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Rohstoff

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Rohstoffe sind natürliche Ressourcen, die bis auf die Lösung aus ihrer natürlichen Quelle noch keine Bearbeitung erfahren haben. Sie werden aufgrund ihres Gebrauchswertes aus der Natur gewonnen und entweder direkt konsumiert oder als Arbeitsmittel und Ausgangsmaterialien für weitere Verarbeitungsstufen in der Produktion verwendet.

Einteilung

Für die Klassifikation von Rohstoffen gibt es unterschiedliche Systeme. Häufig genutzte Kriterien zur systematischen Einteilung sind ihre natürlichen Eigenschaften, der Grad der Regenerierbarkeit, die Herkunft und der Verwendungszweck.

Natürliche Eigenschaften

Nach ihren natürlichen Eigenschaften werden organische und anorganische Rohstoffe unterschieden. Organische Rohstoffe stammen aus der belebten Natur. Zu ihnen zählen pflanzliche und tierische Stoffe einschließlich der Mikroorganismen. Die Quelle für anorganische Rohstoffe sind Ressourcen der unbelebten Natur einschließlich des Wassers und der Luft.

Regenerierbarkeit

Nach dem Grad der Regenerierbarkeit werden die Rohstoffe in erneuerbare und nicht-erneuerbare eingeteilt. Erneuerbar sind nachwachsende Rohstoffe aus dem Tier- und Pflanzenreich, aber auch anorganische Stoffe wie Wasser, Luft und Sonne. Als nicht durch menschliche Einwirkung erneuerbar gelten mineralische und fossile Rohstoffe, die sich in geologischen oder astronomischen Zeiträumen gebildet haben (zum Beispiel Öl oder Metalle).

Herkunft

Rohstoffe entstammen den unterschiedlichen Bereichen der Geosphären. Aus der Biosphäre werden die pflanzlichen und tierischen Stoffe, aus der Hydrosphäre das Wasser und der Fisch, aus der Erdatmosphäre der Sauerstoff, aus der Lithosphäre die mineralischen Rohstoffe gewonnen. Orte der Erdoberfläche, an denen sich Rohstoffe in abbauwürdiger Form angereichert haben, werden als Lagerstätten bezeichnet. Die Bauwürdigkeit wird durch Faktoren wie die Menge, Qualität oder Lage des Rohstoffes bestimmt. Durch Recycling wiederaufgearbeitete Abfallprodukte, die erneut in den Produktionskreislauf eingehen, sind die sogenannten Sekundärrohstoffe.

Gewinnung und Verwendung

Nach der Art ihrer Gewinnung und dem Verwendungszweck werden Agrar- und Industrierohstoffe unterschieden.

Agrarrohstoffe werden von der Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft geliefert. Sie können tierischen oder pflanzlichen Ursprungs sein. Rohstoffe wie Getreide, Fleisch, Fisch und organische Öle werden zu Nahrungs-, Genuss- und Futtermitteln weiterverarbeitet. Organische Abfälle können als Ausgangsstoff zur Biogasproduktion genutzt werden.

Erzeugnisse der landwirtschaftlichen Produktion, die als Grundstoffe für technische Verwertungszwecke dienen, wie Holz, Kautschuk, Baumwolle, Industrieobst, Heilpflanzen oder Raps, werden als industrielle pflanzliche Rohstoffe bezeichnet.

Industrierohstoffe aus anorganischen und fossilen Ressourcen werden vor allem als Bodenschätze im Bergbau gefördert. Sie werden in vier Gruppen eingeteilt:

Geschichte

Rohstoffe wurden vom Menschen von Beginn seiner Existenz an gewonnen, genutzt und gehandelt. Ganze Epochen der Ur- und Frühgeschichte wie die Steinzeit, die Bronzezeit oder die Eisenzeit sind nach einzelnen Rohstoffen benannt.

In der Neuzeit steigen seit Beginn der industriellen Revolution der Bedarf und die Ansprüche an Rohstoffe an. Mit wachsenden Kenntnissen in der Geologie, Chemie und Werkstofftechnik wurden immer mehr Rohstoffe und Rohstoffvorkommen entdeckt und neue Nutzungsmöglichkeiten erfunden.

