Nichtdeterministischer endlicher Automat
Ein nichtdeterministischer endlicher Automat (NEA, engl: NFA=nondeterministic finite automaton) ist ein endlicher Automat, bei dem es für den Zustandsübergang mehrere gleichwertige Möglichkeiten gibt. Im Unterschied zum deterministischen endlichen Automaten sind die Möglichkeiten nicht eindeutig, dem Automaten ist also nicht vorgegeben, welchen Übergang er zu wählen hat.
Definition
Formal kann ein NEA als 5-Tupel definiert werden. Hierbei gilt Folgendes:
- ist eine endliche Menge von Zuständen ().
- ist das Eingabealphabet, .
- ist die Übergangsrelation (oder Transitionsrelation).
- ist der Startzustand.
- ist eine (endliche) Menge möglicher akzeptierender Zustände (Finalzustände). Wenn der Automat nach Lesen des Eingabewortes in einem Zustand aus hält, so gehört zur Sprache .
Verhalten
Liest der NEA in einem Zustand das Eingabesymbol , dann wechselt er nichtdeterministisch in einen Nachfolgezustand, der durch die Übergangsrelation gegeben ist. Der Automat hat also die Wahl zwischen allen Zuständen , für die gilt.
Gibt es keinen solchen Zustand, bleibt der Automat vorzeitig stehen und verwirft die Eingabe.
Ein Eingabewort gilt dann als akzeptiert, wenn es eine für durch gegebene Folge von Zustandswechseln gibt, bei der der Automat nicht vorzeitig stehen bleibt und der letzte Zustand ein akzeptierender Zustand ist.
Transition als Funktion
Alternativ lassen sich die Übergänge auch durch eine Transitionsfunktion definieren, die dann in eine Menge von Zuständen abbildet:
- mit
Da die Funktion auch auf die leere Menge abbilden kann, sodass gelten kann, ist auch hier ein vorzeitiges Stehenbleiben möglich.
Epsilon-Übergänge
Bei einem NEA ist auch ein Zustandsübergang möglich, ohne dabei ein Eingabezeichen zu verbrauchen. Diese Zustandswechsel werden als lambda-Übergänge oder epsilon-Übergänge bezeichnet und üblicherweise mit einem kleinen griechischen oder gekennzeichnet.
Formal ermöglicht man diese Übergänge, indem man das Eingabealphabet erweitert:
Mehrere Startzustände
Es ist auch möglich, mehrere Startzustände zu erlauben.[1]
Der Automat ist dann definiert als mit .
Solche Automaten lassen sich mittels -Übergängen in NEAs mit genau einem Startzustand überführen, indem man einen neuen Zustand einführt, von dem aus man die ursprünglichen Startzustände durch -Übergänge erreicht.
Eigenschaften
NEAs, DEAs und Typ-3-Grammatiken (vgl. Chomsky-Hierarchie) beschreiben die gleiche Sprachklasse. NEAs lassen sich mittels Potenzmengenkonstruktion in äquivalente DEAs umwandeln.
Der wesentliche Unterschied des NEA zum deterministischen endlichen Automaten (DEA) liegt somit darin, dass auch mehrere Folgezustände möglich sind oder auch ganz fehlen können.
Um einen regulären Ausdruck in einen NEA zu überführen, sind gewisse Regeln zu befolgen, die in [2] genauer erläutert werden. Diesen Vorgang nennt man Induktive Konstruktion oder auch Thompson's Konstruktion.[3]
Siehe auch
Referenzen
- ↑ Katrin Erk, Lutz Priese: Theoretische Informatik: Eine umfassende Einführung. 3. Auflage. Springer, 2008, ISBN 3-540-76319-8, Seite 67
- ↑ Hans Werner Lang: http://www.inf.fh-flensburg.de/lang/theor/regulaerer-ausdruck-zu-automat-bottomup.htm
- ↑ Aho, A. V., Sethi, R., Ullman, J. D.: Compilers: Principles, Techniques and Tools. Addison Wesley, 1986
Literatur
- John E. Hopcroft u. Jeffrey D. Ullman: Einführung in die Automatentheorie, Formale Sprachen und Komplexitätstheorie. ISBN 3-89319-181-X
- Sander/Stucky/Herschel: Automaten, Sprachen, Berechenbarkeit. ISBN 3-519-02937-5
- Gottfried Vossen, Kurt-Ulrich Witt: Grundkurs Theoretische Informatik. 3. Auflage. ISBN 3-528-23147-5
Weblinks
- Artikel zum Themengebiet von Hans Werner Lang