Amadou Hampâté Bâ
Amadou Hampâté Bâ, geboren 1900/1901 in Bandiagara (Mali), gestorben am 15. März 1991 in Abidjan (Côte d’Ivoire), war ein afrikanischer Schriftsteller und Ethnologe. Zwischen 1960 und 1970 war er für die UNESCO tätig.
Biographie
Amadou Hampâté Bâ wurde 1900 oder 1901 in Bandiagara (Mali) geboren. Als Sohn von Hampâté Bâ und Kadidja Pâté Poullo Diallo entstammt er einen adligen Familie der Fulbe. Nach dem Tod seines Vaters wird er vom zweiten Mann seiner Mutter Tidjani Amadou Ali Thiam, eines Toucouleurs, adaptiert. Er besucht zunächst die Koranschule von Tierno Bokar, eines religiösen Führers der Tidjaniya Bruderschaft, ist aber dann aufgrund seiner adligen Abstammung verpflichtet die französische Schule in Bandiagara und später in Djenné zu besuchen. Im Jahr 1915 folgt er seinen Wunsch, mit der Mutter zu leben und folgt ihr nach Kati, wo er sein Studium fortsetzt.
Als er 1921 nach Gorée zur weiteren Ausbildung für die koloniale Administration soll, weigert er sich. Der Gouverneur versetzt ihn darauf als zeitweiligen Schreiber nach Ouagadougou. Von 1922 bis 1932 besetzt er mehrere Posten in der französischen Kolonialverwaltung in Obervolta (heute: Burkina Faso). Durch seine adlige Abstammung, seiner Menschenkenntnis und qualitativ guten Arbeit gelingt es ihm dabei in der Verwaltung aufzusteigen.
Im Jahr 1933 verbringt er weitere 6 Monate bei seinem spirituellen Meister Tierno Bokar und geht anschließend bis 1942 nach Bamako. Als die Bruderschaft der Tidjaniya ab 1937 von Frankreich verfolgt wird, ist es auch mit dem Aufstieg innerhalb der kolonialen Verwaltung von Amadou Hampâté Bâ vorbei.
Im Jahr 1942 tritt er aufgrund einer Einladung von Professor Théodore Monod in das Institut Francais d’Afrique Noire (IFAN) in Dakar ein. Er nimmt an ethnologischen Untersuchungen teil und sammelt mündliche Überlieferungen von afrikanischen Völkern. Zudem schreibt er eine Studie zum Fulbe Empire von Macina. 1951 erhält er ein Stipendium der UNESCO, was ihm erlaubt nach Paris zu gehen. Dort trifft er sich mit Afrikanisten wie Marcel Griaule.
Nach der Unabhängigkeit Malis 1960 gründet er das Institut des Sciences Humaines in Bamako und vertritt sein Land bei den Versammlungen der UNESCO. 1962 wird er in den Exekutivrat der UNESCO gewählt. 1966 nimmt er an der Ausarbeitung eines einheitlichen Systems für die Transkription afrikanischer Sprachen teil. 1970 legt er sein Mandat bei der UNESCO nieder.
Die letzten Jahre bis zu seinem Tod am 15. Mai 1991 in Abidjan (Côte d’Ivoire) widmet er der literarischen Arbeit. Er bearbeitet seine gesammelten Aufzeichnungen zur mündlichen Tradition Westafrikas und schreibt seine eigene Erinnerung, zu seinen ersten 33 Lebensjahren auf.
Literarisches Werk
Hervorzuheben aus Amadou Hampâté Bâs literarischem Werk sind die Aufzeichnungen seiner frühen Lebensjahre: Amkoullel l’enfant peul (dt.: Jäger des Wortes), von seiner Geburt und Herkunft bis zur Weigerung die ihm angedachte französische Ausbildung fortzusetzen, und dem Anschlussband: Oui, mon commandant!, wo er seine Zeit als Beamter in der Kolonialverwaltung Obervoltas erzählt. Darüber hinaus zählt zu den bedeutenden Werken L’étrange destin du Wangrin (dt. Das seltsame Schicksal Wangrins), für den er 1974 den Großen Preis der Afrikanischen Literatur erhielt.
Alle genannten Werke zeichnet eine positive Grundhaltung Amadou Hampâté Bâ’s gegenüber dem Leben aus. Französischen Kolonialbeamten oder Geschäftsleute werden mit einem zwinkernden Auge gezeichnet, die aus Unkenntnis afrikanischer Gepflogenheiten oder an ihrem eigenen zu hoch gesetzten zivilisatorischen Ansprüchen scheitern. Ein afrikanischen Held wie Wangrin in L’étrange destin du Wangrin besitzen eine gewitzte Schlauheit, die es ihm erlaubt sich das europäische Geschäftemachen zu Nutze zu machen und seine ausländischen Konkurrenten auszuschalten. Erst als sich Wangrin immer mehr von seiner afrikanischen Tradition entfernt und ihre Gesetze ignoriert, scheitert auch er wie seine europäischen Vorgänger vor ihm. In diesem Kontext ist auch Amadou Hampâté Bâ’s Werk zu Verstehen. Er lehnt die westliche Welt nicht ab, möchte aber die afrikanischen Traditionen als Bestandteil der eigenen Identität nicht missen.
Bibliographie
- L’Empire peul du Macina, Paris 1955. (Neuauflage: 1984)
- Vie en enseignement de Tierno Bokar, le sage de Bandiagara, Paris 1957. (Neuauflage : 1980)
- Kaïdara, récit initiatique peul, 1969.
- L’étrange destin du Wangrin, 1973. (dt.: Wangrin seltsames Schicksal oder die listigen Ränke eines afrikanischen Dolmetschers, Frankfurt 1986.)
- L'Éclat de la grande étoile, Paris 1976.
- Jésus vu par un musulman, Paris 1994.
- Petit Bodiel (conte peul) et version en prose de Kaïdara, Paris 1994.
- Njeddo Dewal mère de la calamité. Contes initiatiques peul, Paris 1994.
- La poignée de poussière, contes et récits du Mali, 1987.
- Amkoullel l’enfant peul. Mémoires I, Arles 1991. (dt.: Jäger des Wortes. Eine Kindheit in Westafrika. Wuppertal ² 1995.)
- Oui mon commandant ! Mémoires II, Arles 1994. (dt.: Qui, mon commandant ! In kolonialen Diensten. Wuppertal 1997.)