Oberleitungsbus Solingen
Oberleitungsbus Solingen | |
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Stromsystem: | 600 Volt = |
Unterwerke: | 20 |
Der Oberleitungsbus Solingen, im Volksmund auch Stangentaxi genannt, ist neben dem Oberleitungsbus Eberswalde und dem Oberleitungsbus Esslingen am Neckar einer von drei verbliebenen Oberleitungsbussen in Deutschland. Mit einer Fahrleitungslänge von 98,7 Kilometern[1] und einem Fahrzeugbestand von 50 Gelenkwagen besitzt Solingen das größte Obus-System in Deutschland. Elektrisch betrieben werden die sechs Durchmesserlinien 681 bis 686.
Geführt wird der Solinger Oberleitungsbus von den Stadtwerken Solingen (SWS). Die SWS betreiben ergänzend zu den Obus-Linien noch diverse Omnibus-Linien. Ein kleiner Teil des Solinger Obus-Netzes liegt auch auf der Gemarkung der benachbarten Stadt Wuppertal.
Geschichte
Nachdem die Stadtverwaltung die Einstellung der Solinger Straßenbahn beschlossen hatte, wurden deren Strecken innerhalb von siebeneinhalb Jahren schrittweise auf Oberleitungsbusbetrieb umgestellt. Die einzelnen Abschnitte gingen wie folgt in Betrieb, aufgeführt sind die heutigen Haltestellenbezeichnungen:
19.06.1952 | Graf-Wilhelm-Platz – Rathausplatz – Mangenberg – Hauptbahnhof | 8,3 km | Linie 1 |
01.08.1953 | Hauptbahnhof – Wald Mitte | 4,2 km | Linie 2 |
01.10.1953 | Wald Mitte – Central – Rathausplatz | 3,9 km | Linie 2 |
15.06.1955 | Graf-Wilhelm-Platz – Birkerstraße – Höhscheid | 2,4 km | Linie 2 |
07.08.1955 | Graf-Wilhelm-Platz – Werwolf – Bahnhof Mitte – Hästen | 3,4 km | Linie 1 |
01.06.1957 | Werwolf – Schule Widdert | 4,6 km | Linie 4 |
07.10.1958 | Central – Wuppertal-Vohwinkel Schwebebahn | 5,8 km | Linie 3 |
02.12.1959 | Bahnhof Mitte – Burg Brücke | 6,1 km | Linie 3 |

Zum 2. Dezember 1959 war mit der Umwandlung der letzten Straßenbahnstrecke das Schienennetz von 1939 vollständig umgestellt. Gleichzeitig ging auch die Drehscheibe Unterburg in Betrieb, inzwischen ein überregional bekanntes Kuriosum des Solinger Betriebes.
Mit einer Streckenlänge von 38,7 Kilometern hatte Solingen damals nach dem Oberleitungsbus Moers–Homberg und dem Oberleitungsbus Siegen das drittgrößte Obus-Netz Deutschlands. Bezüglich des Fahrzeugbestands war Solingen sogar führend, alle vier Linien wurden zu den Hauptverkehrszeiten im Fünf-Minuten-Takt bedient.[2] Zum Obusnetz der Wuppertaler Stadtwerke, es bestand von 1949 bis 1972, existierte hingegen nie eine Verbindung.
Seit der Gründung des Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) am 1. Januar 1980 ist auch der Solinger Oberleitungsbus in diesen integriert. Infolgedessen änderten sich die Liniennummern, aus den Linien 1 bis 4 wurden die Linien 681 bis 684.
