Kurfürstliches Schloss (Koblenz)

Das Kurfürstliche Schloss in Koblenz wurde von 1777 bis 1793 im Auftrage des Trierer Kurfürsten Clemens Wenzeslaus von Sachsen nach Pläner der französischen Architekten Pierre Michel d'Ixnard und Anton Francois Peyre d.J. als prachtvollste Residenz am Mittelrhein erbaut. Es befindet sich direkt am Rheinufer und wurde im Stil des französischen Klassizismus errichtet. Nachdem die alte Residenz, das Schloss Phillipsburg in Ehrenbreitstein, baufällig geworden war, wurde ein neuer Repräsentationsbau notwendig. Am 23. November 1786 zog Kurfürst Clemens Wenzeslaus von Sachsen in das neue Schloss ein. Mit der örtlichen Bauleitung war u.a. Johann Andreas Gärtner aus Dresden betraut, der in Koblenz den im 2. Weltkrieg beschädigten und danach abgeräumten Festungsbauhof (heutiger Reichenspergerplatz) erbaute. Sein in Koblenz geborener Sohn Friedrich von Gärtner errichtete in München u.a. die Ludwigskirche, Bauten an der Ludwigstraße, die Feldherrnhalle.
Durch Heranrücken der französischen Revolutionsarmee im 1. Koalitionskrieg musste Kurfürst Wenzeslaus aber am 7. Oktober 1794 endgültig aus seinem Territorium fliehen. Zwei Wochen danach wurde Koblenz von den Franzosen eingenommen. Die Innenausstattung des Residenzschlosses konnte deswegen nie vollendet werden. Nach der Flucht des Kurfürsten wurden die Ausstattungstücke in die Fürstbischöfliche Residenz Augsburg gebracht, wo sie bis 1877 vorhanden waren. In Augsburg war Kurfürst Clemens Wenzeslaus Fürstbischof. Heute befinden sie sich u.a. in der Neuen Residenz Bamberg, im Schloß Johannisburg Aschaffenburg, im Neuen Schloß Schleißheim, in der Residenz München und in der Stadtresidenz Landshut. Das Gebäude diente danach zeitweise als Militärlazarett und ab 1815 als Kaserne.
Von 1823 bis 1842 war das Kurfürstliche Schloss Sitz des Oberpräsidenten der preußischen Rheinprovinz und des Friedensgerichts. 1842-45 wurden die Innenräume nach Entwürfen von Friedrich August Stüler, Berlin, durch Johann Claudius von Lassaulx verändert. In den Jahren 1850 bis 1858 amtierte hier als preußischer Militärgouverneur für die Rheinprovinz und die Provinz Westfalen Prinz Wilhelm, der spätere Kaiser Wilhelm I., mit seiner Gattin Augusta. Das Schloss blieb bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges im Besitz der königlich-preußischen Familie.
Bei den Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg wurde die Schlossanlage 1944 bis auf die Außenmauern zerstört und in den Jahren 1950 bis 1951 wieder aufgebaut. Das repräsentative Treppenhaus, das Vestibül, der Gardesaal (heute Weißer Saal genannt) und der Gartensaal wurden nur noch in vereinfachter Form rekonstruiert. Leitbild war dabei der klassizistische Zustand der Erbauungszeit und nicht die Veränderungen Stülers im 19. Jahrhundert. Dies galt auch für die Wiederherstellung der Gartenanlagen, insbesonders den Schlossplatz. Heute wird die ehemalige Residenz als Sitz verschiedener Bundes- und Landesbehörden genutzt. Seit 2002 ist das Kurfürstliche Schloss Teil des von der UNESCO ausgezeichneten Weltkulturerbes "Oberes Mittelrheintal".
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Frontansicht des Kurfürstlichen Schlosses
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Rheinpromenade vor dem Kurfürstlichen Schloss
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Kurfürstliches Schloss im 19. Jahrhundert
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Paffendorfer Brücke mit dem Kurfürstlichen Schloss dahinter um 1900