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Prospektion (Archäologie)

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Unter Prospektion versteht man die Erkundung und Erfassung von Stoffen innerhalb eines bestimmten Gebietes.

Die Prospektion, auch Sondierung genannt, fungiert hauptsächlich als Methode der Archäologie. Hier bedient man sich ihrer, um Unbekanntes unter der Erdoberfläche zu registrieren bzw. Bekanntes näher in Betracht zu nehmen. Primär differenziert man drei unterschiedliche Arten der Prospektion:


1. Traditionelle respektive klassische Verfahren

Die primitivste Art und Weise sich über die Existenz von Objekten unter einem Stück Erde in Kenntnis zu setzen, stellt die Oberflächenbeobachtung dar. Durch diverse Störzonen und Disparitäten der Erdoberfläche kann dem geschulten Auge über eventuelle Fundstätten Aufschluss gegeben werden. Auch das Studium schriftlicher Auzeichnungen hat sich schon häufig den Archäologen bei der Suche nach Artefakten und Bauten als erquicklich entpuppt.


2. Luftbildärchäologie

Im Speziellen konnte man durch Anwendung der Luftbildarchäologie zu zahlreichen neuen Erkenntnissen gelangen. Pioniere auf diesem Gebiet wie der britische Leutnant Sharpe, der deutsche Leutnant Dittmann, Colonel Beazeley, der Brite Crawford, der britische Ingenieur Major Allen oder der französische Jesuitenpater Poidebard gelang es, die Luftbildarchäologie als wissenschaftlichen Forschungszweig zu etablieren. Die aus der Luft erfolgende Untersuchung des Bodens auf grundsätzlich drei verschiedene Aspekte macht diese Methode anerkannt und ließ sie als professionell erkannt werden:

a)Schattenmerkmale, sog. shadow marks, werden unter bestimmten optischen Verhältnissen sichtbar. b)Vegetationsmerkmale, sog. crop marks, spiegeln sich in Wachstumdifferenzen wider und in der Üppigkeit des Bewuchses. c)Bodenmerkmale, sog. soil marks, umfassen die Unterschiede in Bodenfärbung.

Durch die Entwicklung von der Schwarz-Weiß- zur Farbfotografie gewann diese Methode erheblich an Genauigkeit und unterlag im Zuge dieses Fortschritts einer Qualiätssteigerung. Mit Falschfarben- und Infrarottechnik kann man den hohen Anforderungen der Archäologie in Sachen Präzision dieser Tage allemal gerecht werden. Terrestrische und Aerofotogrammetrie gewannen zunehmende an Importanz und die Stereofotogrammetrie vermittelt sogar dreidimensionale Geodäsie(Erdvermessung) durch Fotografie auf zwei Ebenen.


3. Naturwissenschaftliche Verfahren

Die ärchäometrische Methodik war wohl dem explosivsten Entwicklungsprozess unterworfen, die Möglichkeiten versprechen ungeahnte Zukunftsperspektiven, da die naturwissenschaftliche Prospektion unter Anwendung physikalischen und chemischen Wissens verschiedenste Lösungswege für Diffizilitäten der Archäobotanik, Archäozoologie, Stratigraphie(Schichtenkunde) und Interpretation offeriert. Das umfangreiche Angebot soll hier in einer kurzen Übersicht, die nicht im Entferntesten das Recht auf Vollständigkeit erheben kann, dargelegt werden:

a)Die Bodenwiderstandsmessung wurde schon vom Prähistoriker Attkinson erfolgreich angewandt. Der Hintergedanke betrifft die Varianz der elektrischen Leitfähigkeit des Erdbodens aufgrund von Einschlüssen. Zur Umsetzung sind lediglich zwei Metallsonden vonnöten, zwischen welchen der elektrische Strom fließt. Zur Neutralisation natürlicher geomagnetischer Ströme werden heute oft zwei zusätzliche äußere Sonden mit Niederfrequenz-Wechselstromspannung verwendet. Dieses Verfahren wurden von den Geophysikern aus montanistischen Motiven entwickelt worden, also zur Ortung diverser Bodenschätze und Rohstoffe.

b)Geomagnetische Messungen werden mit entsprechendem Verfahren und entsprechender Gerätschaft durchgeführt, das vorteilhafte Instrument stellt das Protonen-Magnetometer dar. Unregelmäßigkeiten im geomagnetischen Feld können somit registriert und danach interpretiert werden. Eine Errungenschaft stellt das hochsensible Nuklear-Magnetometer dar, es ist im Modus eines Rubidium-, Cäsium- oder Alkalidampf-Magnetometers durchwegs gebräuchlich. Bis zu sechs Meter tief in der Erde gelegene Tonscherbe können somit beispielsweise erfasst werden. Eine Differenz von etwa 10 hoch minus 8 Oe (= Oersted, Einheit der magnetischen Feldstärke) kann oft noch von solchen Magnetometern wahrgenommen werden.

c)Auch die geochemische Bodenuntersuchung bzw. das Bodenprobe-Verfahren darf nicht unter den Tisch gekehrt werden, denn mit ihrer Hilfe konnt neue Informationen besonders über die Prähistorie gewonnen werden. Bei dieser Methode wird der Phophatanteil des Bodens festgestellt. Phosphat, P2O5, überdauert lange Zeiträume ohne bedeutende Zerfälle. Die Entstehung erfolgt während organischer Zersetzungsprozesse, also auch bei Leichen und Abfällen. Übersteigt nun der Phosphatgehalt die für den normalen Humus übliche Prozentmarke von 0,3% deutlich, kann auf eine frühere Besiedlung des Stück Landes geschlossen werden. Mithilfe der Phophatanalytik kann also der "chemische Schatten" der möglicherweise schon völlig zerfallenen Leiche aufgezeigt werden. Weitere geochemische Kriterien sind Textur, also "Inhaltsstoffe"(Steine, Funde, Konkretionen, Bauschutt, Wurzeln), Konsistenz, also "Dichtheit"(locker, fest), die Matrix(im Fachjargon der Archäologen, hier also nicht mathematisch, sondern geologisch gebraucht), also das "Bindemittel" des Bodens(Beschaffenheit hinsichtlich Art der Erde: Humus bzw. humos, Sand/sandig, Schotter/schottrig, Lehm/lehmig, Löss/lössig) und die Farbe der Erde. Der Begriff der Bioprospektion ist hierbei ebenfalls gebräuchlich.

Derzeitige Verfahren werden andauernd verbessert, ihre Störanfälligkeit laufend minimiert, ihre Verlässlichkeit erhöht, die Genauigkeit maximiert. Eine Optimierung des Ergebnises will selbstverständlich erzielt werden, denn je stichhaltiger dieses ausfällt, desto kostengünstiger und rascher fällt die entsprechende Grabung aus.

Prospektion auf dem Meeresboden

Nach § 4 Meeresbodenbergbaugesetz (MbergG) muss jeder, der in einem Gebiet jenseits des Bereichs nationaler Hoheitsbefugnisse auf dem Meeresboden oder im Meeresuntergrund die Prospektion betreiben will, durch den Generalsekretär der Internationalen Meeresbodenbehörde registriert worden sein.

Fachliteratur

"Handbuch der Archäologie" von Erhard Gorys (1989)

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