In den 1980er- und 1990er-Jahren wurde das Netz erweitert, sodass es seine heutige Ausdehnung erreichte. In diesem Zusammenhang erhöhte sich die Zahl der Linien von vier auf sechs:
30.05.1981 | Rathausplatz – Hasselstraße | 2,6 km | Linie 684 |
11.09.1982 | Höhscheid – Höhscheid-Brockenberg | 0,787 km | Linie 682 |
22.08.1993 | Mangenberg – Kotten | zusammen 8,2 km |
Linie 686 |
22.08.1993 | Birkerstraße – Kotten | Linie 685 | |
22.08.1993 | Kotten – Aufderhöhe | Linien 685 und 686 |
Zum 16. November 2009 erfolgte eine Verlängerung der Linie 683 bis zur neuen Endhaltestelle Burger Bahnhof, welche zuvor Burgtalstraße hieß. Als Besonderheit wurden jedoch keine neuen Oberleitungen installiert, vielmehr benutzen die dorthin verkehrenden O-Busse auf einer Strecke von circa einem Kilometer erstmals ihren Hilfsantrieb im regulären Fahrgastbetrieb. Hierzu wurden eigens neue Fahrzeuge mit einem leistungsfähigeren Hilfsmotor beschafft. Ab- und angedrahtet wird an der Haltestelle Burg Seilbahn, dieser Vorgang erfolgt jeweils automatisch. Aus diesem Grund wird die Drehscheibe Unterburg seitdem nicht mehr benötigt. Sie ist aber für historische Sonderfahrten weiterhin betriebsbereit und soll dauerhaft museal erhalten bleiben. Die Verlängerung der Linie 683 zum Burger Bahnhof steigerte die Linienattraktivität deutlich. Dort entstand in diesen Zusammenhang ein neuer Knotenpunkt mit den Buslinien Richtung Remscheid (Verkehrsbetriebe Remscheid) und Wermelskirchen (Regionalverkehr Köln).
Geplante Verlängerung zum Bahnhof Wuppertal-Vohwinkel

Am nördlichen Ende der Linie 683 ist bereits seit 1985 eine knapp 800 Meter lange Verlängerung zum Bahnhof Wuppertal-Vohwinkel geplant. Diese scheiterte bislang jedoch an der erforderlichen Umgestaltung des dortigen Bahnhofsvorplatzes. Zum einen befindet sich dieser im Besitz der Deutschen Bahn AG, zum anderen steht er unter Denkmalschutz. Ein weiteres Problem sind die hohen Kosten, für die erforderliche Errichtung einer Wendeschleife werden 160.000 Euro veranschlagt. Ursprünglich wollte die Deutsche Bahn den Platz an die Stadt Wuppertal verkaufen, mittlerweile ist sie bereit ihn kostenlos abzutreten.
Die Bedienung des neuen Abschnitts ist ebenfalls mittels Hilfsantrieb vorgesehen. Eine Elektrifizierung scheitert hingegen an der geringen Höhe der Eisenbahnunterführung beim Bahnhof, es wäre eine kostspielige Tieferlegung der Fahrbahn nötig.[3][4]
Fahrzeuge
Nummern | Stück | Hersteller | Elektrik | Typ | Art | Niederflur | Einsatzzeitraum / Bemerkungen | |
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Erste Generation (79 Wagen) |
1–62 | 62 | Uerdingen / Henschel | Kiepe | ÜHIIIs | Solo | nein | 19. Juni 1952 bis 27. Dezember 1974, ausgenommen Museumswagen 59 |
63 | 1 | Uerdingen / Henschel | BBC | ÜHIIIs | Solo | nein | 1954 für die Bogestra gebaut, 1959 gebraucht übernommen | |
64–69 | 6 | Henschel | Kiepe | HS 160 OSL | Solo | nein | 1960 bis 15. Juli 1971 | |
70–75 | 6 | Henschel | Kiepe | HS 160 OSL-G | Gelenk | nein | 1960 bis 15. Juli 1971 | |
76–79 | 4 | Uerdingen / Henschel | Siemens | ÜHIIIs | Solo | nein | 1953 für den Oberleitungsbus Minden gebaut, 1965 gebraucht übernommen | |
Zweite Generation (80 Wagen) |
1–14 | 14 | Eigenbau SWS | Kiepe | TS 1 | Solo | teilweise | ab 13. März 1968 |
15–45 | 31 | Eigenbau SWS | Kiepe | TS 2 | Solo | teilweise | ab 1970 | |
46–80 | 35 | Eigenbau SWS | Kiepe | TS 3 | Solo | teilweise | ab 1972 bis 7. Juli 1988 | |
Prototypen | 81 | 1 | MAN | Kiepe | SG 200 TH | Gelenk | nein | 1979, Prototyp, 1983 zurück an MAN |
82 | 1 | Daimler-Benz | BBC-Sécheron | O 305 GT | Gelenk | nein | 1982, Prototyp, noch im gleichen Jahr zum Oberleitungsbus Kaiserslautern | |
83 | 1 | Van Hool | Kiepe | AG 280 T | Gelenk | nein | März bis August 1985, Prototyp, noch im gleichen Jahr zum Oberleitungsbus Gent | |
Dritte Generation (68 Wagen) |
1–6, 7 I, 7 II, 8–21 | 22 | MAN | Kiepe | SG 200 HO | Gelenk | nein | 15. Februar 1984 bis 18. Juni 2003, ausgenommen Museumswagen 5 |
22–67 | 46 | MAN | Kiepe | SL 172 HO | Solo | nein | 7. April 1986 bis 15. November 2009, ausgenommen Museumswagen 42 | |
Vierte Generation (50 Wagen) |
171–185 | 15 | Berkhof | Alstom/Traxis | Premier AT 18 | Gelenk | ja | seit 10. Juni 2001 |
251–270 | 20 | Van Hool | Kiepe | AG 300 T | Gelenk | ja | seit 25. September 2002 | |
951–965 | 15 | Carrosserie Hess | Vossloh Kiepe | Swisstrolley 3 | Gelenk | ja | seit 26. Januar 2009 |
In der Tabelle nicht dargestellt sind die in den 1950er- und 1960er-Jahren eingesetzten neun Obus-Anhänger. Außerdem erfolgte in den 1990er-Jahren der versuchsweise Einsatz eines MAN NGE 152 aus Eberswalde. Ferner testete das Unternehmen Kiepe aus dem nahen Düsseldorf im Solinger Netz diverse O-Busse, die für andere Betriebe bestimmt waren.
