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Benutzer:Decius/Literaturrecherche

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Literaturrecherche

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Hier gibt es ein paar Hilfen, um die richtigen Bücher und Artikel zu finden:

Online-Kataloge

ADB/NDB

Zedler


Ersch-Gruber

http://gdz.sub.uni-goettingen.de/dms/load/toc/?IDDOC=141451

Theil 85 ab S. 395

Ökonom. Enzyklopädie

Wurzbach

Kakanien revisted

  • Klickibunti: [7]

Buchhandel

Vukmanovic-Tempo, Svetozar: Mein Weg mit Tito. Ein Revolutionär errinnert sich. - München - Zürich : Droemer Knaur, 1972. - 408 S.

Kämpfende Kirchen : Jugoslawiens religiöse Hypothek / Klaus Buchenau. - Frankfurt am Main [u.a.] : Lang, 2006 Schriftenreihe: Erfurter Studien zur Kulturgeschichte des orthodoxen Christentums ; 2 ISBN: 3-631-53645-3


Korkuti, Muzafer <K120>: Ein Überblick über die Wohnsiedlungen des Neolithikums und Chalkolithikums im Korça-Becken (257-267). An overview of the Neolithic and Chalcolithic settlements in the Korça-basin.

A. Einleitung (257-259)

Prähistorische Wohnsiedlungen auf dem Feld von Korça, Südosten von Albanien Podgori I / Frühes Neolithikum Dunavec I und II / Mittleres Neolithikum Maliq I / Spätes Neolithikum Maliq II / Chalkolithikum C14-Datierung: 7060 +/- 110 BP; 6830 +/- 80 BP / Frühes Neolithikum C14-Datierung: 4800 +/- 200 BC / Mittleres Neolithikum Geomorphologie B. Haupttypen von Siedlungen (260-264)

Freilandsiedlungen / Freilandsiedlung (260-262) Podgori Frühneolithikum Luadishta Mittleres Neolithikum Shëngjergj Neolithikum Burimas Progër Barç Frühneolithikum Spätneolithikum Mollas Spätneolithikum Dërsnik Frühneolithikum Vashtëmia dhe Maliqi Frühneolithikum Höhlensiedlungen / Höhlensiedlung (262) Höhle von Tren Frühneolithikum, Mittelneolithikum, Chalkolithikum, Bronzezeit, Eisenzeit Pfahlbausiedlungen / Pfahlbausiedlung (262-263) Siedlung von Dunavec 87 Pfähle Fußboden aus gebranntem Lehm Pfahlbausiedlung Maliq / Maliq I Hunderte von Pfählen von einem Doppelzaum umgeben C. Keramik (263-264)

Abweichende Entwicklung zwischen Thessalien und dem Korça-Becken Devoll-Impresso / Podgori / Frühneolithikum Schwarze und grauschwarze Keramik mit Glanz und Kannelur / Dunavec II / Mittelneolithikum Bemalte Teller von Maliq Ia / Spätneolithikum Import der Thessalischen Kultur des klassischen Dimini D. Bevölkerungsdichte (264)

Günstiges ökologisches Umfeld E. Tafeln [3] (265-267)

[18] [19] [20]

Böhmen


Sorben

http://www.boehmak.de/

http://www.wendisches-museum.de/chroniksorb5.htm

schau hier in en: http://en.wikipedia.org/wiki/Aubrey_Herbert


Geschichte Südosteuropas

http://crohis.com/ssrkulj2/mohac.htm


  • Edgar Hösch (Hrsg.): Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Wien, Köln, Weimar 2004. ISBN 3-8252-8270-8 & 3-205-77193-1

1.When ethnicity did not matter in the Balkans : a study of identity in pre-nationalist Croatia, Dalmatia, and Slavonia in the medieval and early-modern periods / / Fine, John Van Antwerp. - Ann Arbor, Mich. : Univ. of Michigan Press, c 2006

2. The early medieval Balkans : a critical survey from the sixth to the late twelfth century / / Fine, John Van Antwerp. - 11. print. - Ann Arbor : Univ. of Michigan Press, 2000

3. The late medieval Balkans : a critical survey from the late twelfth century to the Ottoman conquest / / Fine, John Van Antwerp. - 1. paperback ed. - Ann Arbor, Mich. : Univ. of Michigan Press, 1994

  • Vasić, Milan: Martolosi u jugoslovenskim zemljama pod turskom vladavinom. Sarajevo 1967.

http://www.butrintfound.dial.pipex.com/publications/pubsottomanbutrint.doc Butrint in osman. Zeit

http://www.ecclesia.gr/english/holysynod/hierarchy.htm griech. Kirche Hierarchie

Südosteuropa weist in verschiedenen Epochen eine Fülle von strukturellen Gemeinsamkeiten auf, die es als historische Großregion konstituieren. Gleichwohl dominieren in der Geschichtsschreibung kleinteilige, nationale Sichtweisen, die die vielen Übereinstimmungen gering achten, manche südosteuropäische Nationalhistoriographien versuchen sogar nachzuweisen, dass ihr Volk nicht Teil dessüdosteuropäischen Kontexts ist. In Ergänzung zur auch in der WP vorherrschenden nationalen Sichtweise werden in diesem Artikel die gemeinsamen historischen Strukturmerkmale Südosteuropas benannt und dargestellt.

www.eliznik.co.uk - Private Seite mit einer guten Übersicht zur südosteuropäischen Vorgschichte

[21] Griechenland Geographie + Hist.

Vollmer, Dankward: Symploke. Das Übergreifen der römischen Expansion auf den griechischen Osten ; Untersuchungen zur römischen Außenpolitik am Ende des 3. Jahrhunderts v. Chr. Stuttgart 1990. 1.Serientitel Hermes : Einzelschriften ; 54 ISBN 3-515-05525-8

John Van Antwerp Fine: Macedonia, Illyria, and Rome, 220-219 B.C. In: The Journal of Roman Studies. 26(1936), S. 24-39

T. Quinctius Flamininus and the Campaign against Philip in 198 B. C. A. M. Eckstein Phoenix, Vol. 30, No. 2 (Summer, 1976), pp. 119-142

Vorgeschichte

Südosteuropa war die erste europäische Region, in der im 7. Jahrtausend v. Chr. Ackerbau treibende neolithische Kulturen entstanden: die Maritza-Kultur im Osten des Balkan, die Starčevo-Kultur im Gebiet des heutigen Serbien und der angrenzenden rumänischen, ungarischen und bosnischen Regionen, die Sesklo-Kultur in Griechenland. Die archäologische Forschung geht von einer mehr oder weniger starken kulturellen Beeinflussung aus dem östlich gelegenen Anatolien aus, die den Beginn von Ackerbau und Viehzucht ebenso wie die Keramikherstellung in Südosteuropa befördert haben. Die Starčevo-Kultur wird als eine der formativen Kulturen der Linearbandkeramik betrachtet. Dies bedeutet, dass Landwirtschaft und Keramikproduktion sich vom Balkan aus in Europa verbreiteten. In der thrakischen Ebene folgte um 5300 v. Chr. die Karanowo-Kultur der Maritza-Kultur und bestand bruchlos nahezu zwei Jahrtausende bis in die Kupferzeit hinein. Etwa gleichzeitig wurde die Starčevo-Kultur von der Vinča-Kultur abgelöst und in Griecheland folgte die Dimini-Kultur der Sesklo-Kultur.

Die Balkanhalbinsel hatte nicht nur bei der Neolithisierung sondern auch bei der Verbreitung der Mettallurgie eine Vorreiterrolle für Europa. Die Varna-Kultur (ca. 4600-4200 v. Chr.) lieferte die ältesten Funde bearbeiteter Mettalle (Kupfer und Gold) in Europa. Der Goldschmuck aus der Nekropole von Varna ist der älteste weltweit. Innerhalb einer verhältnismäßig kurzen Zeitspanne lässt sich sich in den letzten Jahrhunderten des 5. Jahrtausends ein Niedergang aller spätneolitischen Kulturen Südosteuropas beobachten, die die archäologische Forschung mit einem einschneidenden Klimawandel in Zusammenhang bringt. Im 5. Jahrtausend v. Chr. kam es vermutlich zu mehreren Einwanderungswellen von Steppenvölkern aus dem pontischen Raum. In der Verschmelzung mit den eingesessenen südosteuropäischen Populationen bildeten sich vor allem an der unteren Donau später auf dem übrigen Balkan (außer Griechenland) neue chalcolithische Kulturen.

Im ägäischen Raum entstanden mit den ersten Phasen der helladischen, kykladischen und minoischen Kultur nach 3000 v. Chr. die ersten bronzezeitlichen Kulturen Europas. Vor allem die Minoer standen durch Seefahrt und Handel in engem Kontakt zur Levante. Zeitgleich entwickelte sich im Gebiet des heutigen Bulgarien die bronzezeitliche Ezero-Kultur. Im Westen (heutiges Albanien) sind in der 2. Stufe der Maliq-Kultur erste Mettallwerkzeuge nachgewiesen, die 3. Stufe (ca. 2700 v. Chr.) gehört bereits der Bronzezeit an. Von Süden breitete sich die Kenntnis der Bronzeherstellung nun schnell nach Zentraleuropa aus.

Die minoische Zivilisation der Palastzeit (2000-1400 v.Chr.) gilt als erste europäische Hochkultur. Auf dem griechischen Festland entwickelt sich seit dem Mittelhelladikum die von Neueinwanderen (Indogermanen) getragene bronzezeitliche mykenische Kultur, die im Späthelladikum ihren Höhepunkt erreicht (Unterwerfung der minoischen Kreter um 1400). Die ägäische Bronzezeit endet mit dem Verfall der mykenischen Kultur im 11. Jahrhundert v. Chr. Ungefähr zur gleichen Zeit lässt sich auch in anderen Teilen des Balkans der Übergang zur Eisenzeit feststellen.



Pfarrei

Das katholische Kirchenrecht definiert die Pfarrei als eine bestimmte Gemeinschaft von Gläubigen, die in einer Teilkirche auf Dauer errichtet ist und deren Seelsorge unter der Autorität des Diözesanbischofs einem Pfarrer als ihrem eigenen Hirten anvertraut ist. (CIC, Can 515, § 1). Die Pfarrei ist in aller Regel territorial abgegrenzt und umfasst alle Gläubigen eines bestimmten Gebietes. Die Errichtung oder Aufhebung von Pfarreien obliegt dem Bischof, der dazu aber die ihm unterstellten Priester anhören muss. Die kanonisch errichtete Pfarrei hat eine eigene Rechtspersönlichkeit. Die Pfarrei ist die ordentliche und bei weitem häufigste Form der katholischen Kirchengemeinde. Daneben gibt es Gemeinden, die den Pfarreien weitgehend gleichgestellt. Auch sie werden von einem durch den Bischof beauftragten Priester geleitet, sind aber wegen besonderer Umstände noch nicht als Pfarrei errichtet. Sie werden im Kirchenrecht als Quasipfarrei bezeichnet.

Delvina

http://albanienfahrt.jimdo.com


Albaner

  • Dashnor Nikollari, Michael Schmidt-Neke: Das Bildungswesen der nationalen Minderheiten in Albanien. Frankfurt 2003



Kultur

Sprache → Gegisch, Toskisch Volkskultur → Tracht, Recht, Musik Literatur Musik, bildende Kunst Popkultur

Albanische Grenzen

[22]

Albanischer Film

Albanian Film Database

Albanische Musik

Klassische Musik Zeitschrift: Albanian music information, hrsg. v.: Pan-Albanian Union of Music Professionals, Albanian Section of ISCM

June Emerson: The music of Albania. Ampleforth 1994. ISBN 0-9506209-3-9

Nicola Scaldaferri: Musica albanese in area balcanica. Studio sulla tradizione epica. Diss. Bologna 2000.

Doris Stockmann; Wilfried Fiedler; Erich Stockmann: Albanische Volksmusik. 1. Gesänge der Camen. Berlin 1965. (= Veröffentlichungen des Instituts für Deutsche Volkskunde. 36)

Studime dhe vështrime për muzikën / Engjëll Berisha Verfasser Berisha, Engjëll Jahr 2004 Impressum Prishtinë : 2004. Beschreibung 352 S. Serie Botimë të veçanta / Akademia e Shkencave dhe e Arteve e Kosovës : Seksioni i arteve ; 6 Botimë të veçanta / Akademia e Shkencave dhe e Arteve e Kosovës ; 52 ISBN 9951-413-13-7

Albaner in Boston

Albaner in Hellas

Albanischsprachige Gebiete in Mazedonien

Josef Matl, als lebte er heute noch, kennte die WP und schriebe dies unseren ganzen Hobby-Balkanologen und Feierabendnationalisten und den manischen De-Ethnisierern ins Stammbuch:

Wenn ich als wissenschaftlicher Fachmann ... Ihre aus Aspekten des politischen Tageskampfes entstammende Zensur annehmen würde, müsste ich konsequenterweise das nächstemal, wenn ich z.B. über die kroatisch-serbische Frage und über Bosnien spreche, die verschiedenen kroatischen und serbischen politischen Gruppen gehorsamst fragen, was ich über die nationale Zugehörigkeit, z.B. Bosnien, sagen darf; oder wenn ich über die mazedonische Frage spreche, die Mazedonier, die Gross-Serben und die Gross-Bulgaren befragen; oder über die ukrainische Frage die nationalistischen Ukrainer und die Gross-Russen usw. usw. Finden Sie nicht, dass es eine Anmassung sondergleichen ist und eine Degradierung des wissenschaftlichen Menschen und Forschers unter die Aspekte der Tagespolitik, wenn Nicht-Fachleute einem Fachmann Lektionen erteilen wollen? Was würden Sie dazu sagen, wenn ich als Nicht-Ingenieur ohne Kenntnis der Statikgesetze einem Ingenieur eine Zensur erteilen würde, wie er die Tragpfeiler einer Brücke zu berechnen habe, oder einem Juristen, wie er einen Verwaltungs- oder Gerichtsakt zu bewerten oder zu behandeln habe? Nun ist es ja so, wenn es um die Probleme der Sprache, des Volkstums, der Nationalität geht, dann nimmt sich jeder heraus ohne gründliche Sach- und Fachkenntnisse es besser wissen zu wollen.

Yugoslavia

Wegen der Handlungsunfähigkeit der föderalen Staatsorgane konnten ab 1987 Politiker aus den einzelnen Republiken die Initiative an sich reißen. Die Konflikte, in Bezug auf notwendige gesellschaftliche und institutionelle Reformen wurde fortan vor allem in den einzelnen Republiken ausgetragen.

Krise und Zerfall des jugoslawischen Staates 1981-1991

Mit dem Tod des seit Ende des zweiten Weltkriegs herrschenden Staats- und Parteiführers Jozef Broz Tito im Mai 1980 hatte Jugoslawien seine einzige Integrationsfigur verloren. In den vorangegangenen Jahren bereits vorhandene politische, wirtschaftliche und soziale Probleme nahmen zu, ließen sich von der Regierung weder vor den Bürgern des Landes noch vor der Weltöffentlichtkeit mehr kaschieren und entwickelten sich zu einer lang anhaltenden Krise, an deren Ende Bürgerkrieg und Zerfall des Staates standen. Die ungünstige wirtschaftliche Entwicklung und die Verarmung großer Teile der Bevölkerung haben dabei - wie auch in anderen kommunistischen Staaten - den Verfall des politischen Systems begünstigt.

Wirtschafts- und Finanzkrise

Bereits Mitte der 70er Jahre befand sich die jugoslawische Wirtschaft in einer tiefen Krise; das Bruttosozialprodukt verringerte sich seit 1975 jedes Jahr und die Inflationsrate betrug schon Ende dieses Jahrzehnts mehr als 50 Prozent. Die Probleme resultierten aus den strukturellen Unzulänglichkeiten des jugoslawischen Wirtschaftssystems sowie weit verbreitetem Missmanagement und Korruption. Jugoslawische Industrie- und Agrarprodukte waren auf den westlichen Märkten meist nicht konkurrenzfähig, und so konnten die mit Devisenkrediten aufgebauten Firmen wenig dazu beitragen, die im westlichen Ausland aufgenommenen Schulden abzutragen. Die Ölkrise von 1979 verschärfte die Situation zusätzlich.

Zu dieser Zeit entschied die Regierung, dass die fast ausschließlich mit Auslandskrediten finanzierte Entwicklung der Industrie nicht mehr weitergeführt werden könne und grundlegende Reformen notwendig seien. 1982 veröffentlichte die so genannte Kraigher-Kommission ein langfristiges wirtschaftliches Reformprogramm, das marktwirtschaftliche Elemente im Wirtschaftssystem stärken sollte, grundsätzlich aber an der Arbeiterselbstverwaltung festhielt. Von den im BdKJ dominierenden Konservativen wurde das Sanierungsprogramm abgelehnt und so stimmte das Föderationsparlament 1983 nur wenigen Vorschlägen der Krajgher-Kommission zu und verlieh ihnen Gesetzeskraft. Der größte Teil des Reformprogramms erfuhr dagegen keine praktische Umsetzung. Bis 1989 wurde von der Regierung nichts Entscheidendes mehr zur Behebung der wirtschaftlichen Krise unternommen.

Die wichtigsten Devisenquellen Jugoslawiens waren in den 80er Jahren der Tourismus an der Adria und die Überweisungen der Gastarbeiter. Letztere wurden im Laufe des Jahrzehnts aber immer weniger, weil die Arbeitslosigkeit in den Gastländern zunahm, wovon auch viele Jugoslawen betroffen waren. Auch im Inland stieg die Arbeitslosigkeit an, obwohl unrentable Betriebe wegen der Arbeiterselbstverwaltung nicht geschlossen werden konnten. Um Gehälter der Staatsangestellten, Renten und die hohen Ausgaben für die Armee weiter bestreiten zu können, heizten die Regierungen Đuranović, Planinc und Mikulić die Inflation weiter an, die Mitte der 80er Jahre Rekordwerte von über 200% jährlich erreichte. Die Verarmung großer Teile der Bevölkerung war die Folge, ohne dass darum der Staat seine Finanzen sanieren konnte. 1988 wies Jugoslawien die höchste Pro-Kopf-Verschuldung aller europäischen Staaten auf; insgesamt beliefen sich die Verbindlichkeiten im Ausland auf über 20 Mrd. Dollar. Im Mai 1988 schloss die Regierung ein Abkommen mit dem IWF, das neue Kredite und mit deren Hilfe eine Umschuldung ermöglichte. Jugoslawien verpflichtete sich zur Begrenzung der Geldmenge, um der starken Inflation entgegenzusteuern.

Von den Auswirkungen der Wirtschafts- und Finanzkrise waren die einzelnen Republiken unterschiedlich stark betroffen. So lag die Arbeitslosenrate in Slowenien bei unter 4 Prozent, während sie im Kosovo und Mazedonien etwa 50 Prozent betrug. In Slowenien und in den kroatischen Tourismuszentren waren die Löhne um ein Drittel höher als im Landesdurchschnitt, die Löhne in Serbien und in der Vojvodina erreichten etwa diesen Durchschnittswert, während sie in den übrigen Landesteilen viel niedriger waren. Deshalb kam es während der 80er Jahre vor allem in den südlichen Landesteilen zu zahlreichen Streiks und Protestaktionen der Arbeiterschaft. Abgesehen von Slowenien sanken während der 80er Jahre in allen Teilrepubliken das Bruttoinlandsprodukt und die Realeinkommen.

Politische Krise

Der wirtschaftliche Niedergang war eine der wichtigsten Ursachen für die Staatskrise, die zu Beginn der 80er Jahre ihren Anfang nahm. Daneben traten lange unterdrückte Konflikte zwischen den Nationen wieder deutlich hervor und beherrschten bald den politischen Diskurs. Schließlich offenbarten sich die strukturellen Schwächen der 1974 verordneten Verfassung. Die konkurrierenden Kompetenzen von Republiken und Gesamtstaat in fast allen Bereichen begünstigten einerseits gegenseitige Blockaden und das Festhalten am status quo, verhinderten andererseits Mehrheitsentscheidungen und notwendige Reformen.

Nach dem Tod Titos griff im kollektiven Staatspräsidium das in der Verfassung von 1974 festgelegte Rotationsprinzip. Jeweils für ein Jahr stellte eine der Republiken bzw. autonomen Provinzen den Vorsitzenden. Keiner von diesen war landesweit populär; gleiches galt für die in den 80er Jahren regierenden Ministerpräsidenten. Die Inhaber der höchsten Positionen im Staat waren zu jener Zeit ausschließlich konservative Funktionäre, denn fast alle reformorientierten Politiker im Bund der Kommunisten hatten ihre einflussreichen Staats- und Parteiämter während mehrerer Säuberungswellen noch zu Lebzeiten Titos verloren. Wegen Korruption und Vetternwirtschaft waren die meisten staatlichen Institutionen und nicht zuletzt auch die kommunistische Partei bei der Bevölkerung schon weitgehend diskreditiert. In vielen Teilen des Landes artikulierte sich aus unterschiedlichen Richtungen wieder Opposition, die jetzt die mit Titos Namen verbundene Form des Sozialismus auch grundsätzlich in Frage stellte. Nicht zuletzt das 1980 in Belgrad abgehaltene KSZE-Folgetreffen ermutigte Dissidenten, Pressefreiheit, Parteienpluralismus, eine unabhängige Justiz und freie Wahlen zu fordern. Die Führungen von Partei und Staat sowie der einzelnen Republiken reagierten darauf mit scharfen Repressionen, Verhaftungen und Gefängnisstrafen.

Besonders hart griffen die Behörden im Kosovo durch, wo 1981 vornehmlich aus sozialen Gründen Unruhen unter albanischen Studenten und Jugendlichen ausgebrochen waren. Die Kosovo-Albaner stellten bald auch nationale Forderungen, darunter die Erhebung des Kosovo zur gleichberechtigten Teilrepublik. Die Polizei schlug die Proteste gewaltsam nieder und die serbische Regierung verhängte den Ausnahmezustand über die Provinz. Hunderte Demonstranten wurden verhaftet und ins Gefängnis gesteckt. In den 80er Jahren waren mehr als die Hälfte alle politischen Häftlinge in Jugoslawien Albaner. In Kroatien, vor allem aber in Slowenien, gab es Proteste gegen das harte Vorgehen der serbischen Behörden im Kosovo. Auch die dortigen Parteiführungen äußerten sich ablehnend. So vertiefte sich der Dissens zwischen den Republiken. Waren bis dahin vor allem wirtschafts- und finanzpolitische Fragen strittig gewesen, kamen nun Innen- und Nationalitätenpolitik hinzu. In Slowenien und Kroatien wuchs — begründet oder nicht — die Furcht vor gewaltsamen Veränderungen des gesamtstaatlichen Machtgefüges durch die Serben. Diese wiederum vermissten bei ihrem Konflikt mit den Kosovo-Albanern die Solidarität der anderen slawischen Nationen

Bei den Olympischen Winterspielen in Sarajewo 1984 präsentierte sich Jugoslawien der Weltöffentlichkeit noch einmal als funktionierender Staat. Diesem äußeren Anschein standen eine massive Ausweitung der Staatsverschuldung zur Finanzierung der Spiele und ein verschärftes Vorgehen der Polizei gegen Oppositionelle gegenüber.



Wie in den anderen osteuropäischen Staaten Europas, zeichnete sich das Scheitern des Sozialismus Mitte der 80er Jahre auch in Jugoslawien deutlich ab. Nicht ob sondern wie demokratische und marktwirtschaftliche Strukturen eingeführt werden könnten, wurde immer intensiver diskutiert. Diese Debatte ist überwiegend in den einzelnen Republiken und Provinzen kaum mehr aber auf der gesamtstaatlichen Ebene geführt worden. Dabei zeigte sich, dass in den Landesteilen sehr unterschiedliche Vorstellungen über die Wege zur Lösung der wirtschaftlichen und politischen Probleme herrschten. Immer deutlicher traten dabei nationalistische Argumente in den Vordergrund: Für den Problemstau in ganz Jugoslawien wurden neben den Bundesorganen vor allem die jeweils anderen Nationen verantwortlich gemacht.

In Slowenien setzte die Opposition auf konsequente Liberalisierung, die Abhaltung pluralistischer Wahlen und die Privatisierung der Wirtschaft. Die Staatsgewalt sollte zum größten Teil auf die Republiken übergehen, während in der Kompetenz des Gesamtstaats wenig mehr als Außenpolitik und Verteidigung verbleiben sollten. Dieser Linie schlossen sich auch die slowenischen Kommunisten an und vertraten sie gegenüber den Bundesorganen der Partei. Im Januar 1989 verzichtete der slowenische Bund der Kommunisten auf sein Machtmonopol und die Regierung in Ljubljana erlaubte die Gründung neuer Parteien. Daraufhin entstand in kurzer Zeit ein breitgefächertes Parteiensystem mit sozialdemokratischen, christlich-konservativen, liberalen und grünen Gruppierungen.

In Kroatien wurde die politische Diskussion deutlich von nationalistischen Ideen dominiert. Den sozialistischen Bundesstaat hielt die Mehrheit der Oppositionellen für ein Machtinstrument der Serben. Man wandte sich gegen die starke Stellung der serbischen Minderheit in Kroatien und gegen die Diskreditierung des kroatischen Nationalgefühls als Ustascha-Faschismus. Als Ende der 80er Jahre praktisch die Presse- und Informationsfreiheit eingeführt wurde, erschienen zahlreiche Bücher und Zeitschriftenartikel mit nationalistischen Inhalten.

Die neue Klasse. Eine Analyse des kommunistischen Systems (Nova klasa. Kritika savremenog komunizma). München 1958.

MANAGING THE CRISIS OF THE 1980s

The Leadership Crisis

A political crisis occurred in late 1988 when Prime Minister Branko Mikulic resigned under pressure. Mikulic, who had initiated several austerity programs to reduce rampant inflation, met general disapproval when his programs produced no immediate results. He was also implicated in the Agrokomerc scandal of 1987, the most extensive instance of government and financial corruption in Yugoslavia to that time. In accordance with the constitutional provisions for resignation, the Mikulic government remained in office until a new government, headed by Ante Markovic, was selected in the spring of 1989. Markovic, who had gained a reputation as an effective economic innovator and moderate politician in Croatia, drew heavy criticism for refusing to take drastic anti-inflation measures, and for allowing both the economy and the Kosovo crisis to worsen in his first year in office.

Throughout the turbulent debates of the 1980s, the Yugoslav political system never produced a leader who commanded the respect of all factions. But by the turn of the decade, an end to the leadership crisis appeared possible. Markovic, who became prime minister in 1989, clearly belonged to a generation of technocrats intermediate between the Tito generation and the youngest politicians in the country, and some of his economic policies received strong public criticism. But Markovic made bold moves toward a Yugoslav market economy in 1990. He received broad public support when he declared that his government would function independently of LCY influence, and would be ready for multiparty elections after the LCY split in 1990. More important for the long term, a new generation of leaders began to fill national positions at the end of the 1980s, leaving few figures from Tito's World War II Partisan circle in power. New faces included 1989 State President Janez Drnovsek of Slovenia and Vasil Tupurkovski, a Macedonian member of the Federal Executive Council. Both in their thirties when elected but with positive national reputations, Drnovsek and Tupurkovski called consistently for pragmatic, drastic reform.

THE REFORMS OF 1990

In December 1989, the Markovic government presented an economic reform package. The program was actually a continuation of a 1989 reform that attempted to introduce a "united market economy" compatible with the current self-management system. Of the twenty-four laws included, the Federal Assembly passed seventeen outright and six remained provisional. At the heart of the program's monetary reform was a new "heavy" dinar, worth 10,000 standard dinars, pegged to the deutsche mark, and convertible with all Western currencies.

Wages were frozen and income pegged to rates 18 to 32 percent higher than wage rates of December 15, 1989. Price controls were removed on 85 percent of commodities. The only exceptions were essential categories such as electricity, fuels, medicine, raw metals and minerals, and rail, postal, and telephone services, which remained under government control.

The program strengthened existing bankruptcy and liquidation laws forbidding state subsidy of enterprises and banks operating at a loss, and bankrupt enterprises no longer received bank loans. At the time of the 1990 reform, one-quarter to one-third of Yugoslavia's 27,600 enterprises were showing losses, and the debts of 100 Yugoslav banks totaled US$2 to US$3 billion. To mitigate the inevitable effects of massive layoffs from enterprise closings, the program allotted US$150 million in aid to the poorest regions, primarily in the south, and US$100 million for social security and unemployment compensation. An anticipated foreign loan of US$500 million was to pay for those allotments. The West contributed US$1 billion in 1989 to cancel the deficit in the banking system and implement the new reforms, and as much as US$4 billion more was promised if the program took effect.

Although Markovic's entire package was not accepted by the Federal Assembly, the new program had immediate effects and received mostly positive reactions in Yugoslav society. By April 1990, the monthly inflation rate had dropped to zero, from its December 1989 monthly rate of 64.3 percent. The revaluation of the dinar was credited with an export increase of 21 percent and an import increase of 32 percent in the first four months of 1990, as well as an increase of US$3 billion in foreign currency reserves in the first six months of 1990. By mid-1990, the government was claiming 1,200 new joint investment deals with foreign firms, worth an estimated one billion DM, and a total of 10,200 new enterprises formed. On the other hand, industrial productivity fell by 8.7 percent, because of the extreme monetary controls used to decrease the money supply and stop inflation, and because of the large number of unprofitable enterprises closed by the reform. Domestic investment slowed drastically, but the reforms brought much less civil unrest than anticipated. Some industries continued paying wages unrelated to productivity, nullifying the incentive effect of federal wage restrictions.

The initial phase of the Markovic reform package was a sixmonth preliminary step. When phase two began in mid-1990, policy makers began seeking nonmonetary controls for inflation, encouraging banks to keep interest rates down, funding an agency for development of small and medium-sized enterprises, and reshaping investment incentives. The overall goal of these steps was to mitigate the initial shock effect of the austerity program and gradually allow market forces to stimulate a new round of investment geared to private enterprise. The next round of constitutional amendments, introduced in 1990, included provisions to facilitate large-scale changes of public to private ownership, reform tax policy to encourage private investment, and create a new credit distribution role for the Yugoslav National Bank. After the first stage of reform, progress was uneven; in 1990 many industries remained under obstructionist political appointees with no stake in overall economic progress. Resistance was especially strong in Serbia, where one in three enterprises was unprofitable at the end of 1990. Even the optimistic Ante Markovic cautioned that future steps in economic reform would cause additional social discomfort, but in 1990 Yugoslav economic planning finally had made a discernible break with its ineffectual past. Inflation and the Foreign Debt Inflation continued to spiral during the 1980s. In 1987 it had reached 150 percent annually; by 1989, it reached 1950 percent. In the same period, foreign debt rose, unemployment remained high, living standards fell, and regional economic disparities widened.

http://www2.gcc.edu/dept/econ/ASSC/Papers2004/YugoslavBust_Hartman.pdf

http://www.zlatko.info/files/An_Econometric_Study_of_Hyperinflation.pdf

http://www.nadir.org/nadir/initiativ/agr/jugoslawien.html

http://derstandard.at/fs/923195

http://www.boell.de/internationalepolitik/aussensicherheit/europa-transatlantik-2241.html

http://www.bpb.de/popup/popup_druckversion.html?guid=5DDGVJ&page=1

Ökonomische Daten

1988 wies Jugoslawien die höchste Pro-Kopf-Verschuldung aller europäischen Staaten auf; insgesamt beliefen sich die Ausllandsschulden auf über 20 Mrd. Dollar. Im Mai 1988 schloss die Regierung ein Abkommen mit dem IWF, das neue Kredite und mit deren Hilfe eine Umschuldung ermöglichte. Jugoslawien verpflichtete sich zur Begrenzung der Geldmenge, um der starken Inflation entgegenzusteuern.


