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Palästinensische Befreiungsorganisation

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Die Palästinensische Befreiungsorganisation (aus dem englischen Palestine Liberation Organization, arabisch: منظمة التحرير الفلسطينية, Munazzamat at-Tahrīr al-Filastīniyya), kurz PLO wurde 1964 gegründet, um die Gründung eines unabhängigen arabischen Staates zu erreichen. Ihr Vorsitzender war seit 1969 bis zu seinem Tod Jassir Arafat. Neuer Vorsitzender ist der ehemalige palästinensische Ministerpräsident Mahmud Abbas.

Die PLO besteht aus der Fatah, der Democratic Front for the Liberation of Palestine (DFLP), der Palestine Liberation Front (PLF), der Arab Liberation Front (ALF), der Popular Struggle Front (PSF), sowie anderen kleineren Terrorzellen.

Die Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) verliess 1974 das Exektivkomittee der PLO (nicht jedoch die PLO selbst) mit der Begründung, diese verrate das Ziel der Zerstörung Israels zugunsten einer Zweistaatenlösung. 1981 ist die PFLP wieder eingetreten. Die Popular Front for the Liberation of Palestine - Generalkommando (PFLP-GC), eine Splittergruppe innerhalb der PFLP, verließ die PLO ebenfalls 1974 aus den selben Gründen, allerdings ganz, und endgültig.

Geschichte

Gründungsgeschichte

Die PLO wurde 1964 auf der Gipfelkonferenz der Arabischen Liga in Alexandria gegründet. Am 29. Mai 1964 trat der erste palästinensische Nationalrat P.N.C. zusammen und beschloss die Gründung einer "Organisation zur Befreiung Palästinas". Unter dem Vorsitz von Ahmad Shuqairi und Y. Hammuda war die PLO praktisch ein Werkzeug der ägyptischen Politik.Gründungstag der PLO war der 2.Juni 1964

Motive für die Gründung

  • Die Initiative ging vom damaligen ägyptischen Staatspräsidenten Gamal Abdel Nasser aus, der in den in Flüchtlingslagern lebenden jungen Palästinensern ein politisches und militärisches Potenzial sah, das er für sich zu nutzen gedachte. Seinen Freund Achmed Shuqairi betraute er mit dem PLO-Vorsitz.
  • Die PLO sollte eine offizielle Vertretung des arabischen Volkes von Palästina darstellen und unter der Kontrolle der arabischen Liga stehen.
  • Die Führung der verschiedenen palästinensischen Gruppen, die bis dahin als geheime Widerstandsbewegungen agiert hatten, sollte zentralisiert werden.
  • Bis zum Jahre 1999 war die Zerstörung des Staates Israel ein erklärtes Ziel der PLO.

Weitere Entwicklung

1.Januar 1965 Erster offizieller Terroranschlag im Namen der P.L.O.-Fatach. Der Sechs-Tage-Krieg 1967 führte zu einer Verschärfung des Palästinenser-Problems im Nahen Osten. Infolge der israelischen Neueroberungen gelangten hunderttausende Palästinenser unter Fremdherrschaft. Durch die verheerenden Niederlagen der arabischen Armeen wurde den Palästina-Flüchtlingen ihre, seit zwanzig Jahren bestehende Hoffnung, "sie bräuchten in ihren Lagern nur die Hilfe der arabischen Nachbarländer abwarten", nicht erfüllt. Statt der immer wieder versprochenen Lösung des Palästina-Problems brachte der ständige Kriegszustand neues Elend und Besatzung anstelle Freiheit und Selbstbestimmung, mit sich. Die Palästinenser wollten nicht mehr ein Kalkül in der Interessenspolitik Nassers und anderer aufstrebender arabischer Machthaber sein. Nach der Niederlage Nassers im Sechs-Tage-Krieg von 1967 verlor auch Schukeiri an Einfluss und musste die PLO-Führung an den Anwalt Hammudi abgeben.1968 kam es, nach einem Terroranschlag auf einen mit israelischen Kindern besetzten Bus, zur Schlacht von Karame. Im gleichen Jahr wurde der bewaffnete Kampf gegen Israel in die Nationalcharta, dem Grundsatzprogramm der PLO, aufgenommen. Hammudi unterlag am 13. Februar 1969 Jassir Arafat, Gründer und Chef der militant-revolutionären PLO-Unterorganisation al-Fatah und mit seinem traditionellen Kopftuch, das Symbol für die Befreiungsbestrebungen der Palästinenser. Von da an verfolgte die PLO das Ziel der Errichtung eines säkularen Staates Palästina in den Grenzen des alten britischen Mandatsgebiets von 1920 (das schließt die Gebiete des heutigen Israel, den Gazastreifen, das Westjordanland, einen Teil der Golanhöhen und das Königreich Jordanien mit ein).

Mit der Machtübernahme der PLO durch die Fatah verschob sich der Schwerpunkt der Arbeit vom Politischen ins Militärische. Zahlreiche radikale Untergruppen wurden Teil der PLO und prägten ihre Tätigkeit seitdem sehr stark. Ab 1970 kämpfte die PLO vor allem von Beirut im Libanon aus im bewaffneten Untergrundkampf, nachdem sie und andere Widerstandsgruppen aus Jordanien wegen Schwarzer September 22.September 1970 ausgewiesen worden waren.

