Bayer AG
Die Bayer AG ist ein international tätiger Konzern der chemischen Industrie mit Hauptsitz in Leverkusen. Die Firma wurde 1863 gegründet und ging 1925 in die IG Farben auf. 1951 wurde das Unternehmen neu gegründet. Der Bayer Konzern verfügt heute über 350 Gesellschaften und 113.000 Mitarbeiter (Stand 31. Dezember 2004). Im Jahr 2004 erwirtschaftete die Bayer AG einen bereinigten Gewinn von 2,24 Mrd. Euro (EBIT) bei einem Umsatz von 24 Mrd. Euro.
Das operative Geschäft wird von drei Teilkonzernen geführt:
- Bayer HealthCare AG
- Bayer CropScience AG
- Bayer MaterialScience AG
Die meisten Menschen verbinden mit dem Namen Bayer das bekannteste Medikament des Unternehmens, das Schmerzmittel Aspirin.
Wahrzeichen des Bayer-Konzerns ist das Bayer-Kreuz. Dieses ist an vielen größeren Standorten des Unternehmens zu sehen. In einem Kreis ist waagrecht und senkrecht der Schriftzug BAYER zu sehen.
Bei dem Vorgänger des Bayer-Kreuzes stützte sich ein Löwe mit Flügeln auf eine Weltkugel. 1930 wurde in Leverkusen die damals größte Lichtreklame der Welt installiert: Der Durchmesser betrug 72 Meter, 2.200 Glühlampen sorgten für die Beleuchtung. Das Gebilde hing zwischen zwei 126 Meter hohen Schornsteinen. 1958 verkleinerte man das Bayer-Kreuz auf einen Durchmesser von 51 Meter. Dies entspricht der heutigen Form (Jan.2004).
Geschichte
Gründungsphase
Die Firma wird am 1. August 1863 in Barmen - heute ein Stadtteil von Wuppertal von Friedrich Bayer und Johann Friedrich Weskott gegründet. Den frühen Zweck des Unternehmens stellt die synthetische Farbenproduktion dar.
Wachstum und Expansion
In den folgenden Jahren wächst das Unternehmen rasant, die Zahl der Mitarbeiter steigt von 3 im Gründungsjahr 1863 bis 1881 auf über 300 Beschäftigte. Die weitere Expansion wird durch die Umwandlung der Firma in eine Aktiengesellschaft 1881 ermöglicht.

Die Forschung wird unter anderem von Carl Duisberg ausgebaut. In Wuppertal-Elberfeld entsteht ein modernes wissenschaftliches Laboratorium. Das Unternehmen wird um die Jahrhundertwende vermehrt international tätig und erschließt neue Geschäftsfelder. Zu der Farbenproduktion, die weiterhin den größten Anteil am Umsatz hat, kommt eine Pharmazeutische Abteilung hinzu. 1897 wird erstmals Heroin synthetisiert. Das bekannteste Ergebnis der Bayer-Forschung ist das 1899 auf den Markt gebrachte Medikament Aspirin. Bayer beginnt 1904 mit der Herstellung von Fotochemikalien. Nachdem das Unternehmen seinen Firmensitz einige Jahre in Wuppertal-Elberfeld hatte, wird dieser Standort mit dem weiteren Wachstum zu klein. Leverkusen wird 1912 neuer Firmensitz.
1913 hat die Firma ca. 10.000 Mitarbeiter, davon fast 1000 im Ausland. Das Unternehmen gründet Tochtergesellschaften in Frankreich, Großbritannien, Belgien, Russland und den USA. Der Export nimmt 1913 einen Stellenwert von 80% am Unternehmensumsatz ein.
Die Folgen des ersten Weltkriegs
Durch den Ersten Weltkrieg verliert das Unternehmen einen Großteil seiner Absatzmöglichkeiten. In Russland wird die Tochterfirma durch die Russische Revolution enteignet, in den USA wird das Firmenvermögen inklusive aller Patente beschlagnamt und an die Konkurrenz verkauft. Der Umsatz sinkt von 1913 bis 1919 um ein Drittel. Während dieser Zeit ist Bayer einer der Hauptlieferanten von Giftgas für die Front.
I.G. Farbenindustrie
Bereits seit 1905 bestand eine Interessengemeinschaft zwischen Bayer, Agfa und der BASF (s. IG Farben). 1915 wurde diese mit weiteren Unternehmen der Farbenindustrie zu einer großen Interessengemeinschaft ausgeweitet.
Fusion
Da die deutsche Farbstoffindustrie nach dem Krieg schlechter da stand als zuvor, beschlossen sich die Mitglieder der Interessengemeinschaft 1925 zur Fusion. Das Vermögen der Firma Bayer wird auf die neu gegründete IG Farbenindustrie AG übertragen und die Marke Bayer wird aus dem Handelsregister entfernt.
Weltwirtschaftskrise
Auch die I.G. Farbenindustrie AG wird von der Weltwirtschaftskrise Anfang der 1930er nicht verschont. Die Beschäftigung und Produktion sinken drastisch, von 12.450 Mitarbeitern im Jahr 1929 werden bis 1932 2.650 entlassen. Jeder fünfte verliert seinen Job.
Der Zweite Weltkrieg
Die Werke der Betriebsgemeinschaft zählen für das nationalsozialistische Regime im Zweiten Weltkrieg zu den "kriegswichtigen" Betrieben. Durch den Krieg wachsen die Anforderungen an die Produktion, es werden aber immer mehr Mitarbeiter zur Wehrpflicht eingezogen. Auch in den Werken der Betriebsgemeinschaft werden Zwangs- und Fremdarbeiter eingesetzt. Der Anteil dieser machte zu seinem Höhepunkt ein Drittel der Belegschaft aus.
Am 14. April 1945 wurde das Werk Leverkusen durch die Amerikaner eingenommen. Die Werke am Niederrhein liegen in der britischen Zone, deshalb hat die britische Militärregierung in den folgenden Jahren die vollständige Kontrolle über sie.
Neugründung der Bayer AG
Nach dem Krieg plädieren die alliierten Siegermächte auf eine Aufgliederung der IG in möglichst viele kleine Unternehmen. Da diese jedoch kaum lebensfähig wären, wurde die IG wieder in 12 Unternehmen, darunter auch die Bayer AG, aufgegliedert. Die Bayer AG wird am 19. Dezember 1951 neu gegründet.
Wiederaufbau
Nachdem der Konzern zum zweiten Mal jegliches Auslandsvermögen verloren hat, wird der Vertrieb im Ausland schnellstmöglichst wieder aufgebaut. Bayer konzentriert sich wiederum auf Forschung und Entwicklung und kann einen positiven Geschäftsverlauf im Rahmen des "Wirtschaftswunders" verzeichnen.
Ölkrise
In der Zeit von 1973 bis Anfang der Achtziger Jahre erschweren die hohen Preise für Chemierohstoffe aus Erdöl die Geschäfte von Bayer. Bayer baut jedoch trotz dessen seine Auslandsvertriebe aus, vor allem in Westeuropa und den USA. Durch mehrere Übernahmen erreicht Bayer auch auf dem US-Pharmamarkt eine bedeutende Stellung. 1974 wird der Grundstein für das fünfte Bayerwerk in Deutschland Brunsbüttel gelegt. Die Pflanzenschutz-Forschung wird ebenfalls weiter ausgebaut, 1979 beginnt man in Monheim mit dem Bau eines Pflanzenschutz-Zentrums.
Weitere Entwicklung bis heute
Bayer widmet sich vermehrt den neuen Absatzmärkten in Osteuropa. So nimmt 1994 ein neues Bayerwerk in Bitterfeld die Produktion von Aspirin auf. Bayer kann seit 1995 in den USA wieder unter dem Namen 'Bayer' auftreten, da sie mit der Firma Sterling Winthrop auch die Namensrechte in den USA zurückerwarben.
Aufkauf von Aventis CropScience
Im Oktober 2001 übernimmt Bayer die Pflanzenschutz-Sparte von Aventis. Mit einem Preis von 7,25 Mrd. Euro stellt dies den größten Aufkauf in der Geschichte Bayers dar. Ein Jahr später, am 1. Oktober 2002, wird die Firma Bayer CropScience AG rechtlich selbstständig. Mit 22.000 Mitarbeitern und einem Umsatz von 6,5 Mrd. Euro stellt es die Nummer zwei auf dem Markt der Pflanzenschutz-Industrie dar.
Lipobay-Krise
Am 08. August 2001 zieht Bayer den bis dahin am Markt erfolgreichen Cholesterinsenker Lipobay wegen starker Nebenwirkungen mit Todesfolgen vom Markt zurück. Der Wirkstoff Cerivastatin löste insbesondere in Kombination mit anderen Chloesterinsenker mit dem Wirkstoff Gemifibrozil einen Muskelzerfall (Rhabdomyolyse) aus. Die Gefahr war bekannt und die Kombination mit Gemifibrozil laut Beipackzettel kontraindiziert. In den USA, wo Lipobay unter dem Namen Baycol vermarket wurde, werden kurz nach dem Bekanntwerden die ersten Klagen gegen Bayer eingereicht. Laut des Geschäftsberichts 2004 wurde Bayer in ca. 14.660 Fällen verklagt (davon 14.550 in den USA). Mit Stand 18. Februar 2005 waren noch 6.191 (6.111 in den USA) anhängig. Ohne Anerkennung einer Rechtspflicht kam es bis zum 18. Februar zu Vergleichen in Höhe von 1.114 Millionen US-Dollar. Neben den Vergleichen wurden zwei Prozesse mit Freisprüchen für Bayer beendet.