Unemployment and Living Standards

When the world recession of 1979 forced many Yugoslav guest workers to return home, strong political pressure forced social sector enterprises to take up the slack by hiring surplus workers. This caused social sector productivity to fall by 20 percent from 1979 to 1985; real personal income of social sector employees dropped 25 percent and, despite the forced overemployment, unemployment in this sector increased from 14 percent in 1984 to nearly 20 percent in 1989. In 1989 an estimated 60 percent of Yugoslav workers lived at or below the minimum income level guaranteed by the state, and the standard of living had fallen by 40 percent since 1982--returning that indicator to the level of the mid-1960s. Average monthly takehome pay for an employee in the social sector was US$170 in 1989. Yugoslav officials estimated that closing unprofitable enterprises under the 1990 reforms might cause 2 million more workers to lose their jobs in the early 1990s.

Chronologie 1943-1991.
Nov. 1943: Konferenz von Jaice: Die Partisanen beschließen,
Jugoslawien als föderalen Staat neu zu errichten.
29.11.1945: Ausrufung der Föderativen Volksrepublik Jugoslawien
10.2.1947: Friedensvertrag von Paris mit den Nachbarländern
Italien, Ungarn und Bulgarien
Juni 1948: Jugoslawien aus der Kominform ausgeschlossen
Bruch des Bündnisses mit der Sowjetunion
Nov. 1952 Umbennenung der KPJ in Bund der Kommunisten Jugo-
slawiens Föderalisierung der Parteiorganisation
28.2.1953: Balkanpakt mit den kapitalistischen Staaten
Griechenland und Türkei
19.7. 1956: Brioni-Deklaration der drei Präsidenten Nasser, Nehru u.
Tito zur Bewegung der blockfreien Staaten
1968: Abkommen zur Anwerbung von Gastarbeitern mit
Deutschland, Österreich u. der Schweiz
1971: Demonstrationen im Rahmen der Oppositions-
bewegung Kroatischer Frühling
1974: Neue Bundesverfassung, weitere Stärkung
der föderalen Elemente im Staatsaufbau
4.5.1980: Tod Titos, an die Stelle des Präsidenten tritt
das kollektive Staatspräsidium
1981: Soziale und nationale Unruhen der Albaner
im Kosovo werden gewaltsam niedergeschlagen.
8.5. 1989: Slobodan Milošević wird Präsident Serbiens
1990: erste freie Wahlen in den Teilrepubliken
Slowenien, Kroatien und Serbeien
25.6. 1991 Slowenien u. Kroatien erklären ihre staatliche
Unabhängigkeit, vollzogen am 8.10.1991.
Damit ist der jugoslawische Staat zerfallen.


King, Russell, Nicola Mai, and Stephanie Schwandner-Sievers (eds). 2005. The New Albanian Migration. Brighton, Portland, ISBN-13: 978-1903900789




20. April 1987 Milosevics Fahrt in den Kosovo, Er sollte im Auftrag des serb. Präsidenten Stambolic mit der dortigen Parteiführung über die nat. Spannungen zwischen Serben und Albanern beraten.

Außerhalb der Kontrolle des Parteiapparats hatte sich im Kosovo eine nationalistische serbische Gruppierung formiert, die sich offen gegen die albanisch dominierte Parteiführung der Provinz auflehnte. Sie behaupteten, dass sie von der albanischen Mehrheit im Kosovo unterdrückt würden und verlangten, dass die Organe des serbischen Gesamstaats die Macht der albanisch dominierten Provinzregierung zu ihren Gunsten beschneiden sollte. Entgegen seinem Auftrag erklärte Milosevic sich einverstanden, direkt mit den serbischen Nationalisten zu verhandeln.

Am 24. April 1987 fand das von den serbischen Nationalisten organisierte Treffen mit Milosevic statt. Das erste mal in der Geschichte des sozialistischen Jugoslawien gab es eine offizielle Veranstaltung, die dazu diente, dass Angehörige einer Nation sich feindselig über eine andere äußerten. Der Nationalistenführer Miroslav Šolević hatte - ob mit oder ohne Wissen Milosevics - einen Zusammenstoß seiner Leute mit der Kosovo-Polizei inszeniert. Im serbischen Fernsehen wurde der Eindruck erweckt, als wären Serben grundlos der Gewalt albanischer Polizisten ausgesetzt gewesen. Mit den berühmt gewordenen Worten Niemand darf euch schlagen! stellte sich Milosevic offen auf die Seite der nationalistischen Serben. In den folgenden Jahren instrumentalisierte er diese Nationalisten, um seine Macht in Serbien und Jugoslawien auszuweiten.

Zuerst jedoch benutzte er die Kosovo-Krise, um die Führung im Bund der Kommunisten Serbiens zu übernehmen. Er sprach sich entgegen der bisherigen politischen Linie für ein hartes Vorgehen auch gegen die Parteifunktionäre der Kosovo-Albaner aus und befürwortete die Gleichschaltung der bis dato noch autonomen Provinz. Der serbische Präsident Stambolic versuchte Milosevic mit den im Parteiapparat üblichen Disziplinierungsmaßnahmen zu stoppen, indem er dessen nationalistische Politik durch den Belgrader Parteichef Dragiša Pavlović öffentlich verurteilen ließ. Wegen dieses Affronts verlangte Milosevic den Parteiausschluss Pavlovics, der einer Sitzung des serbischen Zentralkommittes im September 1987 mit 106 zu acht Stimmen beschlossen wurde. Auf diese indirekte Weise hatten sich die serbischen Parteifunktionäre gegen den gemäßigten Kurs von Präsident Stambolic entschieden, der deshalb wenig später von allen Ämtern zurücktreten musste. Damit hatte der serbische Parteichef Milosevic faktisch die Macht in Serbien übernommen, obwohl er selbst erst 1989 Präsident dieser Teilrepublik wurde.

Mösien

Provinzen in Südosteuropa (1. Jhdt. n. Chr.)

Mösien (auch Moesien, lat. Moesia, griech. Μοισία, Μυσία) war in der Antike eine vorwiegend von Thrakern bewohnte Region in Südosteuropa. Sie erstreckte sich über mehrere hundert Kilometer in west-östlicher Richtung am südlichen Ufer der unteren Donau. Den Namen bekam das Gebiet nach dem dort ansässigen thrakischen Stamm der Mösier (oder auch Myser).

Im Jahre 29 v. Chr. wurde Mösien von Marcus Licinius Crassus erobert und später in eine römische Provinz umgewandelt. Im ersten Jahrhundert n.Chr. teilten die Römer das Gebiet in die Provinzen Moesia Superior (Obermösien) und Moesia Inferior (Niedermösien). Letzteres umfasste den nördlichen Teil des heutigen Bulgarien von der Donau bis zum Balkangebirge und die heute rumänische Dobrudscha. Obermösien ist in etwa deckungsgleich mit Serbien südlich der Donau und Kosovo. Dazu kommt noch ein schmaler Streifen im Norden der Republik Mazedonien.

Mösien war zu Zeiten der Römer fast immer eine gefährdete Grenzprovinz, die mit viel Aufwand gegen Einfälle barbarischer Völker aus dem Norden verteidigt werden musste. Bis zu fünf Legionen und zahlreiche Hilfstruppen waren hier dauerhaft stationiert. Unter Kaiser Trajan (98-117) war das Gebiet Ausgangspunkt für die Eroberung Dakiens. Seit der Mitte des 3. Jahrhunderts bedrängten die Goten den unteren Donauraum. Nachdem Kaiser Aurelian Dakien 271 wieder hatte aufgeben müssen, organisierte er die Verteidigung des Reiches an der Donau neu. Auf dem Gebiet Mösiens existierten fortan vier, seit Kaiser Diocletian fünf kleinere Provinzen. Bei der endgültigen Reichsteilung im Jahr 395 fiel Mösien an Ostrom, das die Region bis zum Ende der Herrschaft des Kaisers Maurikios († 602) halten konnte. Hernach siedelten sich dort Bulgaren und Slawen an und begründeten das erste Bulgarische Reich.


Geographie

Mösien umfasste einen breiten Streifen Landes am südlichen Ufer der Donau. Es reichte von Singidunum bis zur Mündung des Flusses. Im Norden grenzte das Land an Dakien und Skythien. Westlich lag Illyrien, südwestlich Dardanien und Päonien. Im Süden wurde Mösien durch den Haemus von Thrakien getrennt. Im Osten reichte es bis an das Ufer des Schwarzen Meeres.

Die Griechen rechneten das Gebiet zu Thrakien. Relativ zuverlässige Informationen geben die spärlich überlieferten griechischen Quellen über die Region am Unterlauf der Donau und an der Schwarzmeerküste (Niedermösien und Scythia Minor). Über das weiter westlich gelegene Obermösien hatten die Griechen nur vage Vorstellungen. Die Einwohner der Region wurden als Geten bezeichnet, deren Siedlungsgebiet die Griechen zu beiden Seiten der unteren Donau verorteten. Im weiteren Sinn sah man die getischen Stämme als Teil des in viele Stämme zerfallenden thrakischen Volkes.

Der namengebende Stamm der Mösier oder Myser siedelte in der Gegend des Donaudurchbruchs zu beiden Seiten der heutigen serbisch-bulgarischen Grenze. Die Nordgrenze ihres Landes war klar durch die untere Donau markiert. Wie weit das Gebiet der Myser im Osten und Süden reichte, ist unbekannt und auch archäologisch kaum feststellbar, da es sich bei den Nachbarn um ethnisch und kulturell nahe verwandte thrakisch-getische Völker handelte. Westlich des Flusses Margus schloss sich das Gebiet der illyrischen Autariaten an, die Ende des 4. Jahrhundert v. Chr. von den keltischen Skordiskern nach Süden abgedrängt wurden.

Unter der römischen Herrschaft reichte das als Mösien bezeichnete Land weit über das Gebiet Myser hinaus und schloss die Wohnsitze mehrerer anderer Völker mit ein, namentlich die der vorerwähnten Skordisker sowie jene der Triballer, Krobyzen und Dardarner. Die Verwaltung Region wurde im Laufe der fünf Jahrhunderte andauernden Römerherrschaft mehrfach neu organisiert und das Land in mehrere Provinzen aufgeteilt. Schon aus der Zeit der römischen Eroberung herrührend war die Unterteilung in Ober- und Niedermösien. Das westlich gelegene Obermösien wurde 29 v. Chr. ins Imperium eingegliedert. Im Westen markierte der Fluss Drinus die Grenze zu Illyrien. Im Süden gehörte Dardanien mit Naissus dazu. Das vormals päonische Scupi, römisch seit 148 v. Chr. wurde 6 n. Chr. zu Obermösien geschlagen. Im Osten reichte dieses bis zum Fluss Ciabrus. Östlich davon erstreckte sich das zunächst von thrakischen Klientelfürsten verwaltete Niedermösien in der heute bulgarischen Donautiefebene. Es wurde 44 n. Chr. in die Provinzialverwaltung einbezogen. Die südliche Grenze nach Thrakien hin bildete die in Ost-Westrichtung verlaufende Kette des Haemus. Nordöstlich schloss sich die mit griechischen Kolonialstädten durchsetzte Scythia Minor an. Dieses Gebiet am Schwarzen Meer, das etwa der heutigen Dobrudscha entspricht, wurde im 1. Jahrhundert nach Chr. von den Römern mit Niedermösien vereinigt. Von Singidunum bis zur Mündung ins Schwarze Meer war die Donau die Nordgrenze Mösiens und gleichzeitig die längste Zeit auch Außengrenze des Reiches.

