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Grafschaft Manderscheid

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Die Grafschaft Manderscheid geht zurück auf die Familie Manderscheid, die über lange Zeit die mächtigste Familie in der Eifel war. Im Jahr 1460 wurde sie vom Kaiser in den Reichsgrafenstand erhoben. Im Jahre 1488 wurden die Besitztümer der Familie aufgeteilt. Der Dietrich III. setzte seine Söhne Johann, Konrad und Wilhelm als neue Herrscher ein. Johann bildete die Linie Manderscheid-Blankenheim-Gerolstein. Wilhelm die Linie Manderscheid-Kail. Konrad (Cuno) die Linie Manderscheid-Schleiden. Als letzte Gräfin in Manderscheid wirkte Augusta von Manderscheid-Blankenheim. Sie war mit Graf von Sternberg, einem böhmischen Adligen, verheiratet.

Die Familie Manderscheid vor 1460

Irgendwann um 1270 kam die Niederburg in Manderscheid in den Besitz der Herren von Manderscheid und wurde Familiensitz. Ein Wilhelm V. vergrößerte diese und zog den Ort Niedermanderscheid in die Befestigung mit ein.

Die Linie Manderscheid-Blankenheim-Gerolstein

Die Linie Manderscheid-Kail

Der Stammsitz war das Schloss in Oberkail. Durch dieses Wasserschloss wurde Oberkail für einige hundert Jahre zu einem bedeutenden Eifelort. Heute ist von dem einstmals pompösen Wasserschloss kaum noch etwas übrig. Als der letzte Oberkailer Graf ohne Nachkommen starb, fiel die Grafschaft im Jahr 1762 an das Haus Manderscheid - Blankenheim. Das Wasserschloss wurde später zerstört und Oberkail wurde wieder zu einem normalen langweiligen Eifeldorf.


Datei:Wasserschloss Oberkail.jpg

Die Linie Manderscheid-Schleiden

Graf Cuno von Manderscheid-Schleiden war verheiratet mit Mathilde, Gräfin von Virneburg. Um 1492 bildeten sie diese Linie. Unter dem Grafen Dietrich VI. von Manderscheid-Schleiden (von 1560 bis 1593) wird die Reformation in Schleiden eingeführt.

Vertreibung durch die Franzosen

Die Region Eifel galt im 17. Jahrhundert als rückständig und war geürägt von Pest, Hexenverfolgungenund Fehden. So wurden z.B. in den Manderscheider Grafschaften Gerolstein, Blankenheim und Kail zwischen 1528 und 1641 mindesdtens 260 Menschen als Hexen hingerichtet.

Hinzu kam die Leibeigenschaft der Bauern. In anderen Regionen Deutschlands hatten Reformation und technische Erfindungen längst zu grossen Fortschritten geführt.

Französische Revolutionstruppen besetzten, ohne nennenswerte Kampfhandlungen, 1794 das linksrheinische Rheinland und die Eifel. Dem Grundsatz der französischen Revolution folgend wurde der Adel entmachtet und der Feudalismus beseitigt.

Frondienste sowie Zehntabgaben und Binnenzölle wurden abgeschafft. Für alle galten fortan gleiche Rechte, Französisch wurde zur Amtssprache.

Auch das bis dahin gültige mittelalterliche Rechtwsesen wurde aktualisiert.

Die Wirtschaft in der Eifel erfuhr einen Aufschwung.

Flucht nach Böhmen

Als französische Revolutionstruppen im Jahr 1794 bis in die Eifel vordrangen, wurden die Grafen vertrieben. Die Gräfin von Manderscheid floh in ihre zweite Heimat in Böhmen. Auf dieser Flucht wurden zwei Wagen gefüllt mit Urkunden und Besitznachweisen mitgeführt. Später versuchte die Gräfin von Prag aus Ihren Besitz in der Eifel einzuklagen. Dieser Versuch scheiterte jedoch. Die Zeit der Manderscheider war damit in der Eifel endgültig vorbei.

Archivlage

Die seinerzeit auf der Flucht mitgenommenen Urkunden und Unterlagen (wie z.B. Besitzurkunden und kaufmännische Unterlagen) befinden sich heute im Original im Nationalmuseum in Prag. In den siebziger Jahren wurden diese Unterlagen auf Mikrofilm verfilmt und eine Kopie befindet sich heute in einem Archiv in Brauweiler bei Köln. Eine wissenschaftliche Auswertung der Unterlagen ist weder in Prag noch in Deutschland jemals erfolgt.


Siehe auch

Adelsarchiv in Brauweiler bei Köln: