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Zeppelin NT

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Der Zeppelin NT (Zeppelin neuer Technologie) ist ein Luftschiff-Typ, der seit den 1990er Jahren von der Zeppelin Luftschifftechnik GmbH (ZLG) in Friedrichshafen gebaut wird.

Zeppelin NT im Flug

Geschichte

Die erste Machbarkeitsstudie wurde 1989 angefertigt. Im September 1993 wurde die ZLG als Tochterunternehmen des Zeppelin-Konzerns gegründet und begann 1995 mit dem Bau des Prototypen. Dieser stieg im September 1997 zum ersten Mal auf.

Im Juli 2000 wurde der Prototyp (SN 01) anlässlich des hundertsten Jahrestages des ersten Zeppelinauftstiegs auf den Namen D-LZFN Friedrichshafen getauft und legte in der Folgezeit bei Testflügen 3600 km zurück.

2001 begannen die Serienfertigung und der kommerzielle Betrieb der Luftschiffe.

Das zweite Luftschiff (SN 02) wurde am 10. August 2001 auf den Namen D-LZZR Bodensee getauft und nahm am 15. August den Passagierflugbetrieb auf.

Bis Jahresende 2001 wurden mit den beiden Schiffen bereits 3222 Passagiere befördert. Bis November 2003 waren es bereits ca. 30.000.

Die Friedrichshafen soll zukünftig für die Pilotenausbildung, Sonderflüge und als "Vorführmodell" dienen, während alle weiteren Schiffe kommerziell eingesetzt werden sollen. Es stehen auch einige Postflüge auf dem Flugplan, deren Sonderstempel bei Sammlern heute wie auch schon bei den historischen Zeppelinen sehr begehrt sind.

Zeppelin NT SN 03 trägt die Kennung D-LZZF und flog im Februar 2003 zum ersten Mal.

Am 2. März 2004 wurde erstmals ein Zeppelin NT verkauft. SN 02 D-LZZR Bodensee soll voraussichtlich im Juni 2004 an die japanische Nippon Airship Corporation (NAC) überführt werden und dabei der Weltfahrt-Route folgen, die LZ127 Graf Zeppelin 1929 unternahm. (Stand März 2004). Das Luftschiff soll in Japan vor allem für Rund- und Werbeflüge genutzt werden.

Technik

Die Herstellerfirma sieht sich in der Tradition der von Ferdinand Graf von Zeppelin gegründeten Gesellschaften, die im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts die überaus erfolgreichen Zeppelin-Luftschiffe konstruierten und betrieben. Es gibt jedoch mehrere wichtige Unterschiede zwischen dem Zeppelin NT und den alten Zeppelinen.

Die bisher gebauten Luftschiffe vom Typ Zeppelin NT sind mit 75 m Länge und einem Hüllenvolumen von 8225 m³ deutlich kleiner als die alten Zeppeline. Als Traggas kommt ausschließlich das mittlerweile problemlos verfügbare unbrennbare Edelgas Helium zum Einsatz. Die Heliumfüllung erzeugt im normalen Betrieb nicht genug statischen Auftrieb, um das Schiff insgesamt "leichter als Luft" zu machen. Dies wird durch Motorleistung (dynamischen Auftrieb) kompensiert. Bei leichter Beladung und teilentleerten Treibstofftanks kann sich dies allerdings ändern. In der Regel wird mit etwa 300 kg statischem Abtrieb geflogen.

Anders als seine Vorgänger ist der Zeppelin NT kein Starrluftschiff, sondern ein halbstarres Hybridluftschiff. Als Hybridluftschiff bezeichnet man allgemein Luftfahrzeuge, die Leichter-als-Luft- und Schwerer-als-Luft-Technik kombinieren.

Fliegen oder Fahren

Da er in der Regel auf Motorleistung angewiesen ist, um sich in der Luft zu halten, fliegt der Zeppelin NT, während Luftfahrzeuge, die ohne dynamischen Auftrieb aufsteigen, fahren.