Schwarzbuch Markenfirmen
Im Jahr 2001 erschien das Buch Schwarzbuch Markenfirmen, in dem behauptet wird, dass die Bayer AG den größten Krieg in der Demokratischen Republik Kongo mit über drei Millionen Toten, mitfinanzierte.
Börsengang in den USA
Seit dem 24. Januar 2002 wird die Bayer-Aktie auch in New York unter dem Symbol BAY gehandelt. Der Börsengang sollte zunächst am 26. September 2001 stattfinden, musste dann aber wegen des Lipoby-Skandals verschoben werden.
Umstrukturierungen 2001 - 2005
Am 13. September 2001 wird Werner Wenning zum neuen Vorstandsvorsitzenden des Bayer Konzerns gewählt. Der bisherige Vorstandsvorsitzende Manfred Schneider wird Aufsichtsratsvorsitzender. Unter dem neuen Vorstandschef Wenning beginnt eine der größten Umbruchsphasen des Konzerns zwischen 2002 und 2005. Die Notwendigkeit der Neuausrichtung verstärken die erheblichen wirtschaftlichen Schwierigkeiten aufgrund der Lipobay-Krise und der stark eingebrochene Aktienkurs. Zunächst werden die bisherigen Geschäftsbereiche der Bayer AG (Pflanzenschutz, Pharma, Polymere und Chemie) in eigenständige Teilkonzerne (Bayer CropScience, Bayer HealthCare, Bayer Polymers und Bayer Chemicals) unter dem Dach einer Bayer Holding formiert. Weitere Teile der Bayer AG werden in Service Gesellschaften, wie Bayer Technology Services, Bayer Industry Servies und Bayer Business Services ausgegliedert. Auch in anderen Ländern werden substantielle Geschäftsbereiche in eigenständige Gesellschaften getrennt.
Ende 2003 wird bekanntgegeben, den Teilkonzern Bayer Chemicals zusammen mit größeren Teilen des Kunststoffgeschäfts des Teilkonzern Bayer Polymers als unabhängige Gesellschaft aus dem Konzern auszugliedern. Der Teilkonzern Bayer Polymers wird in Bayer Materials Science umbenannt. Die Abspaltung der Bereiche ist zum 1. Februar 2005 komplett in Form eines Spin-Offs und dem Börsengang der Firma Lanxess vollzogen worden.
Im Sommer 2004 angekündigt, wird mit Beginn des Jahres 2005 die OTC-Sparte (rezeptfreie Medikamente) der Schweizer Roche (inkl. des 50-prozentigen Anteils des gemeinsamen OTC-Joint-ventures) übernommen. Mit dieser Übernahme wird der Pharma-Bereich entsprechend neu ausgerichtet. Ziel ist es nun, dass führende Consumer-Health-Unternehmen der Welt zu werden.
Die Umstrukturierungen haben den Bayer-Konzern aus den zwischenzeitlichen roten Zahlen wieder hinausgeführt. Laut des ersten Quartalsberichts 2005 peilt der Konzern 2005 einen Umsatz von 25 Mrd EUR (+5%) und eine EBIT-Verbesserung von 20% an.
Entwicklung der Mitarbeiterzahlen
Jahr | Mitarbeiter |
---|---|
1863 | 3 |
1881 | 300 |
1913 | 10.000 |
1929 | 12.450 |
1932 | 9.800 - Weltwirtschaftskrise |
1961 | 80.000 - "Wirtschaftswunder" |
1988 | 165.000 |
2003 | 115.400 |
2004 | 113.000 |
Liste der Bayer-Werke

(chronologisch nach Aufbau)
- Krefeld-Uerdingen (1877)
- Wuppertal-Elberfeld (1878)
- Leverkusen (1895-1912)
- Dormagen (1917)
- Antwerpen (1967)
- Brunsbüttel (1973)
- Monheim (1979)
- Bitterfeld (1992)
Literatur
- Herrmann, Hans-Erwin; Xhonneux, Pascal; Groth, Silke; „Integriertes Wertmanagement bei der Bayer AG“ in „Controlling“ Heft 8/9, August/September 1999, S. 399 - 406
Weblinks
- Homepage der Bayer AG
- Homepage des Teilkonzerns Bayer MaterialScience AG
- Homepage des Teilkonzerns Bayer CropScience AG
- Homepage des Teilkonzerns Bayer HealthCare AG
- Homepage der Bayer Industry Services GmbH & Co. OHG
- Homepage der Bayer Business Services GmbH
- Homepage der Bayer Technology Services GmbH
- CBG Coordination gegen Bayer-Gefahren e.V. (Kritische Aktionäre)
- Telepolis-Text: Bayer Imagekampagne vs. Kinderarbeit in Indien