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Bernsteinzimmer

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Das Bernsteinzimmer war ein Geschenk des preußischen Königs Friedrich Wilhelm I. an den russischen Zaren Peter den Großen im Jahr 1716. Entworfen wurde es von dem Architekten und Bildhauer Andreas Schlüter.

Es wurde von 1701 bis 1709 in Danzig und Königsberg von den Bernsteinmeistern Gottfried Wolffram, Ernst Schacht und Gottfried Turau angefertigt und befand sich im Charlottenburger Schloss. Es handelte sich um eine komplette Wandvertäfelung aus Bernstein, die auch als "das achte Weltwunder" bezeichnet wurde. Zar Peter bewunderte das Zimmer und ließ es, nachdem er es geschenkt erhalten hatte, nach St. Petersburg bringen und im Winterpalast installieren. Zarin Katharina II. brachte es später in den Jekaterinenpalais bei Zarskoje Selo, südlich von St. Petersburg.

Schicksal im Zweiten Weltkrieg

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Bernsteinzimmer von den deutschen Soldaten gestohlen. Am 14. Oktober 1941 wurde es unter dem Kommando von Rittmeister Graf Solms-Laubach in 27 Kisten nach Königsberg abtransportiert. Der 36-stündige Abbau war unter Aufsicht von zwei Sachverständigen vorgenommen worden. Am 13. November 1941 berichtet die Königsberger Allgemeine Zeitung ausführlich über eine Ausstellung von Teilen des Bernsteinzimmers im Königsberger Schloss.

Verbleib des Bernsteinzimmers

Über den weiteren Verbleib des Bernsteinzimmers ist nichts bekannt. Zahlreiche internationale Gruppen versuchen bis heute durch umfangreiche Recherchen parallel zur Rekonstruktion das Original wiederzufinden. Nach neuen Erkenntnissen der beiden britischen Forscher Adrian Levy und Catherine Scott-Clark ist das Bernsteinzimmer 1945 in Königsberg verbrannt. Das gehe aus bislang unbeachteten Archivdokumenten aus dem Nachlass des sowjetischen Bernsteinzimmer-Beauftragten Anatoli Kutschumow hervor.

Es gibt diverse Theorien, die sich auf Aussagen von Zeitzeugen stützen. Königsberg wird jedoch häufig als letzter bekannter Verbleibsort genannt. Berichten zufolge hatte der damalige Gauleiter von Königsberg Erich Koch das Bernsteinzimmer zusammen mit vielen weiteren Kunstschätzen wegschaffen lassen. Erich Koch wurde Ende des Krieges in polnische Gefangenschaft genommen und zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde jedoch nie vollstreckt. Sein vermutetes Wissen in Bezug auf den Verbleib des Bernsteinzimmers bewahrte ihm vermutlich das Leben. So lässt es sich auch erklären, dass Koch seine Aussagen bezüglich des Verbleibortes mehrmals revidierte. Das Schloss von Königsberg, in dem sich das Bernsteinzimmer befand, wurde durch den damaligen russischen Kunstbeauftragten bis auf die Grundmauern zerstört und eingeebnet. Nur der Unterbau mit den Kellergewölben, in welchen das Bersteinzimmer nachweislich eingelagert war, existiert zum Teil bis heute noch. Der Verbleib des Bernsteinzimmers in Königsberg wird daher nicht ausgeschlossen. Andererseits existierten Zeugen, die es am Königsberger Bahnhof zuletzt in Kisten verpackt gesehen haben wollen. Diverse Theorien besagen, dass es an Bord des Schiffes Wilhelm Gustloff gebracht wurde. Das Flüchtlingsschiff wurde auf seiner letzten Fahrt durch einen sowjetischen Torpedotreffer versenkt. Des Weiteren wird es in Weimar (geplantes Propagandazentrum) vermutet. Der riesige Gebäudekomplex verfügt, nach Aussage von Insidern, bis heute über Räume, die noch nicht freigelegt wurden. Diverse Schatzsuchende und Bergungsunternehmen, die einen Verbleib im Erzgebirge (Poppenwald) vermuteten, was durch Andeutungen Boris Jelzins bestärkt wurde, machten sich nach der Wende auf die Suche, der Fund blieb jedoch bis heute aus. Einer Vermutung des ZDF Beschreibung der TV-Dokumentation konnte sich das Bernsteinzimmer auch in der ehemaligen Schachtanlage Wittekind in Volpriehausen befinden. Eine Patenschaft zwischen der Königsberger Albertus-Universität mit der Göttinger Georg-August-Universität legt diese Vermutung nahe, weite Teile der Universitäts-Bibliothek wurden im Zweiten Weltkrieg zum Schutz vor Bomben in der Schachtanlage Wittekind versteckt. So soll sich auch das Bernsteinzimmer, bzw. Teile davon, darunter befinden. Eine interessante Zusammenfassung dieser Theorie kann in einem Artikel der Welt nachgelesen werden.

