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Kabelwerk Wien-Meidling

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Das ehemalige Kabelwerk in Wien Meidling hat sich in den letzten Jahren zu einem der schillerndsten und spannendsten Fixpunkte in Wiens Kunst - und Kulturleben entwickelt. Aus aller Welt kamen Akteure nach Wien um im sogenannten Stadtlabor Kabelwerk gemeinsam mit österreichischen Kulturschaffenden einen einzigartigen Spiel - Ort zu nutzen, Die stillgelegten Werkshallen der ehemaligen Kabel und Draht AG (KDAG).

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Im Jahre 1997 wurde die Kabel und Draht - AG in der Oswaldgasse in Wien- Meidling geschlossen und die Produktion eingestellt. Es stellte sich nun die Frage, was man mit dem 68.000 Quadratmeter großen Areal anfangen sollte bzw. mit dieser verlassenen Fabrik. Über Initiative des ehemaligen Planungsstadtrat und nunmehrigen Abgeordneten zum Europäischen Parlament Dr. Hannes Swoboda wurde das Meidlinger Grundstück als Stadtentwicklungsprojekt vorgesehen. Mit der sogenannten 'Stadt 2000' sollte in einem ungewöhnlichen Planungsverfahren die künftige Gestaltung des ehemaligen Fabriksgelände in Wohngebiet, Freiräumen und erstmals in einem Planungsprozess Kultur zeitgerecht eingeplant werden. Da zwischen Fabriksschliessung und Beginn der künftigen Bebauung noch einige Zeit vergehen würden, beschloss man die Hallen und Betriebsgebäude zwischenzeitlich mit kulturellen Nutzern zu besiedeln. Sie sollten, gemeinsam mit den Anrainern und einem vielfältigen Mix aus dem zeitgenössischen Kulturschaffen den Standort beleben und in einem laborartigen Experiment Erfahrungen auch für eine Kulturelle Nutzung im neu errichteten 'Stadtteil' sammeln. Als Standortbetreiber und quasi als ein Motor während der Phase der Projektentwicklung für die künftige Stadt 2000 wurde eine eigene Betreibergruppe ausgewählt. Bewusst holte man in diese Gruppe Persönlichkeiten die sowohl im soziokulturellen als auch im künstlerischen Handlungsfeld stadtspezifische Erfahrungen in unterschiedlichsten Formaten schon in der Vergangenheit sammeln konnten.

Ziel war es aus dem großen 'Fundus des stadtkreativen Potenzials', soviel wie möglich am Standort zum 'Laufen' zu bringen. Dazu musste vorrangig ein offener Zugang für individuelle Projekte ebenso möglich sein, wie es große Präsentationen der Unterhaltungs - und Medienkultur geben soll. Neben temporären Kunstpresentationen unterschiedlichster Formate vom Modern Dance ¸über zeitgenössisches Theater, Medienexperimenten und sogenannter Stadtteilkultur, Performances und Ausstellungen etc, gelang es auch dauerhafte Projekte zu etablieren. Gemeinsam mit dem ständigen Workshop-Atelier für die Aktivisten der Wiener Graffiti Union gibt es Band - und Theaterproberäume am Areal und sogar ein Computer-Hilfsprojekt für Afrika. Eine Besonderheit stellt sicherlich ein künstlerisches Keramikprojekt am Standort dar. Unter dem Namen Rakumania entstand eine von Anrainern entwickelte Initiative, welche in den Hallen selbst Werkstätten betreibt, Workshops für Kinder und Erwachsene durchführt und nach einer internationalen personellen Ausweitung einen sogenannten Anagama-Brennofen erstmals in einem urbanen Umfeld baute. Neben Ausstellungen werden auch internationale Symposien abgehalten.

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Projekte aus der 'Erfolgsstory'

Schon vom Start weg gelang es, trotz nichtvorhandener Infrastruktur von Strom, Wasser Heizung etc. nachhaltige Projekte zu präsentieren: Mit dem 'Stadt-Filmfestival mov-cities' gelang es erstmals an die 15 000 Besucher nach Meidling zu bringen. Karl Welunschek produzierte Werner Schwab's "Volksvernichtung" sechs Wochen lang vor ausverkauften Haus. Mit der Visionale 2000 (einer Messe der Initiativen) nahmen alleine 520 Mitarbeiter von unterschiedlichsten Projektgruppen an einer Veranstaltung mit 2500 Besuchern teil. Hubert Kramar inszenierte Samuel Becket's 'Warten auf Godot' mit Andreas Vitasek, I Stangl, Kar Ferdinand Kratzl und Hannes Lengauer. Besondere Nachhaltigkeit erreichte das Stadtlabor mit seinen Kooperationspartner ORF. Mit der TXO-Nightshift wurde das Kabelwerk elf Wochen lang viermal die Woche zur Prime-Time im TV promotet. 36 000 Besucher waren bei Mama und Co. Auch die ORF-Radionight gehört ebenso zu den Glanzlichtern der Präsentationskultur wie das max-mobil und das UPC-Telekabel-Event. Künstlerisch beeindruckend waren auch die Produktion von Hubsi Kramars Hamlet-Inszenierung, das 'Hotel Europa' der Wiener Festwochen sowie 'Die Präsidentinnen' von Werner Schwab in der Inszenierung von Moiser und seiner ambitionierten Truppe. Das Wozzek-Theater gastierte mit einer Nitsche im Kabelwerk - Produktion ebenso erfolgreich wie die zwei vielbeachteten Gastspiele des 'Teater-Nor' aus Norwegen. Jugendkulturelle Höhepunkte wurden mit dem legendären 'Lay Up' - Hip Hop Jam geschrieben. 30 Break-Dance-Formationen aus ganz Europa, 60 Graffiti-Writer darunter T-Kid kamen aus aller Welt nach Meidling zum Lay-UP. Auch die grossartige Faust-Inszenierung von Peter Stein gastierte Im Kabelwerk. Dazu unzählige Clubbings darunter auch das unvergessliche ' und als besonders 'Zuckerl' die grösste 'LAN-Party Europas mit 1060 PC's Online und weit ¸über 3000 Besucher beim 72 Stunden Non Stop. Die herausragendsten künstlerischen Experimente wurden von der berühmten Ranson Corporation aus New York City in der Halle 5 in Szene gesetzt. Sie mussten ihr Gastspiel zweimal verlängern. Viele Veranstaltungen mit Politikern und Stadtbewohner wurden in einem diskursiven Rahmen abgehalten, darunter gleich mehrere gutbesuchte im Reihe der Vision 2010-Meidling Gespräche

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Der Bezirk hat auf Grund der bisherigen Erfolge und der Grossen Akzeptanz des laufenden Kulturbetriebes seitens ein Weiterbestehen eingefordert. Zumindest entlang der Oswaldgasse sollen bestehende Gebäude für künstlerische und kommunikative Aktivitäten weiter genutzt werden können. In einer ersten Phase der Umwidmung des ehemaligen Industrieareals auf Bauland hat der Bezirk unter Berücksichtigung einer öffentlichen Nutzung des genannten Bereichs an der Oswaldgasse zugestimmt.

Jeden Mittwoch um 11h besteht die Möglichkeit eines Rundganges.