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Operation Oluja

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Die Militäroperation "Oluja" (kroat. Sturm) war eine militärische Gegenoffensive, bei der die kroatische Polizei und Armee innerhalb etwa 72 Stunden das seit 1992 von serbischen Freischärlern besetzte Drittel Kroatiens zurückeroberte.

Die Oluja begann am 4. August, endete am 7. August 1995 und stellte die territoriale Einheit des international und völkerrechtlich anerkannten Staates Kroatien her.

Bedeutung der Oluja für die Beendigung des Bosnienkrieges

Unmittelbar nach Beendigung der Oluja wurde gemeinsam mit bosnischen Regierungstruppen die im Abkommen von Split zwischen der bosnischen und kroatischen Regierung vereinbarte Militäroperation Maestral begonnen. Das von Serben kontrollierte Territorium in Bosnien-Herzegowina schrumpfte innerhalb weniger Tage von 70% auf etwa 47%. Die Operation Maestral wurde auf massiven Druck der internationalen Gemeinschaft gestoppt.

Der Vertrag von Dayton war eine indirekte Folge der Oluja.

Vorgeschichte

Im den Jahren 1991 bis 1992 vertrieben die militärisch von der JNA unterstützten und von Belgrad finanzierten serbischen Freischärler etwa 170.000 Kroaten, ermordeten etwa 8.000 kroatische Zivilisten in den besetzten Teilen Kroatiens und errichteten eine selbst ernannte „Republik Serbische Krajina“. Allein etwa 1000 Kroaten wurden während des Mandates der UNPROFOR ermordet.

Auch im Jahr 1995 war an eine Rückkehr der vertriebenen Kroaten nicht zu denken. Als die serbische Führung unmittelbar vor der Oluja auch der Friedensplan der G 6 abwies, die den Serben weitgehende Autonomie bot, fiel die Entscheidung der kroatischen Regierung zum militärischen Handeln.

Am 17. Juni 1995 haben serbische Truppen unter dem Kommando von Ratko Mladić die UN-Schutzzone in Srebrenica erobert daraufhin etwa 8000 bosnische Zivilisten ermordet (Massaker von Srebrenica)und etwa 30.000 Bewohner vertrieben. Srebrenica war jedoch nicht die einzige Enklave (UNO-Schutzzone) in der zigtausende bosnische Moslems und Kroaten möglicherweise kurz davor standen, möglicherweise das gleiche Schicksal zu erleiden.

Wenige Tage nach der Einnahme von Srebrenica wurde eine weitere UN-Schutzzone Žepa von bosnischen Serben erobert und die Bewohner vertrieben.

Die Großoffensive der Serben gegen die Enklave Bihać, eine weitere UNO-„Sicherheitszone“ hatte bereits begonnen: Karadžić und Mladić zogen weitere serbische Kräfte zusammen, um Bihać einzunehmen. Etwa 70 % Bosnien-Herzegowinas waren zu jener Zeit noch unter serbischer Kontrolle.

Der bosnische Kommandant der Verteidiger von Bihać Atif Dudaković apellierte an die kroatische Regierung, mit der Oluja so schnell wie möglich zu beginnen, weil es ansonsten unmöglich wäre, Bihać noch länger zu halten.

Nach der Oluja wurde Bihać aus dem serbischen Würgegriff befreit.

Kriegsverbrechen

Während der Oluja kam es auch zu Verbrechen an der serbischen Zivilbevölkerung. Das Tribunal in Den Haag spricht von 150 ermordeten Serben. Laut ICTY-Anklage soll General Ante Gotovina dafür verantwortlich sein.

Inwiefern es sich um individuelle Vergeltungsakte zurückkehrender Kroaten oder um so genannte "Kollateralschäden" handelt, ist bisher noch nicht abschließend geklärt.

Nahezu die gesamte serbische Bevölkerung floh bereits vor Eintreffen der kroatischen Armee, laut der Anklageschrift des ICTY insgesamt zwischen 150.000 und 200.000 Personen. Darunter sollen sich nach offiziellen kroatischen Angaben etwa ca. 100.000 schwer bewaffnete Freischärler befunden haben.

Am 11. August veröffentlichte das kroatische Verteidigungsministerium, dass auf der kroatischen Seite während dieser Polizei- und Militäroperation 174 Soldaten gefallen sind und 1430 Soldaten verwundet wurden.

Im April 1999 veröffentlichte das kroatische Helsinki-Komitee für Menschenrechte einen Bericht, wonach die kroatische Armee mindestens 410 serbische Zivilisten erschossen und 22000 serbische Häuser niedergebrannt oder vermint hat.

Militärisches Kräfteverhältnis

Kroatische Truppen

Kroatische Armee:

  • 200,000 Soldaten
  • 350 Panzer
  • 3000 Geschütze
  • 45–50 Raketenwerfer
  • 18 MiG-21 Kampfflugzeuge
  • 38 Mi-8 Hubschrauber
  • 12 Mi-24D Hubschrauber


Serbische Truppen

  • ca. 100,000 Soldaten
  • 500 Panzer
  • 450 Geschütze
  • 60-70 Raketenwerfer

HRT, Englisch

Siehe auch