Wildpferd
Begriffsabgrenzung
Das Wildpferd (Equus ferus) ist die Stammform unseres Hauspferdes. Es war in mehreren Unterarten während des Pleistozäns in Europa, Asien und Nordamerika verbreitet und diente den späteiszeitlichen Jägern als Jagdbeute. Von diesen Wildpferden überlebte der in Mittel- und Osteuropa lebende Waldtarpan (Equus ferus silvaticus) das 18. Jahrhundert nicht. Vom südrussischen Steppentarpan (Equus ferus gmelini) wurde am 25. Dezember 1879 das letzte Exemplar zu Tode gehetzt. Von den ursprünglichen Wildpferden hat allein das Przewalski-Pferd überlebt: Equus ferus przewalskii ist ein rötlich-gelbbrauner, in kleinen Herden ursprünglich in der Mongolei freilebender Vertreter der Gattung Equus. Seine weiteren Merkmale sind ein schwarzer Aalstrich und eine schwarze Stehmähne, ein lang behaarter Schwanz und eine weißlich abgesetzte Schnauze. Der hochbeinige Unpaarhufer tritt wie die anderen Pferde nur mit der Spitze seiner Mittelzehe auf und ist als schneller und ausdauernder Läufer vorwiegend an Steppengebiete angepasst.
In freier Wildbahn lebten Pferde in Herdenverbänden. Die Herde hat einen (in ganz seltenen Fällen zwei - meist Brudertiere -) sogenannten Leithengst, der die Herde aus Stuten und Jungtieren vor Feinden verteidigt und der als Einziger die empfangsbereiten Stuten decken darf. Der Leithengst muss seine Position immer wieder aufs neue gegenüber jüngeren Hengsten verteidigen. Dies führt teilweise zu erbitterten Kämpfen, oft mit kleineren, selten mit schweren Wunden. Ansonsten wird die Herde von einer Leitstute zu Futter- und Rastplätzen geführt. Diese Stute ist meist die älteste und erfahrenste der Herde. Die jungen Hengste werden ab einem gewissen Alter aus dem Herdenverband ausgestossen und bilden sogenannte Junggesellengemeinschaften.
Wildlebende Pferde verständigen sich hauptsächlich mit Hilfe von Körpersprache sowie Schnaub- und Brummgeräuschen. Wiehern tun sie kaum, da dies Fressfeinde auf sie aufmerksam machen würde.
Trächtige Stuten sondern sich meist etwas von der Herde ab, um ihre Fohlen (meist eins, selten zwei) zur Welt zu bringen. Sie bleiben jedoch in Sicht- bzw. Hörweite des Familienverbandes. Die Fohlen wird sofort nach der Geburt abgeleckt, um die Atemwege freizulegen und die Durchblutung anzuregen. Ein weitere Effekt ist, dass das Fohlen den Geruch der Mutter annimmt und so auch von der Herde erkannt wird. Die Fohlen können bereits nach kurzer Zeit stehen und laufen, Mutter und Fohlen schliessen sich wieder der Herde an.
Siehe auch: Halbwildes Pferd
Wildpferd-Rassen, Primitivrassen und Rassen verwilderter Pferde
Hier eine nicht abschließende Liste von Wildpferden und Rassen, die als Wildpferde gehandelt werden:
- Ein im Rhone-Delta Südfrankreichs in freier Wildbahn lebendes, verwildertes Pferd.
- Die Tiere leben in freier Wildbahn im Merfelder Bruch bei Dülmen in einem Gebiet mit einer Größe von 1.200 Morgen. Die durchschnittlich 250 Tiere erreichen eine Größe von 1,20 - 1,35 m. Es handelt sich nicht mehr um ein echtes Wildpferd, jedoch wird vermutet, dass hohe Anteile Urwildpferd-Blut in ihnen fließt. Przewalski-Pferde und Koniks werden regelmäßig der Herde zugeführt.
- Ein in England neben dem "Dartmoor-Pony" vorkommendes, verwildertes Pferd.
- Primitivrasse
Aus Polen stammende vom Tarpan abstammende Primitivrasse.
- Auch "Asiatisches Wildpferd" oder "Mongolisches Wildpferd" genannt. Bei diesem Pferd handelt es sich um ein echtes Wildpferd. Es unterscheidet sich von seinen domestizierten Nachfahren durch eine höhere Zahl von Chromosomen (66 statt 64). Es hat eine durchschnittliche Größe von 1,34 m.
- Man unterscheidet Wald- und Steppentarpan, die beide in Ost- und Mitteleuropa heimisch waren. In der freien Wildbahn um 1805 (Wald-) und um 1880 (Steppentarpan) ausgestorben. Es existieren aus Koniks und Panjepferden nachgezüchtete Tarpane.
Siehe auch: Halbwildes Pferd, Ausgestorbene Tierarten Europas