Welthandel und Politik

Rohstoffe stellen mehr als ein Drittel aller Güter im Welthandel dar. Der globale Handel wird über organisierte Warenterminbörsen abgewickelt. Börsen mit weltweiter Bedeutung sind zum Beispiel die Chicago Mercantile Exchange für landwirtschaftliche Produkte, die New York Mercantile Exchange für Metalle und Erdöl und die London Metal Exchange für Metalle. Die Preisbildung wird dabei von oligopolartigen Marktstrukturen mitbeeinflusst. Viele Rohstoffe können nur unter Einsatz von erheblichen Investitionen gewonnen werden. Insbesondere die Ausbeutung von mineralischen und fossilen Stoffen konzentriert sich oft auf wenige multinationale Konzerne.

Anbau und Förderung sowie Weiterverarbeitung von Rohstoffen finden dabei häufig in unterschiedlichen Ländern statt. Dabei treten in den vergangenen Jahren verstärkt schnell wachsende Tigerstaaten wie Indien, Brasilien oder China als Käufer von Rohstoffen auf. Insbesondere die Nachfrage nach Eisenerz steigt von Seiten dieser Staaten an. [1] Der Gegensatz zwischen exportierenden und importierenden Ländern, der sich seit Beginn des 20. Jahrhunderts herausgebildet hatte, ließ den Rohstoffhandel zum Gegenstand nationaler politischer Interessen werden. Grundzüge einer internationalen Rohstoffpolitik wurden bereits 1927 auf der Weltwirtschaftskonferenz in Genf festgelegt.

Konflikte im Rohstoffhandel entstehen aus gegensätzlichen privatwirtschaftlichen und nationalen Interessen, besonders zwischen den Industrie- und den Entwicklungsländern. Die Notwendigkeit globaler Übereinkommen, die den steigenden Rohstoffbedarf einerseits und den Umweltschutz und die Ressourcenschonung andererseits berücksichtigen, führten zu einer Reihe internationaler Abkommen und Organisationen. Die wichtigsten von ihnen sind die UNCTAD als Interessensvertretung der Entwicklungsländer, die Welthandelsorganisation (WTO), das UN-Seerechtsübereinkommen, das die Ausbeutung der Meeresressourcen reguliert, der Antarktisvertrag und die OPEC als Vereinigung erdölexportierender Länder.

Über 90 Prozent des Welthandels, fast 95 Prozent des Außenhandels der Europäischen Union und nahezu 70 Prozent des deutschen Im- und Exports werden über den Seeweg abgewickelt.[2] Ein wichtiges Stimmungsbarometer für den Welthandel und damit auch für die Weltkonjunktur ist der Baltic Dry Index (BDI). Der BDI ist ein Preisindex für das weltweite Verschiffen von Hauptfrachtgütern (hauptsächlich Kohle, Eisenerze und Getreide) auf Standardrouten. Er wird seit 1985 täglich von der Baltic Exchange in London veröffentlicht.

Die Preisentwicklung von 19 für den Welthandel relevanten Rohstoffen misst der CRB-Index. Er wurde erstmals 1957 vom Commodity Research Bureau (CRB) in den USA berechnet. Der Index ist der weltweit älteste unter den großen Rohstoffindizes und gilt als übergeordneter Indikator für den gesamten Rohstoffsektor.

Rohstoffe als Anlageklasse

Rohstoffe stellen eine eigene Anlageklasse dar. Aufgrund der hohen Volatilität ist diese Anlageklasse häufig auch Gegenstand spekulativer Investments. Eine Investition in Rohstoffe (Commodities) erfolgt meist nicht in physische Bestände sondern in Termingeschäfte auf Rohstoffe oder börsengehandelte Exchange Traded Commodities.

Ökologie

Die Rohstoffgewinnung im großen Maßstab kann zu erheblichen Umweltproblemen führen. Beispiele sind Schadstoff-Freisetzungen im Coltran- und Urantagebau, Ölunfälle, großflächige Rodungen und Überweidung für Holzgewinnung und Energiepflanzen-Anbau und die Zerstörung von Landschaften und Ökosystemen beim Braunkohle-Tagebau.