Niedermösien und der Nordwesten Obermösiens wurden zum größten Teil durch fruchtbare Ebenen eingenommen, Scythia Minor durch ebenfalls flache Steppen. Vom Süden bis In den Nordosten Obermösiens estreckte sich Mittelgebirgsland. Dort befanden sich wichtige Bergwerke. Vor allem wurden Eisenerz und Silber gewonnen. Zwischen Viminacium und Ratiaria reichte das Gebirge direkt bis ans Donauufer.

Abgesehen von der Donau, als dem wichtigsten natürlichen Verkehrsweg in ost-westlicher Richtung verliefen schon in prähistorischer Zeit einige bedeutende Handelswege durch Mösien, die den Kontakt an die griechischen Küsten im Süden herstellten. Sie wurden von den Römern zu Straßen ausgebaut. Am wichtigsten war die Route durchs Morava-Tal von Viminacium an der Donau über Naissus, Scupi und Stobi nach Thessalonice. In Naissus zweigte ein Weg ab, der über Serdica ins Innere Thrakiens und weiter bis zu den griechischen Städten an der Propontis führte. Zur Via Militaris ausgebaut wurde diese Straße später zu einer der wichtigsten Verbindungen in den Osten des Römischen Reiches. Mehrere Routen querten von der Donau kommend den Haemus und führten ebenfalls nach Thrakien. Wohl erst in römischer Zeit von größerer Bedeutung war die Via Pontica. Sie verband die Städte am Ufer des Schwarzen Meeres und war sozusagen die Hauptstraße der Scythia Minor. In Mösien waren neben der Donau auch die Unterläufe ihrer Zuflüsse Margus, Timacus, Oescus und Iatrus schiffbar.[1]

Städte

Städte in Mösien.
Name Lage Gründung Ursprung
Singidunum Obermösien (Belgrad) Festung der Skordisker
römisches Legionslager
Viminatium Obermösien (Kostolac) römisches Legionslager
Ratiaria Obermösien (bei Vidin) römisches Kastell
Naissus Obermösien (Niš) keltische Festung
römisches Legionslager
Scupi Obermösien (Skopje) Veteranenkolonie
Ulpiana Dardarnien (bei Lipjan) Veteranenkolonie
Novae
Oescus
Durostorum
Noviodunum
Troesmis
Marcianopolis
Tomis
Histria
Kallatis
Nicopolis ad Istrum
Civitas Tropaensium
Axiopolis
Odessos
Municpium Dardanium Dardanien Bergbausiedlung
Veteranenkolonie

Die vorrömische Bevölkerung Mösiens hat keine Städte gebaut. Sie siedelte in Dörfern, die aber wegen der zahlreichen Kriege in der Region häufig befestigt waren. Unter den befestigten Orten ragten das skordiskische Singidunum an der Donau und das südlich davon gelegene Naissus hervor. Diese beiden Festungen wurden im 3. Jahrhundert v. Chr. von eingewanderten Kelten erbaut. An der Schwarzmeerküste, der Scythia Minor, haben griechische Kolonisten einige Städte gegründet; die wichtigsten waren Tomis, Histria und Odessos. Die ältesten dieser Kolonien entstanden im 7. Jhdt. v. Chr. Viele von ihnen erreichten ihre höchste Blüte erst während der Römerherrschaft.

Die ersten römischen Städte entstanden wie in anderen Grenzrovinzen des Imperiums auch im Umfeld der großen Militärlager. Dementsprechend lagen alle diese Städte an strategisch günstigen Stellen am Donauufer. Nicht selten bauten sie auf bereits bestehenden Siedlungen der Kelten oder Thraker auf. Am Beginn ihrer Entwicklung im ersten Jahrhundert n. Chr. standen regelmäßig, Zivilsiedlungen, deren Bewohner vorwiegend vom Handel mit den Legionen lebten. In Obermösien waren dies Singidunum, Viminatium und Ratiaria, in Niedermösien Oescus, Novae, Durostorum, Troesmis und Noviodunum. Als einzige Stadt im Hinterland Obermösiens ging auch Naissus, das 75 v.Chr. römisch geworden war, auf ein Militärlager zurück. Nachdem die Grenze an die Donau vorverlegt worden war, wandelte es sich zu einer Veteranenkolonie. Zwischen diesen Hauptorten gab es noch eine Reihe kleinerer Ansiedlungen in der Nähe von römischen Kastellen, die keinen städtischen Charakter aufwiesen. Im Zuge des Engagements der Kaiser Domitian, Trajan und Hadrian an der unteren Donau wurden viele der seit Jahrzehnten bestehenden Siedlungen politisch aufgewertet, indem sie den Status eines Municipiums erhielten oder sie gar zur Colonia erhoben wurden. Trajan und Hadrian gründeten nach der Eroberung Dakiens auch im mösischen Hinterland Städte, in denen Veteranen der Dakerkriege angesiedelt wurden, so z.B. das dardanische Ulpiana, Nicopolis ad Istrum, Civitas Tropaensium, und Marcianopolis, das Ende des 2. Jahrhunderts Sitz des Statthalters von Niedermösien wurde.

Geschichte

Vorrömische Eisenzeit

Mösien wurde in der ersten Hälfte des 1. Jahrtausends v. Chr. von verschiedenen Völkern bewohnt, die kulturell den Thrakern zuzurechnen sind. Ihre Existenz ist ausschließlich durch archäologische Quellen nachgewiesen. Seit dem 7. Jahrhundert entstanden in der Scythia Minor an der Schwarzmeerküste einige griechische Kolonien. Damit geriet auch das Hinterland ins Blickfeld der Griechen. Einige der an der unteren Donau siedelnden Völker sind seitdem in schriftlichen Quellen belegt. Herodot († um 424 v. Chr.) erwähnt Thraker, Geten und die nomadischen Skythen, die aus den pontischen Steppen bis zur Donaumündung vorgedrungen waren. Die Triballer erscheinen zuerst bei Thukydides († 399 v. Chr.).

513/512 v. Chr. überquerte der persische Großkönig Dareios I. den Hellespont durchquerte Thrakien und stieß über die Donau nach Norden vor, um die Skythen an den nördlichen Ufern des Schwarzen Meeres zu bekämpfen. Der Krieg gegen die Nomaden endete zwar erfolglos, der östliche Balkan jedoch wurde als thrakische Satrapie Teil des Persischen Reiches.[2] Als Kommandanten ließ Dareios seinen General Megabazos zurück, der zumindest alle Küstenstädte unterwerfen konnte.[3] Der persische Machtbereich erstreckte sich bis zur unteren Donau und umfasste somit auch Scythia Minor und den östlichen Teil Mösiens. Infolge des Ionischen Aufstands und der sich anschließenden griechisch-persischen Kriege konnten die Thraker ihre Unabhängigkeit wiedergewinnen. Unmittelbar an der Donau endete die persische Herrschaft wohl schon 498 v. Chr., im übrigen Thrakien knapp 20 Jahre später.

Im zweiten Drittel des 5. Jahrhundert v. Chr. dehnte das thrakische Odrysenreich seinen Einfluss bis an die untere Donau aus. Einige der dort siedelnden Stämme gerieten für einige Zeit in dessen Abhängigkeit. Während die odrysischen Könige Teres († um 450) und Sitalkes († 424) Scythia Minor und die unmittelbar westlich angrenzenden Gebiete erobern konnten, wurden sie mehrmals von den Triballern geschlagen, die so ihre Freiheit behaupteten.[4] Mitte des 4. Jahrhunderts zerfiel das Odrysenreich. Ein odrysischer Kleinstaat existierte als Vasall der Makedonen und später der Römer bis ins 1. Jahrhundert n. Chr.

Nachdem Philipp II. von Makedonien Thrakien unterworfen hatte, unternahm er 339 v. Chr. einen erfolgreichen Feldzug bis an die Donau in Niedermösien. Die Makedonier konnten diese Gebiete nicht auf Dauer in Abhängigkeit halten, zumal Philipps Sohn Alexander der Große sich nach 335 ganz auf die Eroberung Asiens konzentrierte und den Donauländern weniger Beachtung schenkte. Zopyrion, der von Alexander oder dessen Reichsverweser Antipater als Statthalter von Thrakien eingesetzt worden war unternahm 331 einen Feldzug zur Unterwerfung der griechischen Kolonie Olbia am Schwarzen Meer. Mit 30.000 Mann überquerte er die Donau und drang an der Küste nach Norden vor. Die Belagerung der Stadt scheiterte jedoch. Auf dem Rückmarsch wurde das makedonische Heer von Angriffen der Skythen und Geten, mit denen sich Olbia verbündet hatte, aufgerieben. Zopyrion wurde dabei getötet und die makedonische Herrschaft nördlich des Haemus brach zusammen.[5]

Nach Alexanders Tod (323 v. Chr.) bekam Lysimachos bei der Aufteilung des Alexanderreiches die kleine Satrapie Thrakien zugesprochen. Vom Norden her war dieses Gebiet ständig durch Angriffe der Geten und Skythen bedroht. Gegen sie dehnte Lysimachos in mehreren Feldzügen seine Herrschaft bis über die Donau aus. Zunächst unterwarf er 314 v. Chr. die revoltierenden Städte Olbia und Odessos. 312 konnte er auch Kallatis einnehmen. Dann wandte er sich gegen seine Gegner unter den übrigen Diadochen und führte Krieg in Asien. Der Donaugrenze widmete er währenddessen kaum Aufmerksamkeit. Um 295 v. Chr. aber kehrte er dorthin zurück und bekämpfte den getischen König Dromichaetes, der sich ein Reich zu beiden Seiten der unteren Donau aufgebaut hatte. 292 v. Chr. wurde Lysimachos, während eines Feldzugs von Dromichaetes gefangen genommen. Dieser behandelte seinen Gefangenen zuvorkommend und beide einigten sich auf einen dauerhaften Frieden. Dromichaetes heiratete eine Tochter des Lysimachos und der wiederum erhielt die thrakischen Länder südlich der Donau zurück.[6] Nach dem Tod des Lysimachos 281 aber ging die hellenistische Herrschaft an der unteren Donau zu Ende.

Als neuer Machtfaktor tauchten zu dieser Zeit die aus Mitteleuropa südwärts wandernden Kelten in Mösien auf. Zuerst wurden die illyrischen Autariaten aus dem nördlichen Obermösien verdrängt. In diesem Gebiet an den Flüssen Istros, Savus und Drinus lebten seitdem die keltischen Skordisker, auf die dann im 1. Jahrhundet v. Chr. auch die Römer trafen, als sie zur Donau vorstießen. 319 v. Chr. drang der keltische Heerführer Molistomos tief in das später Obermösien genannte illyrisch-thrakische Grenzgebiet ein und unterwarf dabei die Dardaner, Päonier und Triballer. In den nächsten Jahrzehnten durchzogen keltische Scharen immer wieder den Balkan. Teils waren sie auf der Suche nach Beute, teils suchten sie neue Siedlungsgebiete. 280 v. Chr. unternahm ein großes keltisches Heer unter den Führern Brennus, Cerethius, Akichorius und Bolgios einen Angriff auf Makedonien und Griechenland. Auf ihrem Weg kämpften sie wiederum gegen die Völker Obermösiens und verheerten die Länder der Triballer und Dardarner. 279 v. Chr. bei Delphi geschlagen, zogen sich die Kelten auf den nördlichen Balkan zurück. Dort blieben sie in den folgenden zwei Jahrhunderten eine wichtige Größe.[7] Ihr Siedlungsschwerpunkt lag zwar in Pannonien aber auch in weiten Teilen Mösiens und in Thrakien konnten viele ihrer Siedlungen archäologisch, manchmal auch sprachwissenschaftlich nachgewiesen werden. So gehen zum Beispiel die in römischer Zeit bedeutenden Festungen Durosturum, Noviodunum, Singidunum und Ratiaria auf keltische Gründungen zurück.[8] Nicht zuletzt die durch die keltischen Wanderungen verursachten Kriege lösten zahlreiche Bewegungen unter den südosteuropäischen Völkern aus.

Um 180 v. Chr. erschienen die vermutlich germanischen Bastarner zum ersten Mal an der unteren Donau. Ein Teil von ihnen hielt sich zumindest für einige Jahre in Niedermösien auf, obwohl ihr Hauptsiedlungsgebiet weiter nördlich lag. Den Römern begegnen sie erstmals als Söldner des makedonischen Königs Perseus.[9]

Die römische Herrschaft bis zur Teilung der Provinz

Nach der Eroberung Makedoniens gerieten auch die Gebiete an der unteren Donau in das Blickfeld der Römer. Der Strom wurde im 1. Jahrhundert v. Chr. endgültig zur Grenze der römischen Interessensphäre in Südosteuropa, ähnlich wie es der Rhein im Westen auch schon vor der Eroberung Galliens gewesen ist. So wie Julius Cäsar die Rheingrenze für das Imperium gewann, hat dann Kaiser Augustus eine Generation später die Donau auf ihrer ganzen Länge zur Norgrenze gemacht.[10] Im letzten Jahrhundert der Republik versuchten die Römer, den Raum östlich von Illyrien und nördlich von Makedonien mittels Bündnis- und Klientelpolitik zu kontrollieren. Vereinzelte militärische Vorstöße, die in der Regel von den Statthaltern in Makedonien geführt wurden, waren Vergeltungsmaßnahmen für Einfälle thrakischer und getischer Stämme in die Gebiete der römischen Verbündeten oder gar in die Provinz Macedonia selbst. So führte Scribonius Curio, Prokonsul von Makedonien, seit 75 v. Chr. drei Jahre lang erfolgreich Krieg gegen die Dardarner und Mösier. Als erster römischer Feldherr erreichte er dabei mit seinen Truppen die Donau. Für die Unterwerfung der Dardarner erhielt Scribonius Curio einen Triumph zuerkannt, den er 71 v.Chr. feierte. Die direkt am südlichen Donauufer siedelnden Skordiker, Mösier und Triballer blieben zu dieser Zeit noch frei von direkter römischer Herrschaft. Marcus Terentius Varro Lucullus, der folgende Prokonsul in Makedonien führte siegreich Krieg gegen die Bessen und einige griechische Städte (Apollonia, Kallatis, Tomis und Olbia) in der Scythia Minor, die mit dem pontischen König Mithridates VI. verbündet waren. Auf diese Weise kam die später zu Niedermösien gerechnete Schwarzmeerküste bereits 72 v. Chr. unter römische Herrschaft.[11] Bis zur Errichtung der Provinz 80 Jahre später unterstanden die Städte der Scythia Minor einem Praefectus orae maritimae. Sie behielten ihre innere Autonomie und wurden wenig später als Verbündete Roms behandelt.

Gaius Antonius Hybrida, der 62 - 60 v. Chr. Prokonsul in Makedonien war, führte mehrere erfolglose Feldzüge in Mösien und wurde bei Histria schwer von den Bastarnen geschlagen, wobei auch einige römische Feldzeichen verloren gingen.[12] Ungefähr zur selben Zeit begann Burebista, der König eines großen wenn auch kurzlebigen dakisch-getischen Reiches mit Zentrum in Siebenbürgen seine Macht auf die Gebiete südlich der Donau auszudehnen. 60 oder 59 v.Chr. fiel er in die Gebiete der Skordisker und Mösier ein. Und etwa 55 v. Chr. startete er eine Reihe von Feldzügen, die zur Eroberung der Scytia Minor mit allen dort gelegenen Griechenstädten und der rechts der Donau gelegenen Tiefebene (mit Ausnahme des Landes der Triballer) führten. Zwischen 50 und 48 v.Chr. stieß Burebista bis Apollonia Pontica an der thrakischen Schwarzmeerküste vor. Im Bürgerkrieg war der Dakerkönig lose mit Pompeius verbündet, freilich ohne diesen wirksam zu unterstützen. Gleichwohl plante Cäsar für das Jahr 44 einen Feldzug gegen Burebista, der wegen der Ermordung des Dikatators aber nicht zustande kam und der auch nicht mehr notwendig war, weil der König im selben Jahr ermordet wurde, woraufhin sein Reich zerfiel und die mit Rom verbündeten Städte ihre Freiheit wiedererlangten.[13]

Anlass zu einem erneuten römischen Eingreifen in der Region bot in augustäischer Zeit der Verstoß von Bastarnern und Dakern über die Donau. Sie hatten zunächst die Mösier und Triballer besiegt und zogen dann gemeinsam mit diesen über den Haemus ins Innere Thrakiens gegen die Dentheleten unter ihrem König Sitas, die einen Bündnisvertrag mit Rom hatten. Daraufhin beauftragte Kaiser Augustus 29 v. Chr. den Prokonsul von Makedonien Marcus Licinius Crassus gegen diese Völker vorzugehen. Nachdem Crassus die Gegner aus Thrakien vertrieben hatte, schlug er sie in Mösien entscheidend, wobei er Deldo, den König der Bastarnen, eigenhändig tötete, woraufhin diese sich vorläufig zurückzogen. Durch die Demonstration militärischer Stärke erreichte Crassus, dass auch die Mösier ihn um Frieden baten. Danach zog er sich nach Süden ins Winterquartier zurück. Für seine Siege bekam Crassus einen Triumph bewilligt. Im folgenden Jahr aber brachen die Kämpfe mit den Bastarnen sowie den Römern feindlich gesonnenen thrakischen und getischen Stämmen erneut aus. Crassus Verbündete waren die thrakischen Stammesfürsten Rholes und Sitas sowie das damals schon sehr geschwächte Odrysenreich unter Rhoemetalces I.. In Untermösien besiegte er verschiedene getische Stämme und konnte die römische Macht bis an die Donaumündung ausdehnen, wo mehrere griechische Kolonien lagen, die schon lange mit Rom verbündet waren.[14]

Als Crassus 27 v. Chr. nach Rom ging, um seinen Triumph, über die Bastarnen zu feiern, stand Obermösien unter direkter römischer Herrschaft. Die in der Scythia Minor gelegenen Griechenstädte und das Gebiet des Rholes im westlichen Untermösien behielten als Klientelstaaten noch begrenzt Autonomie. Das östliche Untermösien wurde Ripa Thraciae (Thrakisches Ufer) genannt und den Klientelkönigen der Odrysen zur Verwaltung und Verteidigung übergeben. Das gesamte neu gewonnene Gebiet unterstellte man zunächst dem prokonsularischen Statthalter von Makedonien, der an der Donau jeweils von einem kaiserlichen Legaten im Rang eines Prätors vertreten wurde. Die administrative Anbindung Mösiens an Makedonien dauerte mit einer kurzen Unterbrechung bis 44 n. Chr. und betraf ebenso die thrakischen Klientelstaaten. Mindestens zwei Legionen, darunter die Legio V Macedonica und zahlreiche Hilfstruppen wurden zur Sicherung der neuen Grenzen in Mösien stationiert. Dazu kam die neu aufgestellte Donauflotte. An welchen Orten die einzelnen Einheiten in augustäischer Zeit ihre Lager hatten ist nicht gesichert.

Spätestens im Jahr 6 n. Chr. hat Augustus Mösien als eigene Provinz organisieren lassen. Für dieses Jahr nämlich nennen die Quellen den ersten namentlich bekannten Statthalter der Provinz: Aulus Caecina Severus. Dieser war an der Niederschlagung des Pannonischen Aufstands beteiligt und musste dann aber nach Mösien zurückkehren, wo er im Jahr 7 mit fünf Legionen einen Einfall der Sarmaten mühsam abwehren konnte und nur knapp einer Niederlage entging.[15] Die hohe Zahl der in Mösien konzentrierten Truppen zeigt einerseits, dass die Region durch Babareneinfälle stark gefährdet war, und andererseits, dass sie ein Eckpfeiler in den strategischen Planungen der Römer war. Von hier ließen sich Truppen schnell nach Pannonien im Westen verschieben, ebenso rasch ins unruhige Thrakien und an die Küsten des Schwarzen Meeres, so wurden häufig Vexillationen abgestellt, die verbündete griechische Städte, wie Olbia, und Tyras oder Chersonesos auf der Krim zu schützen hatten. Von Mösien aus konnten europäische Legionen bei Bedarf auch relativ schnell an die parthische Grenze im Osten marschieren.

Im Jahr 9 wurde Gaius Poppaeus Sabinus zum prokonsularischen Statthalter ernannt. 15 n. Chr. übertrug ihm Kaiser Tiberius auch die Provinzen Achaea und Makedonien, womit das gemeinsame Militärkommando über den östlichen Balkan wiederhergestellt war. Der Grund dafür lag vermutlich in den Unruhen und Aufständen, durch die die thrakischen Klientelstaaten erschüttert wurden, denen man besser begegnen konnte, wenn die angrenzenden Provinzen in einer Hand vereinigt waren.[16] Während der Herrschaft des Kaisers Tiberius wurde in Niedermösien parallel zur Donau eine erste Militärstraße gebaut, die möglicherweise schon von Ratiaria bis Axiopolis führte

Im Jahr 44 wurde die Verwaltung Mösiens dauerhaft von der Makedoniens getrennt. Gleichzeitig wurde Thrakien als eigene Provinz organisiert, was einen Aufstand der Thraker auslöste, der erst ein Jahr später niedergeschlagen werden konnte. Die Ripa Thraciae wurden zur Provinz Mösien hinzugefügt, die nun von der Savemündung bis zur Küste des Schwarzen Meeres reichte. In der ausgedehnten Grenzregion waren bis dahin drei Legionen und eine unbekannte aber hohe Zahl an Auxilia stationiert. Legionslager waren Oescus und Novae in Niedermösien sowie Viminacium in Obermösien. 44 nun wurde wegen des thrakischen Aufstands als vierte Legion die VIII. Augusta nach Mösien verlegt und bzog in Novae Quartier. Wie in anderen neu erworbenen Provinzen auch nahmen die Römer zur Festigung ihrer Macht große Verschiebungen der alteingesessenen Bevölkerung vor. An den Ufern der Donau wurde die ursprünglichen Einwohner aus einem Streifen Landes vertrieben, das fortan eine devastierte Sicherheitszone zwischen dem Reich und den Barbarenvölkern bildete. Da es in Mösien aber kaum Städte gab, deren Magistraten man die Zivilverwaltung überlassen konnte, ließen die Römer aber auch traditionelle Stammestrukturen fortbestehen. Zur Kontrolle der bisherigen Stammesführer wurden Offiziere als Prokuratoren eingesetzt. So geschah es zum Beispiel bei den Triballern, die als civitas Triballorum unter der römischen Herrschaft noch längere Zeit eine separate Verwaltung hatten.[17]


Unter Nero, war von 61 bis 66 Tiberius Plautius Silvanus Aelianus im Rang eines legatus pro paetore Statthalter von Mösien.[18] Er hatte sich während seiner Statthalterschaft fast dauernd mit den unruhig gewordenen Völkern nördlich der Donau auseinanderzusetzen. Mehrfach führte er seine Truppen ans jenseitige Ufer, griff dort in die Kriege zwischen Dakern, Bastarnen und Sarmaten ein und siedelte tausende Menschen aus dem Norden in der Provinz an.[19] Plautius Silvanus soll 64 mit Getreide beladene Schiffe nach Rom geschickt haben, als die Bevölkerung der Hauptstadt wegen des großen Brandes Not litt. Dies wäre ein erster Hinweis, dass das für den Getreideanbau geeignete Mösien eine wenn auch untergeordnete Rolle bei der Versorgung Roms zu spielen begann.[20]

Im sogenannten Vierkaiserjahr 69 waren auch die in Mösien stationierten Legionen an den Kämpfen zwischen den Thronprätendenten beteiligt, wodurch der Schutz der Donaugrenze vernachlässigt wurde. Für das Frühjahr diesen Jahres bezeugt Tacitus einen Plünderungszug der sarmatischen Roxolanen in Niedermösien. Daran waren 9000 Kataphrakten beteiligt, derer die geschwächten römischen Truppen unter dem Statthalter Marcus Aponius erst nach einigen Schwierigkeiten Herr wurden. Sie trieben die schwere Reierei der Roxolanen schließlich in die Sümpfe am Donauufer, wo deren schwere Panzerung ein großer Nachteil war und konnten sie dort besiegen.[21] Ende 69 ernannte Vespasian den Senator Gaius Fonteius Agrippa zum neuen Statthalter, um weiteren Angriffen der Sarmaten zu begegnen. Fonteius starb im Jahr 70 im Kampf, woraufhin Vespasian Rubrius Gallus zur Bestrafung und Unterwerfung der Sarmaten aussandte.[22] Zur Verstärkung kam im gleichen Jahr die Legio I Italica nach Mösien. Sie bezog ihr Lager in Novae, wo sie ununterbrochen für mehr als 200 Jahre stationiert blieb.

Die beiden Mösien bis zur Räumung Dakiens

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Domitian (81-96)

Während unter den Kaisern Vespasian und Titus der Donauraum nicht ganz so im Zentrum der Aufmerksamkeit stand, ergriff Domitian gleich zu Beginn seiner Herrschaft dort die Initiative. In der neu gegründeten Stadt Scupi siedelte er Veteranen verschiedener in Mösien stationierter Legionen an.[23] Erst zu dieser Zeit - also rund ein Jahrhundert nach der Eroberung - begann so die intensivere Romanisierung des mösischen Hinterlands.

Mitte 85 drangen starke dakische Kriegerverbände des Stammesfürsten Decebalus in die Provinz Mösien ein und trafen die Römer völlig unvorbereitet. Der Statthalter Gaius Oppius Sabinus fiel während der gescheiterten Abwehrkämpfe, die Daker plünderten und brandschatzten viele Siedlungen und Kastelle. Kaiser Domitian ordnete die Verlegung von Legionen aus allen Teilen des Reiches an und begab sich selbst mit seinen Prätorianern unter dem Befehl von Cornelius Fuscus an die mösische Front. Mit zwei erfolgreichen Expeditionen konnten die Scharen des Decebalus über die Donau zurückgetrieben werden und Domitian kehrte nach Rom zurück, wo er seinen ersten Dakertriumph feierte.[24]

Fuscus blieb als Oberbefehlshaber in Mösien, reorganisierte die Provinz und das Heer und bereitete den Rachefeldzug gegen die Daker vor. Mitte 86 überschritt er die Donau. Beim ersten Zusammentreffen mit dem Dakerheer verlor er aber die Schlacht und das Leben. Fast die gesamte Expeditionsarmee wurde vernichtet. Diese zweite Niederlage innerhalb kurzer Zeit veranlasste Domitian erneut nach Mösien aufzubrechen und mehrere Legionen an die Donau zu verlegen. Bis Ende 86 schlug Marcus Cornelius Nigrinus als neuer Oberbefehlshaber und Statthalter mindestens zwei erfolgreiche Schlachten gegen die Daker. Im Spätherbst 86 kehrte Domitian nach Rom zurück und verzichtete auf einen Triumph.[25] Und tatsächlich war die dakische Gefahr noch nicht gebannt. Decebalus schloss ein Bündnis mit den mittlerweile in der Walachei sitzenden Roxolanen, die das römische Gebiet an der Donau schon seit augustäischer Zeit bedrohten.

Domitian reagierte mit weiteren Truppenverlegungen und Reorganisation der Verwaltung an der unteren Donau. Im Herbst 86 wurde das Gebiet in die zwei Provinzen Moesia Superior (Obermösien) und Moesia Inferior (Niedermösien) geteilt. Die Grenze wurde am Fluss Ciabrus gezogen. Die Massierung von Truppenverbänden nun unter dem Kommando von zwei Statthaltern sowie der Ausbau der römischen Positionen im bis dahin weniger entwickelten Untermösien, sollten die systematische Befriedung der Daker vorbereiten. Während Marcus Cornelius Nigrinus in Moesia Inferior die Ordnung hielt und die Donaugrenze gegen die Steppenvölker ausbaute, griff Lucius Tettius Julianus im Jahr 88 von Moesia Superior aus Sarmizegetusa, das dakischen Machtzentrum in den Westkarpaten, an, ohne dessen Einnahme zu erreichen.[26] Im Sommer 89 startete die zweite Strafexpedition gegen Decebalus und Sarmizegetusa. Der Widerstand war jedoch so groß, dass die Römer sich über die Donau zurückziehen mussten. Als Folge des Angriffs und der römischen Niederlage traten die Quaden und Jazygen in den Krieg ein und bildeten eine bedrohliche pannonische Allianz gegen die Römer. Daraufhin änderte der Kaiser seine Strategie: Er nahm Friedensverhandlungen mit Decebalus auf, der sich Rom unterwarf und als Klientelkönig weiterregieren durfte. Domitian selbst reiste in das dakische Hinterland und demonstrierte so den römischen Machtanspruch auf der anderen Donauseite.[27] In den letzten Regierungsjahren Domitians und unter Kaiser Nerva (96-98) blieb es an der mösisch-dakischen Grenze ruhig. Unter der Hand scheint Decebalus aber wieder aufgerüstet zu haben, so dass Dakien weiter eine Gefahr darstellte.

Trajan (98-117)

Wie schon Domitian betrachtete auch Kaiser Trajan, den Donauraum als die am meisten gefährdete Region des Reiches, und er war entschlossen, die militärische Initative zu ergreifen. Eine erste Inspektionsreise zu den dortigen Truppen im Winter 98/99 und Befehle die Grenzbefestigungen in Pannonien und Mösien auszubauen, bereiteten den Krieg vor. Im Jahr 100 wurde die Militärstraße zwischen Viminacium und Ratiaria direkt am südlichen Ufer der Donau durch Apollodor von Damaskus vollendet. Damit konnten die römischen Truppen schnell entlang der gesamten mösisch-dakischen Grenze verschoben werden. Die auch für die Schifffahrt problematische Strecke am Eisernen Tor konnte nun zu Fuß rasch überwunden werden.

Abbildung der neuen Donubrücke auf der Trajanssäule

Offiziell gab das Verhalten des Königs Decebalus den Anlass zum Krieg gegen die Daker. Ihm wurde vorgeworfen, gegen die Bestimmungen des Friedensvertrages von 89 verstoßen zu haben.[28] Im Frühjahr 101 begann Trajan den Feldzug und ließ die römischen Truppen von Obermösien aus vorstoßen. Bei Tapae auf halben Weg nach Sarmizegetusa kam es zur einzigen größeren Schlacht des ersten Dakerkrieges, aus der Trajan siegreich hervorging.[29] Doch hatte der Dakerkönig keine vernichtende Niederlage hinnehmen müssen und befahl einem bedeutenden Teil seiner Reitertruppen, in Niedermösien einzufallen. Mit diesem Entlastungsangriff hoffte er vielleicht auch, die Unterstützung der dortigen stammesverwandten Bevölkerung für sich zu gewinnen.[30] Dies zwang Trajan und seine Truppen, sich aus Dakien zurückzuziehen und sich nach Untermösien zu begeben. Nachdem die Daker dort geschlagen waren, griff der Kaiser wieder deren Kernland an, wo er weitere Siege erfocht, die Decebalus veranlassten um Frieden zu bitten. Unter harten Bedingungen, die vor allem eine weitgehende Demilitarisierung Dakiens beinhalteten, schloss Trajan im Jahr 102 Frieden.[31] Indirekt beherrschten die Römer nun einen großen Teil des Landes jenseits der unteren Donau. Die beiden mösischen Provinzen waren damit weitgehend gesichert. Am dakischen Donauufer ließ der Kaiser Stützpunkte anlegen. Bei der obermösischen Ortschaft Zanes ließ er 104/5 die erste Brücke über die untere Donau bauen und durch ein Kastell am jenseitigen Ufer sichern. Die neuerliche Meisterleistung des Architekten Apollodor von Damaskus erleichterte den Vormarsch der Römer im folgenden Jahr während des zweiten Dakerkriegs.