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Trolleybus Solingen Nummer 73 in Wuppertal-Vohwinkel
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Prototyp 83 in Gent, noch mit Solinger Nummer
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MAN SG 200 HO Nummer 5 auf dem Graf-Wilhelm-Platz
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MAN SL 172 HO beim Graf-Wilhelm-Platz
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Berkhof Premier AT 18 auf dem Rathausplatz
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Van Hool AG 300 T auf dem Graf-Wilhelm-Platz
Der Fahrzeugbestand wurde in den Jahren 2001 bis 2009 durch die Beschaffung neuer Niederflur-O-Busse komplett erneuert, zudem verkehren seit 2009 ausschließlich Gelenkwagen. Die letzten hochflurigen Fahrzeuge, die Solowagen des Typs SL 172 HO, wurden im Dezember 2009 durch den Typ Swisstrolley 3 ersetzt. Dieser besitzt für den Einsatz auf der Linie 683 einen stärkeren Hilfsantrieb, mit dem auch im Dieselbetrieb eine Fahrgeschwindigkeit von 50 km/h erreicht werden kann. Allerdings reduzierte sich im Zuge des dritten Generationswechsels die Zahl der O-Busse von 67 auf 50. Dies hat einen verstärkten Dieselbuseinsatz auf Obus-Linien zur Folge.
Ein Großteil der außer Dienst gestellten Obusse der Typen SG 200 HO und SL 172 HO wurden an die bosnische Verkehrsgesellschaft JKP GRAS Sarajevo abgegeben. Dort sind sie teilweise bis heute im Einsatz. Ausgenommen davon sind die beiden Museumswagen 5 und 42. Sie gehören dem Obus-Museum Solingen e. V., kommen aber fallweise bis heute im planmäßigen Linienverkehr der Stadtwerke zum Einsatz. Dadurch sollen in erster Linie Standschäden vermieden werden.
Linienübersicht
- 681: Hästen – Hauptbahnhof
- 682: Hauptbahnhof – Höhscheid
- 683: Wuppertal-Vohwinkel Schwebebahn – Burger Bahnhof
- 684: Hasselstraße – Schule Widdert
- 685: Hasselstraße – Aufderhöhe
- 686: Schule Widdert – Aufderhöhe
Die Linien 681 und 682 sind am Hauptbahnhof betrieblich miteinander verknüpft, sodass eine Weiterfahrt im gleichen Fahrzeug möglich ist. Dadurch besteht zwischen der Innenstadt und dem Hauptbahnhof ein Ringverkehr.
Einzelnachweise
- ↑ Zahlen, Daten, Fakten auf www.sobus.net
- ↑ Der Obus in Solingen - kurzer Rückblick
- ↑ ST-Serie "Wir in Gräfrath": Linien-Verlängerung scheitert
- ↑ Bus-Linie 683: Neue Hoffnung auf Verlängerung
Weblinks
- http://www.sobus.net Internetseite der Stadtwerke
- http://www.obus-online.com Private Website zum Oberleitungsbus Solingen
- http://www.obus-solingen.de Private Website zum Oberleitungsbus in Solingen
- http://www.obus-museum-solingen.de Verein zur Erhaltung historischer Oberleitungsbusse