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Euskadi Ta Askatasuna

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Dieser Artikel befasst sich mit der baskischen Untergrundorganisation. Für die Abkürzung ETA siehe ETA (Luftfahrt)


ETA ist eine baskische Untergrundorganisation. Der Name "ETA" ist eine Abkürzung für die baskische Bezeichnung Euskadi ta Azkatasuna ("Baskenland und seine Freiheit"). Diese Abkürzung wurde bewusst als umgangssprachlicher Name gewählt, da sie gleichzeitig im Baskischen die Bedeutung "und" hat und dadurch unauffällig in Gesprächen erwähnt werden kann.

Geschichte der Organisation

Baskischer Nationalismus

Als theoretischer Begründer des radikalen baskischen Nationalismus gilt Sabino de Arana y Goiri, der am 31. Juli 1895 die Nationalistische Baskische Partei (Partido Nacionalista Vasco/PNV, baskisch Euzko Alderdi Jeltzal), gründete und diverse Schriften über die baskische Nation und zum Verhältnis zwischen dem Baskenland und dem übrigen Spanien verfasste.

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Gründung der ETA und Widerstand gegen das Franco-Regime

Euskadi ta Azkatasuna wurde am 31. Juli 1959 während der Franco-Diktatur in Spanien von einer Gruppe junger Basken aus dem Umfeld des Partido Nacionalista Vasco (PNV) gegründet, die vornehmlich Studenten der Jesuitenuniversität von Bilbao waren. Das Gründungsdatum der Organisation fiel, so eine verbreitete Ansicht, nicht zufällig auf den 31. Juli, dem Gründungstag des PNV. Die jungen Gründer der ETA beargwöhnten, daß sich die politische Führungsriege des baskischen Nationalismus am Ende der 1950er Jahre, mit der Diktatur Francos arrangiert haben könnte und befürworteten einen radikaleren Kurs, der sich stärker an den Unabhängigkeitsbestrebungen Sabino de Aranas orientieren sollte. Gleichzeitig grenzten sich die Gründer der ETA anfänglich gegen das völkische Gedankengut des Gründers des PNV ab, das in wesentlichen Teilen auf eine baskische Rasse abstellt. Die ETA setzte diesem stark rassistisch-nationalistischen Gedankengut zunächst ein kulturalistisches Konzept entgegen, in dem der Begriff der Nation über die baskische Sprache und nicht über die Herkunft definiert wurde. Vorbilder für die Organisation fanden die ETA-Gründer dabei u.a. bei der IRA, den in Indochina kämpfenden Vietcong, der FLN-Bewegung in Algerien und anderen nationalrevolutionären Bewegungen. Ideologisch entwickelte sich die ETA im Spannungsfeld zwischen einer nationalrevolutionären und einer sozialistischen bzw. marxistischen Ausrichtung. In der Folge kam es zu vereinzelten Abspaltungen. Etwa 1966/67 verlässt beispielsweise der ETA-Gründer José Luís Álvarez Emparanza alias „Txillardegi“ die Organisation, der er eine zunehmende Militarisierung vorwarf. Im Jahr 1971 spaltete sich eine zunehmend marxistisch orientierte Fraktion von der ETA ab. 1974 teilte sich die Organisation in einen militärischen und einen politisch- militärischenArm auf. Während der politisch-militärische Arm der ETA den Rückzug in die zivile Gesellschaft bzw. in der Post-Franco-Phase in die Politik antrat, setzte der militärische Arm die bewaffneten Aktionen fort.

Die erste gewaltsame Aktion der ETA mit Todesfolge wird auf den 28. Juni 1960 datiert. Bei einem Bombenattentat im Amara-Bahnhof in San Sebastián wurden mehrere Menschen verletzt. Das anderthalb Jahre alte Kind Begoña Urroz Ibarrola kam ums Leben. Zuvor hatte die ETA bei einer ihrer ersten Aktionen einen Zug zum Entgleisen gebracht. Die weiteren Anschläge der ETA zielten im Regelfall auf Polizisten, so etwa auch beim zweiten tödlichen Anschlag am 7. Juni 1968 in Villabona (Guipúzcoa), sowie Militärs und Vertreter des Franco-Regimes. Bei den Aktionen wurden jedoch immer wieder auch völlig unbeteiligte Personen zu Opfern. Am 20. Dezember 1973 tötete ein ETA-Kommando den spanischen Ministerpräsidenten und potentiellen Franco-Nachfolger Luis Carrero Blanco.

ETA im demokratischen Spanien seit 1975

Während der Franco-Diktatur konnte die ETA sich auf eine gewisse Sympathie in Spanien berufen, die insbesondere in den Aktivitäten gegen das damalige politische Regime begründet lag. Dies änderte sich seit dem Übergang Spaniens zur Demokratie.

Die baskischen Provinzen in Spanien bekamen immer mehr Autonomierechte (insb. Autonomiestatut vom 22. Dezember 1979). Die Sympathiewerte der ETA sanken im Laufe der Jahrzehnte.

Die Strategie des bewaffneten Kampfes der ETA änderte sich nach dem Übergang zur Demokratie - bis auf eine Waffenruhe in den 1990er Jahren - nicht. Vielmehr weitete die ETA die Zielgruppen für ihre Aktionen aus. Seit den späten 70er Jahren richteten sich die Aktivitäten etwa auch gegen baskische Politiker und Journalisten, die sie der Kollaboration mit Spanien bezichtigen.

