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Arawak

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Arawak-Frau von John Gabriel Stedman

Die Arawak, Aruak oder Arawaken (aus dem Lokono aru, "Cassava-Blüte") sind ein indigenes Volk an der Nordküste Südamerikas, dessen Sprache (Arawakisch) noch von 700 Menschen in Suriname und 1.500 in Guyana gesprochen wird. Im erweiterten Sinne schließt der Name alle indigenen Völker Südamerikas ein, die eine der Arawak-Sprachen sprechen.

Der Begriff wurde zunächst von den spanischen Kolonisten als Bezeichnung verwendet für die Taíno auf den Großen Antillen und Bahamas (Lucayan), die Nepoya und Suppoyo auf Trinidad und die Igneri auf den Kleinen Antillen sowie sprachverwandte Gruppen (einschließlich der Lokono) entlang der Nordostküste Südamerikas (auch Brasiliens). Alle diese Völker sprachen eine Arawak-Sprache.

Definition

Die Arawak werden zunächst über ihre sprachwissenschaftliche Verwandtschaft definiert.

Zu den Arawak in diesem Sinne gehören die:
Achagua, Áparo, Apurinã, Asháninka, Baniwa, Baré, Cabiyarí, Enawenê-Nawê, Machineri, Mahinako, Palikur, Tariana, Terena, Wapixana, Wakuénai, Warekena, Wauja, Wayapopihíwi, Wayúu, Yawalapiti

Verbreitung

Verbreitungsgebiet

Heutzutage existieren Arawak-Ethnien nur noch auf dem amerikanischen Festland. An der Atlantikküste von Honduras, Guatemala und Belize sprechen etwa 130.000 Garífuna, welche entstanden sind aus der Vermischung von Inselkariben, den von diesen einst unterworfenen Igneri-Arawak und entlaufenen afroamerikanischen Sklaven, eine weiter entwickelte Form der Igneri-Sprache.

Die heute größte Arawak-Ethnie sind die Wayúu (Guajiro) in Kolumbien und Venezuela mit rund 300.000 Menschen. Im peruanischen Amazonasgebiet leben ungefähr 65.000 Asháninka (Campa) sowie 10.000 vor allem durch Ölbohrungen stark gefährdete Machiguenga und Yine-Arawak.


Geschichte

Arawak-Frau (ca.1830)

Lebensweise vor 1500

Die Arawaken lebten in dörflichen Kommunen und bauten über eine entwickelte Agrarkultur unter anderem Getreide, Süßkartoffeln und Maniok an. Sie konnten z.B. Spinnen und Weben, hielten allerdings keine Nutztiere und verfügten über kein Eisen.[1]

Kolonialisierung und teilweise Ausrottung

Die Taíno waren durch Versklavung, Verfolgung, Raub des Agrarlandes und Besitzübergang zu spanischen Großgrundbesitzern und eingeschleppte Krankheiten bereits nach hundert Jahren spanischer Conquista ausgerottet.

Während die Kariben von den Spaniern als kriegerisch charakterisiert wurden, galten die Arawak als allgemein friedliebend. Kolumbus beschrieb sie als naiv und hielt im Logbuch fest „Sie bieten jedem an [ihre Güter] zu teilen“.[1] Erste Begegnungen mit dem Seefahrer in spanischen Diensten Christoph Kolumbus 1492 verliefen friedlich, die Arawaken baten den Seefahrern laut dem Logbuch von Kolumbus unter anderem Baumwolle an und die Seefahrer tauschten unter anderem Glasperlen ein. Kolumbus betrachtete sie aber immer als zukünftige Untertanen oder gar als Sklaven.[2]

Kurz darauf nahmen die Spanier Arawaken fest und befragten diese nach Goldvorkommen. Ebenso wurden Arawaken als Sklaven für sexuelle und Arbeitszwecke von den Siedlern festgenommen. Die Aufgabe Gold zu finden, konnte von den Sklaven nicht erfüllt werden, so dass Kolumbus anstatt Gold (welches er dem Herrscherhaus Spaniens versprochen hatte) notgedrungen stattdessen Sklaven nach Spanien brachte. Die Arawaken versuchten sich zu wehren, waren jedoch waffenmäßig den Siedlern deutlich unterlegen. Es kam aufgrund der aussichtslosen Lage auch zum Massensuizid unter den Arawaken.[3]

1515 hatte sich ihre Zahl auf Haiti von rund 250.000 bereits auf geschätzt 50.000 reduziert, 1550 waren es noch rund 500 Menschen. Ein Bericht von 1650 stellte keine verbliebenen Arawaken fest.[4]

Einzelnachweise

  1. a b Howard Zinn: A People’s History of the United States, Harper Perennial, 2005, S. 3
  2. The Voyage of Christopher Columbus, Archive.org, siehe The Journal Saturday, 13 October
  3. Howard Zinn: A People’s History of the United States, Harper Perennial, 2005, S. 4-5
  4. Howard Zinn: A People’s History of the United States, Harper Perennial, 2005, S. 5
Commons: Arawak – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien