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Brunnen in Weimar

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Die Brunnen in Weimar versorgten die Bewohner der Stadt Weimar seit dem 17. Jahrhundert über ein eigenständiges „Röhrenfahrtensystem“ mit Wasser aus den außerhalb der Stadt liegenden Quellgebieten. Heute prägen das Stadtbild noch etwa 30 historische und moderne Laufbrunnen.

Geschichte

Für die Wasserversorgung der Brunnen in der Stadt fand man im 17. Jahrhundert mehrere Quellen an drei höheren Positionen zur Innenstadt: im „Wallendorfer Grund“ (2 Quellen), im „Kirchbachtal“ (zwei Quellen) und im „Rabenwäldchen“ (drei Quellen). Die Quellen wurden mit Natursteinen umschlossen, so dass sich ein bestimmtes Wasserniveau darin bilden konnte. Die so gemauerten Sammelbecken für Quellwasser bezeichnete man als „Brunnenstuben“, von denen es insgesamt sieben außerhalb der Stadt gab. Das aufgefangene Quellwasser wurde von den Brunnenstuben über ein sogenanntes „Röhrenfahrtensystem“ mithilfe kilometerlanger Röhren aus ausgehölten Fichtenstämmen (später aus Ton- und Gusseisen, heute Trinkwasserleitungen aus PE-Rohren) unter Ausnutzung des natürlichen Gefälles zu den einzelnen Laufbrunnen weitergeleitet. Die Wassermenge in den Brunnenleitungen war über Vorfluter und Schieber regulierbar. Entlang der „Röhrenfahrten“ war es demnach möglich, an jedem beliebigen Ort einen Brunnen aufzustellen.

Die bedeutendste Stifterin Weimarer Brunnen war die Großherzogin Maria Pawlowna. In den Jahren 1847/48 ermöglichte sie den Bau von sechs Laufbrunnen, zu erkennen am Monogramm „MP“. Dazu gehörten beispielsweise der „Muschelbrunnen“, der „Delphinbrunnen“, der „Löwenbrunnen“, der „Brunnen am Haus der Frau von Stein“ oder der „Geleitbrunnen“. Die Gesamtlänge der Brunnenleitungen betrug 1858 bereits 12,5 Kilometer. Im Jahre 1864 veranlasste der Tierfreund und Apotheker „Lüdde“, dass vor mehreren Weimarer Brunnen zusätzlich zum großen Wasserbecken jeweils ein niedriges Trinkbecken für Hunde aufgestellt wurde.

Mit der Ernennung der Stadt Weimar zur Kulturstadt Europas 1999 standen die finanziellen Mittel zur Verfügung, die im Laufe der Jahre bereits verschwundenen Brunnen wieder zu neuem Leben zu erwecken. Nach alten Dokumenten konnten so der „Wielandbrunnen“, der „Theaterbrunnen“ und der „Brunnen am Brühl“ rekonstruiert werden.

Gestaltung

Viele der Weimarer Brunnen sind mit Delphinen, Blumen, Säulen und Vasen geschmückt. Die Gestaltung der Wasserspeier hatte eine besondere Bedeutung, sie wurden in Anlehnung an das Wappentier der Stadt oftmals in Form von Löwenköpfen ausgebildet. Häufig finden sich auch fratzenartige Gesichter, welche die bösen Geister von dem lebenswichtigen Wasserspender vertreiben sollten. Die ovalen Wasserbecken und Säulen sind zumeist aus Sandstein gefertigt. Die beiden Brunnen nach den Entwürfen von Clemens Wenzeslaus Coudray am Frauenplan („Goethebrunnen“) und Herderplatz („Herderbrunnen“) bilden hier die Ausnahme, sie sind achteckig und bestehen komplett aus Gusseisen.

Brunnen

Der Neptunbrunnen auf dem Marktplatz, dahinter die Hofapotheke

Der Neptunbrunnen

Der große Brunnen am nördlichen Rand des Weimarer Marktplatzes direkt vor der Hofapotheke wird aufgrund der Neptunfigur des Hofbildhauers Martin Gottlieb Klauer heute als „Neptunbrunnen“ bezeichnet. Er ist der älteste Brunnen Weimars und steht dort, wo einst aus einem 1540 erstmals erwähnten Ziehbrunnen Wasser geschöpft wurde. Dieser musste rund fünf Jahrzehnte später einem repräsentativen Brunnen weichen, den ein steinerner Löwe als das Wappentier Weimars zierte. Jacob Schröter (1529–1613), der 41 Jahre die Geschicke der Stadt Weimar geleitet und am Markt sein Haus errichtet hatte (damals schon Apothekengebäude), war der Initiator für den Weimarer Marktbrunnen. Erst im Jahre 1774 wurde der Löwe durch die von Hofbildhauer Klauer geschaffene Neptunfigur als Meeresgott mit Dreizack, Delphin und Knaben ersetzt. Das Wasserbecken ist achteckig und besteht aus Sandstein. Von der Mittelsäule träufelt das Wasser durch das offene Maul des Delphins. Darunter sind die Worte „OUOS EGO“ („Euch werd' ich...“) in den Stein gemeisselt. Die heutige Neptunfigur ist bereits die dritte Nachbildung.

Der Ildefonso-Brunnen mit zwei Jünglingen vor dem Roten Schloss

Der Ildefonso-Brunnen

Vor dem Roten Schloss in Weimar steht der „Ildefonso-Brunnen“, den man als einzigen „klassischen“ Brunnen Weimars bezeichnen könnte. Die Ildefonso-Gruppe ist eine Kopie eines spätantiken Mamororiginals, dass sich 1724 bis 1839 im Schlossgarten von La Granja de San Ildefonso nördlich des heutigen Madrid befand und heute im Museo del Prado besichtigt werden kann. Der Ildefonso-Brunnen in Weimar wurde im Auftrag von Johann Wolfgang von Goethe für sein Haus am Frauenplan hergestellt. Er nannte die Jünglings-Gruppe „Kastor und Pollux“. Der linke Jüngling mit gesenktem Kopf in eine Spiegelscheibe blickend stellt den Schlaf dar, während der rechte Jüngling mit seiner auf den antiken Altar abgelegten Fackel als Tod gedeutet wird. Im Hintergrund befindet sich eine kleine antike Erd-Göttin mit einer Frucht in der Hand. Das Brunnenbecken selbst ist mit den Griffen an den Seiten an einen antiken Sarkophag angelehnt. Seitlich vor dem Brunnen befinden sich zwei zusätzliche Absetzsteine in Zylinderform. Erst im Jahre 1824 hat man den Brunnen an die heutige Stelle versetzt.

Der Donndorfbrunnen mit der Muttergruppe und speienden Löwen

Der Donndorfbrunnen

An der Ecke Rittergasse/Geleitstraße befindet sich der „Donndorfbrunnen“, der im Jahre 1895 eingeweiht wurde und den bescheideneren Adele-Brunnen an gleicher Stelle ablöste. Die bronzene Plastik auf dem zentralen Granitpfeiler wurde von dem Bildhauer Adolf von Donndorf seiner Geburtsstadt Weimar gewidmet und gab dem Brunnen damit seinen Namen. Die überlebensgroße Figurengruppe zeigt eine wasserholende Mutter mit ihren zwei Kindern. Auf der Frontseite des Pfeilers ist die Inschrift „Meiner Vaterstadt in Liebe und Dankbarkeit gewidmet“ zu lesen und auf der Rückseite wurde die Zahl „1895“ in den Granit gearbeitet. Die zwei bronzenen Löwenköpfe an den flankierenden Seiten des Pfeilers fungieren als Wasserspeier, die ihr Wasser aus den Quellen des Rabenwäldchens beziehen und deren Strahl sich in ein jeweils darunter liegendes halbrundes Becken ergießt. Die Bronzegruppe „Mutter und Kind“ ist eine Nachbildung des „James Fountain“ am Union Square in New York City, den Donndorf bereits 1881 geschaffen hatte. 1991/1992 wurde der Brunnen umfassend restauriert.

Gänsemännchenbrunnen in der Schillerstraße

Gegenüber dem Schillerhaus in Weimar befindet sich der Gänsemännchenbrunnen in der Schillerstraße, der ehemaligen Esplanade als eine verkleinerte Kopie des Nürnberger Gänsemännchenbrunnens, der einst 1550 von Pankraz Labenwolf geschaffen wurde.

Die Anregung könnte auf Goethe zurückgehen, der 1814 einen solchen Abguss erhielt. Es könnte aber auch 1827 durch Johann Heinrich Meyer angeregt worden sein. Großherzogin Maria Pawlowna erhielt 1846 einen Abguss dieser Figur. Der Abguss von Goethe ist wohl nicht mehr erhalten gewesen oder in seiner Qualität für einen Abguss ungeeignet, so dass der Abguss der Großherzogin zur Vorlage genommen wurde. Dieser ist in Bronze gegossen. Er gilt als einer der beliebtesten Brunnen in Weimar. Nach dem Tod Anna Pawlownas 1859 baten die Anwohner um die Aufstellung, zumal es dem Wunsche der Großherzogin entsprach. Das geschah 1863/64.

Das Brunnenensemble bildet der Gänsejunge mit zwei Gänsen unterm Arm und vier Schwänen unter der oberen Brunnenschale. Die untere Brunnenschale ist aus Travertingestein gefertigt. In dessen Nähe befindet sich ein gut besuchtes Straßencafe.

Geographische Lage: Koordinaten: 50° 58′ 43,8″ N, 11° 19′ 39,3″ O

Goethebrunnen am Frauenplan

In der Mitte des Weimarer Frauenplanes gegenüber von Goethes Wohnhaus befindet sich der sechseckige gusseiserne Goethebrunnen am Frauenplan. Er wurde 1822 dort anstelle eines bis dahin dort befindlichen hölzernen Brunnens aufgestellt. Entworfen wurde der Brunnen von Clemens Wenzeslaus Coudray, dem Oberbaudirektor im Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach. Wegen seiner Lage ist er einer der bekanntesten Brunnen in Weimar. Aller Wahrscheinlichkeit nach wurde er in der Eisengießerei in Lauchhammer gegossen. In Weimar ist er die erste gußeiserne Brunnenanlage.

Er trägt die Initialen CA für Carl August auf dem Obelisken, aus dem das Wasser in den Brunnen sich ergießt. Außerdem besitzt dieser einen Delfin als Wasserspeier. Bekrönt wird dieser durch ein typisch klassizistisches Gefäß, einem Krater. Die Platten haben neben den Rosetten-Rand um den rechteckigen Rand jeweils einen Kranz in der Mitte mit einer in ein Opferbrot beißenden Schlange.

Unmittelbar dahinter befindet sich ein Lokal Zum Goethebrunnen, welches wegen seiner Abmessungen auch als „schmales Handtuch“ bezeichnet wird.


Geographische Lage: Koordinaten: 50° 58′ 40,1″ N, 11° 19′ 42,8″ O

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Weitere Brunnen

Der gusseiserne „Herderbrunnen“ von C. W. Coudray auf dem Herderplatz
Das Trinkwasserspiel „Spucken und Schlucken“ von Bildhauer Walter Sachs (2007 aufgestellt)
  • Löwenbrunnen am Graben
  • Herderbrunnen am Herderplatz
  • Geleitbrunnen in der Scherfgasse
  • Brunnen am Lesemuseum (Goetheplatz)
  • Bürgerschulbrunnen in der Karl-Liebknecht-Str.
  • Delphinbrunnen am Teichplatz
  • Muschelbrunnen in der Schwanseestraße
  • Wielandbrunnen am Wielandplatz
  • Theaterbrunnen am Sophienstiftsplatz
  • Spiegelbrunnen am Poseckschen Garten
  • Aktenmännchenbrunnen vor der Stadtverwaltung (früher im Hof des Gelben Schlosses)
  • Froschbrunnen hinter der Wielandschule
  • Brunnen im Hof des Goethehauses
  • Brunnen am Haus der Frau von Stein
  • Brunnen an der Stadtmauer (Obergraben)
  • Brunnen am Brühl
  • Brunnen im Herdergarten
  • Brunnen im Hof der Volkshochschule

Wasserspiele

  • Wasserspielplatz Weimarhallenpark
  • Wasserspiel „Spucken und Schlucken“ (Ferdinand-Freiligrath-Str.)

Literatur

  • Hemmann, Paul; Günther Golling; Gisela Hemmann: Die Brunnen in Weimar: Geschichte und Geschichten zum Entstehen, dem teilweisen Verfall und dem Wiederingangsetzen der Laufbrunnen. Weimar: Stadtmuseum Weimar, 1990. - 96 S.: Ill.; Kt. (Tradition und Gegenwart, Weimarer Schriften; 38)
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