Tropeum Traiani (Rekonstruktion), Siegesmonument für die Dakerkriege, erbaut 108/109 n. Chr.

Bald nach dem Friedensschluss mit den Römern bemühte sich der Dakerkönig Decebalus, sein Land erneut aufzurüsten. Mit geringem Erfolg versuchte er, die Nachbarvölker zu einem Bündnis gegen Rom zu bewegen. Trajan erkannte, dass Decebalus weder durch harte Friedensverträge noch durch militärische Überwachung dazu zu bringen war, sich Rom unterzuordnen. Der Kaiser entschloss sich deshalb, dass Dakerreich zu zerschlagen und sein Gebiet ins Imperium einzugliedern. Ein dakischer Überfall auf die zu diesem Zeitpunkt mit Rom verbündeten Jazygen boten dem Kaiser und Senat den Anlass, wieder in den Krieg zu ziehen.[32] Trajan hatte dafür 14 Legionen in Pannonien und Mösien zusammengezogen. Das waren fast die Hälfte der zu dieser Zeit im Römischen Reich aufgestellten Legionen. Noch bevor der Kaiser auf dem Kriegsschauplatz eintraf, musste Decebalus einsehen, dass er den Krieg nicht gewinnen konnte. In seiner verzweifelten Lage schickte er einen Agenten zu Trajan, der sich noch in Mösien aufhielt, um ihn ermorden zu lassen. Doch auch dieses Vorhaben scheiterte.[33] In der ersten Hälfte des Jahres 106 wurde schließlich ganz Dakien von den römischen Truppen besetzt und noch im gleichen Jahr als Provinz organisiert. In Niedermösien nahe des modernen Orts Adamclisi ließ der Kaiser das Tropaeum Traiani, ein monumentales Siegesdenkmal, errichten.[34]


Die neuen Grenzen des Imperiums in Südosteuropa nach den Dakerkriegen.

Die Ausdehnung des Reiches nach Norden hatte vielfache Auswirkungen auf die mösischen Provinzen. Vorläufig gehörten sie nicht mehr zu den gefährdeten Grenzregionen. Ein Teil der lange Zeit in den mösischen Lagern stationierten Legione und Hilfstruppen wurde nach Dakien verlegt. Die IV. Flavia Felix hatte von Singidunum aus an den Dakerkriegen teilgenommen und wurde nach deren Ende in Sarmizegetusa stationiert, von Hadrian aber 119 wieder an ihren alten Standort zurückverlegt. Die Donau blieb aber die Hauptverteidigungslinie des Reiches in Südosteuropa. Die Legio VII Claudia, die während der Dakerkriege am Bau der Donausstraße mitgewirkt hatte, behielt ihren alten Standort im obermösischen Viminacium. Die I. Italica blieb im niedermösischen Novae stationiert. Spuren ihrer Vexillationen fanden sich bis hinab ins Donaudelta und sogar auf der Krim. Die V. Macedonica hatte ihr Lager bis Anfang des 2. Jahrhunderts in Oescus. Nachden Dakerkriegen wurde sie flussabwärts nach Troesmis verlegt, wo sie bis 161 stationiert war. Die XI. Claudia wurde zur selben Zeit nach Durostorum gewiesen, um gleichfalls die gefährdete Steppengrenze zu sichern. Auch das Lager Oescus blieb Truppenstandort, auch wenn unklar ist, ob es nach den Dakerkriegen von einer Legion, einzelnen Kohorten oder von Hilfstruppen besetzt war.

Den östlichen Teil der Walachei, wo Daker, Geten und Sarmaten nebeneinander lebten, vereinigte Trajan mit Niedermösien. Zur Sicherung dieses durch die Steppenvölker gefährdeten Gebietes wurde einige Kastelle nördlich der Donau als vorgeschobene Posten der Legionslager Durostorum und Troesmis angelegt. Trajans Nachfolger Hadrian gab 117 die direkte Herrschaft über diese Gebiete, abgesehen von einigen Brückenköpfen am Nordufer der Donau wieder auf.



Etwa zur gleich Zeit wie die Eroberung Dakiens (106 n. Chr.) setze unter Trajan die verstärkte Ansdiedlung von Veteranen und die Gründung neuer Städte in Mösien ein.

Spätantike

In Mösien wurde die Neueinteilung der alten Provinzen in kleinere Verwaltungseinheiten, wie sie Kaiser Diokletian Ende des 3. Jahrhunderts vornahm, bereits einige Jahrzehnte früher realisiert. Kaiser Septimus Severus reagierte damit auf die Bedrohung, die durch die Räumung Dakiens nun Mösien unmittelbar betraf.


Im Laufe der Landnahme der Slawen auf dem Balkan setzten sich die Slawen nach 612 vornehmlich in Obermösien fest. Ab etwa 679 eroberten Protobulgaren das Gebiet, die sich mit den Slawen und der verbliebenen römischen Provinzialbevölkerung vermischten. Aus dieser Ethnogenese gingen die Bulgaren hervor – die diese Provinz bis heute bewohnen. Von der römischen Provinzialbevölkerung blieben Gruppen von Rumänen bis heute bestehen: im Osten Serbiens, Nordbulgarien (verstreut in den Ortschaften entlang der Donau) und in der Dobrudscha. Sie werden häufig auch als „Walachen“ bezeichnet.

  1. Zur antiken Topographie vgl. Ptolemaios, Geographia 3,9-10. Edition: Ptolemaios. Handbuch der Geographie, hrsg. v. A. Stückelberger & G. Grasshoff. Basel 2006. ISBN 3796521487, S.316-327.
    Die untere Donau und ihre Nebenflüsse beschreibt schon Herodot: Historien 4,47-49.
  2. Herodot, Historien 4,89-98 u. 143-144.
  3. Herodot, Historien 5,1-2.
  4. Thukydides II,29,1 und IV,101,1
  5. Justin 12.2.16–17.
  6. Strabon 7, 302; 14, 305.
    Diodor 21, 2ff.
  7. Barry Cunliffe: The Ancient Celts. Oxford 1997. S.79-85.
  8. Alan K. Bowman, Edward Champlin & Andrew Lintott: The Augustan Empire.(= The Cambridge Ancient History. Bd. 10) Cambridge 1996. S. 563.
  9. Polybios 26,9.
  10. vgl. Mommsen, Römische Geschichte. Bd. 5, S.178
  11. J. Harmatta: Studies in the History and Language of the Sarmatians. (= Acta Universitatis de Attila József Nominatae. Acta antique et archaeologica XIII. Szeged 1970). S.26 online hier
  12. Cassius Dio 38,10
  13. Strabon, VII,3,5
  14. Cassius Dio 51,23-27
  15. Cassius Dio 55,29-30 u. 32.
  16. Zum thrakischen Aufstand in den zwanziger Jahren des 1. Jahrhunderts vgl. Tacitus, Annales 4,46-51.
  17. Miroslava Mirković: Moesia Superior, S.71.
  18. CIL XVI 3608
  19. Claude Lepelley (Hrsg.): Rom und das Reich in der Hohen Kaiserzeit 44 v.Chr. - 260 n.Chr. Bd. II: Die Regionen des Reiches. München & Leipzig 2001. ISBN 3-598-77449-7, S. 253
  20. Das meiste Getreide bezog die Hauptstadt aus Ägypten und Africa. Mösien und Thrakien exportierten ihre Überschüsse traditionell nach Griechenland.
  21. Tacitus, Historia 1,76
  22. Flavius Josephus, Jüdischer Krieg 7,91; Jordanes, Getica 13,76.
  23. M. Mirkovic: Einheimische Bevölkerung und römische Städte in der Provinz Obermösien, in: Hildegard Temporini (Hrsg.): Aufstieg und Niedergang der römischen Welt, Teil II, Band 6, Politische Geschichte (Provinzen und Randvölker: Lateinischer Donau-Balkanraum). Walter de Gruyter & Co., Berlin & New York 1977, ISBN 978-3-11-006735-4, S. 831; ebenso Lawrence Keppie: The making of the Roman Army. From Republic to Empire, University of Oklahoma Press, Oklahoma 1998, ISBN 978-080613014-9, S. 214.
  24. Strobel: Die Donaukriege Domitians, S. 40-49
  25. Strobel: Die Donaukriege Domitians, S. 58-62.
  26. Karl Christ: Geschichte der römischen Kaiserzeit. München 1995, S. 272.
  27. Cassius Dio, 67,7.
  28. Karl Strobel: Untersuchungen zu den Dakerkriegen Trajans. Studien zur Geschichte des mittleren und unteren Donauraums in der Hohen Kaiserzeit, Bonn 1984, S. 156.
  29. Cassius Dio 68,8.
  30. Michael Alexander Speidel: Bellicosissimus Princeps. In: Annette Nünnerich-Asmus (Hrsg.): Traian. Ein Kaiser der Superlative am Beginn einer Umbruchzeit? Mainz 2002, S. 23–40, hier: S. 33.
  31. Cassius Dio 68,9].
  32. Cassius Dio 68,10
  33. Cassius Dio 68,11.
  34. Karl Strobel: Untersuchungen zu den Dakerkriegen Trajans. Studien zur Geschichte des mittleren und unteren Donauraums in der Hohen Kaiserzeit, Bonn 1984, S. 35

Illustrationen

Münze der griechischen Stadt Histria
Thrakischer Reiter, Grabstein aus Histria, römische Kaiserzeit
Bronzefibeln aus Tomis (2./3. Jhdt. n. Chr.)
Datei:TomisRuinen.jpg
Mauerreste des antiken Tomis in der modernen Stadt Constanța
Castra Martis, Obermösien errichtet im 1. Jhdt. n. Chr., beim modernen Ort Kula gelegen
Reste der Thermen von Viminatium
Datei:024 Domitian.jpg
Domitian
Trajan
Römische Schiffe auf der unteren Donau, Relief der Trajanssäule
Römische Soldaten mit Feldzeichen, Relief vom Tropeum Traiani, erbaut 108/109 n. Chr.
Befestigubgen von Civitas Tropaensium, einer der Stadtgründungen Trajans in Niedermösien
Die neuen Grenzen des Imperiums in Südosteuropa nach den Dakerkriegen (101-106).
Forum von Nicopolis ad Istrum, 102 von Trajan gegründet.
Abrittus, Niedermösien
Grabstein in Abrittus (2./3. Jhdt. n. Chr.
Decius
Felix Romuliana, Palast des Galerius beim modernen Zaječar (ca. 300 n.Chr.)
Porphyrbüste Galerius aus Gamzigrad
Diana-Kastell bei Zanes, errichtet von Kaiser Trajan 100 n.Chr., neu erbaut unter Justinian
Die Donauprovinzen im 6. Jhdt.