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Karl Haselbacher

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Karl Hasselbacher (* 7. Oktober 1904 in Neu-Dieringhausen; † 13. September 1940) war ein deutscher Jurist, Kriminalbeamter und SS-Führer. Hasselbacher war unter anderem Leiter der Gestapo in Düsseldorf und Belgien.

Leben

Jugend und Ausbildung

Hasselbach wurde als Sohn des Fabrikbesitzers Georg Hasselbacher geboren. In seiner Jugend besuchte er die Oberrealschule in Gummersbach, wo er 1924 die Reifeprüfung bestand. Anschließend studierte er Rechtswissenschaften und Volkswirtschaft in Marburg und Köln. Nach dem Ablegen der ersten juristischen Staatsprüfung, die er mit „gut“ bestand, wurde er 1928 zum Referendar ernannt. Während seiner Referendarszeit arbeitete er unter anderem bei einem Anwalt in Köln, der Mitarbeiter der NSDAP vor Gericht verteidigte, mit der Hasselbacher so erstmals in Kontakt kam. Im Jahre 1931 promovierte er mit einer Arbeit, die mit sehr gut benotet wurde, zum Dr. jur. Ab 1932 war er beim Amtsgericht in Gummersbach als Assessor tätig. Dort soll er als Untersuchungsrichter Strafprozesse gegen KPD-Mitglieder wegen eines Umsturzversuches im Februar 1933 geführt haben, wie er in seiner Akte angab.

NS-Zeit

Kurz nach dem Machtantritt der Nationalsoialisten im Frühjahr 1933 wurde Hasselbacher am 1. Mai 1933 Mitglied der NSDAP (Nr. 2.102.581) und der SA. Wenige Wochen später wurde er im Juli 1933 ins Preußische Innenministerium berufen, wo er Aufgaben im Zusammenhang mit der Bearbeitung des Berufsbeamtengesetzes übernahm. Am 1. Januar 1934 wurde er als Regierungsassessor ins Geheime Staatspolizeiamt (Gestapa). Dort übernahm er eine Aufgabe als Regierungsassessor im Dezernat II F unter Regierungsrat Wilhelm Mäurer: Namentlich übernahm er das dort untergebrachte Referat II F 2, das laut dem Geschäftsverteilungsplan des Gestapa vom 22. Januar 1934 für „Juden, Emigranten und Freimaurer“ zuständig war. Der angebliche frühere Gestapo-Mitarbeiter Hans-Jürgen Koehler beschreibt Hasselbacher in dem 1940 in England erschienenen Buch Inside the Gestapo von 1940 ebenfalls als Leiter der Unterabteilung für „Freimaurer und religiöse Sekten“, betont zugleich dass dieser jedoch nicht an der Verfolgung der Katholiken beteiligt gewesen sei. Außerdem behauptet er, dass Hasselbacher - den er als „milden kleinen Mann“ beschreibt - versucht habe „so viele Leute wie möglich“ zu retten und deswegen die Gunst Heydrichs verloren hätte.[1] Dies kann allerdings nicht von Dauer gewesen sein: Hasselbacher musste die Leitung seines Referates zwar tatsächlich im Dezember 1934 abgeben, wurde zur gleichen Zeit jedoch in die SS aufgenommen (Mitgliedsnummer 107.332) und aufgrund seiner Gestapoeigenschaft innerhalb der SS dem Sicherheitsdienst (SD) zugewiesen.[2] In der SS wurde Hasselbacher nacheinander zum SS-Untersturmführer (1936) und SS-Obersturmbannführer (1938) befördert.

Während seiner Tätigkeit im Dezernat II F des Gestapas hatte Hasselbacher seit Mitte 1934 zusammen mit SD-Fahndern „belastendes“ Material gegen die deutschen Freimaurerlogen gesammelt, mit dessen Hilfe bewiesen werden sollte, dass die Logen zusammen mit anderen Mächten den Plan verfolgten, eine „Jüdische Weltregierung“ herbeizuführen. Das Reichsinnenministerium verhängte darauf hin ein Verbot der Logen.

1935 wurde Hasselbacher als Verwaltungsbeamter zum Regierungsrat befördert. In der den Beförderungsvorschlag begleitenden Beurteilung Hasselbachers durch Reinhard Heydrich und Werner Best hoben diese lobend hervor, dass seiner Arbeit als Judenreferent besondere Bedeutung zukommen würde. Im Jahre 1936 wurde Hasselbacher Leiter des Dezernats II B im Gestapa, das für die Kirche, Juden, Freimaurer und Emigranten zuständig war. Seine Amtsbezeichnung lautete nun „Dienststellenleiter im Gestapa und Referent beim Chef der Deutschen Polizei für Juden-, Emigranten und Kirchensachen“. Shlomo Aronson betont in diesem Zusammenhang in seiner Studie zu den Anfängen von Gestapo und SD, dass Haselbacher „obwohl heute so gut wie unbekannt [...] maßgebend an der Judenpolitik der dreißiger Jahre beteiligt“ gewesen sei.[3]

Im Jahre 1938/1939 wurde Hasselbacher, mitlerweile im Rang eines Oberregierungsrates, als Nachfolger von Kriminalrat Franz Sommer zum Leiter der Staatspolizeileitstelle Düsseldorf ernannt. Diese Position bekleidete er bis Juni 1940. Danach erfolgte seine Bestellung zum Leiter der Sicherheitspolizei (Sipo) und der Gestapo in Belgien mit Sitz in Brüssel. Während einer Dienstreise nach Frankreich verunglückte er im September 1940 tödlich.

Schriften

  • Haftung für Streikschäden, 1931. (Dissertation)

Literatur

  • Holger Berschel: Bürokratie und Terror - Das Judenreferat der Gestapo Düsseldorf 1935-1945, Essen 2001.
  • Christoph Graf: Politische Polizei zwischen Demokratie und Diktatur, Berlin 1983.
  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt/Main 2003.
  • Michael Wildt (Hrsg.): Nachrichtendienst, politische Elite und Mordeinheit - Der Sicherheitsdienst des Reichsführers SS, Hamburg 2003. (hier wird der Name inkorrekt auch mit "Kurt Haselbacher" angegeben)

Einzelnachweise

  1. Koeheler: Inside the Gestapo, 1940, S. 35.
  2. Hanno Hardt: Presse im Exil, S. 438.
  3. Shlomo Aronson: Heydrich und die Frühgeschichte von Gestapo und SD,1971, S. 178