Weitere Theorien bringen das Versteck des Bernsteinzimmers auch mit den Kronjuwelen der niederländischen Königsfamilie und dem Nazigold in Zusammenhang.

Die Aussage, dass das Bernsteinzimmer von deutschen Soldaten gestohlen wurde, ist in keiner Weise haltbar. Es galt zu dem Zeitpunkt der Kunstschutz gemäß HLO. Solms- Laubach und Poensgen sorgten dafür, dass es demontiert und in den Bereich des rückwärtigen Armeegebietes gebracht wurde. Es diente nur dem Schutz vor Feindeinwirkung, da das Schloss schon Treffer abbekommen hatte. Erst die weiteren Verfügungen stehen den Vorgaben der HLO entgegen. Selbst in Königsberg konnte das Bernsteinzimmer nicht übereignet werden, weil dem der sogenannte Führervorbehalt entgegenstand, der eine endgültige Verwendung auf die Zeit nach dem Kriege festlegte.

Anmerkung zu Erich Koch: Er konnte zu keinem Zeitpunkt eine Verlagerung außerhalb seines Gaues anordnen und hatte nur die luftschutzmäßige Bergung und Sicherstellung im Rahmen der Vorgaben der großen Luftschutztagung aus 1942 zu beachten. Die materielle Räumung und Sicherstellung erfolgte auf Grund des Führerbefehls vom 24. Januar 1945 bzw. der Anweisung vom 21. Januar 1945. Erst zu dem Zeitpunkt war die Räumung auf Befehl des RMfRuK, Speer möglich. Kulturgut war Räumgut der Dringlichkeitsstufe I, Kennbuchstabe (o). Alle anders gearteten Aussagen können als spekulativ und weder als halt- noch beweisbar angesehen werden.

Die Rekonstruktion

Rekonstruiertes Bernsteinzimmer

Im Jekaterinenpalais wurde ab 1979 an der Rekonstruktion des Bernsteinzimmers gearbeitet, die sich hauptsächlich auf schwarz-weiß Fotos des Originals stützte, sowie einem einzigen vorhandenem Farbfoto. Nach Finanzierungsproblemen konnten die Arbeiten durch eine Spende von 3,5 Millionen Dollar der Ruhrgas AG abgeschlossen werden. Danach wurde das neue Bernsteinzimmer im Rahmen des 300-jährigen Stadtjubiläums von St. Petersburg am 31. Mai 2003 durch Bundeskanzler Gerhard Schröder und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin eingeweiht.

Hinweis für Besucher des Palais: im Bernsteinzimmer herrscht leider Fotografie- und Video-Verbot.

In Kleinmachnow bei Berlin befindet sich ein Miniatur-Bernsteinzimmer, eine Nachbildung des Originals. Die Berliner Sammlerin Ulla Klingbeil ließ dieses Kunstwerk aus ostpreußischem Bernstein anfertigen und im Miniaturmuseum "Arikalex" auf dem Gelände des Europarcs Dreilinden ausstellen. Der Erlös des Eintritts kommt dem Arikalex-Verein zugute, der soziale Projekte zugunsten misshandelter und behinderter Kinder finanziert.

Literatur

  • Guido Knopp: Das Bernsteinzimmer - Dem Mythos auf der Spur. Das Buch zur großen Serie im ZDF (ISBN 3-455-09396-5), Verlag Hoffmann & Campe, März 2003
  • Peter Bruhn: Das Bernsteinzimmer in Zarskoje Selo bei Sankt Petersburg - Bibliographie mit über 3.800 Literaturnachweisen aus den Jahren 1790 bis 2003. 2.Aufl. Berlin 2004
  • Андрей Горляк: Магия Янтарной комнаты. Москва 2002