6.Dezember 1971 Der Terror der Palästinenser wird von der UNO als "BefreiungsKampf" anerkannt.

In den 1970ern war die PLO eine Dachorganisation von acht Organisationen mit Hauptquartieren neben Beirut auch in Damaskus. Die Beziehungen der PLO zu Syrien verschlechterten sich allerdings in den frühen 1980er Jahren. 1999 nannte der syrische Verteidigungsminiser Mustafa Tlas Arafat einen "Sohn von 60.000 Prostituierten". Jassir Arafat besuchte Damaskus nach 17 Jahren Abwesenheit zum erstenmal wieder im Jahre 2000, bei der Beerdigung von Präsident Hafiz al-Assad. Seit dem Tode Arafats allerdings, scheint es zu einer Annäherung durch Mahmud Abbas an Syrien zu kommen.

Durch zahlreiche Anschläge gegen Zivilisten (Geiselnahmen, etwa während der Olympischen Spiele von München 1972, oder Flugzeugentführungen) erlangte die PLO weltweite Aufmerksamkeit. Auf dem Treffen der Arabischen Liga 1974 wurde die PLO als einzige rechtmäßige Vertretung des palästinensischen Volkes anerkannt, kurz darauf auch von den Vereinten Nationen, sie erhielt Beobachterstatus in der UN-Vollversammlung.

Mit der ersten Intifada ab 1987 litt ihr Alleinvertretungsanspruch und ihre Führungsrolle unter den Palästinensern. Organisationen mit noch radikaleren Standpunkten, wie die Hamas und der Islamische Dschihad, gewannen mehr und mehr an Bedeutung.

Ab 1993 spielte die PLO als palästinensischer Partner in den Verhandlungen von Oslo und Kairo mit den USA und Israel eine bedeutende Rolle und trieb aufgrund des Gaza-Jericho-Abkommens die palästinensische Autonomie voran. Bei den ersten Wahlen in den Autonomiegebieten am 20. Januar 1996 erhielt sie einen hohen Stimmenanteil und PLO-Führer Arafat wurde zum Präsidenten der Autonomiebehörde gewählt.

Mit dem Scheitern der Verhandlungen in Camp David 2000 war eine Friedensregelung wieder in weite Ferne gerückt, mangelnde Kompromissbereitschaft auf beiden Seiten führte seitdem zu wachsenden Konflikten. Ende 2000 brach die zweite Intifada aus und seitdem machte eine Spirale aus Terror und Vergeltung viele Fortschritte wieder zunichte.

Mit der Unter-Hausarrest-Stellung Jassir Arafats 2001 durch die Israelis sank seine und die Machtposition der PLO weiter; extremistischere Organisationen gewinnen seitdem weiter an Bedeutung.

Zu den unrühmlichen Seiten der PLO gehört neben ihrer terroristischen Aktivität gegen Zivilisten, dass sie im Libanon eigene Gefängnisse unterhielt, in denen Palästinenser eingesperrt waren, die den Kampf der PLO weder persönlich noch finanziell unterstützen wollten.

Die Nationalcharta

Der Text der Palästinensischen Nationalcharta in der Fassung aus dem Jahre 1968 enthält viele Abschnitte, die zur Zerstörung Israels aufrufen. In einem Briefwechsel zwischen Jassir Arafat und Jitzhak Rabin, der im Zusammenhang mit dem Oslo-Abkommen stattfand, erklärte sich Arafat bereit, diese Abschnitte zu entfernen. Am 26. April 1996 votierte der Palästinensische Nationalrat für die Löschung oder Berichtigung aller dieser Abschnitte und bestimmte, dass ein neuer Text verfasst werden sollte. Ein Brief von Arafat an den damaligen US-Präsidenten Bill Clinton im Jahre 1998 listete alle betroffenen Abschnitte auf und ein Treffen des Palästinensischen Nationalrats billigte diese Auflistung. Ein öffentliches Treffen der Mitglieder der PLO, des Nationalrats (PNC) und des PLO-Zentralrats (PCC) bestätigten in Anwesenheit von Clinton den Brief ebenfalls.

Trotzdem wurde niemals ein neuer Text für die Nationalcharta verfasst, was zu anhaltenden Kontroversen führt. Kritiker der palästinensischen Organisationen behaupten, dass die Tatsache, dass keine Veränderungen durchgeführt wurden, die Unaufrichtigkeit der palästinensischen Seite beweise. Darauf wurde unter anderem damit geantwortet, dass die Verfassung des zukünftigen Staates Palästina die Charta ersetzen würde. Der veröffentlichte Verfassungsentwurf enthält folgenden Abschnitt in Bezug auf das Staatsgebiet: „es ist eine unteilbare Einheit, basierend auf den Grenzen vom 4. Juni 1967“.

Kritische Literatur

  • Gerrit Hoekmann : Zwischen Ölzweig und Kalaschnikow. Geschichte und Politik der palästinensischen Linken. ISBN 3-928300-88-1

Siehe auch