser Zeit ein Machtkampf zwischen Gouverneur, Kirche und den eigentlichen Machthabern der Region, den Topasse. Albuquerque Coelho wurde von Vizekönig Francisco José de Sampaio e Castro zum Gouverneur von Portugiesisch-Timor und Solor ernannt. 1722 kam Albuquerque Coelho in der damaligen Kolonialhauptstadt Lifau an. Zuvor hatte die koloniale Verwaltung der Bischof von Malakka Manuel de Santo António geführt, der zuvor den Gouverneur Francisco de Melo e Castro verdrängt hatte. Gleich im ersten Jahr verwies Albuquerque Coelho Bischof Manuel de Santo António aus der Kolonie. Seit 1719 mussten sich die Portugiesen gegen die Cailaco-Rebellion der Timoresen und Topasse erwehren. 1722 attackierten Krieger von Luca einen Trupp von Moradores auf dem Weg von Lifau nach Cailaco, die für Portugal die Fintas, die Tributzahlungen der Liurais (timoresische Kleinkönige) einsammelten. Die Rebellen zerstörten Kirchen und ermordeten Missionare und konvertierte Timoresen.[2] Albuquerque Coelho wurde drei Jahre lang von den Topasse unter Francisco da Hornay, dem Topasse-Herrscher von Oecussi, belagert. Albuquerque Coelhos Nachfolger António Moniz de Macedo ging es nicht besser.[3] Albuquerque Coelho wurde vorgeworfen, dass er keine Ideen für ein Ende der Rebellion hatte. Auch soll er gegenüber den Eingeborenen unverhältnismäßig hart gewesen sein. 1725 wurde er von Macedo als Gouverneur abgelöst, Albuquerque Coelho kehrte über Macau zurück, wo er am 29. September eintraf. Er legte immer viel wert auf das Zeremoniell. Am 23. November wurde mit Kanonensalven vom Fortaleza do Monte aus das Ende seiner Amtszeit offiziell gefeiert und Albuquerque Coelho ließ eine Messe für seine verstorbene Frau verlesen. In einer Urne wurden die Knochen seiner Frau, seiner Tochter und seines amputierten Armes in der Kirche São Francisco aufbewahrt. Als die Kirche 1865 abgerissen wurde, brachte man die Urne in die Kirche Santo Agostinho, wo sie in einer Mauer eingemauert ist. Eine Grabplatte trägt die Inschrift:

„Nesta urna estão os ossos de D. Maria de Moura e Vasconcellos e sua filha D. Ignez, e os do braço direito de seu marido Antonio d’Albuquerque Coelho, que aqui a fez depositar, vindo de Governador e Capitão Geral das Ilhas de Solôr e Timôr no anno de 1725“

„In dieser Urne ruhen die Knochen von D. Maria de Moura e Vasconcellos und ihrer Tochter D. Ignez und des rechten Arms ihres Mannes Antonio d'Albuquerque Coelho, Gouverneur und Generalkapitän der Inseln Solor und Timor im Jahre 1725“

Nach einigen Monaten kehrte Albuquerque Coelho Anfang 1726 nach Goa zurück, wo er im April ankam. Kaum angekommen, wurde er verhaftet. Grund war die Vertreibung des Bischofs von Malakka von Timor. Anscheinend konnte Albuquerque Coelho sich verteidigen, denn er wurde bald wieder frigelassen. Im November berichtete er dem Vizekönig João de Saldanha da Gama von seinem Dienst auf Timor.

Literatur

João Tavares de Velez Guerreiro schrieb das Buch Jornada, que Antonio de Albuquerque Coelho, Governador e Capitão General da Cidade do Nome de Deos de Macao na China, fez de Goa até chegar à dita cidade no anno de 1718 über seine gemeinsame Reise mit Albuquerque Coelho von Goa nach Macao. Die jüngste der drei Auflagen stammt aus dem Jahre 1905.[1]

  • Paulo Miguel Martins: Percorrendo o Oriente: a vida de António Albuquerque Coelho (1682-1745), Livros Horizonte, 1998, Lissabon, ISBN 972-24-1046-6.
  • C.R. Boxer: António de Albuquerque Coelho, esboço biográfico, 1939, Macau: Tip. da Imaculada Conceição, Seite 57.
  • Frazão de Vasconcelos: António de Albuquerque Coelho - notas genealogico-biograficas, Lisboa, na revista “Arqueologia e História”, Band 1, 1922, Seite 95-118.

Belege

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i António de Albuquerque Coelho (portugiesisch)
  2. History of Timor – Technische Universität Lissabon
  3. James Fox: Out of the Ashes: Destruction and Reconstruction of East Timor, Australian National University (englisch)