Tragstruktur

Der Zeppelin NT verfügt über eine Kohlenstofffaser-Dreiecksträgerstruktur mit drei Aluminium-Längsträgern innerhalb der Hülle, an der Triebwerke, Gondel und Leitwerk befestigt sind. Die Tragstruktur wiegt nur etwa 1000 kg und ist zusätzlich durch Aramid-Seile verspannt.

Hülle

Die Hülle ist auch gleichzeitig die Gaszelle. Bei den historischen Zeppelinen waren sie getrennt. Sie besteht aus einem dreischichtigen Laminat. Die erste Schicht aus Tedlar (PVF) ist gasdicht, während die zweite Schicht aus Polyestergewebe der Hülle die notwendige Festigkeit verleiht. Die dritte Schicht besteht aus Polyurethan, ist thermisch schweissbar und dient zum Verbinden der einzelnen Hüllen-Laminat-Bahnen. Zum Erhalt der äußeren Form steht die Hülle unter einem leichten Überdruck des Traggases von etwa 5 mbar. Diser Überdruck wird wie bei Prallluftschiffen durch Ballonets mit einem Gesamtvolumen von 2200 m³ konstant gehalten.

Antrieb und Steuerung

Mit seinen drei Propellermotoren vom Typ Textron Lycoming IO-360 mit einer Leistung von je 147 kW (200 PS) verfügt der Zeppelin NT über ausgezeichnete Manövriereigenschaften. Die Motoren sind nicht mehr wie bei früheren Zeppelinen umsteuerbar, sonder verfügen über Verstellpropeller zur Schubregelung und -umkehr.
Die beiden seitlichen Motoren sind mit Zugpropellern ausgerüstet und um 120° von der Horizontalen nache oben bzw. leicht nach hinten schwenkbar. Der Heckmotor arbeitet mit einem Druckpropeller und ist um 90° nach unten schwenkbar. Zusätzlich verfügt er über einen seitlich wirkenden Lenkpropeller, der ähnlich einem Querstrahlruder bei Schiffen funktioniert.

Das Heckleitwerk besteht nur noch aus 3 Flossen. Neben der Gewichtsersparnis kann der Ausfall einer Flosse mit den beiden anderen kompensiert werden.

Der Pilot steuert den Zeppelin NT über Fly-by-Wire-Technik mit einem "Joystick", der Bewegungen in allen drei Raumrichtungen ermöglicht.

Flugleistungen

Der Zeppelin NT erreicht Geschwindigkeiten bis zu 125 km/h, fliegt üblicherweise in einer Höhe von etwa 300 m (maximal ca. 2600 m) und hat eine Reichweite von ca. 900 km. Start und Landung können senkrecht und mit minimalem Personaleinsatz (3 Mann) erfolgen.

Das derzeitige maximale Startgewicht beträgt 10.690 kg, bei einer Zuladung von 1900 kg.

Einsatzgebiet

Seit dem 15. August 2001 bietet die im Januar 2001 gegründete Deutsche Zeppelin Reederei (sic) erfolgreich Rundflüge mit Zeppelin NT-Luftschiffen an. Die Hüllen werden dabei als Werbeträger vermarktet.

Auch als Beobachtungsplattform für Bild- und Fernsehjournalisten bei Großereignissen werden die Luftschiffe eingesetzt. Durch die lange mögliche Einsatzdauer (bis zu 24 Stunden) bei vibrationsarmem Flug sieht die ZLG zudem gute Einsatzmöglichkeiten für Forschungsmissionen, etwa Umweltbeobachtungen, Troposphärenforschung oder Erkundung von Bodenschätzen.

Der Zepplin NT unternahm während des Oktoberfestes 2002 Messversuche über München, die vom DLR und der ESA zur Entwicklung des europäischen Navigationssystems Galileo durchgeführt wurden. Damit tritt der in die Fußstapfen von LZ130, der bereits Ende der 30er Jahre Funk- und Funkpeilversuche, allerdings für militärische Zwecke, über Deutschland und der Nordsee durchführte.