Heute wird sie auch von der Mehrheit der Basken nur noch als Terrorgruppe angesehen, die ein friedliches Zusammenleben verhindert. Kritiker werfen der ETA vor, dass sie ein normales politisches Leben im Baskenland unmöglich macht, beispielsweise durch Drohungen und Attentate gegen sozialistische und konservative Politiker.

Nach Angaben der Organisation Gesto por la Paz werden im Baskenland und in Navarra mehr als 3.000 Menschen bei ihren täglichen Aktivitäten von Personenschützern begleitet, ungefähr 900 werden von der Polizei beschützt.

Artikel ist noch zu ergänzen: z.B. Strategien der ETA seit 1975, Anti-ETA-Kommandos der Grupos Antiterroristas de Liberación (GAL), einschließlich der Verwicklung der spanischen Regierung in diese Operationen, Weitere Radikalisierung der ETA, Aktuelle Rezeption im Baskenland und Spanien

Zahlen

Nach Angaben der spanischen Tageszeitung El País wurden zwischen 1960 und 2003 insgesamt 817 Menschen von der ETA getötet, darunter 339 Zivilisten. Die restlichen gehörten staatlichen Organen an: Guardia Civil (198 Tote), Policía Nacional (145), Militär (97), Policía Local (24), Ertzaintza (baskische Polizei, 13), Mossos d'Esquadra (katalanische Polizei, 1).

Inhaftierte ETA-Mitglieder

Im Jahre 2003 waren in Spanien 508 und in Frankreich 115 ETA-Mitglieder in Haft. Die Häftlinge sind auf Haftanstalten in ganz Spanien, nicht nur im Baskenland, verteilt, ein Umstand der von Angehörigen der Häftlinge immer wieder kritisiert wird.

Anschläge, die der ETA zugerechnet werden

Die Anschläge der ETA reichen bis in das Jahr 1968 zurück. Hier eine Aufstellung der Anschläge ab 1986:

  • 14. Juli 1986: Anschlag mit einer Autobombe auf einen Bus der Guardia Civil, 8 Tote und 35 Verletzte
  • 20. Juni 1987: Anschlag mit einer Autobombe auf ein Kaufhaus in Barcelona, 21 Tote
  • 11. Dezember 1987: Autobombe vor der Kaserne der Guardia Civil in Saragossa, 7 Tote, darunter vier Mädchen im Alter von drei bis sieben Jahren, drei Frauen und vier Polizeibeamte
  • 8. Dezember 1990: Anschlag auf Guardia Civil in Sabadell, 6 Tote Polizeibeamte
  • 29. Mai 1991: Anschlag mit einer ferngesteuerten Autobombe auf eine Unterkunft der Guardia Civil in Vic, 9 Tote
  • ab Ende Juni 1991: Serie von Attentaten auf Angehörige der Guardia Civil, 9 Tote
  • 6. Februar 1992: Bombenanschlag auf Kleinbus der spanischen Armee, 5 Tote und 7 Verletzte
  • 20. Juni 1993: Zwei Autobomben exdplodieren in Madrid innerhalb von 45 Minuten, 7 Tote
  • 29, Juli 1994: Bombenanschlag auf spanischen General in der Altstadt von Madrid, 3 Tote
  • 11. Dezember 1995: Anschlag mit einer Autobombe auf die spanische Marine, 6 Tote Zivilangestellte
  • 22. Februar 2000: Anschlag mit einer Autobombe auf den Chef der PSOE der Provinz Alava in der baskischen Hauptstadt Vitoria, 2 Tote
  • 22. Oktober 2000: Anschlag mit einer Autobombe auf Gefängnisaufseher in Vitoria, 1 Toter
  • 30. Oktober 2000: Anschlag auf einen Richter des obersten Gerichtshofes, Jose Francisco Querol, 5 Tote
  • 14. Dezember 2000: Sprengstoffanschlag auf einen baskischen Kommunalpolitiker, 1 Toter
  • 22. Februar 2001: Anschlag mit einer Autobombe in San Sebastian, 2 Tote
  • 9. März 2001: Anschlag mit einer Autobombe in Hernani bei San Sebastian, als ein Polizist ein verdächtiges Auto überprüft, 1 Toter
  • 17. März 2001: Anschlag mit einer Autobombe in der Küstenstadt Roses, 1 Toter und 1 Verletzter
  • 10. Juli 2001: Anschlag mit einer Autobombe in Madrid, 1 Toter und 13 Verletzte
  • 24. September 2002: Sprengstoffanschlag in der baskischen Stadt Berastegui, 1 Toter
  • 30. Mai 2003: Anschlag mit einer Autobombe in Sanguesa in der Provinz Navarra, 2 Tote und 2 Verletzte
  • 11. März 2004: Bisher gewalttätigster Anschlag auf mehrere Madrider Vorort-Züge im Minutentakt, beinahe 200 Tote und fast 1500 Verletzte. Die spanische Regierung macht die ETA für diesen Anschlag verantwortlich, obwohl es angeblich ein El-Kaida-Bekennungsschreiben gibt. Laut der baskischen Zeitung Gara bestreitet die ETA jedoch jegliche Verantwortung für die Anschläge (Madrider Zuganschläge).