Kizilbasch
Die Kizilbasch, auch Qizilbasch, (aus dem Türkischen: Kızılbaş «Rotkopf», persisch: قزلباش ghezel-bāsch) waren, seit etwa der der Mitte des 15. Jahrhunderts, zum Teil fanatische Anhänger des schiitischen Sufi-Ordens der Safawiden, die diese zuerst aus den turkmenischen Nomadenstämmen Ostanatoliens, später jedoch aus allen Regionen ihres Reiches rekrutierten. Ihr Name leitet sich von der charakteristischen roten Kopfbedeckung mit 12 Zwickeln her, die ihr Ordensmeister Haydar († 1488) eingeführt haben soll.
1501 nahmen die Kizilbasch unter ihrem Ordensmeister und späteren Schah Isma'il I. die Stadt Täbris und eroberten in den folgenden neun Jahren den gesamten Iran, den Iraq und was heute Westafghanistan entspricht. Schon bald kamen sie mit den Osmanen in Konflikt, die in dieser Zeit in Ostanatolien die staatliche Integrität des Byzantinischen Reiches wiederherstellen wollten. Bei Tschaldiran erlitten die Kizilbasch 1514 eine vernichtende Niederlage gegen Selim I., der tausende der noch in seinem Herrschaftsbereich befindlichen Kizilbasch hinrichten und den Rest aus dem Einflussbereich der Safawiden nach Zentral- und Westanatolien deportieren ließ. Aus ihnen entwickelten sich in einer Symbiose mit dem Bektaschi-Orden die Aleviten der heutigen Türkei.
In Persien stellten die Kizilbasch unter den ersten beiden Safawidenschahs die Militäraristokratie, wurden jedoch bereits unter Abbas I. (regierte 1588–1629) ausgeschaltet und nach Osten abgedrängt. An ihre Stelle traten persische Elitesoldaten, die den Namen Kizilbash übernahmen und diesen als Prestigetitel bis zum Zerfall des Safawidenreiches weiterführten. Ihre Nachkommen bezeichnen sich noch heute als Kizilbasch.
Im Gegensatz zu den anatolischen Kizilbasch, die heutigen Aleviten, sind die Kizilbasch im heutigen Afghanistan orthodox zwölferschiitisch. Sie leben vor allem in Kabul, Herat und Kandahar. Sie werden zu den persischstämmigen Tadschiken gezählt.
Literatur
- Monika Gronke: Geschichte Irans: Von der Islamisierung bis zur Gegenwart, München 2003. ISBN 3-406-48021-7
- Heinz Halm: Die Schia, Darmstadt 1988. ISBN 3-534-03136-9
- Josef Matuz: Das Osmanische Reich: Grundlinien seiner Geschichte. Darmstadt 1985. ISBN 3-534-05845-3