Begrenzte Verfügbarkeit

Kein Rohstoff auf diesem Planeten ist unbegrenzt vorhanden. Das Wachstum der Bevölkerung und ein steigender Lebensstandard sowie ein sorgloser Umgang mit Rohstoffen in der Wegwerfgesellschaft führen zu einer zunehmenden Rohstoffknappheit. Besonders deutlich wird dies bei Erdöl, das laut der Hubbert-Kurve im Jahre 2050 nur noch in geringen Mengen vorhanden sein wird. Bei mangelnder Verfügbarkeit steigen zunächst die Preise. Darüber verändert sich die Wirtschaftlichkeit bestimmter Verfahren und Produkte. Am Beispiel der Ölkrise zeigte sich die eine wirtschaftliche Stagnation und sogar Zwangseinschränkungen der Bevölkerung (zum Beispiel Sonntagsfahrverbot). Zunehmende Konflikte um Rohstoffe können zum Anlass globaler Machtpolitik werden. Die heute bekannten hochgradigen Rohstoffvorkommen haben eine sehr begrenzte Reichweite von oft weniger als 100 Jahren. Ein Ausweg könnte theoretisch der Abbau von Rohstoffen im Weltraum (mit Astromining: Mond, Asteroiden) oder Rückgewinnung der gelösten Rohstoffe aus derzeit unwirtschaftlichen Quellen wie zum Beispiel Meerwasser sein.

Energierohstoffe werden bestimmungsgemäß verbraucht. Ein zusätzliches Problem der anderen Rohstoffe ist die häufig begrenzte Wiederverwertbarkeit. So wird zum Beispiel Zink auf verzinkten Eisenteilen durch Umwelteinflüsse allmählich in feinster Form zerstreut, analog zu Platin, das aus Autokatalysatoren als feinstes Pulver an die Umgebung abgegeben wird (allgemeine Zunahme). Verschiedene "Gewürzmetalle" werden in kleinsten Konzentrationen (elektronischen) Bauteilen zugefügt und lassen sich daher praktisch nicht zurückgewinnen[3]. Derart verteilt lassen sich Rohstoffe nicht mehr sinnvoll und wirtschaftlich wieder zurückgewinnen.

Bei einigen exotischen Elementen deutet sich schon über einen relativ kurzfristigen Zeithorizont eine Verknappung an. Bei den Metallen Indium und Gallium beispielsweise überschreitet schon jetzt der weltweite Verbrauch (Indium ca. 850 t, bei Gallium ca. 165 t) die jährliche Produktionsmenge um ein Mehrfaches [4]. Besonders nachteilig ist der sehr stark steigende Verbrauch von Indium in Form von Indium-Zinn-Oxid in der Flüssigkristall- und OLED-Bildschirmherstellung sowie die Verwendung von Gallium und Indium in der Produktion von Leuchtdioden, die sich als energiesparender Glühlampenersatz und als Hintergrundbeleuchtung für Flachbildschirme derzeit in der Markteinführung befinden. Beim Indium wird daher noch in diesem Jahrzehnt mit einem Versiegen der Ressourcen gerechnet, da sich die theoretischen Indiumvorräte auf nur 6000 Tonnen, die ökonomisch abbaubaren Reserven auf sogar nur 2800 Tonnen belaufen. [5].

Bestimmte, seltene Rohstoffe sind entweder nur in lokal eng begrenzen Vorkommen verfügbar oder gleichmäßig in so geringen Konzentrationen, dass eine wirtschaftliche Anreicherung kaum möglich ist. Manche davon sind als "Gewürzmetalle" aber geradezu essentiell für elektronische Bauelemente und andere Zukunftstechnologien. Dadurch werden schon kurzfristig Engpässe erwartet [3].

Literatur

Einzelnachweise

  1. Aktien-Blog 7. September 2007, http://aktien-blog.com/eisenerz-frachtkosten-insider.html,
  2. Landesregierung Schleswig-Holstein: Maritime Wirtschaft - mit Sicherheit wachsen
  3. a b Tanja Krämer: Die Hightech-Gewürze - Abbau von Hightech-Metallen unterliegt vielen Unwägbarkeiten, spektrum-online (vom 11. Februar 2010)
  4. USGS Minerals Information
  5. Neue Zürcher Zeitung, 7. Dezember 2005, Indium-Vorräte laut USGS Mineral Commodity Summaries (2006)